Ich würde mich gerne ein wenig mit Zwölftonmusik befassen, genauer gesagt mit dem Übergang von "normaler" Musik zur Zwölftonmusik. ...
Also, Frage an den Schwarm: Welche Musik seht Ihr als tauglich an, um den Übergang von tonaler zu atonaler Musik zu verstehen? ...
Meine Antwort hat nichts mit dem angefragten Übergang oder einer theoretischen oder historischen Herleitung zu tun, aber damit, wie man sich auch mit Zwölftonmusik befassen kann: nämlich, indem man es tut.
Es ist im.Grunde die einzige Sache in positiver und nachhaltiger Erinnerung aus dem gymnasialen Musikunterricht. Dass wir nämlich nach einer Einführung in die Prinzipien der Zwölftonkomposition in Kleingruppen selbst kleine 12-Tonmusikstücke entwickelt (komponiert würde ich nicht sagen) haben.
Ein bisschen wie ein Setzkasten, wo Du begrenzte Teile zur Verfügung hast, die Du nur einmal verwenden darfst ( dazu gibt es, glaube ich, auch Varianten) und dann schaust Du, was daraus entsteht und was reizvoll klingt. Wir hatten beispielsweise eine Reihe, bei der durch unterschiedliche Betonungen bzw. durch gleichzeitiges Spiele zwei oder drei Akkorde erklangen.
In Analogie zu anderen Bereichen (beispielsweise dem Schreiben oder Malen) bin ich zu dem Schluss gekommen, dass durch das bewusste Sich-Einlassen auf enge Regeln Kreativität freigesetzt wird, weil man gezwungen ist, anders vorzugehen.
In der Malerei wäre das beispielsweise ein bewusster Verzicht auf Farben oder die Perspektive, beim Schreiben beispielsweise Formen wie der Haiku oder die cut-up-and-fold-Methode, welche dazu führt, die gängige Chronologie im Erzählen zu verlassen oder beispielsweise rein assoziatives Schreiben.
Ich glaube, der ganze Ansatz von 12-Tonmusik hat damit zu tun, sich aus einem Raster des Gewohnten zu befreien, indem man gänzlich andere Prinzipien zu Grunde legt als die herkömmlichen.
Das würde den Schluss nahelegen, dass es eher um einen bewussten Bruch geht und gerade nicht um einen Übergang, der sich allmählich entwickelt.
Was im Übrigen nicht ausschließt, dass zur gleichen Zeit andere Komponisten andere Wege gegangen sind, um sich auch aus dem Herkömmlichen zu befreien - es würde eher dazu passen, dass gewissermaßen der Eindruck herrschte, die üblichen Mittel hätten sich ausgeschöpft bzw. man befände sich in einer Sackgasse.
Das sind nur meine subjektiven 3.54 cent.
x-Riff