Ehe

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[PEDO]
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Guten Abend Allen. :)

Ich habe wieder einen Text vorzustellen und möchte gerne vor Allem wissen, ob euch der Text schlüssig ist & ob die Bilder, die ich benutze verständlich sind.
Dann interessiert es mich, was sich in euch regt, wenn ihr den Text lest, selbst wenn es nur der Magen ist.
Wenn ich sowas mal auf Englisch hinbekommen würde... Naja, was soll's.


Ehe


Du legst Murmeln unter Haut
für Berge, in dem Geist gebaut
Es spannt die Hülle um mich rum,
sich reißen um die Anleitung
die dir sagt wie du's erreichst,
dass Kälte meinen Schädel beißt.

Konnte ich entgegensetzen,
dass Klänge meinen Bauch zerfetzen?
Die Klänge aus dem Munde eines
Schlecht gezähmten Leidbegleiters
Kann ich immer noch entfliehen?
Oder muss ich meinem Weib erliegen?

Als Nachtmahr fluchst du durch mein Sein,
das werde ich dir nicht verzeihen
und mach bereit um zu beenden
was jahrelang nur wollt verschwenden.
In meinem Hirn, da schlief die Schlacht
Ist Heute wieder aufgewacht.

Ich hole einen Hacken dir,
zu irren durch dein Darmgewirr
Ein Schreien schwebt noch in der Luft,
so leicht für mich wie Rosenduft
Ich setze mich und schlafe ein
und höre nicht die Kinder weinen.
 
Eigenschaft
 
Meine Meinung:

- zu subjektiv
- zu angestrengt / gewollt
- unfertig
- (krank)

.
.
.

Und dann ist da noch der Titel. Der impliziert, dass Du nicht eine, sondern DIE Ehe beschreibst.
Keine Zustimmung von meiner Seite dafür.

1788
 
Ich dagegen finde den Text ganz groß ... Ich finde - anders als 1788 - auch nicht, dass mangelnde Objektivität ein gültiger Kritikpunkt in einem Text sein kann. Im Gegenteil: Kunst ist perse subjektiv... aus eigener Sicht der Dinge oder aus der Sicht eines LI.

Mir gefallen die Bilder, mir gefällt der Sprachfluss und der Klang der Worte. Und das Böse erschließt sich durch die Schönheit der Sprache eher suksessiv ... Daumen hoch dafür...:great:

Dieser hier allerdings:

Kann ich immer noch entfliehen?
Oder muss ich meinem Weib erliegen

hat nicht ganz die Klasse wie der Rest. Wirkt ein wenig, als sei dir auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich persönlich ist der Text zu grotesk und die Bilder etwas zu abstrakt. (Sagt der, der ein kleines Mädchen im Nebelwald umkommen lässt :D)

Grotesk: Damit mein ich das Thema und wie es endet. Ehe in einem Mord aus ... Überdruss? Okay, ich merk hier hab ich eine Lücke, muss den Text nochmal lesen.

Abstrakt find ich z.b. die ersten 4 Zeilen. Da bekomm ich keinen Sinn für mich rein.

Bodo Wartke's "Ja Schatz" ist ein ähnlicher Ansatz (ÄHNLICH), aber weitaus zugänglicher für mich. Nicht nur weil es humoristisch angelegt ist sondern auch weil die Sprache konkreter ist.

Abschreckend(er) für mich wirkt hier, dass es in dem Text nicht nur um Vorstellungen des LI geht, sondern um Taten.

Ich hab nichts gegen ungereimte Texte, aber ein Mischmasch aus Reimen und Nicht-Reimen verwirrt mich und bringt bei mir immer wieder Stolpern rein.

Unschlüssigkeiten:
1) Zum einen sprichst du von einer schlecht gezähmten Leidbegleiterin und zum anderen davon ihr nicht zu verzeihen das sie als Nachtmahr ihr Unwesen in deinem Sein treibt.
Was mMn aber offensichtlich erst durchs schlechte Zähmen passieren konnte...
Schlüssiger fänd ich es wenn du schreibst: Das werde ich MIR nicht verzeihen.
Könnte dann eine Tat sein um euch beide zu "erlösen". Sie von sich und dich von ihr. Oder es wäre einfach nur eine ausweglose Situation in der das LI keine andere Möglichkeit mehr sieht. Fände es aber besser wenn es die erste Variante wäre. Vielleicht wäre das eine Idee um den Text anders aufzubauen? Erlösung von dem "Leiden" auf verschiedene Arten.

