Einsätze ohne Akkordwechsel… Zählen? Fühlen?

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Servus Leute,

komme gerade wieder von der Band-Probe und habe mal wieder mit einem phänomenalen Problem zu kämpfen… Kurz zum Background: Sänger/Gitarrist, an sich gutes Feeling für Einsätze, Akkordwechsel, Taktierung usw. Ich spiele einfach und singe und es paßt, ohne über irgendwas nachzudenken.

Jetzt kommt das Aaaaaaber…. Es gibt immer wieder ähnliche Situationen, in denen ich scheinbar überfordert oder blockiert oder beides bin. Konkret geht es um die Gesangseinsätze bei Stücken, wo kein "akuter" Akkord-Wechsel statt findet (…eine bessere Umschreibung file mir nicht ein). Ich will das mit folgenden Beispielen veranschaulichen und suche dabei nach Tipps oder Ideen dahingehend, wo mein Problem liegt und wie man es ggf. lösen kann:

1. Beispiel: Mustang Sally - Buddy Guy
Link:
Stelle: Ca. ab Sekunde 39…

Text:
Mustang Sally
guess you better slow your mustang down

Mustang Sally….


Problem: Er spielt durchgehend ein C (oder C7). Nach "Mustang Sally" ist eine Pause, ehe es weiter geht… Ich kapiere nicht wie lang diese Pause ist…
Später im Lied singt er an praktisch derselben Stelle:

I bought you a brand new mustang
it was a vintage sixyt-five

Hier habe ich keine Probleme, weil der Gesang durchläuft und eben diese Pause nicht ist….


2. Beispiel: Ain´t No Sunshine - Neville Brothers
Link:
Stelle: Ca. ab Sekunde 56…

Text:
I know, I know, I know…….

Problem: Ich finde den Ausgang nicht… wenn wir das spielen singe ich "I know, I know"… und weiss nach dem vierten oder fünften Mal eben nicht mehr, wie oft es noch kommt oder wann genau ich am besten damit aufhöre, damit es von der Taktierung her wieder stimmt… Auch hier selbes Muster: Es wiederholt sich eine Lied-Stelle ohne Akkordwechsel o. ä. und ich weiss in dem Fall nicht, wann ich "Einsetzen muss mit dem Aufhören"….


3. Beispiel: Superstition - Stevie Wonder
Link:
Stelle: Keys-Lauf im Intro und jeweils zwischen Chorus und nächster Strophe (=Wiederholung Intro)

Text:
Very superstitious….

Problem: Dieses Keyboard-Lick besteht praktisch aus zwei Teilen… Wenn ich mir den Song so anhöre weiss ich sofort wann die Einsätze sind. Im Proberaum spielen wir das 1:1 auch so aber noch während das Intro läuft vergesse ich irgendwann in den Läufen, wo wir sind und ich finde hier praktisch nur zufällig dann den passenden Einstieg.


Ich hoffe, ihr konntet mit den Problembeschreibungen halbwegs was anfangen. Freue mich über alle Tipps und Ideen. Was bisher kaum funktioniert hat, dass ich mir versucht habe, irgendwelche Zählzeiten zu merken oder dergleichen. Das schmeisst mich noch mehr durcheinander als der "gefühlte" Einstieg, der witzigerweise sont in sämtlichen anderen Konstellationen bei mir problemlos funktioniert…

Mit verzweifelten und etwas hilflosen Grüßen.
 
Eigenschaft
 
Das Problem haben viele Sänger. Ich habe schon Bands gesehen, wo der Sänger bei einem Song völlig falsch eingestiegen ist und eine ganze Strophe oder mehr gesungen hat, bis ihm auffiel, das da irgend etwas nicht stimmen kann. Der Sänger fängt dann an zu schwimmen und die Kollegen an den Instrumenten dann irgendwann natürlich auch. Wenn es mit dem gefühlsmäßigen Einstieg in die Strophe nicht zuverlässig klappt, wirst Du wohl nicht umhinkommen, die von Dir ungeliebte Zählmethode anzuwenden.

Man muss vielleicht nicht unbedingt wissen, ob der erste Ton eine Achtelnote oder eine punktierte Viertelnote oder eine Triole ist. Aber eine Rocknummer auszuzählen und feststellen, wo die "eins", die "zwei", die "drei" und die "vier" ist, das kann man eigentlich schnell lernen. Dann merkt man sofort, ob der Gesang auftaktig - wie in den verlinkten Beispielen - oder voll auf der "eins" einsetzt.

