Ein Stück mit mehreren Taktarten - was ist eine gute Takt-Aufteilung?

  • Ersteller hmmueller
  • Erstellt am
H
hmmueller
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
11.04.22
Registriert
06.05.13
Beiträge
426
Kekse
3.689
Hallo -

gestern beim Kühlschrankeinräumen ist mir eine Melodie eingefallen - hab ich sie aufgeschrieben, für SATB ausgesetzt, mit Schlagzeug versehen:

http://www.haraldmmueller.de/20140125-ch+dr.Lied___.pdf
http://www.haraldmmueller.de/20140125-ch+dr.Lied___.ogg

Das Stück hat zwar eine Art durchlaufenden "Swing" (? hat es?), aber keinen richtigen Takt. Ich habe es einmal "nach meinem Gefühl" in Takte zerlegt - aber das wirft schon die Frage auf, ob diese Taktaufteilung "sinnvoll" ist (sinnvoll für wen? - ich denke, eigentlich nur für's Dirigieren - alle anderen müssen sowieso "einfach nur singen/spielen, was da steht").
Wär nett, wenn jemand eine Meinung dazu hätte - insbes. wie man's besser anders aufteilen sollte!

H.M.

P.S. Wenn jemand dazu einen Text schreiben will ... gern :) ... ich kann das gar nicht :( --> dann red ich's unserem Chor ein ...
 
Eigenschaft
 
Für meine Ohren gibt es einen sehr deutlichen Takt, der mit dem zweiten "d" beginnt. Mit jedem zweiten Akzent gibt es eine neue Eins. Vereinzelte Takte haben Überlänge.

Taktaufteilung ist in diesem Fall sehr sinnvoll, VOR ALLEM für die Musiker.
 
Das Stück hat zwar eine Art durchlaufenden "Swing" (? hat es?),

Da ist die Frage, ob du hier die jazztypische Bedeutung des Wortes Swing verwendest, oder eine andere, da du es in Anführungszeichen setzt. Beabsichtigst du für das Stück eine beschreibbare Nähe oder Tradition zum Jazz?

aber keinen richtigen Takt. Ich habe es einmal "nach meinem Gefühl" in Takte zerlegt - aber das wirft schon die Frage auf, ob diese Taktaufteilung "sinnvoll" ist

Naja - wenn dein Gefühl dir sagt, dass Takte überhaupt möglich sind, dann ist es absolut sinnvoll und legitim, das Stück auch in Takten aufzuschreiben. Jemand anders würde das vielleicht anders beurteilen, aber das sollte für dich als Komponisten ja ohne Bedeutung sein: deine eigenen Maßstäbe sollten dein eigenes Denken über Musik sein. Wenn dein Gefühl dir sagt, dass es Takte gibt, gibt es eben Takte.

(sinnvoll für wen? - ich denke, eigentlich nur für's Dirigieren - alle anderen müssen sowieso "einfach nur singen/spielen, was da steht").

Hmm...ich glaube, da schätzt du die Herangehensweise eines Dirigenten falsch ein. Ein Dirigent freut sich nicht etwa über Takte, weil er dann was zu dirigieren hat und weil er dann seine gelernten Schlagfiguren anbringen kann. Im Gegenteil: er liest die Musik und versucht zu verstehen, welche Ziele der Komponist hatte, wie das Stück klingen soll und wie er diese Inhalte seinen Musikern näherbringen kann. Und da ist es egal, ob die Musik in Takten aufgeschrieben ist oder nicht: das ist alleine Entscheidung des Komponisten - entweder will er Takte, oder er will eben keine. Mit beiden Entscheidungen wird der Dirigent leben und klarkommen (ggf. müssen).

Takte haben - wenn sie denn die üblichen Akzentstufentakte sind - eine ganz klare Aussage, wie welche Töne gespielt werden sollen. Taktgebundene Musik hat Noten auf oder zwischen den Schlägen stehen, also gibt es beat und off-beat. Und es gibt die Hierarchie zwischen den Taktschlägen, dass Schlag 1 also der deutlichste Schwerpunkt ist, alle anderen dagegen weniger schwer.

