Entscheidungshilfe: Victory V100 vs Friedman SS100/BE100

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Hi Leute,

ich hab ein Luxusproblem und bräuchte mal euren Rat:

Ich mag flexible Mehrkanaler mit warmem, runden aber direktem Cleansound in Kombination mit einem absolut authentischem Plexi-Crunch Sound, der knuspelt und splatzt ohne dabei aufdringlich zu quietschen (wie manch early Metal Panel Super Lead JMP), aber auch nix wegmulmt.

Ich besitze bereits einen Cornford MK50II, aber die Leute von Victory, mit denen ich mal wegen eines Ersatzteils Kontakt hatte, schwören drauf, dass der V100 nochmal ne Spur besser sein soll. (Müssen sie ja auch, wenn sie die Amps verkaufen wollen ;-) ).
Der MK50H-II ist seit längerem mein Hauptamp, weil er einfach immer gut passt. Er hat schon so manchen Boliden vom Thron geschubst (Müller Nighthawk, Marshall JVM410, Diezel VH4...). Der Müller war schon nahezu perfekt, aber er bliebt nicht ganz so lange clean, wie ich das gern gehabt hätte. Ich möchte schon etwas Endstufe hören, bevor die Vorstufe umkippt. Ist bei 100W natürlich nicht so einfach...

Der Friedman BE100 wurde mir schon oft nahegelegt, aber heute hab ich mich noch etwas mehr in den SS100 (echt undankbare Initialen) eingelesen und eingehört. Gefällt mir sehr gut.

Nun bin ich etwas ratlos, ob der MK50 -> V100 Upgrade schon optimal ist, oder ob ein SS100 die extra Kohle wirklich wert ist.

Hat die von euch mal jemand nebeneinander gespielt und kann was zu den Unterschieden bzw. Gemeinsamkeiten sagen?

Vielen Dank!
 
Eigenschaft
 
Ich kenne den V100 nicht. Leider!
Besitze aber einen Cornford MK50II, kenne alle Friedman Amps und habe aktuell noch einen SS100.

Der Cornford ist meiner Meinung nach einer der besten Mehrkanaler die je gebaut wurden.
Sie klingen extrem saftig im Gain, sind sehr dynamisch und reagieren grandios auf den Volume Poti und alle Nuancen der gesamten Signalkette.
Das einzige Manko, was aber wiederum auch seine Stärke ist, ist der etwas analytische Sound und die Härte im Attack.
Manche würden das als kalt und steril beschreiben, andere wiederum als artikuliert und definiert.

Der Brown Eye ist ja die Basis aller Friedman Amps. Er klingt sehr komplex und ist meiner Meinung nach in den Bässen sehr gut abgestimmt. Der Amp ist zweifellos eine Macht. Klingt schon sau gut. Je nach Version leicht unterschiedlich. Die ganz neuen klingen etwas moderner als die alten.
Der Unterschied zum Cornford ist, dass durch die Drossel der Amp mehr federt im Attack. "Chewy" liest man da im Amiland ganz oft.
Im Bandkontext muss ich sagen, dass sich mein Cornford immer besser durchgesetzt hat und der BE100 da oft abgesoffen ist im Vergleich bzw. Ich den BE etwas lauter spielen musste. Dazu finde ich, dass die Amps bis auf den Attack auch deutliche Parallelen hatten. Somit blieben die BE100 nie lange. Es war mir für den Preis einfach zu viel Parallelen zum Cornford da. Der clean macht das was du willst. Extrem Übersteuerungsfest. Ist ähnlich wie beim Cornford nur etwas mehr VOXISH Mitten.

Der SS100 den ich habe hat bereits die neuen Synergy Mustard Caps. Dadurch kling der Amp in den Mitten runder und wuchtiger. Der technische Unterschied zwischen BE und SS sind lediglich 4 Bauteile. Das macht aber genau den Touch aus. Komplexität und Bassverhalten ist ähnlich. Der SS100 klingt mMn deutlich mehr nach nem hot rodded Plexi. Kann da bisschen mitreden, denn ich habe 4 alte Plexis von 71-73. Der SS100 ist in der Vorstufe weniger gefiltert. Dadurch ist der Attack noch weicher als beim BE100. Auch deutlich weicher als bei meinen 70er Plexis, wobei die ja ab 67 immer stärker gefiltert wurden. Macht aber Spaß zun spielen der SS100. Er hat ne kleine Idee mehr Gain als der BE, das sich aber ganz gut regeln lässt. Der Amp will aber trotzdem immer tendenziell ne gute Schippe Gain haben (erst dann geht die Sonne auf) und alle Abstufungen dann am Volume Poti regeln. So macht es der Steve Stevens ja auch und dafür ist der Amp auch ausgelegt. Der SS100 hat zwei Bypass Kondensatoren weniger und komprimiert daher nicht so sehr wie der BE100 und hat bei Bedarf kantiger Höhen (=Plexi). Dadurch klingt er eben nen kleinen Tick rauer und setzt sich super durch. Durch die schwächere Filterung und das mehr an Gain fällt das aber erst nach einiger Zeit im A/B Vergleich wirklich richtig auf. Der Clean ist auch übersteuerungsfest aber deutlich mehr Fender Twin im Sound.

Der V100 hat wie der Cornford auch keine Drossel. Dadurch vermutlich wieder deutlich härter in der Wiedergabe als die Friedman amps.

Wenn du nen Amp suchst, der dir etwas anderes gibt als der Cornford würde ich dir ganz klar zum SS100 raten. Der SS100 hat etwas weniger Knöpfe und Möglichkeiten als der BE. Low Gain settings und so zeug funktionieren beim letzteren besser. Wobei ich finde, dass es für diese Disziplin grundsätzlich bessere Amps gibt und man die Amps sowieso immer 99% mit nem Lieblingssetting spielt. Der SS100 grenzt sich deutlich vom Cornford ab.

Wenn du noch Fragen dazu hast, liebend gerne.
 
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Hi und vielen Dank für dein ausführliches Feedback. Ich würde dir gern ein paar Kekse reinwerfen, aber ich hab seit meinen letzten Keksen an dich noch nicht genug andere User mit Naschereien versorgt ;-)
Bin aber auch nicht mehr so oft im Board gewesen in letzter Zeit.

Wenn ich deinen Schilderungen so folge, dann würde ich mich deiner Vremutung anschließen, dass der SS100 für mich die bessere Ergänzung wäre als der BE100.
Auch wenn ich den Begriff "Hot Rodded Plexi" wirklich überstrapaziert finde, weil der oft in stinknormale JCM800-Regionen reininterpretiert wird. Ein JCM800 ist cool, keine Frage, aber mir einfach nicht filigran genug.

Mir ist eine dezidierte Saitentrennung bei gleichzeitig kräftigem (nicht wuchtigem!) BottomEnd sehr wichtig. Präsenz durch asreichend Hochmitten und Höhen sollte dezent aber spürbar vorhanden sein. Es ist dieses Knuspern, wenn man die Saiten nur mit dem Plek anreißt, das ich so wahnsinnig liebe. Das kommt ja meistens mit höher aufgedrehtem Presenceregler mehr zur Geltung, aber dann werden viele Amps auch gleich zu schrill. Das konnte der Müller hervorragend und das kann auch der MK50II ganz hervorragend.
Mein Bogner XTC Classic hat da zum Beispiel andere Qualitäten. Der klingt wieder sehr viel runder und nicht so direkt wie der Cornford oder auch mein Matchless Independence.

Der Matchless, wo wir gerade dabei sind, hat insgesamt ein recht höhenlastiges Zerrbild. Das kommt wahrscheinlich auch von den furchtbaren JJ EL34. Hier werde ich mal noch ein bisschen tweaken. Aber der setzt sich im Kontext ausgezeichnet durch. Den hört man immer raus. Manchmal auch etwas zu sehr...

Meine Real-Plexi-Erfahrungen sind auch fundiert, würde ich mal sagen. Vom 67'er JMP50, über mehrere 69-73'er Super Bass und Super Lead bis hin zu späteren JMPs hatte ich auch alles. Ich erinnere mich noch sehr gern an meinen Anfang 70'er Super Bass. Das war der beste von allen, eben weil er nicht so schrill war wie die Super Leads. Ist der Unterschied zwischen BE100 und SS100 auch etwa auf diesem Niveau anzusiedeln wie der Unterschied zwischen Super Lead und Super Bass?

Einen SS100 bekommt man aktuell recht schwer gebraucht. Eine V100 überhaupt nicht und ich habe das Gefühl, dass es Victory mit dem Absatz der größeren Amps sehr schwer hat, weil die zu billig sind. Klingt komisch, aber ich glaube, wenn die nen anderen Namen hätten und die Amps 1000 Euro teurer wären, würden die besser laufen. Soll heißen, dass ich glaube, dass man den V100 nicht mehr lange bekommen wird. Auch der V50 und der V10 sind bereits aus den Läden verschwunden. Selbst bei Andertons.co.uk sind die nicht mehr gelistet.
Martin Kidd ist einfach zu gut für diese Welt. ;-)

Hat den V100 hier schon mal jemand gespielt? Weitere Wortmeldungen sind gern gesehen.
 
Geil was du alles schon an Plexis hattest. So ein 67 und ein super bass wären auch noch auf meinem Zettel.

