Entspannung und Fokussierung

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David_MiS
David_MiS
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Hi,

ich habe mit der Zeit die Fähigkeit verloren naiv und offenherzig auf die Bühne zu gehen, verspanne mich davor schon und werde auch beim singen nicht lockerer. Das Ergebnis ist, daß viel Energie in die Körperspannung fliesst und Gesang und Performance darunter leiden.

Die Ursache ist sicher auf Perfektionismus zurückzuführen. Ich habe den Anspruch technisch und künstlerisch wertvolle Arbeit abzuliefern. An meiner Einstellung arbeite ich immer wieder, aber die Verspannungen sind quasi schon erlernt. Sobald ich den Proberaum betrete - verspannt. Wenn ich auf die Bühne gehe - verspannt. Wie ein automatisches Programm...

Kennt ihr denn solche Situationen und habt ihr Tipps für mich wie ich damit umgehen kann?

Grüße
David
 
Eigenschaft
 
Hallo !
Ohne einen Menschen persönlich zu kennen, ist es ziemlich schwierig, ihm Tipps zu geben, finde ich - die üblichen wirst Du ohnehin schon kennen oder (erfolglos) ausprobiert haben. Einen Teil der Naivität und Offenherzigkeit auf der Bühne, wie Du beschreibst, verliert man wohl im Laufe der Zeit, das hängt mit der wachsenden Routiniertheit zusammen. Wenn diese Verspannung aber schon zum festen Muster geworden ist, musst Du wahrscheinlich über Körperarbeit versuchen, sie aufzulösen oder ihr wenigstens entgegenzuwirken. Ich glaube nicht, dass das nur über den Kopf funktioniert.

Das ist jedenfalls meine Erfahrung - ich bin eher ein Kopfmensch, dazu ebenfalls perfektionistisch veranlagt und immer auf Tempo 180, kann nur schwer abschalten - also ideale Voraussetzungen für ein Zuviel an Spannung.
Man braucht aber auch als Musiker ein gutes Maß an Gelassenheit - das wird wohl auch das sein, was Dir fehlt.
Das einzige, was mir in der Hinsicht sehr viel gebracht hat und immer noch hilft, ist Yoga.
Ich bin durch regelmäßiges Yoga-Training um einiges ruhiger und gelassener geworden (und wieder viel gelenkiger sowieso ;) ) - es hat mir echt geholfen, mich wieder zu "erden", auf das Wesentliche zu fokussieren.
Den Perfektionismus und vor allem seine Schattenseiten - dass ich nie zufrieden mit mir bin, meinen Gesang nie gut genug finde etc. - habe ich mittlerweile akzeptiert, den werde ich in diesem Leben nicht mehr ablegen. Er hat ja auch Vorteile - man ist vor Selbstüberschätzung gefeit und von Größenwahn weit entfernt...
schöne Grüße
Bell
 
Zuletzt bearbeitet:
Aloha,

scheint ja ein weit verbreitetes "Problem" zu sein, Perfektionismus. Ich bin auch nie zufrieden, weil ich weiß dass es besser geht.
Live ist das bei mir anders, da zählt allein die Leute irgendwie zu pushen. Da lege ich irgend einen Schalter um...
So eine Verspannung zu lösen ist ganz schön schwierig. Irgendwer wird es sowieso sagen, also kann ichs auch tun: Du könntest ein Bierchen trinken vorher. Eins und ganz in Ruhe mit den Bandkollegen. Wir tun das sowieso immer (und machen dann auch während des Gigs weiter XD), aber ist nicht jedermanns Sache.
Ansonsten könnte es dir helfen, wenn du dich mal auf Video aufnimmst beim Proben. Dann siehst du genau, was da los ist und kannst eventuell gegensteuern.
 
Irgendwer wird es sowieso sagen, also kann ichs auch tun: Du könntest ein Bierchen trinken vorher. Eins und ganz in Ruhe mit den Bandkollegen.

