nazbue42
Registrierter Benutzer
EV BLUE Raven Review
Ein cooles Mic im Retro-Style, das billig ist - sollte das auch noch was taugen, wäre dies natürlich fantastisch! Da hilft eigentlich nur ausprobieren. Also habe ich mir nach langem Überlegen das Electro Voice Raven zugelegt.
Vor der Besprechung kurz noch einige Hintergründe:
1.Mein Background: Ich bin Hobby-Homerecorder, der seine ersten Erfahrungen noch mit einem Fostex-Vierspurgerät gemacht hat. Meine anderen Mikros sind ein Shure SM 58 sowie ein McCrypt Kleinmembran-Kondensatormikro mit Batteriespeisung und ein recht empfindliches Dynamisches von Kenwood, das wohl mal zu einem Tonbandgerät gehört hat. Also wie gesagt Hobby-Niveau. (Aber nichts gegen das gute alte SM58!)
2.Warum überhaupt ein dynamisches Mikro für Recording-Zwecke? Mein Audio-Interface hat keine Phantomspeisung und ich verfolge quasi eine "Null-Steckdosen-Politik". Mit Macbook pro, Interface und robustem dynamischem Mic bin ich wirklich mobil und flexibel bei der Auswahl eines geeigneten Aufnahmeraums. Außerdem denke ich, dass hochsensible Kondensatormikrofone in akustisch ungünstigen Umgebungen eventuell mehr Probleme schaffen als lösen.
Nun also los.
Die Werbung für das Mikro verspricht ja "condenser-like clarity". Kritiker können nun anmerken, dass hier einfach durch eine starke Höhenanhebung das Klangbild eines (preiswerten) Kondensatormikros imitiert werden soll. Der Frequenzumfang ist natürlich nicht so "condenser-like". Aber wie hört sich das nun in der Praxis an?
Kontrabass: Mit einer Positionierung ca. 30 cm von einem F-Loch entfernt ergibt sich ein Klang mit viel Wumms, aber auch noch holzigen Klanganteilen und Charakter. Ich werde noch mit der Mikro-Position experimentieren, aber es zeichnet sich ab, dass ich hier zukünftig mit einem Mikro auskomme, wo ich zuvor ein zusätzliches Raummikro oder aber eine gedoppelte zweite Spur mit anderer EQ-Abstimmung gebraucht habe.
Akustische Bassgitarre: Auch hier bekomme ich druckvollen Bass und "Holz" in einem Durchgang. Klingt jedenfalls besser als der eingebaute Piezo-Pickup.
Westerngitarre: Geht gar nicht, sollte man meinen. Geht aber doch. Nicht nur ich, sondern auch andere Testhörer fanden den Klang natürlich und angenehm, und das ohne (!) EQ-Nachbearbeitung. Probiert habe ich die 12/12- Methode sowie eine Ausrichtung zwischen Steg und Schalloch. Bei der Akustischen übertrifft das Raven auf jeden Fall deutlich meine Erwartungen. Macht auch Sinn, denn meines Wissens reicht der Grundtonbereich einer Akustischen bis ca. 1kHz und die Obertöne bis ca. 12 kHz. Gerade in letzterem Bereich hat das Raven eine deutliche Anhebung. Darüber fällt es allerdings recht schnell ab.
Cajon: Auch hier wollte ich eine einfache Lösung, also Snare und Bassbereich mit einem Mikro. Auch das klappt, wobei die Cajon aber schon noch EQ braucht, damit sie mehr nach Schlagzeug klingt. Das liegt aber an dem Instrument selbst. Das Raven gibt den Eigenklang der Kiste halt naturgetreu wieder, auch die eher unerwünschten Klanganteile.
