Endstufen HIFI / PA

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Hi Leute!

was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer PA und einer HIFI Endstufe?

Wenn ich jetzt angenommen eine HIFI und eine PA Endstufe mit gleicher RMS Ausgangsleistung habe, dann müsste ich doch auch die HIFI statt der PA Endstufe nehmen können.
Wenn dem nicht so ist, dann würden mich da die Technischen hintergründe interessieren.
(aber bitte keine Antworten wie: das merkt man doch schon am Gewicht, dass ne PA Endstufe anders ist, oder an HIFI ist kein Speakon ;) )

Gruß Sebi
 
Eigenschaft
 
HiFi-Endstufen sind für den HiFi-Betrieb gedacht, d.h.:

  • Mehre Eingänge, meistens in Cinch ausgeführt
  • Dadurch auch auf andere Eingangspegel ausgelegt
  • Meistens Regler wie EQ, Pan usw
  • Anderes Design (keine Rackohren)
  • Nicht für den häufigen transport ausgelegt (Art des Gehäuses, u.U. auch Gewicht)
  • weniger Leistung (was wäre wenn zählt hier nicht. In der Realität haben PA-Endstufen eben mehr Leistung)
  • Andere Schaltungskonzepte bedingt durch andere Prioritäten


Eine PA-Endstufe hingegen:


  • Symmetrische Eingänge in XLR oder TRS ausgeführt
  • Line-Pegel (manchmal umstellbar)
  • Bis auf Gain und Einschaltknopf nichts Regelbares (integrierte DSPs sind eine andere Geschichte)
  • Effizienz udn Gewicht spielen eine Rolle
  • 19''-Gehäuse mit Rackohren
  • Je nach Typ sogar für Lasten unter 2 Ohm geeignet

Das ließe sich nicht lange weiterführen... ;)
 
HEADROOM und Schutzschaltungen! Eine HiFi-Endstufe verstärkt komprimierte und gemasterte Musik mit relativ geringer Dynamik, also Spitzenpegel kaum höher als Durchschnittspegel. PA-Endstufen dagegen verstärken oft recht dynamische Signale, d.h. sie brauchen viel mehr Dynamikreserven und funktionierende Limiter.

Viele Grüße
Jo
 
@ Nail.16: Ich denke, du verwechselst Hifi-Endstufen mit Vollverstärkern. Letztere haben die beschriebenen vielen Eingänge und Einstellmöglichkeiten, während die Endstufen wie im PA-Bereich nur einen Eingang haben (manche noch einen zweiten, symmetrischen) und sonst nur Pegelsteller, höchstens noch einen Umschalter für ein zweites Paar Ausgänge.

@ mix4munich: Es ist eher umgekehrt. Hifiverstärker können hohe Spitzenleistungen, aber keine hohen Dauerleistungen. Das erkennt man neben Trafo- und Transistorauslegung auf den ersten Blick am fehlenden Lüfter, der nötig wäre, um die bei Class AB und hohen Dauerleistungen entstehende Hitze wegzuschaffen. Das heißt, man rechnet hier nicht mit viel Hitze, demnach trotz geringer Effizienz nicht mit viel nötiger Leistung, trotz hoher und durchaus korrekter Leistungsangabe.
Wir haben das schonmal experimentell ermittelt. Hifiendstufe aus gutem Hause mit 2x400W gegen PA-Amp mit gleicher Leistung. Oszi dran, Sinus drauf, Hifi bricht kurz darauf ein, irgendwann löst die Sicherung der Endstufe aus. Dann Musik bis geradeso Clipping, beide können das laut Oszi gleich gut, aber Hifiendstufe schaltet nach wenigen Minuten ab.

Weitere Unterschiede sind oftmals die Haltbarkeit unter Mobilbedingungen. Das Gerüttel und Geschüttel jeden Tag machen Hifiendstufen selten lange mit.
 
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Hallo Jens, Deine Messergebnisse zweifle ich nicht an, eher schon die Verallgemeinerbarkeit - wer hat schon eine 2*400 Watt-HiFi-Endstufe? Ist das ein für Dynamik-Enthusiasten gebautes Modell? Ich hatte in meinem Leben drei oder vier Stereoanlagen, und die (sowie die all meiner vielen Buddies damals) hatten alle zwischen 2*30 und 2*80 Watt (damals noch Sinusangabe, also rund 10 bis 20% weniger nach RMS gemessen). Darüber wurden Radiomusik und Platten, MCs und CDs gehört. Alles einigermassen komprimiertes Zeug, aber das war größtenteils in der Zeit vor dem totalen Loudness-War. Nur hin und wieder wurden die eingebauten Endstufen bei Parties gefordert.