Ich hab mich ja nicht getraut, das zu schreiben, aber es wäre auch mein Tipp gewesen ;)
 
*lach*
Ich dachte schon ich werde von ein paar Leuten angemault, wie ich solche Tipps geben kann. Jetzt sind wir wenigstens zu zweit XD
Uns hilft das immer, einfach ne halbe Stunde rumhängen und quatschen, dabei einen oder auch mehrere trinken. Aber gut, wir sind ne Rock n Roll Band, wir arbeiten nicht an unserem Limit, da geht das eher als in ner Metalband.
 
Hach ja ... mit Bierchen muss ich leider etwas kürzer treten ;) Eines oder zwei wirken bei mir nicht. Und mehr darf ich nicht, weil sonst irgendein Kack passiert. Letztes Jahr hat mich der Notarzt nach einem Auftritt dehydriert aufgesammelt, dieses Jahr plagen mich permanent Extrasystolen und Magenschleimhautentzündungen, was durchs trinken zusätzlich provoziert wird.

Wahrscheinlich bin ich einfach zu früh gealtert und sollte mich in ein Schrebergärtchen setzen anstatt Musik zu machen. Im Kopf 18 und körperlich 67 ... eine Qual...
 
Naja, es geht mehr um das rumhängen und das Ritual des Bier trinkens als dass ich es merken würde.
Aber wenn deine Gesundheit das verbietet, dann versuch es doch echt mal mit Yoga? Ist vielleicht gar nicht so schlecht.
 
Ich glaub Yoga ist mir zu sanft und träge. Da werde ich entweder nervös von oder schlaf bestenfalls ein :lol:

So die gängigen Dinge sind mir auch bekannt. Das einzige was bei mir entspannungstechnisch geholfen hat war Akkupunktur. Aber das ist ist etwas schwer umzusetzen in dem Umfeld ;)

Ich weiss auch nicht ... ich glaub ich such mehr so die Tipps, auf die man selbst nicht direkt kommt ... so nach dem Motto "wenn ich am Vortag ein Schwein geschlachtet habe gehts mir am nächsten Tag immer besser - probier das mal" :D
Irgendwas abgefahrenes das ich noch nicht ausprobiert habe, weil ich einfach nicht drauf komme.
 
Ich glaub Yoga ist mir zu sanft und träge. Da werde ich entweder nervös von oder schlaf bestenfalls ein :lol:

Hast Du eine Ahnung ! Da ist nix mit sanft und träge, mein Lieber - ich kann Dir versichern, ich bin relativ sportlich und durchtrainiert, aber bei meinem Yoga-Programm komme ich spätetens nach 10 Minuten ins Schwitzen.
Das Ganze nennt sich Power-Yoga - die indische Bezeichnung will mir gerade nicht einfallen - und da geht es körperlich schon zur Sache. Aber eben auch mental ! Man wird tatsächlich viiiiel gelassener, wenn man das eine Weile praktiziert.
Ich weiss nur nicht, ob es Dir tatsächlich helfen könnte. Du scheinst gesundheitlich ziemlich angeknackst zu sein. Ob es da "abgefahrene Tipps" gibt, die im Instant-Verfahren wirken, wage ich doch stark zu bezweifeln.
 
Deine Zweifel sind vollkommen berechtigt. Aber wenn ich in etwas noch weniger Vertrauen als in verschrobene Ritual-Praktiken habe, dann in Schulmedizin. Ich fands immer aufschlussreicher Ratschläge von Mensch zu Mensch zu bekommen, als von Fachidiot zu Mensch. ;)

Was das Yoga anbelangt ... ich werde mich mal näher damit befassen. Wurde mir ja schon öfter geraten. Ich habs bis jetzt noch nicht probiert und nur Vorurteile im Kopf. Aber Vorurteile sind bekanntlich getarnte Unsicherheit und müssen überwunden werden.
 
vielleicht wäre das hier eine Alternative zur Akupunktur für dich? Quasi jederzeit und überall selbst anwendbar. Am besten informierst du dich darüber bei einem entsprechenden Spezialisten - ob das in deinem Fall helfen kann, und wie es geht.
 
