eine kleine mikrofongeschichte ...

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and the winner is …
- eine kleine mikrofongeschichte -
… not available.

moin,

dies wird eine längere geschichte von der ich nicht weiß, ob sie überhaupt irgend jemanden interessiert. aber ich habe gerade spaß daran, sie für mich aufzuschreiben und kam auf den gedanken, daß es ja vielleicht doch einen oder zwei gibt, die das lesen mögen.

seit einer weile ist klar, daß ich mir ein eigenes gesangsmikrofon anschaffen werde. ich bin zwar nicht primär sänger (so bitte ich euch um zurückhaltung mit kommentaren ob meiner gesangskünste, das regel ich mit meiner geangslehrerin :) ). dennoch spielt das singen für mich eine große rolle.

von vorne.

es muß so ungefähr 35 bis 40 jahre her sein, da habe ich mir mein erstes mikrofon gekauft. ein MD 421 von sennheiser. damals war das einfach. ich brauchte einen alleskönner für akustische gitarre und gesang und für kirchenorgelaufnahmen (meine mutter war organistin).
und da gab es eben nur das MD 421, überall zu hause, auf jeder bühne, vor jedem instrument. ein für mich irrer preis (dumpfe erinnerung von irgendetwas zwischen 300 und 400 mark?), denn schließlich nützt das beste mikrofon nichts, wenn ich es nicht auch entsprechend auf ein band banne. also gab es eine zweispur revox B77 mit 9,5 und 19 cm/sec bandgeschwindigkeit dazu. die 19/38' er version konnte ich mir nun wirklich nicht leisten, alleine das bandmaterial war unerschwinglich.

übrigens, diese maschine versieht heute noch, nach generalüberholung, bei meinem freund finn (professionelles audiostudio www.dubcity.de) als 'analogizer' ihren dienst.
ein zweites MD 421 hat mir dann mein vater geschenkt, nun standen den aufnahmen von peter und horst (singersongwriter duo) und den orgelaufnahmen nichts mehr im wege.
jahrzehntelange beruflich bedingte zwangspause.
dann hatte ich aber ein kleines buch geschrieben und kam auf den gedanken, dies auch als hörbuch zu vertonen. so kam es zur ersten berührung mit inzwischen digitaler aufnahmetechnik und mit reaper, meiner für alles genutzten DAW. als audiointerface ein mackie onyx 1220 mischer – und halt eines der 421er vor dem gesicht.
aber, das hat mir nicht gefallen. die aufnahmen klangen dumpf und nicht so klar, wie ich es gerne hätte.

nach langem hin und her und beratung durch thoman (nehmen sie beide, schicken sie zurück, was ihnen nicht gefällt, wenn ihnen keines gefällt, schicken sie beide zurück) bestellte ich schließlich ein rhode NT2000, auf das ich durch internetrecherche gestoßen bin und auf die empfehlung durch thoman ein AKG C4000B.

diese entscheidung war einfach:

erstens hatte ich nur zwei mikrofone zur auswahl (ach wie gut, daß ich die auswahl so eingeengt hatte), und zweitens war das ergebnis sofort klar (im sinne des wortes) und eindeutig. besser als finn, der immer neugierig mich besuchen kommt wenn es was anzugucken und zu hören gibt, kann ich es nicht ausdrücken: 'mulmbeule' sagte er zu dem AKG.

ich war sehr zufrieden und kurze zeit später kam ein zweites NT2000 hinzu mit denen ich heute wieder orgelaufnahmen mache - meine mutter ist schon lange gestorben, jetzt bei einem freund.
vor kurzem kam ein älterer guter bekannter mensch zu mir und erzählte: 'du, ich habe da noch so zwei mikrofone im keller liegen. mit denen habe ich früher mein orgelspiel aufgenommen. keine ahnung ob die was taugen, schmeiß sie weg wenn die nix sind, willst du sie haben?'

naja, was soll ich da sagen, schau ich mal. nach seinen schilderungen mußten die mindestens so alt sein wie meine MD 421.

und dann schaute ich und wußte nicht, ob ich meinen augen trauen konnte. da kam er mit zwei schachteln und darinnen lagen, etwas matt und etwas grünspan angesetzt, zwei sennheiser MD 441!!

zu hause ausprobiert, sie funktionierten. dann mal bei thomann geguckt, gibt es die noch? ich bin vom hocker gefallen.

schließlich vorsichtige anfrage bei sennheiser, was denn eine restaurierung kosten würde – bei dem neupreis war ich seeeehhr vorsichtig. 'ach, schicken sie doch einfach mal her'. na, ok, mit der bitte um einen kostenvoranschlag tat ich das dann.

nix kostenvoranschlag. sie kamen zurück, blank und frisch und strahlend, eine kleine materialliste über erneuertes und eine rechnung.

