Ende der Stimmfachverwirrung ...

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Ettore Bastianini
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Hallo zusammen!

Ich habe hier vor einigen Wochen mit Fragen zur korrekten Einordnung meines Stimmfachs für Verwirrung gesorgt und wusste damals selber nicht so ganz, was Phase ist. Seit ich jetzt wieder regelmäßig GU nehme, zeichnet sich die Sache jedoch "etwas" klarer ab:
Entgegen der bisherigen Vermutungen meinerseits und deren von einigen befreundeten Musikern bin ich (meine Freundin hatte btw. Recht) doch ein Tenor. Die heutige Stunde war jetzt genug für meine neue GL (Opernsängerin mit 35 Jahren Lehrerfahrung), um mir dies mitzuteilen.
Zwar bin ich eher ein tiefer Tenor mit dem oberen Passaggio bei F4 (wobei die Bezeichung "tiefer Tenor" ja im eigentlichen Sinne kein Stimmfach ist), aber meine effektiv mit korrekter Technik singbare Range geht doch nur von G2 bis C5. Das allerdings ohne Drücken, Pressen, etc. (Das konnte ich beim hohen C bisher nie o_O Lustig :D)

Wie ich seinerzeit noch ne ganze Oktave tiefer gekommen bin, kann ich mir nicht ganz erklären, ausser vielleicht mit sowas wie "Throat-Singing" oder ähnlichem. Die tiefen Töne klingen irgendwie wie ein Nebenhorn, sind zwar laut, aber dumpf und strahlen nicht.
Ab kurz vor C3 beginnt die Stimme jedoch zu strahlen, wodurch meine GL sich jetzt auch ob der Klassifizierung sicher ist. Nach oben sieht sie noch Potential, nach unten eher weniger.
Damit kann ich den Bariton (leider, leider, leider) wohl ad acta legen.

Ist echt schade, ich wäre sehr gerne Scarpia (Tosca), Tonio (I Pagliacci) oder Don Giovanni "gewesen". Aber das kann ich mit dem tiefsten erreichbaren Ton auf G2 wohl leider (untransponiert) knicken :(
Dafür bräuchte ich nach unten mehr "Raum".

Aber dafür darf ich jetzt haufenweise Schumann (Dichterliebe) singen^^
Und irgendwie ist es auch befreiend, die hohen Töne loszulassen und die Stimme nicht künstlich nach unten zu bringen ...
Doof, wenn man dafür Monate braucht, um das zu checken. Ich hätte mir ein halbes Jahr Möchtegern-Bariton sparen können ;)

Doch es waren ja immerhin nur ein paar Monate - Jahre wären schlimmer...

Aber ich bin echt froh über die ganzen tollen Sachen, die ich hier im Forum gelesen habe :)
Das hat mir neben dem Unterricht und meinen sonstigen Proben auch sehr geholfen.

Ein großes Danke an alle, die hier so fleißig anderen mit ihrem Wissen helfen :great:


Viele Grüße!
 
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Na sei doch froh. Soweit ich weiß ist das klassische Repertoire für dramatische Tenöre recht umfangreich. Gerade für lyrische Baritone und Baritenöre gibts recht wenig, v.a. wenig bedeutende Opernrollen. Da ist man entweder gleich ein Tenor oder einer von der tiefen Sorte (Bass bis dramatischer Bariton), wenn man eine prestigeträchtige Rolle haben will.

Da bist du ja doch ein ganzes Stück höher als ich (1. Passaggio G3, 2. Passaggio D4).
 
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Hey broeschies! :)

Ja ... es ist schon irgendwie eine Erlösung. Diese gut zwei Oktaven machen auch einfach mehr Spass, seit ich nicht mehr versuche, künstlich tief zu singen.
WIE ich das mit den Tiefen so angestellt habe, weiß ich aber trotzdem nicht. Das Video, wo ich Bariton singe, wird diese Woche offiziell präsentiert, also kann ich dir das demnächst wie versprochen zukommen lassen :)

Exakt - ich bin höher :p Sollte ich als Tenor wohl auch sein xD

Ist es denn bei einem tieferen Tenor automatisch sicher, dass er für dramatische Repertoire geeignet ist? Wenn ich an Corelli und Co denke, wird mir da schon etwas mulmig :p
Aber dazu wirst du ja demnächst nach dem Video vllt mehr sagen können... wobei das eben tiefer ist als tiefer Tenor ;)


Wikipedia sagt zum dramatischen Tenor:
Dramatic tenor

Also "tenore di forza" or "robusto" - an emotive, ringing and very powerful, clarion, heroic tenor sound. The dramatic tenor has an approximate range from the B two octave below middle C (B2) to the C one octave above middle C (C5).[3] Many successful dramatic tenors have historically avoided the coveted high C in performance. Their lower range tends to extend into the baritone tessitura or, a few notes below the C3, even down to A♭2. Some dramatic tenors have a rich and dark tonal colour to their voice (such as the mature Enrico Caruso) while others (like Francesco Tamagno) possess a bright, steely timbre.
 
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dramatisches Material zu singen ist v.a. eine Sache des Trainings. Die Schwierigkeit ergibt sich immer aus der Kombination von Dramatik und Tonhöhe. Tendenziell singt ein tiefer Tenor natürlich dramatischer als ein hoher Tenor und wenn das Material nicht allzu hoch geht (in dem Wiki-Zitat steht ja auch, dass dramatische Tenöre das hohe C gerne mal vermeiden), hat es der tiefe Tenor meist auch leichter dramatisch zu singen.

Anders herum kann ein hoher Tenor aber lernen dramatisch zu singen. Pavarotti z.B. war ursprünglich ein lyrischer Tenor. Erst im Laufe seiner Ausbildung hat er gelernt dramatische Partien zu singen. Im Contemporary-Vokabular würde man sagen, dass er das belten gelernt hat ;), was für lyrische Stimmen oftmals schwieriger ist als für dramatische.
 
Das könnte ja dann an sich ganz gut zu mir passen: Zum einen vermeide ich im Lied gerne die Töne über a' (welches ich noch relativ leicht hinbekomme), zum anderen kann ich im Contemporary-Stil ohne Probleme belten. Das hat meine erste GL immer schon sehr gefreut ;)
Ich mag dramatische Höhepunkte, nur eben nicht auf dem Niveau von h' oder c", sondern lieber im Bereich e'-a' - mit derzeitiger Tendenz zu den tieferen dieser Töne. Die Maske muss sich erst noch besser entwickeln.

In den Höhen ist es übrigens wirklich der Vokal i der knallt, genau wie du geschrieben hattest :p Das a hat seinen Zenit derzeit bis zu meinem Passaggio bei f'. Danach wird es enger. Aber genau daran arbeiten wir ja jetzt ;)

Wenn ich bisher an Tenöre gedacht habe, war für mich immer "Nessun dorma" mit einem hohen D am Ende das, was ich mir vorgestellt hab. Oder "Che gelida manina" mit einem langen hohen C auf dem "speranza".
Aber je mehr ich jetzt hier höre, von meiner GL erzählt bekomme und in der Literatur im Netz und offline lese, desto mehr realisiere ich, dass es auch Typen von Tenören gibt, die eben nicht nur die exaltierten Spitzentöne raushauen müssen. (Ohne jetzt den Wagner-Tenor zu meinen.)

Ich finde, ein mit Verve gesungenes fis' ist ein sehr viel schönerer und auch männlicherer Ton als ein c'' :D
Das hohe C kann man ja mal bringen oder bei den Tonleiter-Übungen singen, aber es muss ja nicht zwangsläufig in der gesungenen Literatur auftauchen. Grade in einer Zeit, wo fast jeder Tenor die maximale Höhe anstrebt, kann man sich ja vielleicht durchaus damit absetzen, die Töne zwar zu bekommen, aber eher ein paar Klaviertasten tiefer seinen musikalischen Höhepunkt zu setzen ;)

Gibt es eigentlich für einen tiefen Tenor noch andere Varianten als dramatisches Repertoire, Barock-Repertoire und den (ich definitiv nicht bedienenden) Heldentenor von Wagner?
 
Also sowas Ähnliches hast du doch schon mal bezogen auf tiefen Bariton geschrieben. Also dass es für dich ne totale Befreiung war, das endlich zu realisieren und so weiter. Jetzt ist es plötzlich wieder ein anderes Stimmfach. Wie wäre es, wenn du einfach mal nicht über Stimmfächer nachdenkst, nur auf deinen Körper hörst und die Stücke singst, die sich gut anfühlen? Ich kann gar nicht nachvollziehen, wie man sich wegen sowas so dermaßen verrückt machen kann.
 
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@ TE

nach all deinen Ausführungen bin ich schon bissl neugierig geworden :)

magst uns mal ne Hörprobe geben.
 
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Also sowas Ähnliches hast du doch schon mal bezogen auf tiefen Bariton geschrieben. Also dass es für dich ne totale Befreiung war, das endlich zu realisieren und so weiter. Jetzt ist es plötzlich wieder ein anderes Stimmfach. Wie wäre es, wenn du einfach mal nicht über Stimmfächer nachdenkst, nur auf deinen Körper hörst und die Stücke singst, die sich gut anfühlen? Ich kann gar nicht nachvollziehen, wie man sich wegen sowas so dermaßen verrückt machen kann.

