daß die goldeloxierten Stimmplatten primär nichts mit dem Oxidationsschutz zu tun hat (höchstens positiver Nebeneffekt) sondern bei den Artiste-Platten angewendet wurde um durch den oberflächennahen Volumenzuwachs infolge der Sauerstoffanreicherung die Spaltmaße enger "einzustellen". Somit konnte man sich wohl mit den gleichen Halbzeugen (gleicher Werkzeugsatz) zwei verschiedene Qualitäten erzeugen.
Auf so eine Erklärung muss man erstmal kommen!
... aber wenn man die Herstellung der Stimmplatten und den Eloxalprozess mal konsequent durchdenkt , dann verliert die Erklärung wieder an Sinn...
Zunächst mal zum Eloxal:
Die eloxierten Stimmplatten sind "normal" eloxiert ( im Gegensatz zu Harteloxal) und haben vermutlich eine Schichtdicke von maximal 0,01 bis 0,02 mm... Davon geht die Hälfte ins Grundmaterial und die andere Hälfte trägt auf. Wenn man nur den Wert betrachet , dann kann man tatsächlich zum Schluss kommen, dass das Spaltmaß pro Seite um ca. 0,005 bis 0,01 mm verringert wird.
Allerdings war die Fertigung der Artiste Stimmplatten auf weitestgehend automatische Fertigung ausgerichtet. Und um das Ganze automatisch fertigen zu können, müssen auch die Toleranzen berücksichtigt werden innerhalb derer die Maschinen die Zungen positionieren können... sonst muss ein Handwerker die Platte nochmals manuell nach justieren.. was man ja gerade bei diesen Stimmplatten nicht haben wollte!
Also kann der Zungenspalt nur so klein gemacht werden , dass die Maschine mit möglichst wenig Ausschuss die Zunge automatisch positionieren und vernieten konnte ohne dass der Spalt auf einer Seite unzulässig klein wurde.
Wenn der Prozess also schon für die nicht eloxierte Platte so eingestellt ist dass der Zungenspalt gerade noch passt ohne zu eng zu werden, dann ist das für die Maschine optimal...Aber wenn jetzt noch zusätzlich eloxiert wird um den Spalt zu verengen, dann erhöht sich der Fertigungsausschuss der Maschine sehr deutlich , weil der jetzt vorhandene Zungenspalt enger ist als die Machine von der Positionierungstoleranz her braucht... und das gibt entsprechend mehr Ausschuss...was man ja nicht wirklich will.
Und wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass man den Plattenspalt in praktisch jedem Maß Stanzen oder Stanzen und nachprägen kann, dann kann man von vornherein die Fertigungsmaße so legen dass für die Maschine die maximale Güte rauskommt....
Und andersrum macht es dann erst recht keinen Sinn: Wenn die Machine in der Lage ist automatisch in hoher Stückzahl gute Stimmplattenqualität zu fertigen, warum will man dann durch weglassen der Eloxalschicht in der gleichen Maschine in der gleichen Zeit schlechtere Qualität mit höherem Spalt fertigen? ...abgesehen vom Eloxal kosten die dann nämlich exakt das gleiche! .. ich kenne keinen Fertigungsbetrieb der so denkt und handelt.
Später als man sich das Eloxal sparte, war es ein leichtes den Stanzstempel oder Kalibrierstempel etwas anzupassen um dann wieder mit der Maschine die gleiche Güte ( nur halt ohne Eloxal zu den gleichen Kosten) zu fertigen...
Also: so what!
... ich würde diese Aussage damit ins Regal direkt neben Andersens und Grimms Märchen stellen!