DerAnderl
Registrierter Benutzer
Hallo liebe Steelstring-Freunde!
Als ich mir 1984 meine Washburn Gitarre gekauft habe (im Music Shop München in der Siegestraße), gab mir der freundliche, junge Verkäufer (Grüße an Roland ) einen passiven Fishman Piezo Pickup als Dreingabe dazu. Ursprünglich wollte ich damals eine Ovation kaufen, zu meinem Glück kam es anders - aber das ist eine andere Geschichte.
Der Pickup wurde eingebaut und die Stegeinlage entsprechend abgeschliffen. Um ganze 3 Millimeter. Was nicht so toll ist, wenn die Fräsung im Steg nicht besonders tief ist, da die Stegeinlage dann zu kippeln anfängt.
Fishman Piezo-Pickup Anfang der 80er - ziemlich dick
Keine besonders tiefe Nut im Steg
Sehr bald merkte ich, dass ich den Piezo-Sound so gar nicht mag, die damalige Band ging auseinander und ich spielte fortan rein akustisch - vor allem Fingerstyle.
Der Pickup blieb drin. Immer beim Saitenwechsel ärgerte ich mich über die extrem dünn geschliffene Stegeinlage, die einem dann entgegen fiel. Außerdem war das Kabel nicht mehr richtig fixiert und klapperte im Korpus.
Bis letztes Jahr. Der Pickup wurde ausgebaut und eine Standard-Stegeinlage kam in die Gitarre, da ich zu der Zeit keine Zeit hatte, mir eine Stegeinlage selbst zu basteln.
Weihnachtszeit - Betriebsruhe - Zeit zum Basteln - Zeit für die neue Stegeinlage.
Als Grundlage diente ein Knochenrohling, der bei meiner letzten Thomann-Bestellung mitkam. Finanziert mit dem Gutschein aus dem Review-Gewinnspiel des MB! Danke nochmals dafür!
Die alte Stegeinlage ist ca. 2.75mm dick, der Rohling fast 4mm.
Zuerst den Rohling in der Länge mit der Säge kürzen - dann die Stärke bearbeiten.
Dazu nutze ich ein glattes, stabiles, nicht verzogenes Holzbrettchen, auf das ich Schleifpapier (180) mit doppelseitigem Klebeband fixiert habe.
Viele raten dazu, hier eine Glasfläche zu verwenden, da dies fest und plan ist und sich nicht verziehen kann.
Ich vertraue aber schon seit langem meinem Brettchen - und das tut's auch.
Kochen ist nicht nur ein idealer Werkstoff für Stegeinlagen und Sättel, sondern lässt sich wirklich leicht bearbeiten. Ich habe dazu Schlüsselfeilen, Schleifpapier und Stahlwolle benutzt - alles Dinge, die ich sowieso im Haus habe. Allerdings stinkt der Staub bestialisch. Regelmäßiges Absaugen ist hier hilfreich. Hätte ich nicht meine Bastelecke im Keller und müsste das in der Wohnung machen, würde ich es garantiert sein lassen und einen Gitarrenbauer beauftragen. Leider wohnt @Bassturmator zu weit weg - ich wäre ansonsten Stammkunde - bei so schöner Arbeit!
Regelmäßig prüfen, ob die passende Stärke erreicht wurde, die neue Einlage gut in die Nut passt, ohne dass man Gewalt braucht oder sie zu dünn wird und kippelt.
Ich habe dabei gleich die Enden etwas verrundet.
Den Griffbrettradius habe ich von der alten Einlage übernommen. Hier ein Zwischenstadium der Bearbeitung.
Die Schräge der Kompensation habe ich auch anhand der alten Einlage abgeschätzt und mit den Schlüsselfeilen ausgearbeitet.
Da ich (noch) keinen kleinen Schraubstock für so feine Arbeiten habe, mussten zwei Holzlatten als Halterung herhalten. Neben den Feilen, habe ich auch einen Dremel mit Schleifaufsatz benutzt.
Da kommt Zahnarzt-Feeling auf.
Wenn die Form ungefähr steht, kommt der mühsame Teil. Um Kompensation und Höhe der Einlage zu prüfen, muss sie in die Gitarre und die Saiten drauf.
Ich habe "nur" meinen alten Clip-Tuner zur Kompensations-Kontrolle - das reicht mir.
Bei jedem Durchlauf habe ich die Abweichung in "Strichen" auf dem Display notiert. Die erste Messung war mit der alten Stegeinlage. Messung 2-5 sind Zwischenstände der Bearbeitung.
Auch die Saitenhöhe habe ich kontrolliert und dabei festgestellt, dass es nicht doof ist, Fotos zu machen, da man zoomen und prima ablesen kann.
Jedes Mal Stegeinlage ausbauen, nacharbeiten, einbauen, Saiten aufziehen, stimmen, Kompensationskontrolle, Höhe kontrollieren, notieren, ausbauen...
Aber ich denke, es hat sich gelohnt.
Ich bin mit der Höhe, der Kompensation und auch der Optik der neuen Stegeinlage sehr zufrieden.
Und ich hatte ein nettes Bastelprojekt, das Spaß gemacht hat.
Ich hoffe, dass ich den ein oder anderen anregen konnte, sich auch mal eine Stegeinlage selbst zu bauen um so die für ihn perfekte Saitenhöhe zu erreichen.
Bei 3,90€ für den Rohling kann man auch mal experimentieren. Es ist wirklich einfach. Man braucht nur ein wenig Zeit & Geduld.
Für Tipps und Vorschläge (vor allem von Profis), wie man es einfacher oder besser macht, bin ich natürlich dankbar!