Wenn ich "PA-Endstufen" sage, meine ich auch weniger die heutigen Digi-Wattmonster-Amps, welche ihre (angeblichen) RMS-Leistungen nur für kurze Bursts liefern können, Crest-Faktor von rund 12dB. Ich meine z.B. meine Dynacord CL-1600, die laut Dynacord-Datenblatt eine Impulsleistung von 70 bis 80% über der RMS-Leistung hat. Ein paar schnell recherchierte HiFi-Endstufen liegen in ihrer Spitzenleistung nur 20 bis 35% über der Dauerleistung.

Allerdings hätte ich hier noch einen alten Allerwelts-Receiver rumfliegen, den ich Dir zum Vermessen zur Verfügung stellen könnte (mit Bitte um anschliessende Benutzung oder Entsorgung). Wäre die Messung noch einmal an dieser Kiste durchführbar?

Viele Grüße
Jo
 
Diese Auslegung ist im Hifi-Bereich gang und gäbe, selbst bei Vollverstärkern. Ich habe hier einen ca. 15 Jahre alten Yamaha, der liefert die angegebene Leistung auch nur kurzzeitig, dann sind die Elkos leer. An 8 Ohm geht das deutlich besser als an 4 Ohm oder gar den spezifizierten 2 Ohm. Wenn deine Stereoanlagen nach Sinus gemessen maximal 80W hatten, heißt das nicht, dass sie bei hohen Crests nicht auch 160W raushauen konnten. Die Frage ist immer, wie die Leistungsmessung gemacht wurde. Und genau da sind wir auch bei deinem Dynacord-Amp. Der macht seine 700W an 4 Ohm über eine längere Zeit, aber auch nicht dauerhaft. Das kann der Trafo nicht unbegrenzt, er ist zu klein. Er leistet aber in den Spitzen noch eine gute Ecke mehr, wie du schon geschrieben hast. Genauso ist es eben auch mit Hifiverstärkern und modernen Schaltnetzteilendstufen. Es entspricht dem Wesen der durchschnittlichen Musik, wir verstärken keine reinen Sinussignale mit voller Amplitude, und selbst wenn, kann man froh sein, wenn der Amp von allein zurückregelt, sonst qualmen nämlich die Pappen. Der Unterschied liegt nur in der Interpretation der Messergebnisse und den darauf basierenden technsichen Daten. Früher ging man bei PA davon aus, dass eine Endstufe die angegebene Leistung "für immer" erbringen können muss. Genau eine solche Endstufe war die von mir für den Vergleich vermessene 2x400W, namentlich eine CS800X, mit einem Gewicht von über 25kg. Der ist es egal, ob die Leistung 20ms, 500ms, 10s oder fünf Tage gefordert ist, sie ist immer da. Egal, was verstärkt wird, man ist auf der sicheren Seite, und bei solchen Leistungen musste man auch selten um seine Pappen fürchten. Die Hifiendstufe wiegt ca. 15kg, erreicht die 400W pro Kanal auch, aber da gehts nach 500ms in den Keller. Das ist mehr als ausreichend für Musik. Irgendwann kam man auch im PA-Bereich auf den Trichter, dass man die Leistungen nicht dauerhaft braucht. Wenn man ein gutes Verhältnis zwischen Dauerleistung und Spitzenleistung hat, kann man sehr gut arbeiten. So ist es auch bei deiner Dynacord, nur dass die als angegebene Leistung eher an der reellen Dauerleistung bleiben, so verprellt man nicht die Kundschaft mit Wunsch nach "konventioneller Leistung" und die höhere Musikleistung ist ein ungefährlicher Bonus. Dagegen gibts auch echte Rohrkrepierer wie die ursprüngliche Digam-Serie von Powersoft. Die Digam7000 war mit 2x3500W an 2 Ohm angegeben, die konnte sie sogar kurzzeitig liefern, 100ms vielleicht. Dauerleistung über 10s gemessen konnte sie geradeeinmal lächerliche 500W! Da haben sich die Kollegen verkalkuliert, denn das hat man dann doch gehört. Bassdrum und Bass drauf, und es wurde schon nach dem dritten kräftigen Tritt im Bassbereich leiser... Aktuelle Auslegungen liegen netzteilseitig ungefähr um Faktor 2 bis 3 auseinander, danach kommt es nur noch darauf an, wie dick die Elkos sind. Das heißt, eine DigAm K20 mit ihrem 32A Netzteil kann ungefähr 6kW Dauerleistung erbringen (wenn sie nicht irtgendwann zu heiß wird), liefert ihre 2x9kW an 2 Ohm aber zuverlässig, solange es um "normale" Musik geht. Bei Drum'n'Bass, Dubstep etc. und tiefer Trennung kann sie es im Bassbereich irgendwann nicht mehr, aber das ist auch gut so, denn welche Chassis könnten solche Leistungen dauerhaft verkraften? Das hat alles schon seinen Sinn!

