Ich entschuldige mich schon mal im Voraus für den folgenden Textwall, bezogen auf deine Grafiken.
Bild 1: Zugegeben: Deine harmonische Situation hier bringt einige Probleme der enharmonischen Situation mit sich. Du alternierst hier zwischen folgenden Akkorden: Es-Dur, E-Dur, es-moll, as-moll, As7. Du schreibst nun einige Töne so, dass diese Akkorde überhaupt nicht ersichtlich werden. In Takt 13 (deinem zweiten Takt) zum Beispiel ertönt zu Beginn ein einfacher E-Dur (oder fes-moll) Akkord. Geschrieben ist er aber als eine Mischung aus E-Dur und fes-moll, was sehr umständlich zu lesen ist (v.A. für den Dirigenten, welcher sich einen harmonischen Überblick über dein Stück verschaffen will). Das heisst: Schreibe entweder Gis (statt As) in Oboe und Klarinette, oder Fes und Ces (statt E und H) in Flöte/Oboe/Klarinette/Fagott. Dasselbe gilt für viele anderen Stellen, so auch im ersten Takt (Takt 12), in Takt 16/19 (das H in der Klarinette passt nicht zu as-moll. Nimm entweder ein ces hier oder schreibe die anderen Instrumente nach gis-moll um.)
Das Hauptproblem ist aber erst einmal, dich bewusst für einen bestimmten Akkord zu entscheiden: Also, e-moll oder fes-moll? as-moll oder gis-moll? Es-Dur oder Dis-Dur? Deine gewählten Harmonien machen diese Wahl nicht leicht, denn in jedem Fall ist die Lösung nicht optimal, du musst wohl Kompromisse eingehen. Deine Schreibweise sieht hauptsächlich so aus, als würdest du in e-moll/Es-Dur/es-moll/as-moll schreiben (bis auf die erwähnten inkonsistenten Stellen). Dies hat den Nachteil, dass du häufig zwischen zwei chromatisch alterierten Akkorden derselben diatonischen Basis wechseln musst, d.h. zwischen e-moll und Es-Dur/moll, was viele übermässige Primen und ein gleichförmiges, nur von Versetzungszeichen geprägtes Notenbild verursacht. Ein Wechsel zwischen e-moll und Dis-Dur/moll wöre hier viel angenehmer zu lesen - andererseits aber ist Dis-Dur eine äusserst unbequeme Tonart (du müsstest z.B. deine Gs durch Fisis ersetzen). Daher als letzte Alternative: Fes-Dur und Es-Dur/moll. Das gibt dir wiederum zwei Akkorde welche eine kleine Sekunde voneinander entfernt sind (statt einer übermässigen Prim), erlaubt es dir im selben B-Kontext zu bleiben, und benötigt keine Doppelkreuze/Bs.
Ich habe nun aber keinen Überblick über den Rest des Stückes. Was ich aus den folgenden zwei Bildern jedoch schliesse, ist dass du dich generell um einen e-moll/dur Raum bewegst, was die Benutzung von Fes-Dur unpassend machen würde. Wie gesagt, es gibt hier keine optimale Lösung. Entweder bleibst du bei e-moll und Es-Dur/moll, oder du nimmst eine der Varianten e/dis oder fes/es. Alle haben, wie erwähnt, Nachteile. Wichtig ist allerdings vor allem eines: Sei klar in deiner harmonischen Entscheidung. Wie auch immer du dich entscheidest, setze die Entscheidung konsequent um. D.h. kein as-moll Akkord mit H! Und kein E-Dur Akkord mit As!