2) In meinem Hirn da schlief die Schlacht, ist heute wieder aufgewacht....
Also hatte das LI schon früher mal so gehandelt? Ist das jetzt die zweite Tat?

Was ist ein Hacken?? Ist ein Haken gemeint?

Hoffe meine Gedanken sind eine kleine Hilfe

pianoplayer81

EDIT:
trans.png
trans.png
Nach mehrmaligem nochmaligem Wiederlesen wird mir klarer was antipasti meint. Jedoch bleiben für mich ein paar Bilder nur schwer zu entschlüsseln. Aber was wäre das Leben ohne die Herausforderung? ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für die Antworten!


Ich kann nachvollziehen, dass der Text viele einfach nicht ansprechen kann und ich find's auch in Ordnung so.
Trotzdem weiß ich, dass er einen Wert hat, und sei es nur für mich.
Danke für die Bestätigungen und die Kritik! Ich bin echt froh darüber, dass ich eine Plattform hier habe, auf der ich beides bekomme.

antipasti schrieb:
Kann ich immer noch entfliehen?
Oder muss ich meinem Weib erliegen

hat nicht ganz die Klasse wie der Rest. Wirkt ein wenig, als sei dir auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen.

Da stimme ich dir zu. Was hälst du denn von

Lange wollt ich noch ertragen​
Dich nur im Traum zu Grabe tragen

Das würde auch pianoplayers Frage beantworten:

pianoplayer81 schrieb:
2) In meinem Hirn da schlief die Schlacht, ist heute wieder aufgewacht....
Also hatte das LI schon früher mal so gehandelt? Ist das jetzt die zweite Tat?

Und ja, es ist ein Haken gemeint. ^.^'
Ich habe mir übrigens gerade "Ja, Schatz" angeschaut und muss sagen, dass ich es schade fand, dass das LI sich wieder hat unterkriegen lassen. :D
Aber back to Topic, danke, dass ihr so über den Text nachgedacht habt. Der erste Vers ist schwierig, das gebe ich zu.


Was ist eigentlich mit der letzten Zeile?
Liest sie sich einfach so hinterher oder zeigt sie auch eine Wirkung?

Frage an alle. :)
 
Die letzte Zeile ist für mich wirkungsvoll, da sie mir Fragen aufwirft wie: Wie gehts weiter?
Was passiert mit den Kindern, wie soll diese Familie funktionieren, ist das überhaupt möglich? Eher seh ich das Ende so, das der Mann eingewiesen wird und die Kinder woanders aufwachsen, fern von dem "entweihten" Heim um ein neues Leben anzufangen. Happy End? Keineswegs. Traumabewältigungstherapie etc. folgt ja auch noch für die Kids. Wahrscheinlich ein Ereignis das nie vergessen werden kann. Vielleicht resultiert daraus später auch eine innere Abneigung gegen Männer allgemein. Wer weiß.
Andersrum weiß man ja nicht in welcher Beziehung die Kids zu der Mutter standen. Hätte diese die Kinder genauso "terrorisiert" wäre es zwar immer noch ein Riesenverlust für die Kinder, aber vllt. ein "erträglicherer".
Eine Geschichte abgeschlossen, aber trotzdem Ende irgendwie offen. :great:

"Ich SETZE mich und schlafe ein" --- das sagt mir, das das LI an Ort und Stelle des Geschehens sich hinsetzt und dort einschläft. Da macht sich für mich eher Erschöpfung breit. Würde er sich ins Bett legen wäre es für mich eher ein Bild der Erlösung. Beide Bilder können jedoch stimmig verwendet werden mMn.
"und höre nicht die Kinder weinen" --- nur aus Müdigkeit? Das wär mir fast zu platt, deswegen halte ich lieber an der vom Wahnsinn gebeutelten Mentalität des Mannes fest. Vielleicht bildet sich daraus bei ihm ja auch eine Art Schizophrenie die nicht nur sein Ich, sondern auch seine Wahrnehmung in zwei Personen teilt. Weiß aber nicht ob sowas überhaupt geht.
 