Gesang: Hier zeigt sich über Kopfhörer ein etwas anstrengender Klang, der wohl mit einer Frequenzanhebung des Raven bei ca. 3 kHz zu tun hat. Hier also evtl. etwas absenken. Über bessere Boxen klingt aber auch (meine) Stimme dann gut, sehr klar, sauber und höhenreich. Das Shure bettet sich im Vergleich allerdings leichter in ein Playback ein, es klingt unauffälliger. Bei einer weiblichen Stimme waren die Unterschiede zum vorher genutzten Shure eher subtil - Shure mehr Bass, Raven dezent mehr Höhen, das Raven insgesamt etwas feiner und femininer, wenn man das so sagen kann.
Sprache: Hier zeigt das Raven noch einmal Größe. Es klingt bei dieser Anwendung, wo z.B. das Shure SM58 ja nun wirklich weniger taugt, richtig gut. Also für Podcasts eine echte Empfehlung.
Noch ein Wort zum Mechanischen: Von der doppelt beweglich Aufhängung bin ich noch nicht 100%ig überzeugt. Die Flügelschraube muss man schon recht fest anziehen, und für das andere Gelenk liegt nicht ohne Grund gleich ein Inbusschlüssel bei. Aber die Optik ist dafür natürlich toll. Schon mal die Rockabilly-Gesangsgruppe "The Baseballs" gesehen? Die benutzen im Video sowie auch live Ravens. Macht einfach was her.
Ach so: Ploppschutz bei Vocals verwenden oder schräg am Raven vorbeisingen / -sprechen! Ich nutze eine selbst gebaute Konstruktion à la Damenstrumpf über Drahtbügel. Funktioniert tadellos.
Fazit: Wer schon über gute Kondensatormikros verfügt, wird diese wohl nicht gegen ein Raven eintauschen wollen. Aber wer ein robustes dynamisches Allroundmikro sucht, soll sich das Raven ruhig mal anhören. Immerhin kostet das "amtliche" dynamische Allroundmikro, das Sennheiser MD 421, mehr als dreimal so viel. Und vergleichbar günstige Kondensatorteile wie das Studio Projects B1 brauchen dann immer noch Phantomspeisung und evtl. auch zusätzliche akustische Dämmmaßnahmen im Raum.
Ein cooles Mic im Retro-Style, das billig ist - sollte das auch noch was taugen, wäre dies natürlich fantastisch! Da hilft eigentlich nur ausprobieren. Also habe ich mir nach langem Überlegen das Electro Voice Raven zugelegt.
Vor der Besprechung kurz noch einige Hintergründe:
1.Mein Background: Ich bin Hobby-Homerecorder, der seine ersten Erfahrungen noch mit einem Fostex-Vierspurgerät gemacht hat. Meine anderen Mikros sind ein Shure SM 58 sowie ein McCrypt Kleinmembran-Kondensatormikro mit Batteriespeisung und ein recht empfindliches Dynamisches von Kenwood, das wohl mal zu einem Tonbandgerät gehört hat. Also wie gesagt Hobby-Niveau. (Aber nichts gegen das gute alte SM58!)
2.Warum überhaupt ein dynamisches Mikro für Recording-Zwecke? Mein Audio-Interface hat keine Phantomspeisung und ich verfolge quasi eine "Null-Steckdosen-Politik". Mit Macbook pro, Interface und robustem dynamischem Mic bin ich wirklich mobil und flexibel bei der Auswahl eines geeigneten Aufnahmeraums. Außerdem denke ich, dass hochsensible Kondensatormikrofone in akustisch ungünstigen Umgebungen eventuell mehr Probleme schaffen als lösen.
Nun also los.
Die Werbung für das Mikro verspricht ja "condenser-like clarity". Kritiker können nun anmerken, dass hier einfach durch eine starke Höhenanhebung das Klangbild eines (preiswerten) Kondensatormikros imitiert werden soll. Der Frequenzumfang ist natürlich nicht so "condenser-like". Aber wie hört sich das nun in der Praxis an?