So krass wie SL und SB ist der Unterschied nicht. Der SB hat ja doch deutlich weniger Aggressivität und viel mehr Bass als der SL.
Der SS100 klingt von der Gain Textur einfach komplexer und reichhaltiger. Liegt aber bei meinem auch mit an den Synergy Caps.
Der BE100 klingt etwas ausgedünnter im Vergleich - obwohl der BE alles andere als dünn klingt.

Der SS100 klingt meiner Meinung nach einfach etwas organischer und der BE100 moderner.
 
Der SS100 klingt meiner Meinung nach einfach etwas organischer und der BE100 moderner.

Das ist ein Vergleich mit dem ich was anfangen kann. Es sind wahrscheinlich diese modernen Plexi-Derivate, die ich immer als zu dünn empfunden habe, weil sie im Klangbild ein sehr übersichtliches Frequenzband anbieten. So war das zum Beispiel bei meinem Custom Audio OD100+ (mit PT100-Konfiguration). Das was kam, klang gut, aber ich hatte immer das Gefühl es würde was fehlen. Das war beim MK50 immer anders. Da kommt ein breites Band an Klängen, die aber trotzdem noch eine klare Saitentrennung auch bei offenen Akkorden in höheren Gainlagen bietet. Das ist für mich schon die Königsdisziplin bei Hi(gher)Gain-Amps.

Klarheit, Druck, Präsenz und Wucht in einem Paket sind nicht so leicht zu kombinieren. Erst Recht nicht, wenn dann noch ein sehr guter Cleansound dabei sein soll.
 
Hi Seppo

den V100 habe ich lediglich nur kurz anspielen können, ein Traum!
Ich liebe die Cornford Amps und ebenso wie QOTSA_LOVER finde ich das der MK50 einer der besten Amps ist die ich bisher gehört habe.

Aus diesem Grunde habe ich mich für den neuen Victory VX100 Super Kraken entschieden und könnte glücklicher nicht sein.
Sicherlich eine etwas andere Baustelle, aber die Soundvielfalt und der integrierte Boost machen ihn einfach unglaublich vielseitig!
Vielleicht wäre das ja Mal etwas zum antesten?
Ich bin auch eher im Classic Rock und 80's Sound unterwegs und der Super Kraken meistert dies mit Bravour.

Beste Grüße
Sash
 
Wenn das nicht überzeugt, weiß ich auch nicht:


--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Hab mich heute kurzerhand für nen gebrauchten SS100 entschieden. Bin gespannt wie er sich macht. Aus den Demos mit Steve Stevens und auch Doug Rappaport höre ich viele Anleihen meines ehem. Müller Nighthawk raus. Nur eben mit einem scheinbar etwas stabileren Cleankanals...ich bin echt gespannt.

Danke auf jeden Fall schonmal an alle Tippgeber!
 
So, liebe Leute. Der SS100 ist da.

Eine gute Wahl, denn zumindest der MK50II ist zum SS100 sehr verschieden. Ich hab die beiden zusätzlich noch mit einem Bogner Ecstasy Classic verglichen und die Unterschiede sind schon sehr interessant.

Mit Victory hab ich zwischenzeitlich nochmal Kontakt gehabt und es wurde mir erneut bestätigt, dass der V100 nochmal ne Schippe auf den MK50II drauflegen soll. Mehr Leistung, bessere Saitentrennung, umschaltbar von 30 auf 100 Watt, Reverb etc. So zumindest die Infos von Victory.

Wen es interessiert: Victory nimmt die handwired Modelle (V10, V50 und V100) langsam aus dem Programm, weil die sich nicht so gut verkaufen, wie die günstigeren (platinenbasierten) Lunchbox Modelle. Ich kann es nicht verstehen. Der V100 ist handwired und pickepacke ausgestattet. Und das für 1900 Euro neu. Andere Hersteller würden sowas niemals unter 2500 Euro anbieten.

Der SS100 erinnert mich übrigens extrem stark an meinen ehem. Müller Nighthawk. Der hatte zwar noch etwas mehr Fülle untenrum, aber das kann auch täuschen, weil ich den Nighthawk immer an einer anderen Box gespielt habe.
 
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Rein von der Optik ist der V100 imho auch weniger gelungen als die "Blechkisten". Man denkt ja sonst das Gegenteil, passt aber iwie ganz gut. Da hätte ich dann z.B. fast lieber nen Kraken als nen V100.
 
Rein von der Optik ist der V100 imho auch weniger gelungen als die "Blechkisten". Man denkt ja sonst das Gegenteil, passt aber iwie ganz gut. Da hätte ich dann z.B. fast lieber nen Kraken als nen V100.
Geschmack ist eben verschieden. Ich möchte keine Blechkiste haben, aber der V130 sieht super aus. Beim V100 stört mich nur das Zigzag Muster der Potis etwas.
 

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