Das war genau das, was ich hören wollte, danke! x)
Es ist die Erschöpfung, die ihn sich hinsetzen lässt & offen ist, ob der Wahnsinn ihn taub macht.
Ich weiß ja selbst nicht genau, was in ihm vorgeht, nur weil ich über ihn geschrieben habe. o.o

Noch weitere Eindrücke? :)
Auch wenn jemand das genau so sieht, wie 1788, einfach bitte kurz posten. ;)
 
Hallo Pedo,

also in meiner Fantasie stellt sich die Sache so dar : (ich finde den Text übrgens toll)

1. Strophe könnte so sein:
Eine typische Ehe: "Sie" hat sich den Mann gesucht, der ihre Vorstellungen verwirkliche kann und "am meisten bringt" : also z.B. Haus bauen, Kinder, Garten usw....und er sieht sich nun in der Pflicht, dem gerecht zu werden. Da er das alles nicht finanzieren kann, aber bei Klärung dieser Sachen die "Ehe" aufs Spiel setzt, kommen erste Zukunftszweifel.... Er fühlt sich also unter Druck gesetzt - die Spannung steigt. Er denkt über seine Situation nach

2. Strophe könnte so sein:
Hier bin ich nicht ganz sicher : In z.B. einer Männerrund tauscht man sich aus. Er hört andere Meinungen und merkt, wie er sich perspektivisch "angeschissen" hat bzw. denkt darüber nach. Die Liebe hat wohl den Verstand... . Hier kommt (für mich) zum Ausdruck, dass jedenfalls seine "Ehe" doch nicht das ist, was ursprünglich gedacht war

3. Strophe könnte so sein:
Hier kommt (für mich) zum Ausdruck, dass der arme Kerl sich zunehmend zerfressen lässt bzw. zerfrisst, ihm wird bewusst wie sie ihn ausnutzt und es kommen erste Erkenntnisse, dass (auch auf Grund des deutschen Scheidungsrechtes:)) eine lebensverändernde Verschlechterung seiner Verhältnisse einsetzt , gepaart mit dem evt. gesellschaftlichen Abstieg. Und die Zeit, die er verschwendete.. Der Druck war so groß und "er war soweit" , endlich die Situation zu lösen.

4. Strophe könnte so sein:
Diese Strophe bildet den Abschluss: er bringt seine komplette Familie um und entledigt sich somit der über Jahre angestauten Problematik. Nichts entsprach letztlich seinen Vorstellungen und -so wie es im Übrigen wöchentlich 1x in Deutschland passiert - macht er "Schluss" im wahrsten Sinne des Wortes. Die Schlagzeilen über "Familienauslöschungen" hatte vor 2 Jahren einen Höchststand. Im Zuge der Finanzkriese zerbröckelten viele "Traumehen" auf tragischste Weise. Der Mann ist also weder krank usw.. es geht um die Ausweglosigkeit.

So würde ich es empfinden, allerdings schreibe ich zu gerne selber "Ehelieder" und da überlebt selten jemand. Ist also hochgradig subjektiv, wie ich es auffasse.
Aber über Gedanken und Fantasien kann man ja zum Glück icht streiten - und ich würde den Text so lassen.

Viele Grüße
 
Auch wenn jemand das genau so sieht, wie 1788, einfach bitte kurz posten

Na gut, ich sehe diesen Text lesend gerade mal einen armen verwahrlosten Irren vor mir, der in seiner viel zu klein geratenen finsteren Gummizelle mit vermodernden Ratten am Boden und vor Leben sprühenden Schimmelpilzen an den Wänden, welche sämtliche geltende Normen über Menschenrechte Weggesperrter über den Haufen schmettert, und der sich gerade darüber erfreut, dass er seinen Finger endlich blutig gekriegt hat, um damit seine kranken Phantasien, die sich während seines Dahinvegetierens in diesem erbärmlichen Loch in seinem Kopf festgesetzt haben, an die Wand kritzeln zu können, hustend vor sich hin kichernd und erregt von seinen Phantasien, im Sinne einer Art letzten Möglichkeit auf Rache, die ihm in seinem erbärmichen Leben noch bleibt, dass sein krankes Werk vielleicht mal irgendeinen seiner Peiniger oder zumindest sonst jemanden schockieren könnte….. :gruebel:

na, denen hat ers aber gezeigt…. Der Arme :(
 
W
  • Gelöscht von DieGräfin
  • Grund: Beleidigung, Provokation
*gelöscht*

Dein Zitat von mir stellte ich im Vergleich zu Wartkes "Ja Schatz" wo sich das umbringen nur in der Fantasie abspielt und am Ende nicht in die Tat umgesetzt wird.
Oder anders ausgedrückt: Wenn man viel von Autounfallopfern berichtet bekommt oder liest, ist es trotzdem was anderes direkt beteiligt zu sein, oder mit eigenen Augen zu sehen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
[QUOTE='[PEDO]

Du legst Murmeln unter Haut
Murmeln? Wie passt dieses Symbol für Spiel, Kind- und Vergangenheit hier?​
für Berge, in dem Geist gebaut
DEM Geist? Oder einem Geist? Dem Geist des Menschen? Einem Geist aus dem Lüften?
Es spannt die Hülle um mich rum,
sich reißen um die Anleitung
Singular (?) zu Plural - schlechtes Deutsch
die dir sagt wie du's erreichst,
Betonung verschoben
dass Kälte meinen Schädel beißt.
nu ja...

Konnte ich entgegensetzen,
dass Klänge meinen Bauch zerfetzen?
Betonung verschoben
Die Klänge aus dem Munde eines
das "Die" ist überflüssig
Schlecht gezähmten Leidbegleiters
Kann ich immer noch entfliehen?
Oder muss ich meinem Weib erliegen?
"erliegen" ist nicht das beste Gegenteil von "entfliehen" - da gibt es schlüssigeres



Als Nachtmahr fluchst du durch mein Sein,
das werde ich dir nicht verzeihen
...damit wirst Du selbst zum Nachtmahr des anderen - was unterscheidet Euch nun? Nichts - genau. Deshalb ist Deine ganze Klage überflüssig.
und mach bereit um zu beenden
es fehlt ein Wort, damit die Zeile Sinn ergibt - schlechtes Deutsch
was jahrelang nur wollt verschwenden.
In meinem Hirn, da schlief die Schlacht
Ist Heute wieder aufgewacht.

Ich hole einen Hacken dir,
ein HACKEN??? das ist bei mir eine Ferse oder ein Schuhabsatz. Wie kann man jemandem so einen "holen"???
zu irren durch dein Darmgewirr
passt vom Sinn her nicht zum Hacken (es sei denn, es ist ein HAKEN gemeint)
Ein Schreien schwebt noch in der Luft,
so leicht für mich wie Rosenduft
Ich setze mich und schlafe ein
und höre nicht die Kinder weinen.
[/QUOTE]

Falls es hier wirklich um einen vorgestellten Mord geht - Mord ist das Ende - in fast jeder Hinsicht. Wie passt das überhaupt mit Lyrik zusammen? Sollte Lyrik nicht soetwas wie moralische Kraft innewohnen, anstatt sich im Destruktiven zu ergehen?


1788​
 
Zitat 1788: Sollte Lyrik nicht soetwas wie moralische Kraft innewohnen, anstatt sich im Destruktiven zu ergehen?

Hallo 1788,

wie kommst du darauf? Das würde mich wirklich interessieren. Wieso darf ein Gedicht keine zerstörerische Situation abhandeln. Ich kenne es so, dass der Begriff "Lyrik" (die Definition spare ich mir, steht aber bei Wikipedia) lediglich eine der drei dichterischen Formen beschreibt. Also eher die Art der Dichtung und nicht eine Wertung. W.Müllers "Wirtshaus" und "das Irrlicht" sind sehr destruktiv, wie ich finde. Und er ist ein sehr berühmter Dichter..(die Winterreise)
Ergänzung: Heinrich Hoffmann wollte ich noch erwähnen - da geht es richtig "zur Sache", was die Moral anbelangt :)

Viele Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
W
  • Gelöscht von DieGräfin
  • Grund: Beleidigung, Provokation
Wieso darf ein Gedicht keine zerstörerische Situation abhandeln.

Natürlich darf man das in der Kunst, für die eigenen Phantasien kann man ja nichts :gruebel: in der Kunst ist alles erlaubt, solange man sich an die geltenden Gesetze hält (eher bildende Kunst: Oder darf sich einer vor laufender Kamera der Kunst Willen ermorden lassen???).

Für mich stellt sich hier einerseits die Frage nach der persönlichen Wertehaltung, die man zeigt, wenn man einen Text irgendwo präsentiert. Für deren Inhalte ist der Autor verantwortlich. Beschreibt er „zerstörerische Situationen“ (menschliches Leid, destruktive, menschliche Abgründe usw.), so möchte ich doch zumindest irgendeine Stellungnahme, irgendeine persönliche Haltung dazu seitens des Autors mitkriegen, nur damit keine Missverständnisse z.B. über die Motivation entstehen… Oder auch über die Persönlichkeit des Autoren selbst… Das kann ziemlich schnell nach Hinten losgehen und entweder wirklich krankhaft oder pupertär wirken.... So gefühlsvoll PEDO auch schreiben kann...

Und die andere Frage stellt sich mir, was für Gefühlen möchte ich mich überhaupt aussetzten, wenn ich mich dem Genuss der Kunst hingebe und welchen nicht, und wie kann ich reagieren, wenn ich mich unangenehmen Gefühlen aussetze.

Nun ja, das soll jeder selber entscheiden können, nur gibt es auch Grenzen des erträglichen Geschmacks für die Allgemeinheit? Natürlich!

Es soll ja z.B. Menschen geben, die ihren Urin mit Genuss trinken. Nun ja, da hab ich ja nichts dagegen, wenn sie das für sich zu Hause machen, nur, wenn ich in einem Restaurant sitze und ein feines Abendessen geniessen möchte, bin ich nicht drauf aus, einen Urintrinker am Nachbarstisch zu haben….
 
Hallo SoleLuna,

Zitat Soleluna: Für mich stellt sich hier einerseits die Frage nach der persönlichen Wertehaltung, die man zeigt, wenn man einen Text irgendwo präsentiert. Für deren Inhalte ist der Autor verantwortlich. Beschreibt er "zerstörerische Situationen" (menschliches Leid, destruktive, menschliche Abgründe usw.), so möchte ich doch zumindest irgendeine Stellungnahme, irgendeine persönliche Haltung dazu seitens des Autors mitkriegen, nur damit keine Missverständnisse z.B. über die Motivation entstehen

Genau das ist das Problem, welches in diesen "eigene Texte Threads" immer wieder auftaucht. Wie kommst du darauf, dass es seine Phantasien sind?
Meiner Meinung nach ist es falsch, vom Text auf den Urheber zu schließen. In der gesamten Kunst ist es ausgeschlossen, dass der Künstler sich für sein Werk rechtfertigen muss, ein relativierendes Statment dazu abgeben muss bzw. seine Persönlichkeit tausenden offenbaren muss. Man darf auch niemals vom Text auf den Interpreten schließen, zumal den Text ja auch ein anderer geschrieben haben könnte. Viele Texter, auch aus der Hardrockszene wären ja Mörder und hätten 30 Jahre gesessen?

Nicht zulässig sind öffentliche Aufforderungen unethischer Art usw- aber der o.g. Text hat damit nichts zu tun.
In Heinrich Hoffmanns Gedichten verbrennen Kinder, es werden Gliedmaßen abgehackt und da passiert richtig was. Die Struwelpetrausgaben sind Bestseller und Herr Hoffmann war trotzdem sehr liebevoll zu seinen Kindern, für die er die Gedichte (glaube ich) schrieb....

Zitat Soleluna: Und die andere Frage stellt sich mir, was für Gefühlen möchte ich mich überhaupt aussetzten, wenn ich mich dem Genuss der Kunst hingebe und welchen nicht, und wie kann ich reagieren, wenn ich mich unangenehmen Gefühlen aussetze.

