Eloxierte Stimmplatten

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was bringen außer einem Lächeln im Gesicht goldeloxierte Stimmplatten?

Viele Grüße

Ippenstein
 
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Werte Forengemeinde,

was bringen außer einem Lächeln im Gesicht goldeloxierte Stimmplatten?

Die Eloxalschicht erhöht die Korrosionsbständigkeit des Aluminiums. Die Farbe spielt dabei keine Rolle (soviel ich weiß). Außerdem erhöht diese Schicht die Oberflächenhärte es Aluminiums, das könnte Einfluß auf den Klang haben.

Gruß
Reinhard
 
Die Eloxalschicht erhöht die Korrosionsbständigkeit des Aluminiums.

Genauso isses!

Aluminium rostet zwar nicht wie Stahl, kann aber trotzdem korrodieren und bildet dann so eine weiße pulvrige Substanz. Und das kann sehr wohl auch bei Stimmplatten passieren, wenn Feuchtigkeit dazukommt - auch im Akkordeon.
Und um dem vorzubeugen, wird das Aluminium eloxiert- durch einen chemisch galvanischen Prozess. Dabei bildet sich eine sehr dünne Oxidschicht (so in etwa 3 bis 4 tausendstel Millimeter dick), die je nach Alumiumsorte einen entsprechenden Farbton annimmt. Das ist meist farblos, kann aber auch leicht zitronengelb oder auch schon etwas mehr ins goldfarbene gehen. Man kann diese Schicht aber auch beliebig einfärben - bringt aber nur was fürs Auge. Die mechanischen Eigenschaften werden durch die Färbung dadurch nicht verändert. Das heißt die eigentliche schicht selber ist schon etwas kratzbeständiger, als das unbehandelte Aluminium, aber durch die dünne Schicht, ist das nicht wirklich viel.

Es gibt zwar noch eine andere Art Aluminium mit einer richtig robusten Verschleißschicht zu versehen, aber das bringt beim Einsatz im Akkordeon nichts.

Für die Stimmung und den Klang der Stimmplatte bringt das nichts, aber als Korrosionsschutz taugt es schon und das ist doch schon mal was.

Gruß,
maxito
 
Aus dem "alteingesessenen Hohner-Dunstkreis" vernahm ich, daß die goldeloxierten Stimmplatten primär nichts mit dem Oxidationsschutz zu tun hat (höchstens positiver Nebeneffekt) sondern bei den Artiste-Platten angewendet wurde um durch den oberflächennahen Volumenzuwachs infolge der Sauerstoffanreicherung die Spaltmaße enger "einzustellen". Somit konnte man sich wohl mit den gleichen Halbzeugen (gleicher Werkzeugsatz) zwei verschiedene Qualitäten erzeugen.
 
daß die goldeloxierten Stimmplatten primär nichts mit dem Oxidationsschutz zu tun hat (höchstens positiver Nebeneffekt) sondern bei den Artiste-Platten angewendet wurde um durch den oberflächennahen Volumenzuwachs infolge der Sauerstoffanreicherung die Spaltmaße enger "einzustellen". Somit konnte man sich wohl mit den gleichen Halbzeugen (gleicher Werkzeugsatz) zwei verschiedene Qualitäten erzeugen.

Auf so eine Erklärung muss man erstmal kommen! :hat:

... aber wenn man die Herstellung der Stimmplatten und den Eloxalprozess mal konsequent durchdenkt , dann verliert die Erklärung wieder an Sinn...

Zunächst mal zum Eloxal:

Die eloxierten Stimmplatten sind "normal" eloxiert ( im Gegensatz zu Harteloxal) und haben vermutlich eine Schichtdicke von maximal 0,01 bis 0,02 mm... Davon geht die Hälfte ins Grundmaterial und die andere Hälfte trägt auf. Wenn man nur den Wert betrachet , dann kann man tatsächlich zum Schluss kommen, dass das Spaltmaß pro Seite um ca. 0,005 bis 0,01 mm verringert wird.


Allerdings war die Fertigung der Artiste Stimmplatten auf weitestgehend automatische Fertigung ausgerichtet. Und um das Ganze automatisch fertigen zu können, müssen auch die Toleranzen berücksichtigt werden innerhalb derer die Maschinen die Zungen positionieren können... sonst muss ein Handwerker die Platte nochmals manuell nach justieren.. was man ja gerade bei diesen Stimmplatten nicht haben wollte!

Also kann der Zungenspalt nur so klein gemacht werden , dass die Maschine mit möglichst wenig Ausschuss die Zunge automatisch positionieren und vernieten konnte ohne dass der Spalt auf einer Seite unzulässig klein wurde.

