Wie
@GeiGit schon erwähnt hat: ich habe 2-3 Jahre alle 3 JTVs Live gespielt (JTV59, JTV69, JTV89).
Nachfolgend meine persönlichen Erfahrungen hierzu. Und ich denke, das ist eben auch nur eine Sichtweise:
Man muss sich als Erstes fragen, welchen Gitarrentyp man am liebsten für sich hat. Magst Du mehr eine Strat, eine Les Paul oder eine Ibanez-Gitarre?
Danach würde ich einfach auch erst einmal den JTV-Typ auswählen.
Für den Live-Einsatz finde ich diese Gitarren sehr praktisch, wenn es darum geht, schnell und ohne Wechseln der Gitarren einen anderen Sound bzw. Tuning zu erzeugen.
Ich selbst habe zu Beginn sehr viel Modelling gemacht und habe es mit den Jahren (wie Du vermutest) auf folgende Einsatzbereiche zurückgeschraubt:
- Songs mit einem Akustikpart,
- Songs, die ein spezielles Tuning erforderlich machen,
- Songs, die einen "exotischen" Sound brauchen (z.B. Sitar, Reso-Gitarren, 12-saitige Rickenbecker).
Ich persönlich spiele nach dieser Erfahrungen am liebsten die Gitarre mit magnetischen PUs. Sie klingen für mich am besten. Ein dosierter Einsatz (vielleicht auch in Verbindung mit einer weiteren Gitarre im Live-Betrieb), finde ich jedoch weiterhin sehr sinnvoll.
Man muss aber auch die Offenheit für digital erzeugte Gitarrenklänge haben. Da sind wir Gitarristen (im vergleich zu Keyboarder) sehr konservativ.
Wenn man ein Gitarren-Modelling spielt UND auch ein spezielles Tuning auswählt, dann nehme ich auch eine gewisse Latenz im Anschlag wahr. Das muss kein K.O.-Kriterium sein, sollte aber berücksichtigt werden.
Im Live-Einsatz sollte man sich beim Modelling auch immer bewusst werden, dass die Modelle insofern durchaus authentisch digitalisiert sind als dass sie eben in der jeweiligen Lautstärke und Klangverhalten auch unterschiedlich sind, sich damit im Gesamtsound der Band anders einordnen und deshalb auch entsprechende Anpassungen in den Einstellungen (im Modell, im EQ des Amps, im Preset des MultiFX) vorgenommen werden müssen. Das führt dann zu einem gewissen Aufwand in der Pflege der Klangeinstellungen. Dieser hat mich u.a. auch davon abgebracht, zue viel Modelling in meiner Signalkette zu haben.
Unterschiede zwischen den JTVs (sofern vorhanden):
Die Form und die Konstruktion (eingeleimter/geschraubter Hals) der Gitarre beeinflusst nach meinem Hörempfinden auch den Klang der ausgewählten Gitarrenmodelle (wie auch das Alter der Saiten Einfluss auf den Modellingklang haben).
Aber nicht so grundlegend als dass sie völlig anders klingen würden. Es sind Nuancen, die aber - je nach Hörempfinden - was ausmachen können. Die leichten Klangunterschiede sind im cleanen und crunchigen Soundbereich noch am ehesten hörbar und nehmen Richtung High Gain dann ab (wie bei magnetischen PUs ebenfalls).
Ich meine, dass das Stratmodell auf einer JTV69 (Stratlike Form) noch am ehesten nach Stratsound klingt und das LesPaul-Modell auf einer JTV59 auch am ehesten nach einem Les Paul-Sound klingt. Es sind aber - wie gesagt - aus meiner Sicht keine merklichen Klangunterschiede.
@GeiGit hat bzgl. des Pickup-Schalters schon einen wichtigen Unterschied erwähnt:
Im Live-Betrieb ist aus meiner Sicht die JTV69 einfacher schnell im Modellingsound umzuschalten als die JTV59.
Die JTV69 hat einen relativ schmalen Hals in den tiefen Lagen. Für das Spielen von offenen Akkorden kann dies - je nach Größe der Finger - etwas eng werden.
Die hohe E-Saite ist bei der JTV69 nahe am Rand des Griffbrettes. Ich bin damit deshalb öfters einmal "abgestürzt". Die beiden Gründen haben u.a. bei mir dazu geführt, dass ich den Hals dann auch ausgetauscht habe (siehe auch
hier)
Die JTV59 finde ich bzgl. des Halses in dem abgerundeten Übergang in den hohen Lagen sehr schön zu spielen. Das ist bei einer Les Paul für mich immer etwas schwierig.
Die magnetischen Picksup der JTV-Modelle sind aus meiner Sicht o.k. Habe meine allerdings teilweise ausgetauscht: bei der JTV69 habe ich zwei Kinman Av69 Single Coils und einen Suhr Doug Aldrich Humbucker in der Bridgeposition eingebaut.
Da ich jetzt auch wieder Live-Musik mache, habe ich meine JTV69 wieder reaktiviert. Sie ist mein zweites Arbeitspfred bei Auftritten (und gleichzeitig natürlich auch Ersatzgitarre). Auf ihr spiele ich Akustikparts, spezielle Tunings, spezielle Sounds UND mit den magnetischen Pickups alle Stratsounds.
Mein zweites Arbeitspferd ist eine H-S-H Gitarre, die die Sounds mit Humbucker-Pickups abdeckt.
Am Ende muss man eben für sich entscheiden, ob und zu welchen Zwecken ein Einsatz einer JTV Sinn macht.
Morgendliche Grüße aus Franken - wolbai