Das ist natürlich ausschließlich deine Sache - aber auch das kann keinesfalls ein Kriterium zur "Qualität" des Textes sein. Ich persönlich finde viele Texte zum k., aber auf der Basis kann ich kein qualifiziertes Urteil geben. Die Grenzen des persönlichen Geschmacks sind so ein Sache. Wenn so ein Song im Radio kommt, kannst du weghören, es ausschalten usw. - während du diese Möglichkeiten bei deinem "Pinkelbeispiel im Restaurant" nicht so hast, vor allem wenn es neben dir passiert :)
Aber da ist noch eine Menge zwischen..... Denk mal an das Lied von Falko, was das für Probleme gab. Und auch der Struwelpeter war in der ehemaligen DDR über 10 Jahre lang verboten. Letztlich gibt es beides noch.

Das Lied fordert weder zu etwas auf, noch hat es persönlich diskriminierende Bestandteile. Es beschreibt (nach meiner Interpretation) die Entwicklung und Ausweglosigkeit dieser "Ehe" und es können nunmal nicht alle Lieder vom Gänseblümchen im Frühlingswind handeln.

Einen hetzerischen, rassistischen usw. Inhalt mit entsprechenden Aufforderungen dazu kann ich nicht erkennen, dann wäre es sicherlich etwas anderes....

Viele Grüße
 
Wieso darf ein Gedicht keine zerstörerische Situation abhandeln.

Natürlich darf es das.

Es kommt auf das Ende an.
Wenn schon alles grausam und negativ endet - ist es dann wenigstens so formuliert, dass irgendein allgemeiner Erkenntnisgewinn bleibt, der dazu hilft, so etwas in Zukunft zu vermeiden?

*gelöscht*

Was mich aber allgemein stört, ist dieser Hang zum Morbiden, zum Fatalismus, der sich leider auch hier ausbreitet.
Das deutsche Regietheater ist ja schon derbe in Verruch gekommen, weil es nur noch um Blut, Titten und sexuelle "Tabubrüche" (welche Tabus gibt es denn noch???) geht.
Ich erwähnte bereits, dass ich vor Jahren einmal an einem Literaturwettbewerb teilgenommen hatte (Kurzgeschichten). Die Hälfte der Stories handelten von Psychopathen, von Hass und vom "Wichsen". Diese Stories schafften es dann ins Finale.
Ich frage mich, wo da die Phantasie ist, was all das herrliche bleibt, das man in der Kunst zu finden hofft.

*gelöscht*

Aber mich zieht es nun mal zum Schönen hin. Nicht zum Erhabenen. Einfach nur zum Schönen. Wenn etwas vollendet ist, perfekt, wunderschön, herrlich, gut klingt, meisterlich arrangiert ist - da geht mir das Herz auf! Deshalb mache ich Kunst, weil ich das suche bzw. selber schaffen will.
Überall dieser Hang zum Destruktiven, zur Disharmonie, zur Hässlichkeit und zum Ekel - das kotzt mich einfach nur noch an. Heute wälzt sich eine Sau im Dreck und sagt, das ist Kunst. Vergiss es, Mann!

Das ist jetzt nicht pauschal an die Forumsteilnehmer gerichtet; ist mehr ein Dampfablassen über Kunst heutzutage allgemein.

Grüße,


1788
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Falls es hier wirklich um einen vorgestellten Mord geht - Mord ist das Ende - in fast jeder Hinsicht. Wie passt das überhaupt mit Lyrik zusammen? Sollte Lyrik nicht soetwas wie moralische Kraft innewohnen, anstatt sich im Destruktiven zu ergehen?


1788

Sollte sollte sollte, wenn ich das schon lese. Wie etwas sein "soll" vermagst du ebenso wenig vorzugeben wie der Rest der Menschheit.
 
Hallo 1788,

Zitat 1788: Es kommt auf das Ende an.
Wenn schon alles grausam und negativ endet - ist es dann wenigstens so formuliert, dass irgendein allgemeiner Erkenntnisgewinn bleibt, der dazu hilft, so etwas in Zukunft zu vermeiden?

Ich glaube nicht, dass der Autor des Textes einen Erkenntnisgewinn wollte. Ich denke, es ging um die Beschreibung der Situation, um seine Gedanken (bzw. desjenigen) usw. bis zur Tat.
Mahnende Worte oder eine Botschaft (Ehedramen zu vermeiden) oder Inhalte der Ehe- und Sexualberatungsstelle spielen keine Rolle.
Vielleicht schreibt ja auch der Threadsteller etwas dazu (meine Interpretation kann ja auch daneben sein)

Zitat 1788: Was mich aber allgemein stört, ist dieser Hang zu morbiden, zum Fatalismus, der sich leider auch hier ausbreitet

Das weiß ich nicht, ich bin ja auch relativ neu. Aber auch dieser Aspekt fällt in die künstlerische Freiheit. Dass schlimme Sachen die Menschen mehr faszinieren als gute Dinge liest du jeden Tag in der Zeitung. Die Gänseblümchen im Frühlingswind hatte ich schon angeführt, hier passiert aber eben etwas Schlimmes....

Ich führe auch eine glückliche Ehe - schreibe aber abgrundtiefe (aber lustigere) Ehesongs, ich liebe Horrorfilme - habe aber schon etliche Male "Erste Hilfe" geleistet... Will nur sagen: Es gibt vielschichtige menschliche Seiten

Zitat 1788: Aber mich zieht es nun mal zum Schönen hin. Nicht zum Erhabenen. Einfach nur zum Schönen. Wenn etwas vollendet ist, perfekt, wunderschön, herrlich, gut klingt, meisterlich arrangiert ist - da geht mir das Herz auf!

Das hast du schön formuliert, aber es gibt nunmal auch die "Abgründe" und die unschönen Dinge. Sieh dir die Bilder von H. Bosch an...Lieder hatte ich ja schon aufgezählt...
Du schreibst ja auch über die Kunst und was dich stört. Jedes Urteil ist natürlich abhängig von der persönlichen Einstellung, der Lebensphilosophie, ggfls. dem Glauben und so weiter. Und man muss den Text ja auch nicht gut finden.

Ich denke aber, man darf nicht festgelegte Definitionen der eigenen Meinung entsprechend umdefinieren (das meine ich allgemein!) und man darf sich nicht therapeutisch mit dem Autor beschäftigen (meine ich auch allgemein!) und diese Aspekte zur Beurteilung einsetzten.

Wenn ich einen Text lese, lasse ich ihn auf mich wirken, er spricht mich an oder auch nicht usw und ich würde nie auf die Idee kommen, dass es die Storys der Sänger sind (die meisten haben doch nicht ansatzweise das erlebt, von dem sie singen, vor allen die Teeniestars).
Persönlich "angemacht" oder dass ich "mich belehrt fühlte" hat mich auch noch nie ein Text. Man sollte vielleicht solche Sachen mit etwas mehr Distanz oder aus neutraler Perspektive heraus betrachten.



Viele Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Vester

Nun ja, über Geschmäcker lässt sich nicht streiten. Über Haltungen und wie man sie als erwachsener Mensch (oder gar als Künstler, der sehr viele Menschen erreichen kann) in seinem sozialen Umfeld (in diesem Falle das Forum) vertreten möchte aber schon.

Ich hab nie gesagt, der Text aus theoretischer Sicht sei schlecht, ich hab gesagt, was er bei mir auslöst und dass mir die klare Haltung fehlt, die es jedoch immer braucht, wenn ein solches Thema behandelt wird, damit es keine Missverständnisse gibt ;). (Weisst du, man kann auch rassistische, sexistische usw... Witze machen und sagen, ist ja nur ein Witz... aber auch da fehlt mir die Haltung, wenn der Witz einfach so dasteht)

Da PEDO keine Haltung einimmt (und bestimmt schon viele andere auch nicht getan haben, auf welche ich aber den Blick jetzt nicht wenden möchte, da es keinen Einfluss gegenüber meiner Haltung gegenüber Haltungen macht...) erkennt man seine Motivation nicht. Wäre die Motivation bei den Lesern nur Ekel zu erzeugen oder zu schockieren, würd es mich schon wunder nehmen, warum er das tun will :gruebel:, jedoch hätte er als Autor bei mir nur dieses Bild ausgelöst von diesem Irren in seiner Zelle... wenn er eine klare Haltung einehmen möchte, so muss er dies noch nachholen.... ansonsten...

ist es ein Phänomen des Jugendalters, sich Extremsituationen auszusetzen, Grenzen zu testen und zu überschreiten. Von Erwachsenen aber erwarte ich schon ein einnehmen und vertreten von eigenen Haltungen, was ja schliesslich seine Persönlichkeit ausmacht...

