S
Seven 11
Gesperrter Benutzer
Hä?
Das Strymon Timeline wird formal als Delay/Looper Pedal beworben, manchmal fällt auch das passendere Attribut "Multidimensionales Delay", was es besser, aber immer noch nicht zureichend trifft.
Die sechs Mann starke Strymon Truppe geht aus dem Unternehmen "Damage Control" hervor und zeichnet sich für die Entwicklung und Produktion des Gerätes verantwortlich, sie haben also sowohl die komplette Elektronik, als auch das Programmieren der Algorithmen und das Zusammenlöten der Boards in ihrer Verantwortung.
Der aktuelle Engpass bezüglich der Verfügbarkeit des Gerätes hängt damit zusammen, dass das Unternehmen die georderten Stückzahlen wegen der dünnen Personaldecke schlicht nicht liefern kann.
Aha!
Genau genommen ist das Timeline ein digitales Multieffektpedal/DesktopFX mit vielschichtigen analogen und digitalen Simulationen aus den vergangenen Jahrzehnten mit einem Ausblick auf die auf uns zukommenden Dekaden, abgebildet auf dem heutigen Stand der Technik. Nicht mehr, aber keinesfalls weniger! Das Teil ist aus massivem Metall gefertigt.
Am Start sind 12 Effekttypen welche wie folgt bezeichnet sind: Ice, Trem, Pattern, Digital, Filter, LoFi, dBucket, dTape, Dual, Reverse, Duck und Swell, welche sich über einen Regler anwählen lassen. Je nach Typ sind diesen unterschiedliche, praxisnahe und einzeln regelbare maximale Delayzeiten zugeordnet, dies bis hin zu 2,5 Sekunden.
Darüber hinaus steht ein 30 Sekunden Looper zur Verfügung. Eine echte Alternative zu State of the Art Geräten ist das nicht, aber für das Üben kurzer Passagen reichts.
Wie man unschwer erkennt liegt der Schwerpunkt tatsächlich auf Verzögerungseffekten, aber man tut dem Gerät unrecht, es darauf zu reduzieren. Es lässt sich auch als Flanger/Chorus, Tremolo/Vibrato, Ducker, Filter, Pitch Shifter und Bit Crusher!!!! einsetzen.
Nicht weniger als neun Drehregler (zwei Push/Pull) und drei Taster befinden sich im direkten Zugriff. Abgesehen vom Wahlschalter für den Effekttyp regeln sieben davon universelle Parameter, und einem Spezifischen, deren Funktion und Werte im kleinen, nicht grafikfähigen Display angezeigt werden. Dieses Display versetzt den User zurück in die Achtziger: Die reduzierte Darstellungsweise kann trotzdem immer detaillierten Aufschluss über die Werteveränderung oder Position im Panorama o.Ä. geben.
Über die Taster und/oder einen Drehregler lassen sich die 100 Bänke mit jeweils 2 Presets anwählen und ggf. abspeichern. Es stehen also in der Summe 200 überschreibbare Presets zur Verfügung. Lediglich deren schnelle Anwahl ist ein wenig unglücklich gelöst, lässt aber bei geschickter Platzierung sechs einander angrenzende und relativ fix anwählbare Einstellungen zu.
Zu den permanent verfügbaren Reglern gehören Type, Value, Time, Repeats, Mix, Filter, Grit, Speed und Depth. So lässt es sich sehr schnell und intuitiv editieren. Mit dem Value Regler kontrolliert man zum Einen die Feinabstimmung des Verzögerungswertes, zum Anderen geht man dann tiefer in die jeweils typenspezifische Struktur des angewählten Effektes.
Rückseitig finden sich neben dem Stereo Eingang auch ein Stereo Ausgang, MIDI In und Out, ein Eingang für ein Expression Pedal, ein Schalter für Stereo In/Out oder Feedback Loop und die Buchse für das externe Netzteil.
Soso!
Bis hierhin erahnt man schon, dass es sich bei diesem Pedal um ein umfangreich editierbares und sehr leistungsfähiges Gerät handelt. Ohne jetzt zu weit ins Detail zu gehen will ich auf ein paar Effekttypen näher eingehen und in diesem Zusammenhang zum besseren Verständnis auch ein paar der "versteckten" Parameter erläutern, welche mittels des Value Regler erreicht werden können.
