Wieso wäre die Gage unter Umständen genauso hoch wie meine eigentliche Gage ? Ich kann Dir ehrlich gesagt nicht so richtig folgen. Weil Agenturen Pauschalen verlangen, die sich nur dann rechnen, wenn man selbst eine hohe Gage verlangen kann ? Natürlich möchte ich Geld damit verdienen. Meine Gage komplett abzutreten, kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Ausser es wäre ein derart interessanter Gig, um den ich mich schlagen würde. Sowas kann man schon einmal machen, kann man aber ja für niemanden das Ziel sein. Ich will schon richtig Geld damit verdienen - zumindest will ich es versuchen.
Du hast im ersten Post geschrieben, dass du üblicherweise zwischen vier- und fünfhundert Euro Gage verlangst. Agenturen arbeiten nun mal nicht für einen feuchten Händedruck oder ein belegtes Brötchen, sondern sie müssen pro vermitteltem Gig richtiges Geld verdienen. Wie viel das jeweils ist, hängt von der Agentur, der Anzahl der in einem bestimmten Zeitraum vermittelten Gigs und von dem Aufwand ab, den die Agentur mit der Vermittlung hat.
Das kann auf hundert Euro/Gig hinauslaufen - das wäre aber eher das untere Ende der Skala. Nach oben gibt's natürlich mal wieder keine Grenzen, aber realistischerweise sind vier- bis fünfhundert Euro pro Vermittlung keine Seltenheit. Und da wären wir dann eben schnell bei der Summe, die du als Gage aufrufst.
Da zwei Parteien an deinem Gig verdienen müssen (die Agentur und du), bleiben nur zwei Möglichkeiten: Die Agenturprovision geht von deiner Gage ab, du verdienst also weniger. Oder die Agenturprovision wird auf deine Gage draufgeschlagen, du wirst also für den Kunden (Veranstalter) teurer. Und somit schwerer vermittelbar.
Wärst Du so nett und würdest mir mal die nennen, die Du aus Deiner Sicht als die erfolgreichsten bezeichnen würdest ? Wäre super. Gerne auch per PM.
Wir arbeiten z.B. viel zusammen mit der Eventagentur, die das Booking für den NDR in Schleswig-Holstein macht oder einer Agentur, die das Booking für das Brauhaus in Hannover und zahlreiche Stadtfeste in Südniedersachsen übernimmt. Das Problem dabei: Nicht jede Agentur ist für jeden Künstler die richtige. Die einen sind sozusagen Eventmanager für bestimmte Locations, andere haben sich auf bestimmte Arten von Events spezialisiert, einige machen nur Künstlerbooking, andere übernehmen die Planung kompletter Events, von der Locationsuche über Dekoration und Catering bis zur Gestaltung des Tages- und Abendprogramms.
Will sagen: Agenturen, die gut für meine Band sind, müssen nicht zwangsläufig gut sein für dich.
Eine unendliche Auswahl an Agenturen findest du bei Google, Stichworte "künstleragentur" (ca. 882.000 Treffer). Nein, das ist nicht zynisch gemeint. Wirklich nicht!
So wie du deine Fragen formulierst, sehe ich gerade ein ganz anderes Problem: Es hört sich so an, als würdest du eine Agentur oder auch ein Management suchen, die für dich das Booking (oder wenigstens einen Großteil davon) übernehmen. Oder anders gesagt: Die dir die Arbeit abnehmen. Trügt dieser Eindruck?
Das Problem dabei ist: Agenturen suchen natürlich nach Künstlern, die sie möglichst erfolgreich vermitteln können. Agenturen nehmen daher mit Handkuss z.B. Jürgen Drews ins Portfolio: Lässt sich bei größeren Firmenfesten, Schlager- oder Ballermannevents problemlos unterbringen, Gage ist auch so hoch, dass man ordentlich Provision nehmen kann - verkauft sich fast schon von allein. Ein Goldesel.
Ganz anders sieht das aus mit "Michael Mustermusiker", der zwar alles kann, aber den keiner kennt. Hier muss die Agentur so überzeugt sein vom Künstler, dass sie sich beim Kunden weit aus dem Fenster lehnt (
"Müssen Sie buchen, der ist super! Publikum tanzt auf den Tischen, der Getränkeumsatz geht durch die Decke, über die Party reden die Leute noch in fünf Jahren!"). In solchen Fällen steht die Agentur mit ihrem Ruf für den Künstler ein - schwierig!
Du hast bei Agenturen also das selbe Problem wie bei Veranstaltern: Du musst sie davon überzeugen, dass sie gerade DICH und niemand anderen buchen MÜSSEN.
Der realistischere Weg ist also immer noch die "Ochsentour": Selber booken, gaaaaanz viel live spielen, sich einen Namen machen. Das kann dir keiner abnehmen, und mit einem gewissen Ruf ist der Kontakt zu Agenturen sehr viel einfacher. Irgendwann kommen sogar die Agenturen von selbst zu dir. Im Fall meiner Band nach ca. sieben Jahren Ochsentour mit rund fünfzig selbst gebookten Shows im Jahr, jeder Menge Eigenwerbung in Form von Anrufen, Anschreiben, persönlichen Kontakten und - das wichtigste! - Mund-zu-Mund-Propaganda bei Publikum und anderen Agenturen (
"Kennste die? Super Show..."). Und auch jetzt akquiriert unser Manager einen großen Anteil der Gigs selbst, von den Agenturen kommt halt immer mal wieder was rein. Aber darauf verlassen können wir uns nicht, gerade der Kontakt zu Agenturen muss immer weiter gepflegt werden.
Ich wäre natürlich an einem Management interessiert. Aber hier fehlen mir einfach die Kontakte. Wie kommt man denn dazu....ausser, dass man gehört wird.
Manangement ist eine ganz normale Dienstleistung, die man kaufen kann. Da deine Gagen das im Moment aber eher nicht zulassen, bleibt dir nur, jemanden zu finden, der an dich und dein Projekt glaubt und Arbeitszeit investiert in der Hoffnung, das später mal bezahlt zu bekommen. Auch hier gilt: Selber suchen, Klinken putzen. Wenn du darauf wartest, gefunden zu werden, würde ich auf deine Chancen nicht unbedingt hohe Geldbeträge wetten
Eine gut gepflegte Kontaktliste ist einfach das beste Kapital, dass du neben einem überzeugenden Produkt haben kannst. Und die kannst letzten Endes nur du selbst aufbauen. Andere wie Agenturen oder Management können dir dabei helfen, aber den ersten Schritt wirst du selbst machen müssen.
Sorry, dass ich dir nicht einfach eine Adressenliste geben kann, die du abtelefonierst, bis du eine Agentur und/oder ein Management gefunden hast. Leider läuft das im richtigen Leben nicht so. Auch Bell hat erst mal die Ochsentour durchgezogen, bis sie einer Agentin aufgefallen ist. Und wie sie ja auch schreibt, ist sie auch jetzt noch selbst sehr aktiv. Und so sieht das bei allen Bands aus, die ich kenne und die mehr als zehn Gigs im Jahr spielen.
Also los, Gigs buchen, Publikum mitreißen, Namen machen. Und nebenbei immer mal wieder Agenturen oder Managements kontaktieren.