[Effekt] TC-helicon Play Electric

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Vorgeschichte

Dieses Review beginnt direkt hier im Musiker-Board, denn das vorgestellte Gerät habe ich zum Testen hier gewonnen. Darum an dieser Stelle einen Riesendank an TC-helicon und das Musiker-Board!
Damit entfällt aber leider das einleitende Drama. Denn ich war nicht auf der Suche nach der seit Jahren verschollenen Traumgitarre, hatte keinen alten Plunder zu ersetzen oder dramatische Missstände im Bandsound auszubügeln. Ich hatte mich zuerst sogar selbst gefragt: sollst du da mitmachen? Eigentlich brauchst du das Teil doch gar nicht. Aber…eigentlich brauchst du auch keine 5 E-Gitarren…eigentlich braucht keiner mehr 100 Watt Vollröhrenamps. Nein, für mich geht es heute nicht um brauchen, jetzt geht es um: reizt mich das Teil? Und als e-gitarrisierender Sänger/singender E-Gitarrist war ich natürlich sehr interessiert. Wozu braucht man das? Wie realitätsnah ist so ein Vocal-FX?
In meiner bisherigen Musikgeschichte kam ich beim Singen gänzlich ohne Effekte aus. Etwas Hall wäre manchmal schön gewesen, ansonsten bin ich aber sehr pragmatisch veranlagt und auch die Demos überzeugten mich nicht zwingend von der Notwendigkeit auf Knopfdruck (künstlichen) Backgroundgesang dabei zu haben. Gerade das war aber dann mein Motiv: probier’s mal aus. Den Gitarrenpart kann ich auf Grund der langen Liste an digitalen Preamps, die durch meine Hände gingen sowieso gut beurteilen, also wieso nicht auch eine Kombinationskiste?
Erster Eindruck

Bevor wir nun den Karton aufreißen sollten wir uns noch fragen: für wen ist die Kiste eigentlich gedacht? Sicher nicht für die Stadien füllenden Rockstars – die haben im Falle eines Falles jemanden hinter der Bühne, der Sounds auf dem Gesang verwaltet. Sicher auch nicht für die solo tourenden Alleinunterhalter mit E-Gitarre, denn die dürften sehr rar gesät sein. Da lasse ich mich gern eines Besseren belehren, aber eigentlich ist die E-Gitarre doch eher ein reines Rudelinstrument und in Bands anzutreffen. Bleiben also die mittleren bis kleinen Bands mit klampfendem Gesang. Covertruppen und Bands, die schon mehr als zweimal aufgetreten sind und Ansprüche an die Klangästhetik der Band entwickelt haben, also mehr als nur „Hauptsache mal auftreten“. Das können dann also schon Bereiche sein, in denen die Langlebigkeit eine Rolle spielt und vor allem das Handling, speziell die schnelle Bearbeitung einiger Parameter. Nun schauen wir uns die silberne Flunder aber mal an.
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Frisch geschlüpft macht sie erst mal einen sehr soliden Eindruck. Rundum Metall, schön dickwandig, nichts locker – so mögen wir’s doch. Das Design mit vielen verrundeten Kanten wirkt schlicht und nicht unnötig verspielt und obendrein wird die Verletzungsgefahr verringert (solche Geräte fallen einem doch immer in den ungünstigsten Momenten auf Füße oder Hände ;) ). Die Fußschalter haben wunderbare Druckpunkte, satt genug um zu bemerken, wann geschaltet wurde aber nicht so stark, dass man gegen den Schalter kämpft. Außerdem: Verrundete Köpfe, d.h. auch Barfuß tretbar. Die kleinen Drucktaster zur Bedienung sind in ihrer Gummiummantelung mit entsprechendem Gefühl etwas tiefer zu drücken, was Fehlbedienung ausschließt, möglicherweise aber ermüdend wirkt. Das werde ich noch untersuchen. Richtig angenehm ist der Drehregler – perfekte Balance zwischen butterweich und spürbaren Rasterstellungen. Die Anschlussperipherie ist wie zu erwarten bombenfest und alle Buchsen packen sauber zu. Leider gibt es keine Verriegelung beim Mic-Input, was aber auf Grund der wahrscheinlichen Nähe zwischen Mikrofon und dem Play Electric verschmerzbar ist.
Dann mal schnell einen ersten Höreindruck, auch wenn der natürlich nur begrenzt relevant ist. Qualitativ gibt es da gar nichts zu meckern, aber der Einsatzzweck der Presets ist nicht immer am Namen ersichtlich und so ist das Durchprobieren vor allem spaßig bis gruselig. Aber das ist ja bei Werkspresets nichts Neues und da die Qualität des Klangs stimmt, kommen wir später darauf zurück.
Lieferumfang

