Einhändig spielen

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Tach zusammen!
Ich hab mal ne Frage an alle Trompeter, Kornetteure und Flügelhornisten. Welches der Instrumente kann man einhändig spielen? Meine kleine Tochter ist mit einer Hand geboren worden, würd mich freuen, wenn sie später auch die Chance hat, ein Instrument zu lernen (Ausser Schlagzeug, das geht bestimmt :) )
Spiele selber Sax, kenne daher die Blechblaskannen nicht. Die drei Knöppe kann man ja easy mit einer Hand bedienen, aber wie ist das mit den Zügen?
Vielen Dank schonmal!;)
 
Eigenschaft
 
Alles trompetenähnliche (vermutlich je leichter desto besser) müssten gehen. Theoretisch, wenn man den Halt irgendwie raushat, auch Bariton oder Tuba.
Posaune natürlich garnicht.
Und je nachdem welche Hand es ist und wie weit vorhanden bzw. mit Prothesen korrigiergerbar könnte Horn auch wunderbar gehen. Also mit der gesunden Hand Ventile bedienen, mit der anderen stopfen und somit auch für guten Halt sorgen.
Alle Holzblasinstrumente kann man glaub ich ebenfalls ausschließen, weil zuviele Klappen. Klavier hätte vermutlich auch zu wenig Reiz.
Aber du siehst, es müsste einiges gehen.
 
Auch für Posaune kann ich mir relativ einfache Umbauten vorstellen, damit man sie mit Prothese halten und spielen kann.
Es gibt einige Instrumentenmacher, die sich mit sowas beschäftigen, die sind nur nicht ganz einfach zu ergoogeln, weil es so viele andere Treffer gibt.
 
Trompete, Kornett und Flügelhorn werden hauptsächlich mit der linken Hand gehalten. Zusätzlich muss der Ringfinger der linken Hand den Intonationsausgleich mit dem dritten Zug bei C#1 und D1 ziehen, was bisher nicht erwähnt wurde.
Man kann allerdings beobachten, dass immer noch in einigen weniger anspruchsvollen Amateur-Ensembles kein Wert auf "Feinheiten" wie die Intonation dieser Töne gelegt wird. Das mit dem Ansatz ausgleichen zu können, ist zwar eine beliebte Ausrede von Amateuren, es funktioniert aber zumindest für das C#1 in "natürlichen Abläufen" des Notentextes leider nicht wirklich.

Drei Finger der rechten Hand drücken die Ventile, der kleine Finger hilft beim Halten des Instruments durch den Haken auf dem Mundrohr. Es gibt eine Spielsituation, bei der einhändiges Spielen unumgänglich ist. Das ist das "wah-wah"-Erzeugen mit der linken Hand vor dem Schallstück bzw. mit Hilfe des Plunger (Dämpfer), den es in jedem Baumarkt zum Abfluss durchpumpen gibt.
Längere flotte Linien kenne ich dieser Stituation nicht. Möglicherweise lässt sich das durch Training um Einiges verbessern.
Als Dauerlösung fände ich das Halten und Spielen mit der rechten Hand aber zu anstrengend. Das betrifft das Gewicht von ca. 1 bis 1,3 kg und die Tatsache, dass bei dieser Art des Spielens die Sehnen in der Mittelhand schnell spürbar werden.

Das erste Instrument, das mir einfiele, wäre die Stimme. Die lässt sich frühzeitig spielerisch ausbilden und das Erlernte ist eine wertvolle Grundlage für jede Instrumentalentscheidung, die deine Tochter irgendwann selbst treffen könnte.
 
Es gibt auch Flügelhörner/Trompeten da kann man den Trigger mit dem Daumen der rechten Hand drücken. Der "wah-wah" Effekt wird natürlich schwer mit einer Hand aber 95% benötigen diesen sowieso nicht.
Ich würd mal einfach sagen die Kleine soll mal verschiedene Instrumente selber testen und dann entscheiden weil z.B. ein Tenorhorn/Euphonium kann man locker im sitzen mit einer Hand spielen.
 
Ich spiele vorzugsweise Jazz, da sind wechselnde Dämpfer und "wah Wah" Effekte in jedem Programm mehrfach vorhanden.

Wichtiger finde ich aber die Frage, wie das Instrument dauerhaft gehalten werden kann.
Ich kann jedenfalls trotz langer Spielerfahrung keine ganzen Stücke spielen, wenn ich nur mit der rechten Hand halte und gleichzeitig die Ventile drücken muss, ohne einen Krampf in die Hand zu bekommen.

Daher würde ich vermuten, ohne eine linke Handprothese, die das Instrument halten kann, geht es nicht.
Die wenigen mir bekannten Linkshänder drücken die Ventile der Trompete übrigens auch mit der rechten Hand. Die sollte also funktionsfähig sein.