62 € für die restaurierung beider mikrofone. unglaublich. ich habe überlegt, ob die menschen bei sennheiser sich einfach mal gefreut haben so alte bekannte wiederzusehen und mit ihnen ein schwätzchen zu halten.
danke, sennheiser!

nach etlichem band hin und her in den letzten drei jahren hoffe ich einer festen truppe anzugehören, in der ich auch wieder singe. ja, aber wo hinein?

das war ja nicht nur die frage für mein ehemaliges wohnzimmer, das inzwischen zu einem kleinen studio und übungsraum mutiert ist, sondern auch für live.

da war klar, die bisherigen mikrofone gehen nicht, auch die 441er gefielen mir als gesangsmikrofon nicht wirklich.

unser sänger hat ein neumann KMS104plus, das ich für mich aber auch als zu dumpf empfinde. klar kann ich am EQ regeln, aber ich wollte eines, bei dem ich am sound möglichst wenig drehen muß.

ich war bei einigen musikläden, die mir alle ihre testbox anboten. mmhh, was soll das? wie kann ich ein mikrofon vom klang selber beurteilen, während ich singe? dann mischt sich doch die stimme aus der PA mit meiner im kopf und ist für mich selber nicht beurteilbar. die einzige möglichkeit, meine eigene stimme zu beurteilen ist aufnehmen und abspielen – und das kann ich nur zu hause, da kenne ich auch meine klangliche umgebung.

ich versuche, hin- und herschickerei zu vermeiden (kosten, umweltbelastung) und da ich eh jedes jahr 'zufällig' auf meinem weg nach österreich bei thomann vorbeikomme, nutzte ich diese chance, eine weitere umsatzsteigerung bei DHL zu vermeiden und schilderte meinen wunsch nach einem klaren, nicht muffeligem klang. meine affiinität zu rode war klar und dann befanden sich auf eine empfehlung des 'thomannes' ein AudioTechnica AE6100 und ein rode S1 im erweiterten rückreisegepäck.

es kam wie zu erwarten und wie erhofft: finn ließ sich die gelegenheit nicht nehmen und kam zum vergleichshören zu mir.

eigentlich hatte ich ja immer gelesen: kondensator eher klar und durchsichtig, dynamisch eher etwas dunkler und weniger 'analytisch'.

zitate von der shure webseite:
Dynamische (warm/druckvoll) Mikros
Kondensatormikrofone (klar/präzise)
zitat ende.
aha, den eindruck hatte ich aber gar nicht. das neumann hatte ich schon im kasten (siehe oben), und das rode klingt dem neumann sehr ähnlich, während das AudioTechnica die klarheit bringt, die ich mir eher vorstelle – allerdings kam es mir schon da als 'zu klar' vor. also eigentlich genau umgekehrt.
und nachdem wir so ein wenig probiert hatten, packte finn grinsend ein altes SM58 aus seiner tasche. ein wirklich altes aus einer vergangenen serie von vor 1990.

ich traute meinen ohren nicht. das ist es doch! egal, auch wenn alle davon reden, daß inzwischen das beta 58 so viel besser sei als das SM58, das heute doch etwas verstaubt wäre.

also, jetzt mußten die 30 tage rückgaberecht als höchst willkommen herhalten und ich bestellte ein SM58 und ein beta 58.

(nach den postiven supporterfahrungen mit sennheiser hätte ich eigentlich auch sennheiser eine chance geben müssen, aber das wäre mir dann zuviel geworden, alleine mit dieser auswahl kam ich schon ins schleudern).

und da ich nun schon mal dabei war, habe ich alle mikrofone in die testrunde geschickt, derer ich habhaft werden konnte.

(die geschichte zum RODE NT5 Matched Pair Paar lasse ich jetzt außen vor, diese dienen als overheads / becken zusammen mit allen vier MDs an der snare und toms und einem NT2000 vor der bassdrum zur mikrofonierung meines schlagzeugs).
die aufnahmen findet ihr hier

http://www.siehorst.de/uploads/ergebnis_mic_test.zip

die datei ist mit 8Mb zu groß, um sie im forum hochzuladen.

ihr findet einige mikrofonbezeichnungen mehrfach, da habe ich das mikrofon in unterschiedlichen besprechungsabständen besungen (nette wortverzwirbelung :) ), und in jweils zwei versionen, mit gitarre und ohne. die gitarre ging nicht via line in den mischer (x-32), sondern meinen roland cube 30 x habe ich in erträglicher zimmerlautstärke mit einem MD421 mikrofoniert. ich wollte wissen, welchen einfluß der umgebungssound hat.

für diejenigen, die reaper verwenden, habe ich die projektdatei dazugepackt.
man, war das eine aktion, schließlich wußte ich wirklich nicht mehr, wo mir die ohren standen, zumindest konnte ich das ganze als gesangsübung verbuchen. ich mußte mir mühe geben, über die vielen unzulänglichkeiten hinwegzuhören, aber ich wollte ja auch keinen sterilen vergleich, sondern einen, der meine wünsche in meiner umgebung und in aller wirklichkeit darstellt.

mein ergebnis:
ja, eindeutig. das alte (aber hallo, auch das neue kann mit dem alten nicht mithalten!) SM58 mit einem kleinen hauch neumann bitteschön.