Guten Morgen!
Ich gebe dir vollkommen Recht - bis auf eine Ausnahme. Fakt ist: Über das Thema habe ich mir definitiv zu lange zu viele Gedanken gemacht.
Und ja, ich habe bis vor ein paar Woche besonders die tiefen Töne als Befreiung empfunden. Aber: Dann habe ich mir mal Tonaufnahmen der Tiefen angehört. Die haben zwar durch Obertöne Kraft gehabt, waren in 2/3 der Fälle aber von der Intonation her flach und dumpf.
Mir hatte noch vor zwei Monaten eine (relativ junge) GL gesagt, ich sei definitiv ein Bariton und könnte solches Repertoire singen.
Jetzt habe ich allerdings eine neue GL (mit der ich regelmäßig arbeite), die 35 Jahre Erfahrung hat. Sie sagt mir nun: Sorry mein Freund, aber das Thema Bariton kannst du knicken. Denn meine mit korrekter, klassischer Technik erzeugten Tiefen enden auf (durchaus tiefem) Tenor-Niveau. Damit kann ich aber eben auch hohe Bariton-Rollen wie den Papageno singen und muss mich - eben wie du sagst - nicht künstlich festlegen.

Trotzdem ist es für jemanden, der klassischen Gesang erlernt, wichtig, zu wissen, für welche Rollen er geeignet ist.
Denn meine GL nimmt idR nur junge Leute an, die sie im Lauf der Zeit auch für die Bühne fit machen kann. Da kommt es - anders als im Contemporary - auf ein Rollenbild an.
Ja, für mich ist das auch alles neu. Aber ich kann mich in den tieferen Tenor-Parts durchaus wiederfinden, wir erarbeiten aktuell Stücke, die nicht höher gehen als g'.

Damit kann ich im Literatur-Gesang meiner tieferen Range frönen und mache genau das, was du sagst: Singen, was sich gut anfühlt.
Von aussen sieht das alles - zumal wenn man mich nicht kennt - so aus, als wäre ich bessesen davon, einem bestimmten Stimmfach anzugehören.
Teilweise war das auch so :p
Aber es ist ja einfach eine Tatsache: Bass - Bariton - Tenor, da gibt es Überlappungen, aber eben auch genetische Fixpunkte.
Und ich hab mich gegen den Tenor einfach immer gewehrt - ich wollte keiner sein. (Was aber auch daran lag, dass ich mich früher immer zu zu hohen Tönen gezwungen habe ...)
"Für die Länge deiner Stimmbänder kannst du nichts", sagte meine GL letzte Stunde. Ich soll einfach daraus, was ich habe, das Beste machen. (Da wären wir wieder bei deinem Statement.)

Und das mache ich jetzt auch.
Aber es ist dieses Mal eben nicht die eingeredete Erlösung, sondern die echte.
Die Macht des Geistes ist stark, wenn man etwas unbedingt will.
Trotzdem sollte man auf seinen Körper hören, da hast du absolut Recht.
Und genau das mache ich jetzt, indem ich die tiefe Tenor-Range singe.

Gibt schließlich genug Tenöre, die immer mit dem hohen C glänzen müssen.
Ich will da meinen eigenen Weg gehen.
Und ob ich dann in ein paar Jahren dramatisches Repertoire mache oder lyrisches, ja ... das sehen wir dann^^

Diese Erkenntnis hat aber eben gedauert und kann auch trotzdem nicht "mal eben so".
Und NEIN: Ich bin nächste Woche kein Bass und auch kein Countertenor :D


@ TE

nach all deinen Ausführungen bin ich schon bissl neugierig geworden :)

magst uns mal ne Hörprobe geben.

Auch dir einen guten Morgen!
Demnächst gerne. Entweder, wenn Schumann sitzt, oder wenn ich mit meiner Freundin ein paar neue Aufnahmen für unser nun doch noch nicht fertiges Videoprojekt gemacht habe.

Dazu gibt es dann auch gerne noch den Vergleich, wenn ich tiefen Bariton singe.
Aber vom Tenor gibt es noch keine Aufnahmen. Ergo brauche ich erstmal was, um es zu zeigen :)
 
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Moin moin,

Wir sind gespannt :)
 
Moin moin,

Wir sind gespannt :)


Das freut mich :)

Dann hoffe ich, dass das Resulat die Erwartungen erfüllen wird.


Ich hab grade übrigens durch Zufall rausgefunden, wie ich das mit den tief klingenden Tönen angestellt habe:
http://www.youtube.com/watch?v=drg3bis9e6o

Über nach unten gepushtes Zwerchfell (in Kombination mit inkorrekter Tonführung - nicht mit Vordersitz, sondern metaphorisch gesprochen "auf dem Rücksitz im Kofferraum")^^

Der Effekt klang zwar noch etwas voller als bei dem GL (Tenor) im Video, aber es passiert genau das, was ich mit den flachen tiefen Tönen meine ...
Im eigenen Kopf hat man das Gefühl, sie sind voll und wuchtig - aber wenn sie rauskommen, sind sie vielleicht laut, aber klingen wie ein Nebenhorn xP
 

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