Der Frontzähne nach dem Zahnwechsel sollten unbedingt ausgebildet sein und im Schnitt ist vor dem 10.Lebensjahr auch für Kinder mit zwei funktionsfähigen Händen eine Trompete "zu groß".
Man wählt daher normalerweise aber nicht die "ach so putzige" und tatsächlich unhandliche sowie auch blastechnisch oft problematische Taschentrompete, sondern ein Kornett in der kurzen, "britischen" Bauweise (mit Shepherd's Crook).

Je nach körperlichem Entwicklungsstand kommt unterm Strich ein Einstiegsalter von ca. 8 Jahren, eher Richtung 10 Jahren in Betracht. Trompete ist daher oft auch die vom Kind selbst getroffene "zweite" Wahl, nachdem bereits einige Jahre zuvor schon mit einem anderen Instrument begonnen wurde.
Deshalb meine Empfehlung zu einer spielerischen Grundlagenausbildung über die Stimme. Ein weiteres Instrument wird das Mädchen dann selbst wählen können, wenn es das will.

EDIT - Zum Trigger im vorigen Beitrag eine Frage, nachdem ich das mit der rechten Hand einmal ausprobieren wollte, es ging aber nicht. Der Daumen der rechten Hand muss auf der Trompete unter dem Mundrohr die Haltung des Instruments balancieren und stabilisieren, auf dem Flügelhorn lassen die Größenverhältnisse so eine Aktion nicht zu.
Wie soll das triggern mit der rechten Hand möglich sein? Das würde ich gerne einmal sehen. So sieht das Ausziehen des 3. Zuges auf der Trompete bzw. triggern auf dem FH bei mir aus, jeweils mit der linken Hand:
6g75-75.jpg
6g75-76.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Bisher ist auch noch nicht klar um welche Hand es sich bei der Tochter des TE handelt.

Ich hab einen Trompeter in einem Ensemble, dessen linke Hand auch nur zwei mehr oder weniger (eher weniger) ausgebildete Finger hat, was seinem wunderbaren Trompetenspiel aber keinen Abbruch tut.

Viele Grüße,

Sandstroem
 
Tach auch,

es gibt für Blechblasinstrumente eine Haltehilfe: http://www.ergobrass.com/

Vielleicht kann man den Ergobrass für deine Tochte so modifizieren, daß die Haltehilfe tatsächlich den Großteil des Instrumentengewichtes trägt. Vielleicht gehts aber auch so.
Unabhängig davon könnte deine Tochter auch Tenorhorn oder Baritonhorn oder Euphonium erlernen. Diese Instrumente kann sie sich beim Spielen im Sitzen auf den Schoß stellen.
Die Frage, mit welcher Hand man die Ventile betätigt, halte ich für eher nebensächlich.
Jimi Hendrix hat seine Gitarre ja auch umgedreht.;)

Und die Trigger könnte ein Instrumentenbauer auch auf die Ventisektion legen, so daß alle Funktionen tatsächlich mit einer Hand zu betätigen sind.

Bis denne erstmal

Matt
 
...Die Frage, mit welcher Hand man die Ventile betätigt, halte ich für eher nebensächlich.
Für Trompete und Flügelhorn muss ich da deutlich widersprechen. Bereits ein kurzes Stück "linkshändig" zu spielen ist nämlich in der Praxis gar nicht so einfach und auf dem Flügelhorn fast unmöglich, ohne zu verkrampfen. Das Gleiche gilt für die rechts-einhändige Spielweise.
Den Gegenbeweis schaue ich mir aber sehr gerne auf Youtube an.

Jimi Hendrix solierte auch mit der Gitarre auf dem Rücken oder schlug die Seiten auch schon einmal mit der Zunge.
Was genau soll man denn als Trompetenschüler aus dem Hinweis auf ein vollkommen anders konstruiertes und gehaltenes Instrument in den zwei gesunden Händen eines Genies folgern?
 
Hi Zonquer,

das Hauptproblem ist doch, daß das Instrument erstmal irgendwie gehalten, bzw. zum Spielen fixiert werden muß.
Statt Ergobrass könnte man auch eine Trompete fest zum Spielen auf ein Stativ schrauben, z.B. auf einem Kugelenk. Manche Probleme erfordern halt ungewöhnliche Maßnahmen.
Man muß sich dann nur die ergonomischste und dabei kostengünstigste Variante raussuchen.
Falls die Ventile einer Trompete von einem Linkshänder nicht so bedient werden können sollten, wie es erforderlich sein sollte, gibt es Instrumentenbauer, die eine Trompete für Linkshänder bauen würden.
Ein mir bekannter Baßposaunist hat seine Tröte auf "Links" bauen lassen. Das war kein Problem.
Aber das sind ja alles sog. "ungelegte Eier". Bisher hat ja niemand die Tochter gefragt, ob sie überhaupt Trompete spielen möchte.