Gerät, Netzteil (mit Wechselstecker), USB-Kabel (lobenswert), Quickstart-Guide
Das umfangreichere Handbuch gibt es in mehreren Sprachen (auch Deutsch) nur zum Download, die Software zum Verwalten und Laden von mehr Presets ebenfalls. Find ich positiv, denn ich betrachte dickere Papierhandbücher eher als Umweltverschmutzung und unpraktisch, da man sie nur mangelhaft durchsuchen kann. Und ein fixes CD/DVD/BR-Laufwerk hat mein PC nicht mal (mehr, hab’s ausgebaut).
Funktionsumfang

Neben einer langen Reihe von Effekten (siehe Spoiler) für die Stimme und die E-Gitarre bietet das Play Electric noch Konnektivität über USB und einen eingebauten Looper. Außerdem kann das hauseigene Mikrofon mit Steuerung von Effekten benutzt werden und das ebenfalls von tc-helicon angebotene Gitarren-Headphones-Kabel (http://www.tc-helicon.com/en/products/guitar-headphone-cable/ super Idee!).
Gesang
  • Global Adaptive Tone
  • Global Pitch Correction
  • Harmony
  • Double
  • Delay (w/Filter styles)
  • Reverb
  • HardTune (Pop, Correct, Robot, Gender Bender)
  • Transducer (Megaphone, Radio, Distortion)
  • µMod (Detune, Chorus, Flange, Rotor, Tube, Character)
Gitarre
  • Amp Modeling (15 amps incl. acoustic+no amp)
  • Delay
  • Reverb
  • Chorus
  • Flanger
  • Tremolo
  • Overdrive & Distortion (ersetzen die Amp-Modelle, d.h. machen nur an einem nachfolgenden Amp Sinn!)
  • Compression
  • Detune
  • Rotor
  • Panner
  • Auto Filter
  • Tuner
Weitere trockene Infos wie auch ein Datenblatt findet ihr unter:
http://www.tc-helicon.com/en/products/play-electric/
https://www.thomann.de/de/tc_helicon_play_electric.htm?sid=b48d5b36bb43ce34da768a46a3820c72
Bedienkonzept

All diese und noch mehr Optionen werden mit 10 Buttons, einem Drehregler und drei Fußschaltern verwaltet. Es können zusätzliche Pedale angeschlossen werden, die die Zahl der Fußschalter um drei oder sechs Treter erweitern. Das ist sicher praktisch, aber reichen die vorhandenen Knöpfe und ein Regler um schnell und einfach Presets zu erstellen? Und, weitaus kritischer, um „mal eben“ den Anteil des Reverbs zu ändern?
Fazit nach viel Rumprobieren: ja. Das Bedienkonzept ist von vorne bis hinten durchdacht und wer mit Computern, Smartphones oder anderen modernen Gerätschaften klarkommt, schafft es auch hier. Klar gegliederte Untermenüs, sauber getrennte Bereiche, logische Zuordnungen, Leuchten der Buttons, die gerade eine Funktion bieten. Lediglich das Tempo ist je nach gewünschter Einstellung nicht unbedingt fix, Stichwort Blättern. Aber es geht.
Was mir als Gitarrist zuerst gefehlt hat, sind dedizierte Einstellmöglichkeiten für den EQ. Aber die gibt es, die verstecken sich nur (hierfür war tatsächlich das Handbuch nötig), sogar mit verstellbarer Mittenfrequenz. Also kann man auch aus dem „Scooped“-Modell noch was Vernünftiges zaubern. Nur „mal eben“ ist das nicht. Macht aber nicht so wirklich was, man doktert ja auch nicht permanent an seinem Amp rum (und wer das macht, der hat auch hier den Moment).
Eine gute Idee ist der „Talk“-Modus, welcher bei kurzem Gedrückt-Halten des Hit-Treters aktiviert wird. Keine Effekte und bei eingestöpselter Gitarre gibt’s einen guten Tuner. Der hat mich wirklich überrascht, da es ein auf dem Display animierter Nadeltuner ist und trotzdem gut funktioniert. Keine zu schwammige Schlierenshow wegen mangelnder Bildrate, keine hypernervöse Darstellung. Sehr gut.
Die Verbindung zum PC über USB dient lediglich dem Verwalten der Presets (rauf und runter) und für Firmwareupdates (davon gab es eines, Test erfolgt also mit der aktuellen Version 1.1. …26). Ist aber Dank Drag-n-Drop-Prinzip sehr praktisch um eine Setlist zu sortieren.
Mit dem „Hit“-Treter können mehrere Dinge gleichzeitig an- und ausgeknipst werden – sehr praktisch, wenn man z.B. nur kurz ein paar Harmonien auf die Stimme legen will, ohne gleich Presets zu wechseln.
Alles in allem: 9,9/10 für die Bedienung. Mehr kann man aus der Anzahl der Möglichkeiten und der Kompaktheit des Geräts nicht herausholen. Vielleicht noch mit einem Touchscreen (bin ich sonst kein großer Fan von abseits von Touch-Geräten), aber dann gibt man wieder einen Teil Robustheit auf, denn man tritt ja auf das Teil, gell? Einziger Makel sind halt die auf die letzten Seiten verbannten Optionen, aber wer das Layout drin hat, hat sie schnell erreicht.
Einen Direktzugriff hat TC dem Play Electric noch gegönnt: an der Seite befindet sich ein Input-Regler für das Mikrofon. Sehr praktisch.
Eine Macke von immer mehr Geräten nervt mich jedoch: kein Power-Switch. WIESO?...
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Klangeindrücke

