Erfahrungen aus dem Tonstudio (Nachbearbeitung der Stimme)

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Noremi
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Hallo ihr Lieben,

ich war gestern im Tonstudio und würde mal gerne meine Erfahrungen berichten. Zudem würde mich interessieren, welche Erfahrungen ihr so gemacht habt.
Mein gestriger Besuch war insgesamt der vierte im selben Studio. Bereits beim letzten Mal hatte ich den Eindruck, dass der Besitzer doch sehr in seine Nachbearbeitungssoftware (Melodyne) verliebt war und so mehr oder weniger an jedem Ton rumgewerkelt hat. Ich bin mit Sicherheit niemand, bei dem jeder einzelne Ton auf's Hertz genau stimmt (vor allem wenn man sich vorher alleine nicht vernünftig eingesungen hat ;)) und bei dem jeder (lange) Ton super ohne Wackler gehalten wird oder die Einstiegsphrase nach einem Octavsprung genau auf dem Ton liegt.


Insgesamt wäre es mir auf jeden Fall lieber, die Stelle dann nochmal einzusingen bis es richtig sitzt (leider nicht so einfach zu realisieren, wenn man nur begrenzte Zeit zur Verfügung hat). Insofern finde ich es grundsätzlich legitim, so etwas bei "gravierenden" Sachen einzusetzen, wenn man die - vielleicht auch mal Tageform bedingt - überhaupt nicht hinbekommt.
Was mich aber wirklich extrem gestört hat ist, dass bei jeder minimalen Abweichung erstmal ein Vortrag kam, wie toll diese Software doch sei, und dass man die ja viel mehr in der Stimmbildung einsetzen sollte, und dann so lange irgendwelche Töne zusammen-/hin und hergeschoben und glattgebügelt wurden, dass sich das Ganze nicht mehr nach meinem Gesang sondern nach 100%ig fehlerlosem Konservenprodukt ohne Seele anhörte.

Hat von euch schon einmal jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ich bin auf jeden Fall zu dem Schluss gekommen, beim nächsten Mal jemand anderen zu testen und mich bis dahin mit meinem frisch geschenkt bekommenen Zoom H2n intensiv auseinanderzusetzen (Dann brauchts vielleicht kein Studio mehr :)).

Liebe Grüße,
Noremi
 
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Ich bin auf jeden Fall zu dem Schluss gekommen, beim nächsten Mal jemand anderen zu testen und mich bis dahin mit meinem frisch geschenkt bekommenen Zoom H2n intensiv auseinanderzusetzen (Dann brauchts vielleicht kein Studio mehr :)).

Das halte ich für eine gute Idee.

Ich weiß nicht, wie du singst. Aber grundsätzlich betätigt sich nach meiner Erfahrung ein Toni nur dann als Produzent, wenn er darum gebeten bzw dafür engagiert wurde. Natürlich lässt er Erfahrungen und "seinen Stil" einfließen, aber Produktionsmittel wie Melodyne sollten schon nur auf Wunsch eingesetzt werden.

Ich kann - zum Glück - behaupten, dass ich deine Erfahrungen bislang nicht teilen konnte. Ich durfte immer alles so oft singen, bis es saß oder ich keine Luste mehr hatte.

Es wäre natürlich trotzdem gut zu wissen, ob es sich um ein Solo- oder Bandprojekt handelte. Und ob es Abstimmungen bzw Absprachen mit anderen Bandmitgliedern gab. Wie die ganze Situation überhaupt war. War es ein "richtiges" Studio oder nur ein Typ, der sich zuhause Equipment hingestellt hat? Hast du ihm überhaupt gesagt, dass du es lieber nochmal singen würdest, anstatt Melodyne einzusetzen.

Denn ich verstehe ehrlich gesagt immer nicht, wie es zu solchen Situationen kommen kann: Du mietest ein Tonstudio und hast sicher auch Wünsche, die du auch äußern kannst und die ein Dienstleister in der Regel auch berücksichtigt. Und wenn du ohne Melodyne auch noch so falsch und schief klingen würdest, kann dich keiner zwingen, es einzusetzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, das bestätigt mich schon einmal.

Die Aufnahme sollte eigentlich nur für mich sein ... es gab also keine anderen beteiligten Personen. Der gute Mann macht das an sich schon hauptberuflich, das Studio ist im Keller seines Hauses, Aufnahmeräume gibt es zwei und dann eine Regie in der er dann sitzt und das Mastering etc. macht. Neben solchen Studioaufnahmen macht er auch Livemitschnitte von Konzerten.

