[Effekte] Xotic AC-Booster und BB preamp

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Puh, irgendwie ahnte ich vorher schon, dass das ein anspruchsvoller Test werden wird, denn ich wusste schon durch die vorzüglichen Videos von Allen Hinds auf der Xotic-Homepage: Hier werden nicht Äpfel mit Birnen verglichen sondern, Granny Smith mit Royal Gala! (Was mich aber nicht abhielt, dem BB noch einen AC an die Seite zu stellen).

Dieses Review ist zwar darauf ausgelegt die Unterschiede zwischen beiden Pedalen herauszustellen, ich hoffe aber, dass beide Pedale auch für sich charakterisiert werden können.

Zur Einstimmung (oder auch zum Hören danach) empfehle ich
Allen Hinds
Proguitarshop shootout

Zur Verwendung kamen eine LAG Roxanne (LP-Style mit splittbaren PU), die in einen MEK Dual A/B-Looper mit je einem Xotic pro Seite ging und von dort in einen Groove Tubes Soul-o-45 Combo (einkanaliger Fender-style Amp). Die Pedale wurden in den cleanen Amp gespielt, beide wurden als OD und nicht zum Boosten verwendet. Zu den Specs der beiden Pedale verliere ich mal keine Worte, die gibt’s auf xotic.us.

Der erste, auffälligste Unterschied war für mich die Grundlautstärke. Der AC ist deutlich, d.h. ungefähr ein Viertel lauter als der BB (gleiche Grundlautstärke bei AC:10h und BB: ca. 13h). Das überraschte erstmal, wird der BB doch immer wieder aufgrund seiner 30dB Boostreserven hervorgehoben. Auf vielen Pedalboards sehe ich jedoch immer wieder BBs, die das Volume auch etwa bei 11h eingestellt haben. Vielleicht ist meiner da etwas schwach auf der Brust?!

Klangregelung und Frequenzgang
Aus anderen Tests (s. oben) wusste ich schon, dass der Frequenzgang der Punkt sein würde, der beide Pedale am stärksten unterscheidet. Diesem wurde deshalb besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Und ja, es zeigt sich schnell: Grundsätzliches Unterscheidungsmerkmal ist der Frequenzgang der Mitten. Der AC hat tubescreamertypische, leicht präsentere, höher liegende Mitten (ein leichter Mittennöck, aber nicht zu viel), klingt etwas dünner in der notch-Einstellung der Klangregelung und generell bedeckter. Er ist im Klangbild mittiger angesetzt, während der BB mehr Höhen, Tiefmitten und Bässen verstärkt. So klingt der AC immer etwas bluesiger und weicher, während der BB rockiger und aggressiver daher kommt. Er ist etwas schneidender in den Höhen und auch insgesamt etwas schriller. Dieses fällt bspw. in der Singlecoil-Einstellung der Gitarre auf. Hier spielt der AC seine Stärken des eher mittig angesetzten Klangbildes schön aus, indem er die Höhen der Singelcoils etwas zurück nimmt.

Womit kann man die Sounds vergleichen? Schwer zu sagen. Ein handlicher Vergleich wäre etwa: Der BB geht mehr in Richtung moderner Marshallsounds, während der AC eher einem schön ausgefahrenen Class A-Amp ähnlich kommt. Vielleicht hielt sich deshalb lange das Gerücht „AC“ stehe für AC30 (in Wahrheit steht es für „almost clean“; RC Booster = real clean, BB = blues breaker; so zumindest mein Wissensstand).

Mit der flexiblen Klangregelung lassen sich beide unten rum schön ausfüllen, was besonders auch dem AC sehr zugute kommt. Dieser klingt keineswegs unten rum schwach, nur der Anteil in den Tiefmitten fehlt halt, der dem BB diese Spur „karaang“ verleiht. Der leicht mittige Charakter soll aber keinesfalls als negativ angesehen werden. Mit einer Strat „ploppen“ die Saiten dabei bestimmt schön.

Insgesamt gilt aber: Die Unterschiede sind so gering, dass man sie bei geringen Lautstärken und sogar teilweise bei mittleren Lautstärken kaum bis wenig hört. Ein Blindtest wäre da eine Herausforderung. Das muss natürlich nicht für jeden so zutreffen.

Gainrange
Der BB hat, wie erwartet, in jeder Einstellung ein kleines Bisschen mehr Gain. Dennoch war ich überrascht, dass die beiden sich auch in der Hinsicht nicht so viel tun wie man vermuten könnte. Durch mehr Kompression rauscht der BB mehr als der AC. Mit beiden Zerrern lässt sich ein ordentliches Rockbrett hervorzaubern, das die meisten Anwendungsbereiche abdecken sollte. Die Verzerrung setzt dabei bei beiden Pedalen leicht höher und mit mehr Kompression ein als etwa bei meinem Menatone Red Snapper (transparentes low gain Overdrive). Ein chrunchiges Zerren ist aber natürlich möglich. Das beste Beispiel ist das sehr beliebte Video von Andy Timmons mit dem BB vor seinem Mesa-Setup. Bei BB wird ab einem bestimmten Verzerrungsgrad fast nur noch Kompression zugefügt und nur sehr wenig Gain. Das macht das Pedal recht flexibel was die Wahl zwischen einem „offeneren“ und „dichteren“ Sound anbelangt.