Kurzum: qualitativ gibt es an den Effekten nichts auszusetzen. Und normalerweise würde ich bei diesem Fazit dann einfach die Demos für sich sprechen lassen, in diesem Fall muss ich jedoch noch auf die Vielfalt eingehen. Denn es gibt echt ein paar Sachen, deren tatsächlicher Live-Einsatzzweck durchaus zweifelhaft ist und die offenbar da sind, „weil es ging“. Man kann natürlich in einem Intro den Cyborg auspacken oder mal in einer Bridge mit einem Pitch-Shifter hantieren, aber wirklich nötig ist das nicht. Macht aber Spaß (siehe kommendes „Experimental“ Video).
Die anderen Effekte hingegen helfen sehr gut beim Anfetten und Wohlfühlen (denn welcher Vocalist mag nicht ein wenig Hall?). Der dezente Pitch Correcter arbeitet größtenteils unauffällig, der Doppelungseffekt ebenso. Bei den Effekten ist von dezent bis hin zu unsinnig alles möglich, wer also mal mit quasi endlosem Ping-Pong-Echo in einer gigantischen Kirche/Höhle singen will…abenteuerlich, aber möglich. Die Harmoniestimmen klingen, je weiter sich vom Original entfernen halt immer seltsamer, ich würde jedoch schätzen, dass man diese auch größtenteils in Intros oder nur bestimmten Sequenzen verwenden wird – der Hersteller sieht das wohl auch so, denn sonst gäbe es die Hit-Kontrolle nicht, um mal kurz im selben Preset mehrere FX an und auszuschalten.
Die Gitarrenabteilung ist im Vergleich komplett „Brot-und-Butter“, mit vielen eher praxisnahen Einstellungen und Presets. Überladen geht natürlich auch, aber das muss man schon provozieren wollen. Sehr gut fand ich die Möglichkeit Overdrive-Pedale zu nutzen – wer einen vollwertigen Amp dahinter benutzt, spart sich so auch diese. Sehr gut. Lediglich die eigentlich in den FX-Weg zu packenden Effekte (Delay z.B.) sind Mangels 4-Wege-Option immer davor. Aber eigentlich ist das Gerät ja auch mehr auf Standalone-Betrieb ausgelegt, zumindest empfinde ich so.
Nur als Randnotiz: Man kann auch Akustikgitarre mit Tonabnehmer, E-Geige, E-Bass und vielleicht mehr einstöpseln. Habe ich ausprobiert. Es ist nicht immer die beste Lösung, aber es geht.
Nun gibt’s was auf die Ohren:
Der Test-Song, immer wieder dasselbe mit verschiedenen Hersteller-Presets und eigenen, angepassten. Extra ausgewählt, damit man sich leichter auf den Klang konzentrieren kann. Außerdem gibt es so weniger Probleme mit Rechten Dritter...
Das Video hat nichts mit der Tonspur zu tun. Ich musste meinen momentanen Zeitplan nutzen und zum Filmen war es einfach zu duster. Also gibt es statt meiner deformierten Rübe eine Tour durch das Play Electric. So seht ihr auch Menu und Co.