Vielleicht war ich gestern auch nur sehr empfindlich, weil meine Stimme beim zweiten Song nicht so wollte wie ich. Aber auch beim ersten ging es schon so los wie oben beschrieben. Und an diesem Lied hat mein GL überhaupt nichts auszusetzen, das läuft super. Ich versuche mich mal an meinen grade neu zu erwerbenden Recording-Qualitäten und dann kann ich ja mal beides zum Vergleich reinstellen.
 
Das wäre schön.

Ich habe meine oberen Beitrag übrigens noch etwas ergänzt.
 
Denn ich verstehe ehrlich gesagt immer nicht, wie es zu solchen Situationen kommen kann: Du mietest ein Tonstudio und hast sicher auch Wünsche, die du auch äußern kannst und die ein Dienstleister in der Regel auch berücksichtigt. Und wenn du ohne Melodyne auch noch so falsch und schief klingen würdest, kann dich keiner zwingen, es einzusetzen.

Da hast du natürlich Recht, nur hat er das von Anfang an gemacht und ich dachte (zugegebenermaßen wohl naiverweise) das wäre so üblich. Dein Beitrag bestätigt aber meine Einschätzung der letzten beiden Male, so dass ich wohl - wenn der Nächste damit auch ankommt - ausdrücklich darauf verzichten werde.
 
Gute Idee. Gerade, wenn es eher für dich privat ist, solltest du dein Anliegen durchsetzen.

Melodyne und Co. ist - leider - heutzutage bei vielen ein scheinbar unverzichtbares Spielzeug. Da bin ich fast froh, dass ich in anderen Zeiten groß geworden bin.
 
Ah, danke Noremi. Ich bin wohl doch nicht die einzige, die ein Problem mit Melodyne hat.

Ich war mit meiner Band in einem semiprofessionellen Studio. Also schon professionell mit ausgebildeten Leuten, aber eben als Nebenjob. Ich habe da schon mal aufgenommen und war (bis auf meine eigene eher bescheidene Leistung) ganz zufrieden. Weil es aber jetzt eine professionelle Produktion für den Markt werden soll, wurden alle Geschütze aufgefahren unter anderem auch mit Einsatz von Melodyne. Ich habe 7 Tage lang aufgenommen (also nur Gesang wohlgemerkt) und mMn auch so gut gesungen wie ich nur konnte und war auch sehr zufrieden mit dem, was ich da fabriziert habe. Als dann aber die Premixe zum Probehören kamen, hat es mich im negativen Sinne vom Stuhl gehauen. Der Gesang war absolut platt gebügelt und hin und wieder wurden ein paar Töne falsch gepitcht und man hörte auch hin und wieder den Cher-Effekt. Bei dem ein oder anderen Lied wurde auch so fies am EQ gedreht, dass ich wie ein blödes, kleines Mädchen klang. Die Frequenzen die eine Stimme durchsetzungsfähig machen (Twang?) wurde so verstärkt, dass mich meine Stimme einfach nur nervte. Ich war todunglücklich und durch die Blume hatte man (Bandmitglieder und Toni) mir angedeutet, dass ich viel zu selbstkritisch bin, sich das so gehört und doch geil klingt. Das einzige wozu ich die Leute dann bewegen konnte war, zumindest die korrekte Melodie wieder hinzupitchen und die Cher-Effekte zu entschärfen. Glücklich war ich trotzdem nicht, aber habe dem Kompromiss Zähneknirschend zugestimmt. Ganz ehrlich, man kommt sich komplett verarscht vor. Da singst du so toll, jeden Ton perfekt getroffen und viel Emotion reingelegt und dann kriegt man sowas Totes, Steriles, Unmusikalisches hingelegt und wird auch noch für besser erklärt. Vielleicht merkt ihr ja, dass ich noch sehr daran nage.