Aber ich kann auch Endstufen liefern, die 30kg wiegen und 2x8kW Dauerleistung ausspucken, ist machbar. Die sollten dann nur nie ohne RMS-Limiter im Controller betrieben werden. Und schon ist man wieder beim gleichen Ergebnis. Es sei denn, man will Matrixschaltungen mit Chassis basteln, und jedes bekommt am Ende höchstens die fürs Chassis erlaubte Dauerleistung.
 
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@ Nail.16: Ich denke, du verwechselst Hifi-Endstufen mit Vollverstärkern. Letztere haben die beschriebenen vielen Eingänge und Einstellmöglichkeiten, während die Endstufen wie im PA-Bereich nur einen Eingang haben (manche noch einen zweiten, symmetrischen) und sonst nur Pegelsteller, höchstens noch einen Umschalter für ein zweites Paar Ausgänge.

Wenn man so will... Für mich ist ein HiFi-Verstärker der verstärker eine HiFi-Anlage und da kommen meistens Vollverstärker zum Einsatz.
 
Hi Leute!

was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer PA und einer HIFI Endstufe?

Hi Sebi,

eigentlich wurden die bisher die wichtigsten Aspekte genannt.
Allerdings möchte ich Deine Frage durchleuchten: möchtest Du eine Antwort nur bzgl. klanglicher Unterschiede oder auch im Hinblick auf Robustheit / Road-Tauglichkeit.
Es gibt Hersteller, die auch im HiFi-Sektor absolut reale Daten angeben und dann sind daten und klangliche Ergebnisse vergleichbar. (nur daß eben eine Hifi-Endstufe mechanisch nicht so robust ist und eben von Kühlkörper / Trafo evtl. kleiner dimensioniert ist.
Aber wenn ein Hersteller seine Leistung z.B. über 1 Std über den gesamten Frequenzbereich, bei genau definiertem Klirr / IM-Verzerrungen und dann auch noch den Dämpfungsfaktor MIT Frequenzangaben angibt, wird das klangliche Ergebnis nicht allzu spektakulär weit auseinanderliegen. Natülich spielt auch noch das Verhalten bei kompexen Phasenlagen eine Rolle

Da ich auch jedes Jahr auf der High-End Messe in München (als Besucher) bin bekomme ich auch immer eindrucksvoll vorgeführt, wie gut HiFi-Amps für PA geeignet sind -und umgedreht.
Allerdings hat das alles seinen Preis, der die meisten von uns schlucken läßt...
Ein guter Amp, der HiFi bei PA/Tour Anforderungen erfüllt: Crown reference......

Norbert
 
Für mich ist ein HiFi-Verstärker der verstärker eine HiFi-Anlage
Hier wurde aber explizit nach Hifi-Endstufen gefragt.

Aber wenn ein Hersteller seine Leistung z.B. über 1 Std über den gesamten Frequenzbereich, bei genau definiertem Klirr / IM-Verzerrungen und dann auch noch den Dämpfungsfaktor MIT Frequenzangaben angibt, wird das klangliche Ergebnis nicht allzu spektakulär weit auseinanderliegen. Natülich spielt auch noch das Verhalten bei kompexen Phasenlagen eine Rolle
Klanglich ja, leistungsmäßig kanns bei Musik immer noch ein größerer Unterschied sein. Wie schon beschrieben heißt "Leistung X über 1Stunde" bei Amp 1 eben X Watt, und bei Spitzen kaum mehr, beim Amp 2 ist der Trafo sehr weich, er macht die X Watt auf Dauer, aber bei Spitzen mal eben das Vierfache. Alles machbar, und beide Messungen sind korrekt. Wenn der Hersteller vom amp 2 nun aber X*2 angibt, lügt er dabei auch nicht, die Leistung ist messbar ohne zu schummeln, nur eben unter anderen Voraussetzungen. Da liegt eigentlich der Hund begraben...
 

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