Overdrivecharakter
Ein weiteres Differenzierungsmerkmal, das die doch sehr gleichen Brüder etwas von einander abhebt ist der Overdrivecharakter. Bedingt durch die unterschiedliche klangliche Abstimmung klingt der AC etwas „buzziger“ auf den tiefen Saiten, der BB durch mehr Kompression und Präsenz auf den Basssaiten etwas „schöner“, direkter und fetter. Während beim BB das Mehr an Kompression die Verzerrung mehr in sich verschwimmen lässt, hat der AC noch ein leichtes „Brutzeln“ im Ton. Er ist in vielen Einstellungen auch einfach einen Deut transparenter. Auch hier gilt wieder: sehr feine Unterschiede! Besonders auf den Bass- und Diskantsaiten kommt der klangliche Unterschied zum Tragen zum Tragen. Auf den Diskantsaiten kann der BB aber auch schon etwas schneidend-schrill daher kommen. Ein Regeln am Treble-Knopf kann dieses beheben. Schade, dass ich keine Tele besitze. Der würde ein AC sicherlich auch gut stehen.

Die Verarbeitung ist über alle Zweifel erhaben. Bei dem BB würde ich mir manchmal eine andersfarbige LED wünschen, da sie mit der Farbe des Pedals bei grellen Lichtverhältnissen verschwimmen kann und auch der Betrachtungswinkel eine Rolle spielt. Das quietschgelbe Gehäuse des AC sorgt da schon für mehr Kontrast.

Fazit
Die für mich klaren Stärken beider Pedale:
- toller, feinzeichnender aber dennoch kräftiger Klang, der der Zerre von Röhrenamps sehr sehr nahe kommt
- perfekte klangliche Anpassung an verschiedenste Gitarren und Amps durch sehr effektive Treble/Bass-Regler
- geringe Größe und 9V-Betrieb bringen sie auf fast jedem Board unter

Negativ:
- eigentlich nur der Preis :rolleyes:
- dem ein oder anderen könnten sie nicht ausgefallen genug klingen; sie sind und bleiben Weiterentwicklungen des TS-Sounds, die für mich aber klare Verbesserungen darstellen.

Ich hoffe ich konnte die Unterschiede in etwa herausstellen. Ich tue mich da immer schwer, Sounds zu beschreiben, zu vergleichen und vor allem auch zu bewerten. Mein Test konnte nur bei niedrigen bis mittleren Lautstärken und auch nur mit einer Gitarre und einem Amp gemacht werden (andere waren grad nicht zur Verfügung). Andere Testbedingungen fördern sicherlich die Unterschiede noch besser zu Tage.

Vielen Dank füs Lesen. Ich würde mich über Meinungen und Kommentare sehr freuen!
 
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Gutes Review!

Ich selbst spiele den BB über einen Mesa Boogie Single Rectifier. Hatte geplant den BB zu benutzen um über den Clean Kanal Crunch Sounds zu erzeugen.

Als ich das Ding dann das erste Mal im Übungsraum ausprobiert habe hat es mich fast umgehauen. Habe den Treble und Bass Regler auf 12h, Volume auf 11h, Gain zwischen 10-12h, das Ganze Dann noch über eine 4x12 gespielt, wow! Insgesamt sehr schöner Marshall-artiger Sound. Hört sich übrigens mit Strat und Paula sehr gut an. Die oben beschriebenen Einstellungen erzeugen schon einen echt klasse Sound. Mit den Treble und Bass Reglern hat man jede Menge Variation was die Klangfarbe angeht. Die 10h-11h Einstellung für Volume ist auch für mich das Optimale. Das Zusammenspiel Amp + BB ist wohl entscheidend wie weit man Volume und Drive aufdrehen muss und was man für einen Sound erzeugen möchte. Am besten rumprobieren. Generalisieren geht schlecht weil schon allein Git + Amp + Box + Speaker je nach Setup komplett anders klingen. Die Soundtendenz wie von Dir beschrieben aber gilt. BB geht eindeutig Richtung Marshall und das für meine Begriffe mit nem sehr guten Marshall-artigen Sound.

Für meinen Geschmack bietet der BB jede Menge Variationsmöglichkeiten (durch die Treble & Bass Regler) und dies kann die Soundvielfalt um einiges erweitern. Ich benutze den BB nun a) um Crunch Sound zu erzeugen (über Mesa Clean) und b) um die den Mesa Drive (Vintage) noch ein bisschen zu kitzeln (Solo) (da muss man nur aufpassen wieviel man zusätzlich in die Mesa Boogie Vorstufe reingibt). Es ist erstaunlich welche Sounds man mit den BB über den Clean und Drive Kanal vom Boogie erzeugen kann.

Hatte mir ursprünglich überlegt noch nen zweiten BB zuzulegen, weil der BB hinten im Rack über´nen Looper reingeschaltet wird, damit ich nicht immer hinten im Rack umstellen muss. Aber nach Deinem Review werde ich mal in Richtung AC denken, dann könnte das ganze Set Up noch flexibler werden, was für Cover-Zwecke sicherlich nicht unübel ist.

Die Qualität vom BB ist super, der Preis ist leider....:(
 

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