Meine Rettung war dann schließlich das Mastering Studio, diesmal mit Vollprofis, die schon häufig solche Produktionen gemacht haben. Die haben sich gemeldet, weil sie unser Zeug ungerne mastern wollen, weil Studiobearbeitungsmäßig grobe Fehler aufgefallen sind und mit Abstand das am meisten Verhunzte der Gesang ist. So wie es jetzt ist, würden wir laut denen von Kritikern in der Luft zerissen werden, was den Gesang betrifft. Und auf einmal bin ich nicht mehr die Spinnerin. So ist das leider, wenn du die einzige im Bunde bist, die was von Gesang versteht. Jetzt werden wir wohl woanders (vllt im Mastering Studio) Bearbeitung und Mix nachbessern (teuer! Aber mir wert). Melodyne wird zwar auch Verwendung finden, aber sollte laut denen dezenter eingesetzt werden. Es ist immerhin eine Rock/Metal Produktion und kein plattproduzierter Pop.

Ich habe daraus gelernt, dass man sich als Sänger viel mehr durchsetzen muss und darauf pochen muss, dass Effekte nur sparsam eingesetzt werden sollen (es sei denn, das Eingesungene ist wirklich Iih-bäh und man kann mit Effekten darauf zumindest nur Bäh machen). Ich hab so das Gefühl, dass Sänger öfter mal wie doofe, kleine Schosshündchen behandelt werden. Mir ist auch einmal fast der Kragen geplatz, als sich der Toni in meiner Anwesenheit mal über alle Sänger lustig gemacht hat, dass die immer so schnell schlapp machen, gar nicht so toll singen können und immer divenmäßig tausend Extrawürste haben wollen.

Immer diese Leute, die glauben sie wüssten was von Gesang. Studiosingen IST anstrengend. Live und beim Proben kann man schwierige Stellen markieren, aber im Studio muss man schwierige Passagen mit Inbrunst und voller Konzentration singen und das mehrmals (nicht nur zur Korrektur, sondern zum Doppeln). Singen ist Körpereinsatz und natürlich ist man nach 8 Stunden Singen mit 120% Leistung ausgelaugt und fix und fertig und natürlich fängt nach 4 Stunden die Stimme auch mit bester Gesangstechnik an deutlich zu schwächeln und man bettelt um Pause. Ja, manche Sänger können vielleicht wirklich nicht so gut singen, aber den Schuh zieh ich mir nicht an. Ich weiß was ich kann. Wenn man nicht gerade ein Studiosänger ist (bin Livesängerin mit Studioerfahrung), passieren auch mal Fehler. Das ist ganz normal, wird aber irgendwie oft weniger toleriert als bei Instrumentalisten. Die haben dann nur ausversehen den Finger falsch aufgesetzt, aber Sänger wird gleich mal pauschal als unfähig hingestellt. Und was Extrawürste angeht, sollte man als für den Hörer immerhin wichtigstes Instrument dazu stehen, dass es perfekt wird. Die Gesangsleistung hängt auch stark mit der psychischen Verfassung zusammen und da will man natürlich angemessen behandelt werden und sich wohlfühlen. Ich verstehe nicht, warum ganze Studiotage dazu verbraten werden, um einen geilen E-Gitarrensound zu zaubern, aber der Gesang an einem Tag abgekanzelt wird und sich dann wundert, dass ein Sänger auch Bedürfnisse und Wünsche hat, was den eigenen persönlichen Sound angeht.

Vielleicht war ich bisher nur in Mittelklasse Studios, aber ich muss schon sagen, dass das echt keinen Spaß macht. Das Aufnehmen ist harte Arbeit, die körperlich extrem schlaucht und viel Konzentration abverlangt und wird von den Herren Kollegen wenig gewürdigt. Aber was macht man alles für Ruhm und Ehre und für die Fans...
 
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Wenn man nicht gerade ein Studiosänger ist (bin Livesängerin mit Studioerfahrung), passieren auch mal Fehler. Das ist ganz normal, wird aber irgendwie oft weniger toleriert als bei Instrumentalisten. Die haben dann nur ausversehen den Finger falsch aufgesetzt, aber Sänger wird gleich mal pauschal als unfähig hingestellt.

Mir geht es ähnlich. Ich habe zwar keine umfassende Auftrittserfahrung, im GU kommt es aber mir und meinem GL darauf an, für einen Live-Auftritt das Optimum an Gesamtleistung rauszuholen. Dass dabei nicht immer jeder Ton hunderprozentig optimal ist; tut aber dem keinen Abbruch ... So ist meine Meinung.