Zuletzt noch: Das Horn-solo zum Schluss: Hier gilt ebenfalls, das H passt nicht in den implizierten as-moll Akkord. Ein Ces wäre logischer. Ebenso wäre ein Fes logischer zwischen Ges und Es in Takt 20. Dies mag die Hornstimme etwas gar B-Lastig erscheinen lassen, aber bedenke: Bis jetzt sind deine Stimmen noch klingend notiert. Die Hörner, Klarinetten, etc. werden aber in ihren Stimmen transponierte Fassungen in F/B etc. haben (es sei denn du schreibst für Klarinetten in A), was die Anzahl von Bs noch mal reduziert. Bei bläserlastigen Stücken ist es daher gar nicht so schlecht, eher mal mehr Bs als Kreuze zu brauchen. (Da eine Mehrzahl der Bläsertranspositionen die Anzahl von Bs wieder verringern)
Bild 2: Die übermässige Prim wirst du kaum vermeiden können - es sei denn, du schriebest statt E ein Fes oder statt D ein Cisis - aber lass das mal bleiben. Generell ist zwar eine kleine Sekunde vorzuziehen, aber bei 3 oder mehr chromatisch aufeinanderfolgenden Tönen sind übermässige Sekunden absolut normal.
Ich würde aber trotzdem vorschlagen, in der Flöte (wie in den meisten anderen Instrumenten) in einem Kreuz-Bereich zu bleiben, da wir uns offensichtlich in einer e-moll-Umgebung befinden. Das Es würde so zum Dis und klaren e-moll Leitton und du wärest konsistent über alle Instrumente hinaus (dies mag nicht primär wichtig für den einzelnen Orchestermusiker sein, der Dirigent wird es dir aber danken!). Last but not least vermeidest du so das ges: Wenn du schon eine Tonartvorzeichnung mit einem Kreuz hast sollte sich deine Notation auch dessen bedienen, also tatsächlich ein Fis benutzen. Andernfalls könntest du gerade so gut ohne Tonartvorzeichen schreiben. (Aber in diesem Fall denke ich eine e-moll Vorzeichnung macht schon Sinn. Also schreibe auch in e-moll.)
Die chromatisch absteigende Klarinettenlinie würde
ohne Kontext eher als E-Es-D-Des geschrieben, da bei absteigenden Linien Bs vorgezogen werden. In deinem Fall aber ist deine Notation absolut korrekt - wie gesagt: wir sind in ~ e-moll.
Celli und Bässe: Wie in der Flöte: Schreibe Dis statt Es. Dies gibt dir erstens kleine Sekunden statt alterationen zwischen übermässigen Primen, welche optisch unklarer sind, und macht harmonisch mehr Sinn (Leitton zu E).
Bild 3: Keine Einwände. Ich hätte das gleich notiert. Hier befinden wir uns in einer E-Dur Harmonik (teils mit Sept), daher macht es Sinn bei Kreuzen zu bleiben. Dies gibt das harmonisch klarste Bild.
Das wiederholte Auflösungszeichen auf dem F in der Bratsche ist nicht wirklich nötig - aber besser ein Erinnerungs-Versetzungszeichen zu viel, als zu wenig (um so mehr, je chromatischer die Tonsprache).
Ich habe den Verdacht, dass viele deiner Probleme von einer direkten Notation in den Computer kommen. Ich schlage dir daher vor, dich an ein Klavier zu setzen (falls etwas ähnliches bei dir vorhanden ist) und die Akkorde Stück für Stück zu spielen. Dies wird dir klarer aufzeigen, welche Akkorde du eigentlich verwendest, und dir bei der harmonischen Notation helfen.
Noch etwas zur Rhytmik: Ich habe einen Dreivierteltakt. Sind dort 2 Viertelnoten mit Punkt unüblich? Muss ich, um den 2. Taktschlag nicht zu "übergehen" das ganze mit Überbindungen notieren? Also Viertel+Achtel gebunden und Achtel+Viertel gebunden.
Zwei punktierte Viertelnoten im Dreivierteltakt sind völlig gang und gäbe. Klar: Generell wird dazu geraten die einzelnen Schläge nicht zu verwischen, aber bei solch einfachen rhythmischen Mustern wären Überbindungen ganz klar zu viel des Guten. In "Neuer Musik", welche sich extensiv komplexer Rhythmen bedient, ist es üblich die Schläge sehr streng zu unterteilen um eine komplexe Situation nicht noch unübersichtlicher zu machen - aber in deinem Fall, in einer relativ traditionellen Rhythmik, ist das nicht nötig. Zwei punktierte Werte anstelle von dreien ist ein so häufiges und gebräuchliches Muster, dass sich kein Musiker den Kopf darüber zerbrechen wird, was damit rhythmisch gemeint ist.