LG, Anderl
Als ich mir 1984 meine Washburn Gitarre gekauft habe (im Music Shop München in der Siegestraße), gab mir der freundliche, junge Verkäufer (Grüße an Roland ) einen passiven Fishman Piezo Pickup als Dreingabe dazu. Ursprünglich wollte ich damals eine Ovation kaufen, zu meinem Glück kam es anders - aber das ist eine andere Geschichte.
Der Pickup wurde eingebaut und die Stegeinlage entsprechend abgeschliffen. Um ganze 3 Millimeter. Was nicht so toll ist, wenn die Fräsung im Steg nicht besonders tief ist, da die Stegeinlage dann zu kippeln anfängt.
Fishman Piezo-Pickup Anfang der 80er - ziemlich dick
Keine besonders tiefe Nut im Steg
Sehr bald merkte ich, dass ich den Piezo-Sound so gar nicht mag, die damalige Band ging auseinander und ich spielte fortan rein akustisch - vor allem Fingerstyle.
Der Pickup blieb drin. Immer beim Saitenwechsel ärgerte ich mich über die extrem dünn geschliffene Stegeinlage, die einem dann entgegen fiel. Außerdem war das Kabel nicht mehr richtig fixiert und klapperte im Korpus.
Bis letztes Jahr. Der Pickup wurde ausgebaut und eine Standard-Stegeinlage kam in die Gitarre, da ich zu der Zeit keine Zeit hatte, mir eine Stegeinlage selbst zu basteln.
Weihnachtszeit - Betriebsruhe - Zeit zum Basteln - Zeit für die neue Stegeinlage.
Als Grundlage diente ein Knochenrohling, der bei meiner letzten Thomann-Bestellung mitkam. Finanziert mit dem Gutschein aus dem Review-Gewinnspiel des MB! Danke nochmals dafür!
Die alte Stegeinlage ist ca. 2.75mm dick, der Rohling fast 4mm.
Zuerst den Rohling in der Länge mit der Säge kürzen - dann die Stärke bearbeiten.
Dazu nutze ich ein glattes, stabiles, nicht verzogenes Holzbrettchen, auf das ich Schleifpapier (180) mit doppelseitigem Klebeband fixiert habe.
Viele raten dazu, hier eine Glasfläche zu verwenden, da dies fest und plan ist und sich nicht verziehen kann.
Ich vertraue aber schon seit langem meinem Brettchen - und das tut's auch.
Kochen ist nicht nur ein idealer Werkstoff für Stegeinlagen und Sättel, sondern lässt sich wirklich leicht bearbeiten. Ich habe dazu Schlüsselfeilen, Schleifpapier und Stahlwolle benutzt - alles Dinge, die ich sowieso im Haus habe. Allerdings stinkt der Staub bestialisch. Regelmäßiges Absaugen ist hier hilfreich. Hätte ich nicht meine Bastelecke im Keller und müsste das in der Wohnung machen, würde ich es garantiert sein lassen und einen Gitarrenbauer beauftragen. Leider wohnt @Bassturmator zu weit weg - ich wäre ansonsten Stammkunde - bei so schöner Arbeit!
Regelmäßig prüfen, ob die passende Stärke erreicht wurde, die neue Einlage gut in die Nut passt, ohne dass man Gewalt braucht oder sie zu dünn wird und kippelt.
Ich habe dabei gleich die Enden etwas verrundet.
Den Griffbrettradius habe ich von der alten Einlage übernommen. Hier ein Zwischenstadium der Bearbeitung.
Die Schräge der Kompensation habe ich auch anhand der alten Einlage abgeschätzt und mit den Schlüsselfeilen ausgearbeitet.
Da ich (noch) keinen kleinen Schraubstock für so feine Arbeiten habe, mussten zwei Holzlatten als Halterung herhalten. Neben den Feilen, habe ich auch einen Dremel mit Schleifaufsatz benutzt.
Da kommt Zahnarzt-Feeling auf.
Wenn die Form ungefähr steht, kommt der mühsame Teil. Um Kompensation und Höhe der Einlage zu prüfen, muss sie in die Gitarre und die Saiten drauf.
Ich habe "nur" meinen alten Clip-Tuner zur Kompensations-Kontrolle - das reicht mir.
Bei jedem Durchlauf habe ich die Abweichung in "Strichen" auf dem Display notiert. Die erste Messung war mit der alten Stegeinlage. Messung 2-5 sind Zwischenstände der Bearbeitung.
Auch die Saitenhöhe habe ich kontrolliert und dabei festgestellt, dass es nicht doof ist, Fotos zu machen, da man zoomen und prima ablesen kann.
Jedes Mal Stegeinlage ausbauen, nacharbeiten, einbauen, Saiten aufziehen, stimmen, Kompensationskontrolle, Höhe kontrollieren, notieren, ausbauen...
Aber ich denke, es hat sich gelohnt.
Ich bin mit der Höhe, der Kompensation und auch der Optik der neuen Stegeinlage sehr zufrieden.
Und ich hatte ein nettes Bastelprojekt, das Spaß gemacht hat.
Ich hoffe, dass ich den ein oder anderen anregen konnte, sich auch mal eine Stegeinlage selbst zu bauen um so die für ihn perfekte Saitenhöhe zu erreichen.
Bei 3,90€ für den Rohling kann man auch mal experimentieren. Es ist wirklich einfach. Man braucht nur ein wenig Zeit & Geduld.
Für Tipps und Vorschläge (vor allem von Profis), wie man es einfacher oder besser macht, bin ich natürlich dankbar!
LG, Anderl