CW
 
Nach "Mustang Sally" ist eine Pause, ehe es weiter geht… Ich kapiere nicht wie lang diese Pause ist…
Bei Mustang Sally hast Du Glück, da hilft eine Internet-Bilder-Suchmachine nach "mustang sally leadsheet" weiter.
http://cloud.freehandmusic.netdna-cdn.com/preview/530x4/emi_music_publishing/rimusta.png
Der Song startet in deinem Clip mit einem Drum-Vorzähler 3und, 4und; die "und" von der 4 ist zugleich Auftakt-Achtel vom Gebläse auf Ton "B"(?) plus zweitem Ton klingend "C" auf der 1 von Takt 1.
Der Gesang steigt in Takt 4 auf der Zählzeit 3und ein (=offbeat).

Wenn Du erst einmal das Video guckst und dazu 1, 2, 3, 4 zählst, kannst Du bei einem so langsamen Stück zunächst die Achtel mit der flachen Hand leicht auf den Schenkel klopfen, bei den "und" ist die Hand daher gerade am Wendepunkt in der Luft.

Am Notenbild siehst Du auch, dass sich die lange Pause beim Video gucken leicht auszählen lässt:
...(Sal-) | ly, 2, 3, 4, | 1, 2, 3, 4 | 1, 2, guess you bet-ter...
Wenn das mitzählen klappt, kannst Du für deine Einsätze auch auf das Schlagzeug achten. Die Snare-Schläge kommen auf die 2 und die 4 und geben dir eine weitere Orientierungshilfe.

Gruß Claus
 
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:DAin't no Sunshine ist gemein- die Stelle mit dem I'know x-mal singen ist wirklich nicht so einfach.....da haut's einen gerne mal raus,
da ich selber nur singe und das generell alles "nach Gefühl" hab ich mir da auch mal die Zähne dran ausgebissen*lach*
Völlig bescheuert eigentlich- aber ich versteh' Dich total:great:

Grundsätzlich hat mir bei solchen Passagen geholfen mir mal die Takte rauszuzählen und mich dann daran zu orientieren (sorry aber ich kenn da auch keine andere Lösung) und dann das Ding (also die entsprechende Passage) gnadenlos so lange zu üben bis es sitzt-also bis sich der Part völlig automatisiert hat und Du wirklich nicht mehr drüber nachdenken mußt.
Kann es sein, daß Dich da das gleichzeitige Gitarre spielen einfach "ablenkt" -einen Moment nicht aufgepaßt und den Faden beim "zählen" verloren? Ist einfach Übungssache.......also üben, bis Du nicht mehr zählen mußt und automatisch das Feel hast, wann der nächste Einsatz ist....zählen können setze ich bei Dir jetzt mal voraus als Gitarrist:).....viele Sänger(also die kein Instrument spielen können) scheitern da nämlich leider dran......
 
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Hi Leute,

zunächst vielen Dank und sorry, dass ich nicht eher wieder hier sein konnte...

Also letztlich läuft es wohl zusammengefasst auf´s "Mitzählen" hinaus, wenn ich alles mal zusammen fasse.

Im Detail nochmal auf Eure Aussagen/Tipps/Feststellungen:

Das Problem haben viele Sänger. Ich habe schon Bands gesehen, wo der Sänger bei einem Song völlig falsch eingestiegen ist und eine ganze Strophe oder mehr gesungen hat, bis ihm auffiel, das da irgend etwas nicht stimmen kann. Der Sänger fängt dann an zu schwimmen und die Kollegen an den Instrumenten dann irgendwann natürlich auch.

Das be(un)ruhigt ein wenig... :) Nein im ernst... Ihr kennt das ja dann vielleicht: Man fühlt sich bei solchen Nummern wie der allerletzte Idiot. Und es stimmt: Irgendwann schwimmt alles. Genau das will ich ändern!


Am Notenbild siehst Du auch, dass sich die lange Pause beim Video gucken leicht auszählen lässt:
...(Sal-) | ly, 2, 3, 4, | 1, 2, 3, 4 | 1, 2, guess you bet-ter...

Das hilft! Wirklich! Ich muss mir das einfach echt verinnerlichen, fürchte ich, damit ich hier nicht ins Schleudern komme. Oft geht es mir hier so, dass ich eigentlich weiss "Achtung, jetzt kommt der Einsatz... Achtung... jetzt!" und schon ist er vorbei... :-(


Ain't no Sunshine ist gemein- die Stelle mit dem I'know x-mal singen ist wirklich nicht so einfach.....da haut's einen gerne mal raus,

Auch das beruhigt mich fast, dass das Problem doch nicht so ganz ganz ganz banal ist, wie es im ersten Moment scheint.


Was aber wohl auch nicht von der Hand zu weisen ist, ist folgendes:

Kann es sein, daß Dich da das gleichzeitige Gitarre spielen einfach "ablenkt" -einen Moment nicht aufgepaßt und den Faden beim "zählen" verloren?

Das ist sehr gut möglich und das vermute ich vor allem bei "Superstition" als Hauptursache für mein "Verpassen der Ausfahrt"....

Fazit:
1. Mit dem Problem bin ich nicht ganz allein.
2. Zählen ist wohl das Mittel der Wahl bis es in einen Automatismus übergeht
3. Üben, üben, üben....