Experimental (folgt noch)
Gitarre (folgt noch)


Offizielle Demo-Videos des Herstellers selbst:


Pro-Contra

+Klangqualität
+Materialqualität/Bauweise
+keine Aussetzer beim Presetwechsel, auch Effekte klingen nach
+Auswahl der FX
+Bedienkonzept
+Peripherie (Software, Tuner, Noisegate, Talk-Modus, Erweiterbarkeit (Herstellereigene Produkte))
+Flexibilität (nicht nur E-Gitarre!)
+Looper
+Display fast immer gut lesbar (in Winkeln, in denen es spiegelt nicht, aber…nunja, meistens hängt man seinen formschönen Schädel darüber, wenn man etwas lesen will)

=Relevanz einiger Effekte

-Netzteil zum Stecken
-fehlender On-Off-Switch
Fazit

An Hand der Pro-Contra-Liste lässt sich schon sehr gut ablesen, wie das Fazit ausfällt. Wer ein solches Gerät gebrauchen kann, kann es bedenkenlos kaufen. Durch die hauseigene Konkurrenz macht es natürlich nur für (E-)Gitarre spielende SängerInnen Sinn, denn das VoiceLive Play gibt es für weniger Euro – mit ca. denselben Funktionen für die Stimme. Man sollte natürlich seine Ansprüche als Instrumentalist etwas in den Hintergrund stellen können, denn seinen Trademark-Sound wird man aus dem Play Electric nicht abrufen können. Dafür praxisnahe Klänge, mit denen so ziemlich alle Bedürfnisse für die Gitarrenarbeit abgedeckt sein dürften. Oder E-Bass, E-Geige, E-Western…und so weiter. Die Kritikpunkte sind halt wirklich so Kleinigkeiten. Die Steckernetzteile find ich immer etwas unflexibel und einen fehlenden Power-Switch verstehe ich einfach nicht. Schaltknackser lassen sich bei anderen Geräten wohl vermeiden, zumindest hatte ich damit eigentlich nie Probleme, warum dann kein Schalter?
Zu der „Relevanz einiger Effekte“ lässt sich einfach nur anmerken, dass sie halt wohl vor allem da sind, damit sie da sind. Tun eigentlich nicht weh, aber sie nehmen halt Menuplätze weg. Mensch, was schreibe ich da bloß…das ist schon kein Luxusproblem mehr, sondern die verzweifelte Suche nach dem Ende.
Wer’s brauchen kann – kaufen!

Die beiden fehlenden Sample-Videos werden noch nachgereicht, da sie aber nicht Hauptbestandteil sind, habe ich sie jetzt kurzerhand hintenangestellt, bin momentan mit etwas ziemlich wichtigem beschäftigt...
 
Eigenschaft
 
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Geiler "Testsong". :rofl: :great:
 
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Ja, nicht? ;)
Ich habe den unter CC eingestellt, falls mal jemand anderes Gesang-Samples aufnehmen will und dieses Meisterwerk weiter veredeln will...Akkorde: Am F G Em - mich aber bitte informieren :D
 
Was meinst du mit "CC"?

Wenn ich singen könnte wäre das schon ´ne coole Spielerei. Aber leider kann ich´s nicht. :D
 
Creative Commons, d.h. "reuse allowed". Ich hätte da eh nie Ansprüche drauf erhoben, aber so muss man nichtmal mehr nachfragen. Wobei ich vermutlich unter'm Tisch liege, wenn das Ding die Runde machen würde :D
So, nun aber genug OT, der Test-Song wird im Experimental Video wieder auftauchen..
 
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Mal ne DAU-Frage zum TC helicon play electric
Laut einigen Angebotsbeschreibungen bei Händlern gibt es eine "Übungsfunktion mit Tonhöhenanzeige". Diese Funktion meine ich auch schon in Reviews zum "Electric" gesehen zu haben.
Z.B. hier https://www.bhphotovideo.com/c/prod..._996363005_3_button_voice_processor_with.html
Practice Makes Perfect
Dedicated PRACTICE mode that analyzes your performance in real-time, helping you spot your strengths as well as focus on the areas that might need attention
Im Handbuch beschrieben finde ich diese Funktion aber nur beim einfacheren blauen "Play" (ohne Electric) und zwar unter dem Begriff "Practice".
Auch kann ich beim Electric nichts im Menü finden, geschweige denn bei den Soft-Tasten (dort steckt die Funktion beim Play).

Kurzum: Eigentlich hätte ich nur gern die Bestätigung, dass das TC helicon play electric diese Funktion des Vorgängers nicht besitzt, damit ich die Suche danach abhaken kann.
Und wo ich gerade dabei bin noch die Frage, Gibt es neben den einzelnen Effekt-Leveln und der Mixer-Funktion Parameter „Delay/Reverb“ noch eine globalere Dry/Wet-Regelung die alle aufgelegten Voice-Effekte regelt?
 

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