Wenn deine Musik das typische schwer-leicht-Muster hat, sollte sie dringend in Takten notiert werden. Wenn sie es nicht hat, dann nicht. Ob sie es hat, kannst nur du als Komponist entscheiden. Ich z.B. kann es nicht entscheiden,denn ich sehe in deinem PDF Takte und lese damit automatisch einen Akzentstufentakt und höre ihn damit auch innerlich.

Harald
 
Danke für Eure Anmerkungen - hier eine Runde zurück auf jene von Harald, aber ich denke, ich weiß, was Du meinst:

Da ist die Frage, ob du hier die jazztypische Bedeutung des Wortes Swing verwendest, oder eine andere, da du es in Anführungszeichen setzt. Beabsichtigst du für das Stück eine beschreibbare Nähe oder Tradition zum Jazz?
Nicht die jazztypische, sondern ... hier fehlt mir noch immer das Wort. "Groove" wär, wenn überhaupt, das richtigere gewesen - wenn wir uns einig wären, dass auch Stücke von Prätorius oder Haßler "Groove" haben ...

Naja - wenn dein Gefühl dir sagt, dass Takte überhaupt möglich sind, dann ist es absolut sinnvoll und legitim, das Stück auch in Takten aufzuschreiben. Jemand anders würde das vielleicht anders beurteilen, aber das sollte für dich als Komponisten ja ohne Bedeutung sein: deine eigenen Maßstäbe sollten dein eigenes Denken über Musik sein. Wenn dein Gefühl dir sagt, dass es Takte gibt, gibt es eben Takte.

Das sagt es mir schon. Meine Frage ist aber wohl die Folgende (und damit vielleicht eher eine Aufforderung an mich, drüber nachzudenken & mehr zu lernen): Was zeigt man (heute) mit Takt(strich)en an?
Ich versuche meine noch etwas verworrenen Vorstellungen zu sammeln - in der Kürze wohl womöglich irreführend und sicher verkürzend, aber wenigstens ungefähr meine Art der Welteinteilung wiedergebend:

- Zum ersten einmal können sie ein Mittel sein, die lokalen Hauptbetonungen zu markieren (das, was hinter dem Taktstrich kommt, ist traditionsgemäß der schwerste Taktteil). ("Lokal" deswegen, weil die Stärke dieser Hauptbetonung nur relativ zur Umgebung wichtig ist - ein "dritter Schlag eines 4/4" an einer Stelle des Stücks kann betonter sein als der erste Schlag an einer anderen Stelle ... meine ich).

- Dann (leider auch, aus meiner Sicht) "für's einfache Dirigieren" - zumindest sind unsere Chornoten von "Machet die Tore weit" von A.Hammerschmidt durchgängig als 3/4 "geschnitten", obwohl darin offensichtlich Stellen mit anderen Haupt/Nebenbetonungen vorkommen - da diese Stellen aber nur 6...9 Viertel lang sind, ist das Durchschlagen der 3/4 "pragmatisch einfacher" ... Aber wie Du im Rest Deines Textes sagt, muss der/die Dirigent/in mit dem Takt sowieso auf eigene Art umgehen ...

- Dann können sie aber doch auch ein Mittel zur "Motiv-Klarstellung" sein, die gegen die Aussage oben (Hauptbetonungen) stehen kann - nicht nur bei Synkopen, sondern z.B. auch, wenn sich in einem Wiener Walzer 3 "Halbe" über zwei Takte erstrecken: Die Betonung läuft hier (in der Melodie) sicher nicht "simpel" auf 1-(2)-(3), trotzdem ist das Stück weiterhin im 3/4-Takt ... oder "müsste" (könnte) man hier pro "Stimmfläche" (oder eigentlich "rhythmischer Fläche") einen eigenen Takt und eine eigene Taktteilung notieren?! - und lässt nur der vorherige, "pragmatische Punkt", der sich einfach von 1700 oder so herauf durchgesetzt hat, diese Idee "versponnen" erscheinen ...

Egal ... das waren jetzt etwas wolkige "Erforschungen des semantischen Netzes von 'Takt'" oder so: (a) Ich nehme von Dir mit, dass mich entscheiden muss; und (b) entscheide ich mich dafür, jeweils lokale Hauptbetonungen als Taktanfänge zu markieren, indem ich davor einen Taktstrich schreibe - und daraus ergeben sich dann die Taktlängen.

Vielen Dank!

Harald M.
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben