zu turko:
die geschichte mit dem quartfall ist natürlich sehr interessant! leider fiel mir das selbst überhaupt nicht auf!!!
ist der quartfall in der rock-/popmusik denn üblich?
Allerdings! der Quartfall ist quasi die Antwort der Rockmusik auf den Quintfall des Jazz und der Klassik
Die plagale Ordnung ist bluesverwandt, der auch IV-I und V-IV-I Verbindungen bevorzugt.
Diese plagale Ordnung ist darauf zurückzuführen, das der harmonische Ursprung des Blues in den Kirchen der Platagenbesitzer ihren Anfang nahm. Westafrikanische Sklaven sangen mit der aus ihrer Heimat stammenden Mollpentatonik zu plagal fortschreitenden Durakkorden der europäischen alten Kirchenlieder.
Der Klangkonflikt der Mollpentatonik mit den Durakkorden brachte die Bluenotes hervor, die plagale Akkordfortschreitung übernahm im Gegensatz zum Jazz die Rockmusik. I-V-IV-I (bad moon rising) ist viel rocktypischer als I-IV-V-I (jamaica farewell)
Im laufe der Zeit entwickelten sich ganze Subdominantketten. bVII-IV-I (D-A-E) / bIII-bVII-IV-I (G-D-A-E) /
bVI-bIII-bVII-IV-I (C-G-D-A-E) und alles bitteschön als Durakkorde. Über diese Durakkorde spielt man die Mollpentatonik, wie die Sklaven in den Kirchen.
glaubt ihr, dass musiker/band sich ebenfalls auf ähnliche art und weise mit ihren songs auseinander setzen und sich im prinzip logsich herleiten, was man noch ändern könnte/ müsste?
oder denkt ihr, dass das meistens anders läuft?
Das denke ich nicht, die Theorie läuft immer den Komponisten hinterher, das ist in allen Genres so. So war zum Beispiel in der Klassik ein ehernes Gesetz in der Stimmführung, das Quinten nicht parallel geführt werden dürfen. Mozart hat dieses "Gesetz" aber so geschickt verletzt, dass die Theoretiker nun einen neuen Terminus einführen mußten: die "Mozartquinten"
In der Rockmusik haben die Musiker mit Sicherheit neue Ideen sich gegenseitig abgehört und kopiert. So ist z.B. die Akkordfolge I-bVII (E-D) unglaublich oft immer wieder eingesetzt worden. (Cocaine, Satisfaction, Sympathy for the Devil, My Generation, Paranoid...) es ist geradezu ein Kennzeichen der British Invasion Bands aus den späten 6o'ern und frühen 70'ern, oft reichten den Songs nur diese zwei Akkorde!
Die Akkordfolgen sind dann ausgeweitet worden und beruhen auf dem Trick die Mollpentatonik mit Durakkorden auszuharmonisieren.
Mollpentatonik: 1 b3 4 5 b7 wird zu Akkordfunktionen umgedeutet I bIII IV V bVII später auch die ganze molltonleiter also auch bVI
Die wichtigsten Akkordverbindungen in der Rockmusik ist nicht die klassische Kadenz I-IV-V
schon gar nicht die Mollparallelen, die benutzt die Popmusik und die Postpunker
In der klassischen Rockmusik der Stones, Deep Purple, Led Zeppelin, Jimmi Hendrix, The Who Black Sabbath u.s.w.
ist die wichtigste Verbindung I-bVII (E-D)
hinzu tritt bIII IV (G-A)
dann V (B)
aber auch bVI bII (C F)
alles Durakkorde, oder Powerchords
z.B. Satisfaction
riff
I / bVII / I / bVII
chorus
I / I / IV / IV /
I / I / IV / IV /
I / V / IV / I /
I / bVII / I / bVII
vers
I / bVII / I / bVII
I / bVII / I / bVII
I / bVII / I / bVII
I / N.C. /
I / bVII / I / bVII
Purple Haze
I / bIII IV /
Brown Sugar
Intro Riff
bIII / I / bVI bVII / I
vers
I / I / IV / IV
I / I / bVII / I
chorus
V / V/ I / I
V / V/ I / I
Jumping Jack Flash
bIII-bVII-IV-I
Hey Joe
bVI-bIII-bVII-bIII-IV-I-I-I-I
die Liste ist endlos... ich lass es mal dabei bewenden.
Deine Akkordfolge, übrigens: schöner Song, gratuliere !
verse: H, F#, A, E
chorus: D, A, E, G
lässt sich dieser rocktypischen Tonsprache sehr gut zuordnen
I V bVII IV
bIII bVII IV bVI
damit versammelst Du alle von mir vorher genannten Akkordfunktionen
Grundlage ist eine Molltonleiter
1 2 b3 4 5 b6 b7
die mit Durakkorden ausharmonisiert wird
I II bIII IV V bVI bVII
Im Quintenzirkel sieht das dann so aus:
Die bII ist übrigens auch nicht zu verachten:
Smoke on the water
zuerst wieder I-bVII
vers
I / I / I bVII / I
I / I / I bVII / I
I / I / I bVII / I
I / I / I bVII / I
aber dann:
"smoke on the" IV
"water" bII !!
das haut richtig rein!
LG Hagen