Bis denne erstmal

Matt
 
Falls es denn Links-Griffig sein sollte könnte man auch ans Horn denken - die sind ja standardmäßig "Falschrum"

Aber ich denke gut gemeinte Ratschläge haben sich mittlerweile bald genügend angesammelt (ohne Rückmeldung) - wie schon Matt bemerkt hat
 
Nabend!
Also vielen Dank schonmal für die vielen Mitteilungen. Meine Tochter hat nur die linke Hand. Das hätte ich natürlich direkt erwähnen sollen. Ist ja alles noch spekulativ, doch mich hat nur mal interessiert, welche Instrumente überhaupt in Frage kommen, sicher auch nach orthopädisch-ergonomischem Instrumentumbau. Es bleibt natürlich abzuwarten, ob sie überhaupt Lust auf ein Instrument haben wird, hier wird ja niemand zu etwas gezwungen :)
Ich werde dann beizeiten nochmal Bericht erstatten :)
Danke und Gruß
 
Ich habe inzwischen 'mal bei einem der Trompetenbau-Meister meines Vertrauens nachgefragt. Er hat bestätigt, dass eine Konstruktion für Linkshändigkeit grundsätzlich möglich wäre.

Handgefertigte Instrumente von empfehlenswerten mit Meisterbetrieben kosten meist um die 2.300-3.500 EUR, teurer geht natürlich immer. Das günstigste mir bekannte Angebot einer Werkstatt von hervorragendem Ruf, deren Instrumente ich auch konkret schon kennenlernen durfte, hat Klaus Martens mit Trompeten aus Meisterhand ab 2.000 EUR.

Ein Stativ statt einer Handprothese zum Halten des Instrumentes kann ich mir zwar aus meinem Umgang mit der Trompete heraus nicht vorstellen, aber egal.
 
lieber zonqer es gibt so vieles was man sich nicht vorstellen kann.
Ich darf mal auf Django Reinhardt hinweisen, der trotz seiner Behinderung an der linken Hand eine virtuose Spieltechnik entwickelte.
Ich hatte vor 2 Jahren einen gemeinsamen Auftritt mit einer Band einer Behindertenwerkstatt (körperlich Behinderte). Nun das waren alle keine "Weltmeister" aber durchaus, nimmt man eine der vielen Amateur Big Bands zum Vergleich, zumindest gleichwertig.
Beachtlich mit welcher Phantasie die verschiedensten Instrumente an die Behinderungen angepasst waren. Leider habe ich nicht genau nachgefragt wie diese Hilfen alle zustande kamen.
Ein Zufall wollte es, dass ich Monate später bei meinem Klarinettenbaumeister eine umgebaute Klarinette liegen sah, die Nachfrage ergab, dass es ein Instrument für eben diese Band war. (Ein verkürzter Ring- und Kleiner Finger der rechten Hand mussten ausgeglichen werden).
Ich denke schon, dass sich nach einem Gespräch mit einem guten Meister eine Lösung finden lässt, auch wenn sie dann beim ersten Mal noch nicht so optimal ist, eine Verbesserung ist immer möglich.

Um auch nochmal auf die genannte Band zurückzukommen: alle hatten eine tolle Spielfreude und Spass an der Musik.
Ich denke ein Versuch mit der Trompete oder Kornett etc ist es allemal wert, das Weitere wird sich dann finden.

Grüße
atrofent
 
... alle hatten eine tolle Spielfreude und Spass an der Musik. Ich denke ein Versuch mit der Trompete oder Kornett etc ist es allemal wert...
Spaß an seiner Musik hat dieser junge Mann bestimmt auch :gruebel:
http://www.youtube.com/user/jameslarkensmith#p/a/u/1/mQw93TnSGzM

Ich würde immer noch gerne einen Hinweis auf einen einhändigen Trompeter lesen, der zumindest auf einfachem Niveau wirklich spielen kann, gerne mit Hilfe eines Stativs, z.B. bei Youtube.
 
Also vielen Dank schonmal für die vielen Mitteilungen. Meine Tochter hat nur die linke Hand. Das hätte ich natürlich direkt erwähnen sollen. Ist ja alles noch spekulativ, doch mich hat nur mal interessiert, welche Instrumente überhaupt in Frage kommen, sicher auch nach orthopädisch-ergonomischem Instrumentumbau. Es bleibt natürlich abzuwarten, ob sie überhaupt Lust auf ein Instrument haben wird, hier wird ja niemand zu etwas gezwungen :)
Ich werde dann beizeiten nochmal Bericht erstatten :)
Kleiner Zwischenruf aus der Holzbläserecke:
Von Mollenhauer weiss ich, dass sie eine Sopranblockflöte mit Einhandmechanik anbieten, andere machen das bestimmt auch.

Alphorn, ist zwar a weng unhandlich, aber man muss es nicht greifen, dto Didgeridoo

Dann fallen mir noch die Orff-Instrumente ein, und singen geht sogar ganz ohne Hände ;)

Das nur mal zur Erweiterung des Spektrums ;)
 
Dirigent ginge auch noch. :D

Und damit das jetzt nicht wie ein Spampost wirkt, wünsche ich allen Blechbläsern und sonstigen Mitlesern schonmal frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
 

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