Mit der Drehbewegung des Value Reglers wird der Parameter angewählt, mit Druck auf das Poti wird dann der zu editierende Wert angezeigt und ggf. geändert. In dieser Weise steppt man sich dann durch ein komplexes Untermenü welches spezifische Parameter wie z.B. das Verhältnis der Verzögerungen eines Dual Delays zueinander bestimmt.
Wer ein wenig abstrahieren kann wird sich vorstellen können, dass wenn man die richtige Verzögerungszeit und das korrekte Abhängigkeitsverhältnis der Delays zurecht justiert schöne rhythmische Muster zaubert. Zu den Goodies gehört hier auch, dass sich die Delays parallel oder seriell betreiben lassen.
Einfacher noch gelingt die Rhythmisierung im Pattern Delay, schöne Ambient Sounds und Klangkaskaden lassen sich kreieren, den Repeat Regler hochgeschraubt entsteht ein nicht enden wollender Klangteppich.
Allen Effekten gemeinsam ist, dass sich mit dem Speed- und Depth-Regler pulsierende Modulationen hinzufügen lassen. Der Grid-Regler addiert Charakteristika wie Bandalterung, Bandsättigung, fügt Artefakte ein wie sie von verschmutzten Tonköpfen und Klangverlusten älterer Digital Delays erzeugt werden.
Wählt man das Ice Delay an, lassen sich alle denkbaren Intervalle einstellen, was mitunter klingt, als wären zusätzliche Synthie Oszillatoren im Rennen. Die Limits sind hier -1 und +2 Oktaven und natürlich alle Schritte dazwischen. In der Summe sind dies 30 Einstellungen, die sich noch drei "Slice" Werte aufdrücken lassen.
Mit dem Swell Delay lassen sich Klangverläufe generieren wie man sie eher Synths zuschreibt. Zwar ist hier nicht wirklich eine Hüllkurve zur Gestaltung verfügbar, wohl aber ein "Rise" Parameter welcher das Signal mehr oder weniger langsam einfadet, eine Analogie zum Attack am Synthesizer.
Im Filter Modus lassen sich die gängigen LFO Typen anwählen, versehen mit einer Filter Centerfrequenz können dann unterschiedliche Resonanzwerte eingestellt werden. Das Ergebnis sind Wah-ähnliche Klänge, allerdings gibt die Vielzahl an LFO-Wellenformen auch noch ihren Senf zur Klanggestaltung dazu. Da nicht jeder im Board einen Synth besitzt benenne ich sie: + Dreieck, -Dreieck, + Sinus, - Sinus, + Viereck, - Viereck, Sägezahn, Zufall, Ramp, Up und Down.
Ebenfalls allen Effekttypen gemeinsam ist ein nachgeschaltetes Hochpassfilter mit jeweils 20 sinnvoll abgestuften Eckfrequenzen. Damit lässt sich sehr lebendiges Abklingverhalten erzeugen. Mühelos können so alle historischen Vorbilder emuliert werden. Auch "Smear" ist für alle Typen verfügbar, es macht das Signal diffuser.
Zweifellos gehört die Abteilung LoFi zu den Highlights des Pedals. Das ist ein recht kompletter "Bit Crusher", manchem auch als "Sample Rate Converter" bekannt, das Ergebnis ist das Gleiche, das Signal lässt sich digital verschmutzen, und das bis hin zu richtig kranken Sounds. Neben der Sample Rate (750Hz-96kHz) in 21 Schritten lässt sich auch noch die Bittiefe (4-32) ebenfalls in 21 Schritten einstellen. Ein Mix Regler bestimmt wie prominent das bearbeitete Signal ist.
Wem das noch nicht reicht kann geholfen werden. Der Parameter "Vinyl" liegt in statischer und dynamischer Form vor. Man hat also die Wahl zwischen einem Plattenkratzer auf 33 RPM, oder dessen diffuserem "Lagerfeuerknistern".