Kontrabass: Mit einer Positionierung ca. 30 cm von einem F-Loch entfernt ergibt sich ein Klang mit viel Wumms, aber auch noch holzigen Klanganteilen und Charakter. Ich werde noch mit der Mikro-Position experimentieren, aber es zeichnet sich ab, dass ich hier zukünftig mit einem Mikro auskomme, wo ich zuvor ein zusätzliches Raummikro oder aber eine gedoppelte zweite Spur mit anderer EQ-Abstimmung gebraucht habe.
Akustische Bassgitarre: Auch hier bekomme ich druckvollen Bass und "Holz" in einem Durchgang. Klingt jedenfalls besser als der eingebaute Piezo-Pickup.
Westerngitarre: Geht gar nicht, sollte man meinen. Geht aber doch. Nicht nur ich, sondern auch andere Testhörer fanden den Klang natürlich und angenehm, und das ohne (!) EQ-Nachbearbeitung. Probiert habe ich die 12/12- Methode sowie eine Ausrichtung zwischen Steg und Schalloch. Bei der Akustischen übertrifft das Raven auf jeden Fall deutlich meine Erwartungen. Macht auch Sinn, denn meines Wissens reicht der Grundtonbereich einer Akustischen bis ca. 1kHz und die Obertöne bis ca. 12 kHz. Gerade in letzterem Bereich hat das Raven eine deutliche Anhebung. Darüber fällt es allerdings recht schnell ab.
Cajon: Auch hier wollte ich eine einfache Lösung, also Snare und Bassbereich mit einem Mikro. Auch das klappt, wobei die Cajon aber schon noch EQ braucht, damit sie mehr nach Schlagzeug klingt. Das liegt aber an dem Instrument selbst. Das Raven gibt den Eigenklang der Kiste halt naturgetreu wieder, auch die eher unerwünschten Klanganteile.
Gesang: Hier zeigt sich über Kopfhörer ein etwas anstrengender Klang, der wohl mit einer Frequenzanhebung des Raven bei ca. 3 kHz zu tun hat. Hier also evtl. etwas absenken. Über bessere Boxen klingt aber auch (meine) Stimme dann gut, sehr klar, sauber und höhenreich. Das Shure bettet sich im Vergleich allerdings leichter in ein Playback ein, es klingt unauffälliger. Bei einer weiblichen Stimme waren die Unterschiede zum vorher genutzten Shure eher subtil - Shure mehr Bass, Raven dezent mehr Höhen, das Raven insgesamt etwas feiner und femininer, wenn man das so sagen kann.
Sprache: Hier zeigt das Raven noch einmal Größe. Es klingt bei dieser Anwendung, wo z.B. das Shure SM58 ja nun wirklich weniger taugt, richtig gut. Also für Podcasts eine echte Empfehlung.
Noch ein Wort zum Mechanischen: Von der doppelt beweglich Aufhängung bin ich noch nicht 100%ig überzeugt. Die Flügelschraube muss man schon recht fest anziehen, und für das andere Gelenk liegt nicht ohne Grund gleich ein Inbusschlüssel bei. Aber die Optik ist dafür natürlich toll. Schon mal die Rockabilly-Gesangsgruppe "The Baseballs" gesehen? Die benutzen im Video sowie auch live Ravens. Macht einfach was her.
Ach so: Ploppschutz bei Vocals verwenden oder schräg am Raven vorbeisingen / -sprechen! Ich nutze eine selbst gebaute Konstruktion à la Damenstrumpf über Drahtbügel. Funktioniert tadellos.
Fazit: Wer schon über gute Kondensatormikros verfügt, wird diese wohl nicht gegen ein Raven eintauschen wollen. Aber wer ein robustes dynamisches Allroundmikro sucht, soll sich das Raven ruhig mal anhören. Immerhin kostet das "amtliche" dynamische Allroundmikro, das Sennheiser MD 421, mehr als dreimal so viel. Und vergleichbar günstige Kondensatorteile wie das Studio Projects B1 brauchen dann immer noch Phantomspeisung und evtl. auch zusätzliche akustische Dämmmaßnahmen im Raum.
- Eigenschaft
Zuletzt bearbeitet: