Dass eine Es-Klarinette für Anfänger nicht geeignet sei, lässt sich so pauschal nicht sagen.
Kurioserweise habe ich selber auf einer Es-Klarinette angefangen
. Das hatte aber nichts mit meiner Körper- oder Handgröße zu tun, tatsächlich habe ich erst ziemlich spät mit der Klarinette angefangen, da war meine Größe kein Thema. Letztlich war es der pure Zufall. Als ich 13 war, wurde bei uns im Ort ein Blasorchester gegründet. Ich wollte gerne da mitmachen (einige Vorkenntnisse z.B. in Notenlesen hatte ich von einem schon etwas zurück liegenden Klavierunterricht), aber die wenigen verfügbaren Leihklarinetten (Be) waren schon vergeben. Zu Hause lag als Erbstück eine alte Es-Klarinette herum, die gehörte ursprünglich meinem Urgroßvater (der damals schon lange tot war). Er spielte als Amateur-Unterhaltungsmusiker in seinem Dorf und Umgebung gerne mit Geige, Posaune und eben auch ab und zu mit dieser Es-Klarinette. Das Instrument stammt aus der Werkstatt Mollenhauer ("Cassel") und ich datiere es auf ca. 1890, mit einer ganz einfachen Mechanik im deutschen System.
Da bekam ich, im Gegensatz zu meinem Vater, der es auch mal versucht hatte, Töne raus und so durfte ich beim Blasorchester damit einsteigen.
Beim Blasorchester gab es rudimentären Unterricht im Rahmen von Holzbläser-/Klarinetten-Satzproben.
Richtigen Klarinettenunterricht nebst einer eigenen Be-Klarinette bekam ich erst später, mit etwa 15 1/2. Im Blasorchester habe ich aber zum Alt-Sax gewechselt, man bat mich darum, weil es mittlerweile genug Klarinetten, aber kaum Saxophone dort gab. Und den Mittenbereich aufzufüllen war dem Leiter dann das Saxophon wichtiger als mit der ja immer leicht grellen Es-Klarinette noch oben etwas drauf zu setzen. Da gaben die Querflöten in der hohen Lage schon genug her.
Grundsätzlich wäre es also schon möglich, mit einer Es-Klarinette einzusteigen. Aber trotz meiner eigenen grundsätzlich guten Erfahrungen würde ich das auch nicht empfehlen wollen. Der Klang ist ziemlich grell, viel heller als die auch schon etwas derb klingende C-Klarinette und natürlich der voll und rund klingenden Be-Klarinette.
Zudem sollten gerade die Instrumente für Beginner von guter Qualität sein (meine alte Mollenhauer war zwar damals schon eine ´alte Gurke´ und etwas abgespielt, aber die Ansprache war immer noch gut), und eine qualitativ gute Es-Klarinette kostet genauso viel wie eine gute Be-Klarinette.
Außer in großen Blasorchestern, die mit der Es-Klarinette auf einen schon vollen und runden Sound oben noch etwas Glanz drauf setzen können, wird man ansonsten nirgendwo ohne weiteres mit der Es-Klarinette gut ankommen, sie integriert sich klanglich zu schlecht und es gibt für Schulensembles praktisch keine Stimmen und damit auch keinen Bedarf für sie.
Da es heute wirklich sehr gute C-Klarinetten und wie schon erwähnt es für die ganz Kleinen sogar mit der Nuvo-C-Klarinette eine simple aber brauchbare Alternative gibt, sehe ich kein Argument das noch irgendwie für eine Es-Klarinette am Anfang spricht.
Vielleicht hatten ja deine schlechten Erfahrungen,
@atrofent, mit der Es-Klarinette
"aus dem Internetshop" vornehmlich damit zu tun, dass diese von schlechter Qualität war?
Meiner Erfahrung nach sind es vor allem die "Billigheimer"-Instrumente, die vor allem Anfängern das Leben schwer machen (als Fortgeschrittener oder gar Profi nimmt man die erst gar nicht in die Hand). Fast immer sind absolut grottenschlechte Mundstücke dabei, die Ansprache und die Intonation sind eher selten o.k. und sowieso sind diese billigen Instrumente nie besser als nur "o.k.". Und ausgerechnet auf einer schlechten Es-Klarinette anzufangen stelle ich mich definitiv als Horror vor.
Was die Qualität der Uebel- und Schreiber C-Klarinetten angeht, so liegen die
meilenweit über diesen Billigheimern (Preissegment bis ca. 5-600,- €), sie sind ja auch rund doppelt so teuer, auch deren Mundstücke sind prima. Diese Instrumente legen Anfängern auf keinen Fall Steine in den Weg, und anders als bei der Es-Klarinette lassen sie sich auch ganz gut in Anfänger-Ensembles integrieren, passende C-Stimmen sind auch einfacher verfügbar. Auch klanglich integrieren sie sich völlig ausreichend in den Anfänger-Ensembles.