DANKE nochmal!!


PS: Gibt´s im neuen Forum-System gar keine "Zitier-Funktion" mehr oder kapier ich sie bloß nicht???
 
PS: Gibt´s im neuen Forum-System gar keine "Zitier-Funktion" mehr oder kapier ich sie bloß nicht???
Doch, sogar eine sehr bequeme: Zu zitierenden Teiltext mit der Maus auswählen, ein Feld "Zitieren"erscheint. Draufklicken, fertig. :) Wenn man mehrere Kurzitate einbauen will, auf Multi-Zitat klicken. Unten links beim Antwortfeld erscheint dann "Zitate einfügen ...". Dann kann man sogar noch die Reihenfolge ändern.

Viele Grüße,
McCoy
 
Auch mitzählen will geübt sein - der TO sagt ja, dass er seinen Einsatz normalerweise intuitiv findet. Wenn man sich nun, weils aus welchem Grund auch immer nicht klappen will, zwingt, mitzuzählen und daraufhin einzusetzen kann ich mir gut vorstellen, dass man genau dadurch wieder so sehr abgelenkt ist, dass man den Einsatz wieder vermasselt.

Eine Anregung: die Pause vor dem Auftakt mit Vierteln/Achteln füllen.
kommt der Einsatz auf 3, singst du dann halt "La-La-Mustang Sally..." ("La-La" als Viertelnoten) oder kommt er auf "2und", also die vierte Achtel, dann eben schnell "La-La-La Mustang Sally..." ("La-La-La" als Achtelnoten). Sobald's so funktioniert, das "La-La" nur noch denken und erst auf "Mustang Sally..." einsetzen.
Müsste im schlimmsten Fall ja auch über anderthalb Takte funktionieren, wenn der Akkordwechsel ein derart wichtiger Anhaltspunkt ist. Sobald es läuft, kriegt ja keiner mit, dass du vor deinem geistigen Ohr 6x "la-La-La" singst, bevor du einsetzt.
 
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Der letzte Beitrag beschreibt den Knackpunkt: viele Laien sehen Pausen als "nix" an, warten ab und sind dann völlig raus. Ich bringe meinen Schülern immer bei, Pausen aktiv zu markieren, sei es durch sprechen, klopfen, was auch immer. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Das macht man solange laut, bis man es allmählich stumm kann. Mit der Zeit braucht man immer weniger Gerüst. Problematisch sind hier die klassischen Gitaristen und natürlich Sänger. Die klopfen zwar gern mit dem Fuß, aber stets am Takt vorbei ;-) Damit sind sie gewissermaßen souverän im Sinne von: "was kratzt es den Musikanten, wenn der Komponist sich einen Rhythmus ausdenkt?"
 
Zuletzt bearbeitet:
Gitaristen und natürlich Sänger. Die klopfen zwar gern mit dem Fuß, aber stets am Takt vorbei

Am Takt vorbei? Das glaube ich eigentlich nicht. Im Takt mitklopfen macht eigentlich jeder richtig, selbst wenn er mit Musik sonst überhaupt nix am Hut hat.

Das Problem ist ein anderes: Viele - oder vielleicht nur manche? - Hobbymusiker im Rockbereich erkennen die Notwendigkeit nicht so ganz, sich analytisches Hören anzueignen. Und Vorraussetzung zur Analyse einer Rocknummer ist, dass man die wichtigsten musikalischen Parameter kennt, also Takt, Rythmus, Akkordstufen und Struktur. Wenn es dann kniffliger wird und der gefühlsmäßige Einstand nicht so richtig klappt, entstehen halt Probleme.

CW
 
Am Takt vorbei? Das glaube ich eigentlich nicht.
Das hat mit "Glauben" wenig zu tun, sondern mit beobachtbaren Tatsachen. Wenn einer z.B. bei Punktierten eben genau diese mit dem Fuß mitklopft hat das wenig mit Takt schlagen zu tun. Erst recht nicht, wenn er seine unrhythmisch vorgetragenen Töne genauso im Fuß wiederholt.
 
Seh ich auch so, ein "Nicht-Musiker" kann sicher ohne Probleme von einem Stück, dass er gerade hört einen Takt mit klatschen, ein Hobbymusiker, der gerade ein Instrument bedient ist da ja was ganz anderes - der hat koordinationstechnisch ja schon ein nicht gerade kleines Pensum zu bewältigen.... mein persönliches Todesurteil waren lange jede Form von Triolen, egal ob Achtel und noch schlimmer Viertel, der Fuß hat auf die dritte Triolen-Note immer knallhart einen Hüpfer gemacht:weird:
Wie schon mal erwähnt, auch zählen muss man üben, "nur" weil man halbwegs spielen kann heißt das nicht, dass man vollautomatisch das Wippen des eigenen Fußes als Rhythmusanker verwenden kann.
 

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