Aber auch hier ist man noch nicht am Ende, denn das Filter Shape erlaubt folgende 8 Voreinstellungen: Postable Vintage Amp, Victrola Phonograph, 70's Clock Radio, Bullhorn Megaphone, Cheerleaders Plastic Megaphone, Antique Telephone Earpiece, Cellphone und Appartement Intercom. Das ist schon eine recht eigentümliche Spielwiese für bösartige Klangbastler.
War Reverse für mich bislang ein eher unbrauchbarer Modus, kam ich hier aus dem Staunen nicht mehr raus, aber dazu mehr wenn ich einen Versuch unternehme den Sound zu beschreiben.
Auf der Strymon Homepage findet sich eine Bedienungsanleitung (am unteren Ende der Page) aus der sich der reichhaltige Fundus an Parametern einsehen lässt. Da ich das Thema eh gerade am Wickel habe noch der Hinweis, dass das Gerät ohne diese ausgeliefert wird, man geht dort davon aus, dass der User einen INet Zugang zur Verfügung hat……wenn's die Kosten senkt…..
Boah Ey!
Wie klingts denn nun? Ein Wort: Überirdisch!
Weil es sich sowieso nicht in Worte fassen lässt, rate ich dazu diese Klangbeispiele (hohe Auflösung wählen und alle Demos des Herstellers) anzuhören.
Allem voran im Stereo Modus bekommt das Attribut "organisch" eine neue Bedeutung. Das klingt wie Sound zum Anfassen. Als würden die Klangpartikel durch die Luft fliegen. Mühelos lassen sich alle denkbaren Geräte der Vergangenheit emulieren, klingen aber auch dann neu und frisch, wenn "alternde" Parameter eingestellt sind oder eine deutliche Höhenbedämpfung im Spiel ist.
Die ganze Palette zwischen kristallklar, wabernd, rhythmisch, kaputt, ätherisch, organisch und atmosphärisch-dicht wird mühelos erzeugt. Der ohnehin sehr leistungsfähige Prozessor wird bis an seine Grenzen gebracht. Manchmal fühlt man sich an einen Synth erinnert, manchmal an ein Mellotron (Reverse und viel Repeats), manchmal klingt es als würde Sternenstaub den Himmel herunter rieseln, mag albern klingen, so blumig wie ich es umschreibe, aber alles Andere würde dem nicht gerecht werden.
Das Pedal klingt wie die Vergangenheit und die Zukunft gleichzeitig, insofern ist "multidimensional" schon der passende Begriff. In einem User Review hat jemand geschrieben, dass man sich mit jedem einzelnen Effekttypen des Pedals ganze Abende lang beschäftigen kann, und das mag ich so auch gern weiter geben. Das Potenzial für endlose Klangbasteleien ist gegeben.
In der Beschreibung gibt der Hersteller zu allen Effekttypen Tipps zur erfolgreichen Programmierung.
Die größte Gefahr die es birgt ist, dass man das Üben vernachlässigt weil es so überragend klingt. Selbst ein grottenschlechter Gitarrist kann damit über seine Defizite hinwegtäuschen und Eindruck schinden…..YouTube hat hierzu eindeutige Beweise.
Wer?
Bereits in seiner nahe liegendsten Funktion als Boden- oder Desktopgerät brilliert das Timeline und zeigt der Konkurrenz wo der Hammer hängt.
Gitarristen dürfen sich natürlich sofort angesprochen fühlen, aber auch E-Pianisten, Synth Spieler, allen voran jene mit einem DX7 weil das Pedal perkussive Töne mag, und dem Yamaha geben kann was er nicht hat. Auch der Microwave 1 ist ein dankbarer Abnehmer.
Blechbläser dürften auch Interesse haben, ihr Instrument werden sie nicht wiedererkennen.
Und natürlich Alle, die in welcher Weise auch immer in Sachen Recording unterwegs sind. Wer einen Looper am Start hat wird einen großen Spielplatz an Möglichkeiten vorfinden. Dem Gitarristen mit Ambitionen zum dickeren Arrangement kann das Timeline den Synthesizer ersetzen.
Das gilt für das Recording mit der DAW oder dem Hardwarerecorder dank der MIDI Implementation noch stärker, da hier auch Reglerbewegungen aufgezeichnet werden können.
Normalerweise findet sich solche Rechenpower und reiche Parametrierung nur in 19 Zoll Racks.
Wo?