Natürlich will ich, dass auch die schwierigen Passagen gut (naja eigentlich sehr gut) klingen, aber bloß weil ein Ton nicht perfekt ist, ist ja nicht gleich die ganze Nummer daneben.
Da ich nächste Woche eigentlich meinen ersten "richtigen" Auftritt habe, schiebe ich schon die ganze Zeit Panik, dass es nicht gut wird und die beiden schwierigen Stellen nicht so klappen, wie ich gerne will (und eigentlich auch kann, wenn ich den Panikmodus ausschalte). Aber wie meinte mein GL: Wenn jeder Zuhöhrer, bei einem Auftritt tatsächlich erwarten würde, dass alles absolut perfekt ist, würde sich kein Musiker mehr auf die Bühne stellen.
 
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Interessant, was ihr hier so berichtet, vor allem @ Vali.

Selber ist es mir so noch nie ergangen, vielleicht hatte ich immer sehr viel Glück mit den Aufnahmeprofis? Ich erlebe es im Gegenteil eher so, daß auch von deren Seite viel Wert auf Authentizität des Gesanges gelegt wird, der Einsatz von Ver(schlimm)besserungen eher abgelehnt wird.

Ich singe selber sehr gerne im Studio und liebe auch die besondere Arbeit an den Songs, die das Studio bietet. Also, daß man Adlibs und Chöre kreieren und einsingen kann und damit die Songs eine ganz andere Ausprägung bekommen als Live. Auch in dieser Hinsicht habe ich mit den Studio-Profis, die ich kenne nur sehr gute Erfahrungen. Das sind Leute mit großer Musikalität, mit denen es sich toll an den mehrstimmigen Arrangements arbeiten lässt. Und von denen kommt keiner mit so seltsamen Melodyne-"Attacken" ;-)
Schwieriger wird es mit Semi-Profis oder Hobbybastlern. Aber das weiß man ja auch und ist entsprechend anders auf die Zusammenarbeit eingestellt. Wir haben mal eine Aufnahmesession für einen Profi in Ausbildung gemacht, für den das eine Prüfung oder sowas war. Wir haben dafür also uns und einen unserer Songs zur Verfügung gestellt, weil wir auch dachten, man könne so an eine günstige Aufnahme kommen. Das Ergebnis war für uns aber ein ziemlicher Flopp soweit ich mich erinnere. Der Song klang nachher irgendwie kalt und steril und für den Gesang blieben von der ganzen Aufnahmezeit nur wenige Minuten (2 Mal durchsingen). Mit der Aufnahme war nichts anzufangen.
Nach meiner Erfahrung lohnt es sich, Geld auszugeben für einen echten Profi, der sich auch mit den aufzunehmenden Songs ausreichend identifizieren kann.
 
Jaja, das gute alte Thema....
Ich glaube, da könnte ich den kompletten Server vollschreiben - aber ehrlich gesagt möchte ich mich an diverse Erlebnisse nicht mehr erinnern, das wäre nicht gut für den Blutdruck...
Ein richtiger Profi weiß um die Bedeutung des Gesangs und kann vernünftig damit umgehen. Alle anderen sind Schaumschläger, Möchtegerne, Dummköppe, ___________________ (nicht jugendfreies Schimpfwort einfügen). Ich kenne Vali's Probleme nur zu gut und habe das auch mehrmals mitgemacht. Allerdings noch vor der Zeit von Autotune & Co.
Übrigens machen auch Studiosänger mal Fehler, gehen aber mit der Situation ganz anders um, weil es halt Routine ist. Der Sänger, der nur alle Jubeljahre mal ein Studio von innen sieht, ist da natürlich ganz anders drauf. Als Studiosänger schert man sich auch nicht unbedingt um's Ergebnis. Klar, man will gut singen, aber auf den Rest hat man ohnehin nicht viel Einfluß. Und wenn es um einen stumpfen Werbespot geht, ist die Frage, ob man sich deswegen unbeliebt machen will und den großen Künstler rauskehrt :gruebel:. Die wichtigste Eigenschaft eines Studiomusikers ist laut meiner Erfahrung der lockere, aber professionelle Umgang. Andere müssen gerne mit einem arbeiten. Klar sollte man seine Hausaufgaben gemacht haben, aber am Ende kommt es darauf an, ob der Studiomensch lieber mit dir Zeit verbringt als mit deinem Mitbewerber.

Bei Amateuren sieht das gaaaaanz anders aus. Ich hasse Amateurstudios, denn dort sitzen Leute, die's nicht richtig draufhaben und die davon ausgehen, daß das beim Kunden genau so ist. Meistens ist das ja auch der Fall. Da kommt dann irgendein Rapper, der null Ahnung hat und sich - völlig daneben (rhythmisch und tonal) zu irgendeinem Fertigbeat erleichtert. Oder das 15jährige Mädel, das von der Mutter gebracht wird, um ein Weihnachtslied aufzunehmen, damit die Verwandtschaft vor Neid errötet. Also schnell was aufnehmen, direkt alle Herlferlein mitlaufen lassen und für 99,- Ocken ein aalglattes, totes Produkt ausk@cken, damit der ahnungslose Kunde happy ist und wiederkommt.

Wenn nun aber ein Sänger hinkommt, der etwas auf sich hält, bekommt er eben auch die Pauschalbehandlung - es sei denn, er macht vorher direkt klar, was Sache ist. Und dann muß der Toni natürlich auch noch entsprechend fähig sein. Das Dilemma ist klar: Profis kosten Geld, oder: um es mit einem hübschen englischen Zitat auszudrücken: "you pay peanuts, you get monkeys". Ich liebe diesen Spruch, denn genauso isses. Das trifft auf Studios zu, aber auch auf die Coverband, die für 'ne Bratwurst spielt und den echten Bands die Gigs abgräbt. Geiz ist halt leider immer noch geil, selbst wenn man sich damit ins eigene Fleisch schneidet.

In so ein Hinterhofstudio gehe ich seit etlichen Jahren nicht mehr. Mittlerweile kann sich jeder ohne großen Geldeinsatz und mit ein bißchen Know How in vergleichbarer Qualität selbst aufnehmen. Wer das nicht möchte, der muß eben zahlen oder quengeln. Und wie Shana das Glück haben, an gute Leute zu geraten. Das braucht man ja eh immer.

Grundsätzlich, um endlich mal auf das Ausgangsproblem zu kommen :rolleyes:, bist du - Noremi - der Kunde, der für eine Dienstleistung Geld bezahlt. Das heißt, du bist der Boss. Punkt. Wenn du also keinen Schnickschnack haben willst, dann hat der Studiomensch das auch nicht zu tun. Das hättest du aber vorher sagen müssen, sonst siehe oben, Stichwort: Pauschalbehandlung. Für's nächste Mal gebe ich dir 2 Tipps: 1. gleich von Anfang an klarstellen, was du willst. Ob ihm das paßt oder nicht, ob er es anders machen würde oder nicht. Es ist dein Geld und somit deine Entscheidung. Ein wenig Diplomatie wäre hier gut, denn man will ja noch vernünftig miteinander arbeiten, und er kann ja ruhig Anregungen geben und sein Können anwenden, nur eben innerhalb deiner Vorgaben. 2. Verlange immer (!) zusätzlich eine rohe Aufnahme, ohne alles. Einfach alle Spuren, die du während der Session einsingst, als ganz normale Audiofiles (.wav oder.aif) brennen lassen und mitnehmen. Dann kann man jederzeit alles bearbeiten, man hat das Ausgangsmaterial. Das mußt du auf jeden Fall vorher sagen, damit bei der Aufnahme keinerlei Effekte mitlaufen. Alles, was mitaufgenommen wird, läßt sich hinterher nicht mehr ändern. Da würde ich auch nicht mit mir handeln lassen, für mich wäre das ein klares k.o.-Kriterium. Entweder ich kriege hinterher das Rohmaterial oder er kein Geld. Evtl. heißt es dann "jaaa, aber der tolle Kompressor, der hier rumsteht, muß unbedingt mit auf die Aufnahme, weil er ja so super klingt". Da würde ich mich nicht drauf einlassen, all das gibt es als Software und kann nachträglich hinzugefügt werden. Und in den Studios, die wirklich noch eine Neve-Konsole und Massenburg EQs herumstehen haben wirst du vermutlich eh nicht landen, gibt es ja sowieso kaum noch. Und wenn doch, dann merkst du es auf jeden Fall.

Fazit: Kontrolle behalten, das Pflaumentum lauert überall :eek:
 
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Hach ja, das ist doch irgendwie beruhigend, dass man nicht die einzige ist mit solchen Problemen. Noremi, in was für einem Studio warst du? War das ein Amateur, Semiprofi oder Vollprofi?
Bei mir lag der Fehler offensichtlich darin, dass wir bei einem Semiprofi waren. Natürlich gibt es unter denen auch mal Perlen, aber sing-it hat was das Pflaumentum angeht wohl leider recht. Wir sind jetzt auch davon geheilt. Wenn wir ein zweites Album machen, dann nur noch bei Vollprofis, auch wenn es dann in den fünfstelligen Bereich geht. Wir hätten schon von vorn herein den Mix woanders machen sollen, zumal das Semiprofistudio bisher nur Pop, Poprock und Punkrock Produktionen gemacht hat (und auch wirklich nicht schlecht). Natürlich musste das bei so ner Musik wie unserer vom Mix her in die Hose gehen. Wir haben noch Glück gehabt, dass rein vom Aufnehmen her alles fachgerecht abgelaufen ist, vom Equipment, Räume und Abnehmen her. Aber was es für Möglichkeiten gibt einen guten Gesang so zu verhunzen und den Müll auch noch gut zu finden, finde ich ja unglaublich. Ich kann mir schon gut vorstellen, wie der Toni vom anderen Studio ganz weiß und grün im Gesicht geworden ist, als der unser Zeug gehört hat und deswegen dringend um Rückruf gebeten hat. Wahrscheinlich hatte der mit uns auch nen Ruf zu verlieren :ugly: ;)

Ansonsten stimmt es, dass man auch mit Homerecording für sich ganz schöne Demos machen kann. Richtig ins Studio gehen würde ich persönlich nur dann gehen, wenn was für ein etwas größeres Publikum oder jemand wichtigen aufgenommen werden soll.
 
@ Sing-it: Vielen Dank für deine beiden Tipps - Die werde ich beim nächsten Mal auf jeden Fall beherzigen!
Ich bin an das Studio ja tatsächlich über ein "nimm doch mal was auf, damit wir vor den anderen was angeben können" Geschenk :evil: gekommen und halt völlig ohne Ahnung bzw. Vorerwartung dort hingegangen. Das ist jetzt ca. zwei Jahre her und in dieser Zeit habe ich durch den GU viel über mein Werkzeug und Stilmittel Stimme gelernt - und ich möchte, dass man das Gelernte und den Ausdruck dahinter auch hört - und NICHT eine glattgebügelte Version, die bei der nächsten Pril-Werbung im Hintergrund laufen könnte, während Mutti das Geschirr wäscht :mad:.


@ Vali: Wie oben erwähnt, macht der Mann das schon hauptberuflich - aber nur weil es der Broterwerb ist, heißt das (leider) ja noch lange nicht, dass jemand gutes Know-How hat und nicht nur mit seinem technischen Schnick-Schnack rumspielen will ... (das gilt natürlich so für alle Berufe).
 
Auch daß ein Toni oder ggflls. Produzent wirklich gutes technisches Know-How hat bedeutet nicht immer, daß man geschmacklich einer Meinung sein muß!
Ich finde, es ist gar nicht so einfach, da richtig gute Leute zu finden wo die Chemie passt;)....selbst große Künstler(mit dem entsprechenden Kleingeld) können da durchaus mal nen Griff ins Klo tun:evil:.....was aber dann auch wieder Geschmackssache ist und von jedem Hörer anders bewertet wird.
Wenn man dann als eher unbekannter Musiker/Band nicht so ne üppige Portokasse hat, erleichtert das die Sache natürlich erst recht nicht.........
Melodyne wird leider viel zu inflationär eingesetzt,ich würd' mich da auch bedanken:bad:
 
Erfahrung in einem Tonstudio habe ich eher nicht. Aber vielleicht kann ich ja auch was zu beitragen.

Ich hab mal mit einem Freund zusammen Musik produziert. Er hat auch zwar Musik gemacht, war aber dann eher doch der Produzent. Er hat mit meiner Stimme gar nicht mehr viel gemacht. Nur EQ, Comp, stellenweise Dopplungen und fertig. Denn ihm gefielen auch eher diese kleinen Fehler, die es halt viel authentischer klingen lassen. Er hat sich dann halt lieber mit seinen 30 Gitarrenspuren, 10 Drumsspuren ausgelassen. was ich auch cool fand, aber ihm dann selbst zu viel wurde :) deswegen hat er dann nichts mehr produziert. Ihm war dann der Aufwand viel zu hoch. Er wollte dann lieber live die Lieder spielen können. Was ich auch gut gefunden hätte, wenn er nicht alle Lieder auf unter 3 Minuten (Nerv-Akzeptanz-Zeitlimit der Zuhörers) herunter brechen wollte.

Bezüglich deiner Erfahrung, Noremi. Ich würde mir gar nicht viel bei denken. Ich selber würde nur ins Studio wollen, um gute oder sehr gute Roh-Aufnahmen in den Händen zu haben. Glasklare und störungsfreie Wav-Files. Daheim dran arbeiten. Selbst wenn am Ende nichts bei rauskommt, kann man doch schon eher mit einer Idee/Vorstellung im Kopf zu einem Produzenten gehen... Ich glaub es wär für einen guten P. kein Problem erstmal einen Roh-Mix von 1-2 Lieder zu bekommen - sogar wenn die Files woanders aufgenommen wurden. Je weniger er/sie gemacht hat und je besser/vernünftiger es klingt, desto mehr passt er/sie . Wie dann am Ende ein Album wirkt ist immer Geist der Aufnahme. - Alles weitere wie melodyne etc, ist dann eher experimentell zu sehen und hat nichts mit dem "signature sound" zu tun. Wenns dienlich ist dann lass doch deinen Gesang mal durch ne phasrige Roto-Vibe fahren - natürlich mit melodyne vorher glattgebügelt. Ne ne , lass dir lieber die Roh-Dateien aushändigen (bezahlt man doch auch oder?) und geh damit zu einem anderen.
 
Ich kann das alles hier nur unterstreichen. Aufgefallen ist mir noch, dass du dich vor der Aufnahme nicht richtig eingesungen hast. Vorbereitung ist bei Studioaufnahmen alles, spart Zeit, Geld und Nerven, außer man hat von alldem zuviel. Und Nicht-Sänger haben kaum Ahnung davon, was wir da tun, sie glauben es nur zu wissen...:D
 
Ein unerschöpfliches Thema.
Wenn ich viiiiel Geld hätte, würde ich mich sechs Wochen in ein Profistudio einmieten und sagenhafte Aufnahmen machen.
Da ich aber eine arme Künstlerin bin, müssen Songs in maximal zwei, drei Tagen fertig aufgenommen und gemastert sein. Ist auch so schon teuer genug. Und das wiederum bedeutet, dass für den Gesang am wenigsten Zeit bleibt, denn bis die Backline steht und die Herren Gitarristen mit ihren Sounds & Soli zufrieden sind, sind schon mindestens 3/4 der gebuchten Studiozeit vergangen :evil:
Ich habe mir über die Jahre ein sehr dickes Fell zugelegt.
Die letzten Demos sind sogar live aufgenommen worden, d.h. Gitarre, Percussion und Gesang gemeinsam, nur der Bass kam ein paar Tage später dazu. Ich musste mich zwar sehr konzentrieren, aber zum Glück habe ich kaum Intonationsprobleme und die Aufnahmen sind schön geworden. Effekte passen zum Glück nicht zu unserer Musik.
Ich singe definitiv lieber live, und da bin ich auch viel besser, weil experimentierfreudiger und expressiver, Studio ist für mich eher lästige Pflicht.
 
Ich singe definitiv lieber live, ... Studio ist für mich eher lästige Pflicht.
Bei mir ist das genau umgekehrt :hat:

Ich bin irgendwann auf den Trichter gekommen, daß Sänger bei Studiobesuchen gerne übergangen bzw. nicht für voll genommen werden (besonders sexy: wenn einen die eigene Band hinterrücks niedermeuchelt), weil sie in der Regel am wenigsten Ahnung von der technischen Seite haben. Also hab ich mich selbst mit Recording beschäftigt und siehe da, kaum weiß man um die Basics, ist man plötzlich den Bandmitgliedern (vor allem den Gitarristen, denn die sind die Obermeuchler, muß wohl der Neid sein :evil:) um Längen voraus. Oftmals sogar den Studioleutchen, was einen zuweilen selbst ein wenig erschreckt. Es ist kaum zu glauben, wie wenig die Leute eigentlich von dem wissen was sie da tun. Die Mitmusiker tun so - oder glauben vielleicht wirklich - als hätten sie Ahnung, aber in Wirklichkeit ist nix dahinter, alles Show.