Ueber die Thematik häusliche Gewalt und Gewalt an sich möcht ich mich jetzt nicht äussern.



noch kurz:

Wie kommst du darauf, dass es seine Phantasien sind?

Nun der Text entstammt seiner Feder, seiner Gedanken und Phantasien. Natürlich entsteht jede Phantasie aus Erfahrungen, die man gemacht hat, ob diese nun persönlich erlebt oder vermittelt wurden, sei dahingestellt, jedenfalls löste sie eine gewisse Faszination beim Texter aus. Sonst hätte er sich kaum die Zeit genommen diesen zu schreiben?

Somit wünsche ich eine gute Nacht ;)
 
Hallo SoleLuna,

es ist schon interessant, was so ein Text bewirkt. (Was meinst du, wie sich der Texter freut:))

Zitat Soleluna: Ich hab nie gesagt, der Text aus theoretischer Sicht sei schlecht, ich hab gesagt, was er bei mir auslöst und dass mir die klare Haltung fehlt, die es jedoch immer braucht, wenn ein solches Thema behandelt wird, damit es keine Missverständnisse gibt ;)

Ja, genau das meinte ich. Du kannst keine Haltung des Texters erwarten, weil du sie aus dem Text herauslesen müsstest oder dem Text ein Anhang beiligt, wo der Urheber sich erklärt. Das geht aber beides nicht, und schon wird vom Text auf den Schreiber geschlossen.
Das der Text bei dir unangenehme Empfindungen auslöst, ist (denke ich) ja absolut gewollt. Sonst wäre er wie eine Reportage geschrieben worden und nicht mit Worten, die ein Bild phantasiemäßig betonen.
Du wirst also im Ungewissen bleiben müssen (wie jeder andere auch) ob und wie die Story entstanden ist, ob derjenige so denkt usw...
Das ist immer so. Wie machst du es denn bei Falko seinen Gini-Song (oder wie der heißt)
Willst du von Falko, dass er in eine Therapie gegangen wäre oder ihm Kindesmisbrauch unterstellen? Wenn man den Text nicht alleinstehend betrachtet - also nur als Text - wird es immer viele Missverständnisse geben.

Viele Grüße
und alptraumfreie gute Nacht:)
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie etwas sein "soll" vermagst du ebenso wenig vorzugeben wie der Rest der Menschheit.

Es ist klar, dass Du der Gott in Deiner Welt bist.
Du herrscht. Du erschaffst. Du zerstörst. Alles nach Deinem Gutdünken.
Und niemand darf Dich dafür zur Rechenschaft ziehen.
Es gibt kein Gesetz außer Deines.

Du wirst Dich noch umgucken...
Das gibt noch ein böses Erwachen...



Noch ein Wort zum Text.
Es ist mir eigentlich unglaublich egal, was jeder einzelne so an geistigen Ergüssen produziert.
Nur hier stört mich besonders, dass das Gedicht mit "Ehe" überschrieben ist.
Kurz gefasst lautet das Gedicht wohl so:

Titel: Ehe
Inhalt: Ich will töten

Das ist nichts als billige, provokative Demagogie.
Die Ehe hat einen durchaus schlechten Ruf in der öffentlichen Debatte.
Singles, Unverheiratete, gleichgeschlechtliche Partnerschaften - das sind die Helden.
Aber Verheiratete? No Way!
Auf diese medial und politisch instruierte Verballhornung hat der Autor seine Instrumente gestimmt.

Die Wahrheit aber ist: Ehe ist nicht gleich Mordgelüste.
Mordgelüste sind gleich Mordgelüste - so wird ein Schuh draus.
Ich könnte jetzt ein Dutzend Dinge aufzählen, die "Ehe" sind ... Mordlust gehört da definitiv nicht rein.

Aber vielleicht war es ja auch nur das Ansinnen des Autors, mal einen ordentlichen Schlagabtausch vom Zaun zu brechen.
Dann sage ich: Chapeau!

Also: anderer Titel.


1788
 
Zuletzt bearbeitet:

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