Sehr gute Idee, danke!
 
interessante Frage. Mir fällt da für live auch nicht viel mehr ein, als die Sachen, die schon genannt wurden. Ich stimme Bell* insofern zu, als es sicher ein Stück weit möglich sein sollte, die Kopfblockaden mit Körperarbeit zu lösen - da könntest Du Dir mal was von Moshé Feldenkrais besorgen. Ich hoffe, ich hab's richtig geschrieben, da gibt's etliche Bücher drüber.
Aber allgemein, wenn Du eher so gepolt bist wie ich und mit all diesem Teebeutelschwingenden-Bachblüten-Räuchserstäbchen-Bewegungstherapiekram nicht viel anfangen kannst (ich meine das nicht allgemein, sondern für mich und bin eher neidisch auf die, bei denen's funktioniert) - und dann auch noch das gepflegte Lockerungsbierchen ausfällt, wird's eng.
Ich war früher so ähnlich drauf und bei mir hat einerseits Sport geholfen (Mountainbike), allerdings eher das totale Auspowern als sinnvolle Körperertüchtigung. Zweitens war ich lange Zeit Sportschütze, was zu 90% reiner Konzentrationssport ist. Man lernt dabei, Streß, Unruhe, Anspannung in Gelassenheit umzuwandeln - das kann sehr hilfreich sein und Schützenvereine gibt's nun wirklich überall...
Drittens hilft eine gewisse Überheblichkeit dem Publikum gegenüber, ich bezeichne es gerne als "Mob" (bitte nicht weitersagen ;) ), heute bin ich allgemein wesentlich gelassener, da kann ich mir die Überheblichkeit sparen, die natürlich niemand bemerken sollte. Das ist eher so, wie das mit dem Sich-andere-Leute-in-Unterwäsche-vorstellen. Aber Fakt ist, daß die allermeisten Fehler, die einem live unterlaufen, vom Publikum nicht bemerkt werden (eine halbwegs brauchbare Band mal vorausgesetzt). Und das Publikum kümmert sich auch nicht wirklich drum. Die wollen eine gute Zeit haben und keine Unzulänglichkeiten zählen...
Keine Ahnung, ob Dir etwas davon hilft. Wenn's um das gute alte Perfektionismus-Problem im Studio ginge, das einen daran hindert, irgendwas gebacken zu kriegen, weil man unendlich lange herumdoktort und vom Hundertsten ins Tausendste gerät - hätte ich Dir evtl. helfen können, das habe ich nämlich selbst kürzlich hinter mich gebracht. Aber live bleibt es alles doch etwas vage fürchte ich...

Wenn Du's hinbekommst, sag' Bescheid was funktioniert hat...




p.s. da fällt mir evtl. doch noch etwas ein, muß ich aber erst nochmal durchdenken...
 
Ich glaub Yoga ist mir zu sanft und träge. Da werde ich entweder nervös von oder schlaf bestenfalls ein :lol:

So die gängigen Dinge sind mir auch bekannt. Das einzige was bei mir entspannungstechnisch geholfen hat war Akkupunktur. Aber das ist ist etwas schwer umzusetzen in dem Umfeld ;)

Ich weiss auch nicht ... ich glaub ich such mehr so die Tipps, auf die man selbst nicht direkt kommt ... so nach dem Motto "wenn ich am Vortag ein Schwein geschlachtet habe gehts mir am nächsten Tag immer besser - probier das mal" :D
Irgendwas abgefahrenes das ich noch nicht ausprobiert habe, weil ich einfach nicht drauf komme.

Vielleicht, auch wenn das gar nicht abgefahren ist, wuerd es Dir helfen, Dir erstmal klar zu werden, was Du nu eigentlich willst.

Deine Zweifel sind vollkommen berechtigt. Aber wenn ich in etwas noch weniger Vertrauen als in verschrobene Ritual-Praktiken habe, dann in Schulmedizin. Ich fands immer aufschlussreicher Ratschläge von Mensch zu Mensch zu bekommen, als von Fachidiot zu Mensch. ;)

Was das Yoga anbelangt ... ich werde mich mal näher damit befassen. Wurde mir ja schon öfter geraten. Ich habs bis jetzt noch nicht probiert und nur Vorurteile im Kopf. Aber Vorurteile sind bekanntlich getarnte Unsicherheit und müssen überwunden werden.