Meiner Ansicht nach ist der einzige Weg, nicht ver@rscht zu werden, sich selbst ein wenig auszukennen. Wie soll man denn auch sonst in der Lage sein, Entscheidungen treffen zu können? Ich brauche ein Vision, wie es am Ende klingen soll und das muß ich ja irgendwie kommunizieren können. Dem Toni ein "Machen Stimme klingen gut" hinzubrabbeln, ist wenig hilfreich, denn dann ist man ihm und seinem Geschmack und evtl. seinem Standardsound (weil er nix anderes kann) auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Noch schlimmer: wenn der Gitarrist beim Mischen dabei ist, man selbst aber nicht (weil es vor einem verschwiegen wurde, damit der Sänger nicht dazwischenredet wenn die "Fachleute" arbeiten :igitt:) und hinterher kommt derbste Grütze heraus, die man dann auch noch bezahlen darf. Alles schon erlebt. Wissen ist nunmal Macht. Und wenn es nur die Macht ist, den Nichtwissenden als solchen zu entlarven :rock:.

Für interessierte Einsteiger empfehle ich das Buch "Guerrilla Home Recording" von Karl Coryat. Gut zu lesen (leider nur in Englisch), einfach zu verstehen, und man bekommt einen Rundum-Überblick über's Recording - damit man beim nächsten Mal nicht wie eine Dumpfbacke dasteht, und vor allem: auch so behandelt wird. Vieles davon ist auch live sehr nützlich :great:
 
Der Thread ist zwar schon ne weile ruhig aber sehr interessantes Thema.
Ich möchte kurz meinen Senf aus Sicht des Semipr.Studio-Betreibers abgeben.

Am entspanntesten arbeitet es sich natürlich ohne Zeitdruck,keine Frage.
Leider ist das in den wenigsten Fällen so.
Aber auch wenn eine gewisse Deadline vorgegeben ist kann man ein vernünftiges Arbeiten und Ergebnis erziehlen.

Noremis Erfahrungen zeigen mir das gewisse Studiobetreiber von ihrer hochgelobten Technik selbst am meisten begeistert sind ,diese auf Teufel komm raus anwenden,anstatt diese Begeisterung in den Künstler überfliessen zu lassen.
Der Künstler fühlt sich gleich viel lockerer,willkommener und nicht wie bei einem Termin "wo es jetzt aber klappen muß"......
Der Sängerin eine Art Freiheit lassen ,das Ergebnis anhören lassen und zwar nicht nur kurz im Studio sondern ein paar Tage danach .Immer wieder anhören.
Dann wird jeder auch noch so von sich eingenommene Sänger/Sängerin den Fehler hören und von alleine sagen,"das müssen wir nochmal machen".


Letztendlich ist es wie überall,auf sein Bauchgefühl bei der Auswahl des Studios "hören" ;) ,
nicht von der Technik und den Versprechungen des Betreibers blenden lassen.
Wenn eine Sympathie da ist,kann man auch über die Vertraglichen Sachen gut übereinkommen.

Es muß auch nicht immer ein Profistudio sein.Heutzutage haben viele Semiprof. Studios schon sehr gute Technik.Und letztendlich kommt es immernoch auf den Menschlichen Faktor(Wissen&Erfahrung) an,sowohl den des Sängers/in als auch den des Betreibers........

Mir ist es immer wichtig auf die Wünsche des Künstlers einzugehen,auch wenn ich es so nicht singen würde oder an dieser Stelle (zB. nicht flüstern,oder her Chorgesang nehmen würde usw.....)
Der Kunde ist König und es ist sein Song,hier ist der Betreiber "nur Dienstleister)
Das setzt aber ein Konzept vorraus.Der Künstler sollte dem Betreiber so genau wie möglich den Song beschreiben können.Wie soll er fertig klingen,was soll der Song ausdrücken.....usw.Wo wir wieder bei dem Punkt der Sympathie sind,denn wenn diese stimmt ,ist das alles leichter zu händeln......;)

Natürlich darf oder sollte der Studiobetreiber/Engineer dezent auf grobe Schnitzer hinweisen dürfen und ggf. Änderungen vorschlagen dürfen und bei Einsicht des Künstlers diese ändern.Aber niemals das Konzept ändern,was mMn aber mit so drastischen Melodyne-Einsetzen gemacht wird.

vg,didi
 

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