Ich war total geschockt und sprachlos-
Vor zweieinhalb Jahren wollte er ein Instrument von mir kaufen,
brachte auch gleich seines mit und blieb drei Stunden.
Israel hatte heimlich als Kind auf dem Akkordeon seiner
Schwester geübt - als er mit 15 Jahren aufhörte,
hatte er fast Profiniveau erreicht.
Ohne Instrument gelang es ihm ,
über den Umweg als Chorleiter , zu studieren,
eine steile Karriere als Dirigent folgte.
Sein größter Triumph war wohl letztes Jahr:
"Standing Ovations" des sehr kritischen und abgeklärten
Moskauer Publikums zu seiner grandiosen Brahms Inszenierung.
Irgendwann kam der Wunsch zu dem Instrument zurückzukehren,
das ihn als Kind so beseelt hatte. Aber der Scandalliklang seiner Kindertage
genügte seinen Ansprüchen nicht mehr. Die Reise war lang , Optimismus
Begeisterung und Verzweiflung wechselten genauso, wie die vielen
Akkordeons die er in Folge oder zeitgleich besessen hat.
Es schien fast aussichtslos , seinen Anspruch an Perfektion mit einem
Akkordeon in Einklang zu bringen - jede Neuerung , jede Neuanschaffung
jede spieltechnische Nuance hat mit mir und anderen geteilt.
Am Ende schien er etwas zur Ruhe gekommen zu sein,
seine Bugari erfüllte ihn erstmals fast kompromisslos .
Teilweise hat er dann bis zu acht Stunden täglich geübt
und sich enorm verbessert.
Ein kleiner Trost:
das Akkordeon, welches er bei unserem ersten Treffen mitbrachte, spiele jetzt ich.
Als Israel uns vor knapp zwei Wochen zum letzten Mal besuchte,
musste er es natürlich wieder spielen und fast reuemütig anerkennen,
daß dieses das beste reine Akkordeon wäre, das er je gespielt habe ...
Lieber Israel,
danke , daß ich Dich auf deiner Reise begleiten durfte,
Du hast mir,
nicht nur für die Musik,
Ohren und Herz geöffnet.
Stets optimistisch und warmherzig ,immer auf der Suche ,
hast Du Dir die Seele eines Kindes bewahrt.
Ade, guter Freund
Dein Ludger