Da sagste was. Alexander-Technik ist mir letztens (ich glaub sogar hier am Board) ueber den Weg gelaufen, das duerft grad bei Verspannungen gut sein.

Was den Perfektionismus angeht - angespannt bin ich selber auch immer, ich arbeite dran :) Es hilft, sich zu denken, die meisten hoeren's eh ned, wennst patzt, und die, die es hoeren, da ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die selber ab und an auf der Buehne stehen und wissen, wie's ist. Also, gib Dein Bestes, das sollt's dann schon tun ;)
 
Zu einem gewissen Grad hat jeder dieses Lampenfieber. Die Symptomoe die du beschreibst (Extrasystolen,..) deuten auf eine sehr hohe Nervosität hin.

Bist du ein eher sedentärer Mensch? Das einzige, was dich wirklich aus deinem Kopf herauskriegt ist ein Sport, der dich physisch fordert und ausgeglichener werden lässt. Das Problem lässt sich nicht im Kopf lösen - sich aus Stress herauszudenken ist nicht wirklich erfolgreich.

Entspannungsübungen (Yoga, Meditation,...) sind sicher zusätzlich noch hilfreich und sollten dir nach längerer Übung (6 Monate+) Ergebnisse bringen. Das Problem besteht meistens darin, dass deine Amygdala ("Reptilgehirn") Ängste auslebt und deine Muskulatur/Atmung/... reagiert darauf und verspannt. Unsere Großhirnrinde ist dazu da diese oftmals irrationalen Ängste zu unterdrücken und deinen Kopf "freizukriegen".

Sport setzt die nötigen Hormone/Neurotransmitter frei um das zu unterstützen und Konzentrationsübungen helfen dir, diese Ängste zu unterdrücken und dich normal funktionieren zu lassen.

Patentrezepte gibts zwar nicht - aber wenn du ein Sport- oder Bewegungsdefizit hast würde ich da starten. Entspannung zu üben ist ebenfalss gut - viele "Perfektionisten" müssen Entspannen lernen.

Ernährung ist die nächste wichtige Komponente, wenn du vor einem Auftritt zu wenig trinkst/zu wenig Kohelnhydrate inne hast, dann wirst du dich nervös fühlen und vielleicht anfangen etwas zu zittern - und das hilft nicht.
 
Schonmal was von progressiver Muskelrelaxation gehört? Dabei geht es darum, verschiedene Muskelpartien erst so stark es geht anzuspannen und dann stufenweise die Spannung zu lösen. Ich bin selbst ein eher energiegeladener, hibbeliger Typ und finde das Konzept für mich sehr gut.

http://de.wikipedia.org/wiki/Progressive_Muskelentspannung
 
Danke für eure vielfältigen Ratschläge. Ich denke die Mischung aus Aktivität und Entspannungstechniken, die ihr mir vorschlagt werden letztlich schon der Schlüssel sein. Ich bekomme das ja auch von anderer Seite immer wieder zu hören. Bin halt sehr unfit aufgewachsen, da ich mich von klein auf wegen einer Motorik-Schwäche nicht gerne bewegt habe.

Ich hab' bei Sport ein ähnliches Problem wie bei der Bühnenperformance - ich verspanne mich bei der Ausführung, interpretiere eine schnelle, oberflächliche Atmung als bedrohlich und bin danach irgendwie viel zu lange am pumpen, bevor sich langsam eine Entspannung einstellt. Dazu krieg ich immer so Sachen wie pochender, hörbarer Puls im Ohr und Ohrensausen. Da hat man nicht viel Lust auf Bewegung.

Naja, bevor mich der nächste jetzt auf eine Couch verfrachtet und mich fragt, was ich denn für ein Verhältnis zu meinem Vater habe, mache ich an dieser Stelle lieber mal nen Punkt und werde demnächst nochmal versuchen ein geeignetes Bewegungs- und Entspannungs-Konzept für mich zu finden. ;)

Danke nochmal an alle.
 
Vielleicht auch mal einfach was ganz anderes probieren, auch musikalisch.
Irgendwas was Neuland fuer Dich ist und wo Du wieder "naiv" und ohne Erwartungshaltung rangehen kannst.
 

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