not available!
also, meine entscheidung:
entschieden habe ich mich für das beta 58.
warum so und nicht anders, ist so ungeheur subjektiv, daß ich euch diesen entscheidungsweg vorenthalten möchte.
im dateianhang findet ihr auch noch einen song (feigling, a.c. und p.t. gewidmet), den ich mit dem beta 58 aufgenommen habe. ja, damit bin ich zufrieden.

ich hoffe, ihr habt vergnügen, horst


p.s.: http://siehorst.de/pages/grossundklein.html
 
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unser sänger hat ein neumann KMS104plus, das ich für mich aber auch als zu dumpf empfinde.
Ähhh, was bitte?
und nachdem wir so ein wenig probiert hatten, packte finn grinsend ein altes SM58 aus seiner tasche. ein wirklich altes aus einer vergangenen serie von vor 1990.
ich traute meinen ohren nicht. das ist es doch! egal, auch wenn alle davon reden, daß inzwischen das beta 58 so viel besser sei als das SM58, das heute doch etwas verstaubt wäre.
Das KMS104 ist dumpf, aber SM58 ist dann genau richtig? Verkehrte Welt?
 
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Das KMS104 ist dumpf, aber SM58 ist dann genau richtig? Verkehrte Welt?
nein - die hörbare Realität ... :D
das alte SM58 (was immer das für ein Exemplar oder Jahrgang war) ist auch in meinen Ohren der eindeutige Sieger
wirklich erstaunlich (selbst für einen Fan dieses Mikrofontyps) :eek:
die KMS104 sind (bzw waren) notorisch dafür bekannt, dass die Kapsel an 'Einsprechfeuchte' in relativ kurzer Zeit eingeht - das hier dürfte so ein Exemplar sein

cheers, Tom
 
sehr schöne Geschichte :)
 
wie man's nimmt, Jürgen... was' los mit eurer aktuellen Produktion ? ;)

cheers, Tom
 
Bei der Bevorzugung des Rodeklanges kann ich nun kein wirklich geschultes Gehör annehmen ;-) Das Neumann KMS 104 klingt normalerweise alles andere als dumpf. Es könnte defekt sein, aber auch falsch behandelt werden. Das Audio Technica müsste da eigentlich wesentlich überzeugender sein als die "alten" Shures. Ich hatte die Shures vor einigen Jahren in einem großen Vergleichtest unter objektivierten Bedingungen von rund 30 Mikrofonen. Das hat es nur das KSM9 in die Spitze neben Crown und Neumann geschafft.
 
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Bei der Bevorzugung des Rodeklanges kann ich nun kein wirklich geschultes Gehör annehmen ;-)
habe ich das rode gewählt ... ?

Das Neumann KMS 104 klingt normalerweise alles andere als dumpf. Es könnte defekt sein, aber auch falsch behandelt werden.
'normalerweise' interessiert mich nicht, ich vergleich das, was ich hier in der realität habe und höre.
und wenn ein neumann es nicht aushält besungen zu werden, dann ist es mir als 'wegwerfprodukt' zu teuer.

... unter objektivierten Bedingungen
ich will keine objektiven bedingungen, sondern meinen subjektiven raum geben. es ist meine stimme die mir gefallen muß, sonst fühle ich mich damit nicht wohl. und ohne wohlfühlen singen geht nicht.
-
wie ich im text geschrieben habe: es ging mir nicht um eine diskussion ob meiner entscheidung und objektivität und nicht welches mikrofon das beste sei. es ging mir 'nur' um die dokumentation von unterschieden aus denen jeder seine eigenen schlüsse ziehen kann (laßt mir meine, ich lasse jedem seine), und um meine überraschung, daß die definition von klang im vergleich von dynamisch und kondensator nicht so ehern festgeschrieben zu sein scheint wie es immer gesagt wird.

horst
 
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Nach "Durchsicht" des Materials (und einer Angleichung der Pegel um zu verhindern, dass das lautere Signal die Nase vorn hat) wäre für mich für diese Stimme das 6100 vorne. Das Beta klang für mich nicht wirklich besser als das SM58 und auch das 104 hat mich nicht überzeugt. das "alte" SM58 war auch recht naham AT für mich. Beim SM57 hört man warum es nicht wenig Übung erfordert damit zu singen, denn man hört auf der Aufnahme deutlich das Poppen durch 'ungünstiges besingen'. Der Rest war irgendwie nichtssagend so richtig lala.

Edith: Ein Punkt sei schon noch erwähnt. durch die heutigen Produktionstechniken sind, so finde ich, die Akteptanztoleranzen für ein verkaufbares Produkt deutlich weiter gefasst als es früher der Fall war. Daher muss man an Kiunde mit einer deutlich größeren Serienstreuung rechnen. Das hört man auch bei Mikros. Ich habe 6 SM58 im Fundus, alle zu einer ähnlichen Zeit gekauft. Trotzdem klingt jedes anders, und zwar zum teil deutlich. Selbiges auch bei meinen AKG C430. Deshalb gibt es auch inzwischen die Mode mit den Matched Pairs. vor 40+ Jahren war das praktisch nicht notwendig, da die Mikros eines Modelles sowieso immer 'gematched' haben.
Naja, dafür sind sie jetzt billiger.
 

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