Holt der AOR den Ton nicht aus der Vorstufe? Wenn dem so ist, würde ich an deiner Stelle lieber die Finger von einem Attenuator lassen und mit dem Masterregler den Verstärker leise machen. Das klappt mit meinem 100 W Head an einer 2x12 tagsüber ausgezeichnet und liefert alle Male bessere Ergebnisse, als ein weit aufgedrehter Masterregler, der über einen Attenuator wieder dumpf gemacht wird.
Den derzeit angesagten Röhrenverstärkern im Miniformat stehe ich inzwischen skeptisch gegenüber. Sofern Du auschließlich eine zerrende Endstufe haben möchtest, könnte eines der vielen 1 W Modelle (z.B. von Blackstar) etwas für dich sein, wobei auch die Dinger
sehr laut werden können. Wenn Du allerdings weiterhin auf Vorstufenzerre stehst, besteht, wie ich es oben schon angedeutet habe, kein Unterschied zwischen einem 10 W und einem 100 W Verstärker. Entscheidend ist, dass der Masterregler richtig funktioniert.
Wenn Du deinen AOR babygerecht spielen möchtest, der Masterregler aber nicht das wahre ist, habe ich zwei andere Vorschläge für dich, der eine ist vielleicht sogar noch günstiger, als ein Attenuator oder ein neuer Verstärker:
1. Kannst Du ein zusätzliches Potentiometer in den Effektweg hängen. Das funktioniert dann wie bei modernen Zwei- und Dreikanalverstärkern als Kanallautstärkeregler vor dem Master. So etwas kannst Du selbst basteln oder Du nimmst ein 25 kOhm Volumepedal bzw. ein vorgefertigtes Poti in einem Gehäuse. Ein Forumsmitglied hat jüngst beschrieben, was da für neue Klangwelten drin sein können. Ich schaue mal nach, wer das war und wie der Hersteller dieses Fertiggeräts hieß.
2. Das, was ich mache, wenn ich nachts spielen möchte: Loadbox und Lautsprechersimulation über Kopfhörer. Inzwischen gibt es da eine ganze Palette an Fertiggeräten (mein Favorit: Palmer PGA-04, stattdessen auch Palmer PDI-03, TAD Silencer*, Mesa Cabclone, Jet City Jettenuator*), Bausätzen (TubeTown Tonehound) und Kombinationen (Behringer GI-100 Ultra G mit einem Lastwiderstand hinten dran). Natürlich benötigst Du dann noch einen Kopfhörerverstärker und Kopfhörer. Der Unterschied dieser Lösung zu einem richtigen Lautsprecher ist der, dass ein mikrofonierter Lautsprecher nachgestellt wird, Du also einen studio- oder PA-tauglichen Ton hast, der nicht mehr weiter verbogen werden muss. Das klingt zunächst etwas ungewohnt, gibt sich aber sehr schnell. Ich spiele, wie gesagt, über eine PGA-04 und war bei meiner letzten Verstärkeranschaffung schwer beeindruckt, wie nah man an den Klang eines 100 W Halfstacks in drei Metern Entfernung kommen kann.
* Diese Geräte sind Attenuatoren, die sich auch als Loadbox verwenden lassen.
Nachtrag:
Hier ist dieses besagte Poti mit Gehäuse aus den USA. Es gibt aber auch einen Hersteller aus Deutschland, der so etwas zusammenlötet. Link folgt hoffentlich gleich.
Nachtrag 2:
Hier findest Du die Somo Volume Box aus Deutschland, die
@TheShadow verwendet.
Hier ist die Diskussion im Mesa Userthread zu dem Ding.
Zum Eigenbau nimmst Du ein Potentiometer (ich meine, dass es in der Größenordnung 25 kOhm liegen und ein logarithmisches sein sollte), legst 1 auf Masse, 2 an den Ausgang (der mit der Returnbuchse des Effektwegs verbunden wird) und 3 an den Eingang (der mit der Sendbuchse verbunden wird). Das ganze kommt dann in ein Metallgehäuse und fertig ist die Laube.