Entstörung bei Billigdimmern

SB
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Moin Leute,

ich habe mir als Spare jetzt auch mal zwei von diesen unsäglichen China-Dimmern zugelegt (der Preis war einfach zu verlockend). Beim Öffnen sind mir dann aber doch ein wenig die Gesichtszüge entgleist...

Dass als Abgangssicherungen 20A-Automaten verbaut sind, ist ja das eine - dass aber Aderendhülsen ein Fremdwort sind und bei den viel zu kurz abisolierten Adern mehr vom Kunststoff als vom Leitermaterial "angeklemmt" ist, schockiert dann doch ein wenig. Auch Steuersicherungen sucht man vergeblich, es geht direkt von den Eingangsklemmen auf den Trafo bzw. auf die ZC-Detection.

Die groben Sachen habe ich mittlerweile behoben, aber eins irritiert mich immer noch:
Jedes der drei Lastteile besitzt Varistoren (das war mir jetzt in der Form neu, kenne hier eigentlich nur das übliche Snubberglied), und diese sind doch tatsächlich gegen PE geschaltet. Die Folge ist ein dauerhafter Ableitstrom von mindestenstens 4mA, mit zunehmender Belastung der Kanäle steigend.

Das kann doch nicht im Sinne des Erfinders sein? Bei 12 Kanälen meldet sich da aus meiner Sicht direkt der FI.

Hätte diese Entstörung nicht über den Neutralleiter erfolgen müssen, oder gibt es einen plausiblen Grund für diese Art der Umsetzung? Anbei noch ein paar Bilder...

€: Hier habe ich noch Bilder von den Lastteilen eines baugleichen Gerätes gefunden, auf denen man auch die Leiterbahnen sieht - der Flachsteckeranschluss ist wohl ohnehin mit der Gehäuseschraube verbunden, also scheiden Umbauten aus. Es bleibt weiterhin die Frage im Raum stehen, warum man das so lösen sollte...
Mich verwundert fast ein wenig, dass ich da noch nie von Problemen gelesen habe, denn vermutlich sind die Kisten ja dann alle so konstruiert (Botex/Eurolite/Varytec,...)

http://www.uploadarchief.net/files/download/imagg0003.jpg
http://www.uploadarchief.net/files/download/imag0001.jpg
http://www.uploadarchief.net/files/download/imagg0002.jpg
 
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Gut dass sich mal jemand die Mühe gemacht hat am praktischen Beispiel zu zeigen, warum das billige Chinazeug zu meiden ist.

Probleme sind mit solch schlampiger Ausführung vorprogrammiert und ein Schaltungsdesign dass den PE aktiv mit einbindet ist absolut inakzeptabel. :twisted:

Gute Qualität hat auch in der heutigen Zeit ihren Preis.

@ SB, danke für den Beitrag :great:
 
Ich bin mir mittlerweile recht sicher, dass die Varistoren nicht aus EMV-Gründen eingebaut sind, sondern den Triac beim Schalten stark induktiver Lasten schützen sollen. Vielleicht kann hier aber nochmal @chris_kah oder jemand anderes, der einen besseren Background in Punkto Schaltungsdesign und EMV hat (ich bin ja eher der Mann für die größeren Spannungen und Ströme) was dazu sagen.

Da das Ganze a) augenscheinlich eh eher dürftig funktioniert (ein Triac war sowieso durch - in dem Zuge habe ich gelernt, dass dieser dann nicht unbedingt 100% durchsteuert, sondern auch einfach die Lampe bei 40% Helligkeit flackern lassen und weiterhin von 40-100% normal ansteuerbar bleiben kann), ich b) ohnehin nur ohmsche Lasten dranhabe und das Konstrukt c) so oder so mehr eine Sollbruchstelle darstellt als sonst was, werde ich die Varistoren vermutlich entfernen, vor es da mal "knallt" (und damit meine ich nicht den rausspringenden FI).
 
Mit Varistoren habe ich aktiv bisher noch nichts zu tun gehabt, da ich eher nicht im Netzstromberich tummle.

Bei Netzfiltern im zweiphasigen Bereich ist wegen der Unsicherheit, wo denn Phase und wo Neutralleiter ist, der PE mit eingebunden (das haben wir hier mal beschrieben)
Dreiphasig ist es übrigens so, dass wenn alle 3 Phasen einen etwa gleich hohen Ableitstrom nach PE haben, sich das am FI wegsummiert (Stichwort Nulleiter bei symmetrisch belastetem Drehstrom muss keinen Strom tragen), daher ist der 3-phasige FI weniger kritisch.

Ich habe schon mitgelesen, habe mich aber nicht zu Wort gemeldet, wil ich da nicht so viel dazu beitragen kann.

Klar ist aber: die Ausführung ist schon etwas erschreckend. Leider ist es aber so, dass die Prüfzeichen anhand von Mustern vergeben werden und in der Serie eher keine Stichproben entnommen werden. Wenn nichts passiert oder keiner eine Anzeige erstattet (ich wüsst jetzt nicht, wohin ich mich wenden müsste) wird so ein Produkt munter in Serie gebaut.
Als ich noch in der Industrie gearbeitet habe, war das so, dass jedes Gerät, das bei uns produziert wurde neben Abgleich und Kalibratieon einen finalen Ausgangstest bekommen hat, der die Standard Sicherheitsprüfung übertroffen hat (höhere Ströme, höhere Isolationsspannung).
Jetzt mache ich mehr Kleinstserien und Einzelaufträge, und da kommt die BGV-A3 - Prüfung (neuerdings heißt das DGUV) als Endkontrolle.
Trotz halb gequetschter Isolierung kann es durchaus sein, dass eine Endkontrolle so etwas nicht bemerkt.

Gruß
Christoph
 
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Angeblich soll ja so ein Varistor einen Leckstrom unter einem Zehntel Milliampere haben. Das geht sich aber in meinem Fall ja irgendwie nicht hin.
Vermutlich sind die schon so alt, dass sie bald das Zeitliche segnen. Ich werd die mal auslöten und durchmessen. Die Frage, die weiterhin im Raum steht, ist, ob ein Tausch sinnvoll ist oder man sie einfach ganz weg lässt. Ich tendiere ja ganz klar zu Letzterem...

€: Bei mir besteht im Gegensatz zu der Platine auf dem verlinkten Foto keine physikalische Verbindung zwischen dem Flachstecker und der Gehäuseschraube, daher habe ich das Problem jetzt durch Entfernen des Verbindungskabels entschärfen können.
 
Namd,

zur handwerklichen Ausführung möchte ich nicht noch mehr sagen: da haben sich die Kollegen oben schon hinreichend und richtig zu gemeldet (China ist eben immer noch ein kritisches Thema - besonders bei Billigfabrikaten).

Zu den Varistoren: die können keine Entstörungen vornehmen sondern dienen zur Ableitung von energiereichen Überspannungen, wie sie von Sekundärauswirkungen von Blitzschlägen aber auch beim Abschalten großer induktiver Anteile entstehen. Merkwürdig ist daran aber, dass sie im Zusammenspiel mit Triacs verwendet werden. In der Regel können sich Triacs ganz gut selbst gegen solche Transienten schützen, indem sie sich über Kopf zünden => die Energie wird dann in der Last "verbraten". Varistoren in Dimmern kenn ich eigentlich nur von MOSFET Dimmern (die können sich nicht in diesen niederohmigen Zustand schießen und müssen daher von Außen geschützt werden).

Der Einsatz wegen induktiver Lasten leuchtet auch nicht ein, da der Triac an beliebiger Stelle gezündet werden kann. Der Strom durch die Induktivität kann sich nur stetig ändern und eine Überspannung entsteht da nicht. Könnte der Triac gezielt gelöscht werden, könnte dann natürlich durch eine Unterbrechung des Stroms eine Überspannung entstehen. Aber genau das macht ein Triac ja eben nicht: er schaltet ohne äußeres Dazutun immer nah eines Stromnulldurchgangs ab und da ist die Energie der induktiven Last nahezu Null (E=0,5LI2).

Die Zusammenführung auf dem PE ist zwar ungewöhnlich, aber bei Überspannungsschutzmodulen durchaus üblich. Allerdings gibt es an dieser Stelle normalerweise einen Gasableiter (der nahezu keinen Ruhestrom zieht). Offenbar soll hier ein ähnlicher Effekt erzielt werden. Die Fehlerströme addieren sich aber im Idealfall tatsächlich zu Null - also aus elektrischer Sicht eher unkritisch.

Der Aufbau macht auf mich den Eindruck einer unsauberen Schaltung: Varistoren wurden ggf. eingesetzt, weil die Schaltung in sich unsauber ist (z.B. weil die Funkentstörung zu resonant ist und der Triac ungewollt gelöscht und wieder eingeschaltet wird). Ein anderer Grund könnte sein, dass die Triacs einfach schwach auf der Brust sind und Überkopfzünden bewusst vermieden werden soll (ist aber eine reine Mutmaßung...).

Meine 2 cent, Gruß, brausebär
 

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