Wenn der Prozess also schon für die nicht eloxierte Platte so eingestellt ist dass der Zungenspalt gerade noch passt ohne zu eng zu werden, dann ist das für die Maschine optimal...Aber wenn jetzt noch zusätzlich eloxiert wird um den Spalt zu verengen, dann erhöht sich der Fertigungsausschuss der Maschine sehr deutlich , weil der jetzt vorhandene Zungenspalt enger ist als die Machine von der Positionierungstoleranz her braucht... und das gibt entsprechend mehr Ausschuss...was man ja nicht wirklich will.

Und wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass man den Plattenspalt in praktisch jedem Maß Stanzen oder Stanzen und nachprägen kann, dann kann man von vornherein die Fertigungsmaße so legen dass für die Maschine die maximale Güte rauskommt....

Und andersrum macht es dann erst recht keinen Sinn: Wenn die Machine in der Lage ist automatisch in hoher Stückzahl gute Stimmplattenqualität zu fertigen, warum will man dann durch weglassen der Eloxalschicht in der gleichen Maschine in der gleichen Zeit schlechtere Qualität mit höherem Spalt fertigen? ...abgesehen vom Eloxal kosten die dann nämlich exakt das gleiche! .. ich kenne keinen Fertigungsbetrieb der so denkt und handelt.

Später als man sich das Eloxal sparte, war es ein leichtes den Stanzstempel oder Kalibrierstempel etwas anzupassen um dann wieder mit der Maschine die gleiche Güte ( nur halt ohne Eloxal zu den gleichen Kosten) zu fertigen...

Also: so what!

... ich würde diese Aussage damit ins Regal direkt neben Andersens und Grimms Märchen stellen!
 
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Hinterfrug das mit den engeren Spalten durch Eloxal deshalb nicht weiter, da ich sowieso davon ausging dass die Artiste-Gold damals nach dem maschinellen Prozeß noch manuell nachjustiert wurde. Dann wär es in meinen Augen wieder plausibel.
Und ob der Spalt 0,02 oder 0,01 je Seite ist, könnte sich schon durch einen gewissen Unterschied im Klang und im Luftverbrauch bemerkbar machen.
 
da ich sowieso davon ausging dass die Artiste-Gold damals nach dem maschinellen Prozeß noch manuell nachjustiert wurde.
nee, die wurden so verbaut wie die aus der Maschine kamen ...

Die Stimmzungen waren ja nicht nur aufgenietet sondern zusätzlich um den Auflagebereich mit Kleber ausgefüllt so dass die Zunge auf jeden Fall flächig zur Platte Kontakt hatte. Und wenn der Kleber hart war da war nix mehr mit manuell nachkorrigieren. Außerdem , was hätte das für einen Sinn, wenn ich all die Stimmzunge erst mit der Maschine aufniete und dann jede hinterher von Hand nochmals nachbearbeite? Da wäre aus betriebswirtschaftlicher Sicht entweder die Maschine oder der Arbeiter zuviel.

Und ob der Spalt 0,02 oder 0,01 je Seite ist,
so eng war der nie bei den Artisteplatten .. rechne da eher mit 0,04 bis 0,06 mm
 
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Dann wird es wohl doch entweder korrosionstechnische oder marketingtechnische (goldene Farbe=Wertigkeit) Gründe gehabt haben.
Vielen Dank für die Einblicke und Ausführungen!
 
oder marketingtechnische (goldene Farbe=Wertigkeit) Gründe
auch das möchte ich hier eher ausschließen! Denn zu der Zeit als die goldfarbenen Artiste Stimmplatten gebaut und eingebaut wurden, war die Situatioon noch so, dass der Kunde praktisch kein Interesse hatte wie es in der Kiste innen drin aussah. Ja es war zu der Zeit meistens sogar noch nicht mal interessant zu wissen welche Stimmplatten man im Akko hatte. Der Konsens war. "Der Modellname spricht für Qualität ! Und da werden die schon die richtigen Zutaten verbauen!"

...Punkt...

der Rest interessierte zu der Zeit noch nicht! Der ganze Hype um die Stimmplatten etc welche Stmmplatte, welche Qualitätsstufe, welcher Hersteller, welcher Heiligenschein und welche man unbedingt haben muss, damit man was galt , der ging erst viel später los.

Deshalb bin ich der Meinung dass das goldfarbene Eloxal anfangs vor allem Fertigungsgründe hatte. Einige Alulegierungen erzeugen beim Eloxieren schon von Haus aus gerne mal einen leicht gelblichen Farbton. Und der lässt sich relativ einfach zu dem Goldton verstärken. Und damit hatte man was , womit man auf 10 m Entfernung schon sagen konnte: Der Plattenrohling ist schon eloxiert und kann weiterverarbeitet werden, oder der muss noch ins Bad."
 
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