Im Hausmeisterbereich lassen sich all jene Einstellungen vornehmen die den komfortablen Umgang ermöglichen und ein paar spezielle Features anbieten.
Zu den sinnvollen "Kleinigkeiten" welche sich hier u.a. einstellen lassen gehört z.B. der Persist Modus, welcher ein Delay ausklingen lässt, obwohl das Gerät bereits auf Bypass geschaltet ist.
Die ganzen Global Parameter finden sich hier, also die MIDI Einstellungen, Ausgangs Levels, Konfiguration des Expression Pedals usw.
Künftige Firmwareupdates halten das Gerät aktuell und erlauben Bugfixes. Deren neueste Versionen werden auf der Homepage bereit gehalten.
Und?
Was soll da als Fazit noch groß kommen? Sieht man von ein paar Einschränkungen in der Bedienung ab, bleibt ein Pedal das neue Maßstäbe setzt.
Sein Klang ist über jeden Zweifel erhaben, die Parametrierung beispielhaft, der Funktionsumfang überwältigend und selbst ich als einer der konservativsten Verfechter analoger Technik gestehe ein, dass die Wachablösung oder der Generationenwechsel nun stattgefunden hat.
Die Digitaltechnik hat die Analoge überflügelt und hinsichtlich der äußeren Maße und der Vielzahl an Speicherplätzen und der soliden Reproduktion alter Schätze die Nase vorn.
Die neuen leistungsfähigen Prozessoren sind in der Lage auch kleinste Details in Klang und schwer in Worte zu fassende Eigenheiten analoger Geräte zu emulieren. Aber sie können noch mehr…und eben das setzt dem Gesamtkonzept solcher Gerätschaft das Sahnehäubchen auf.
Der Preis von € 439 mag auf den ersten Blick abschrecken, aber man sollte nicht den Fehler machen, ihn ins Verhältnis zur physikalischen Größe des Gerätes zu setzen oder gar es auf den Begriff Delay zu reduzieren. Für einen der Effektpedalen eigentlich ablehnend gegenübersteht hat es mich ziemlich erwischt….
Das Strymon Timeline wird formal als Delay/Looper Pedal beworben, manchmal fällt auch das passendere Attribut "Multidimensionales Delay", was es besser, aber immer noch nicht zureichend trifft.
Die sechs Mann starke Strymon Truppe geht aus dem Unternehmen "Damage Control" hervor und zeichnet sich für die Entwicklung und Produktion des Gerätes verantwortlich, sie haben also sowohl die komplette Elektronik, als auch das Programmieren der Algorithmen und das Zusammenlöten der Boards in ihrer Verantwortung.
Der aktuelle Engpass bezüglich der Verfügbarkeit des Gerätes hängt damit zusammen, dass das Unternehmen die georderten Stückzahlen wegen der dünnen Personaldecke schlicht nicht liefern kann.
Aha!
Genau genommen ist das Timeline ein digitales Multieffektpedal/DesktopFX mit vielschichtigen analogen und digitalen Simulationen aus den vergangenen Jahrzehnten mit einem Ausblick auf die auf uns zukommenden Dekaden, abgebildet auf dem heutigen Stand der Technik. Nicht mehr, aber keinesfalls weniger! Das Teil ist aus massivem Metall gefertigt.
Am Start sind 12 Effekttypen welche wie folgt bezeichnet sind: Ice, Trem, Pattern, Digital, Filter, LoFi, dBucket, dTape, Dual, Reverse, Duck und Swell, welche sich über einen Regler anwählen lassen. Je nach Typ sind diesen unterschiedliche, praxisnahe und einzeln regelbare maximale Delayzeiten zugeordnet, dies bis hin zu 2,5 Sekunden.
Darüber hinaus steht ein 30 Sekunden Looper zur Verfügung. Eine echte Alternative zu State of the Art Geräten ist das nicht, aber für das Üben kurzer Passagen reichts.
Wie man unschwer erkennt liegt der Schwerpunkt tatsächlich auf Verzögerungseffekten, aber man tut dem Gerät unrecht, es darauf zu reduzieren. Es lässt sich auch als Flanger/Chorus, Tremolo/Vibrato, Ducker, Filter, Pitch Shifter und Bit Crusher!!!! einsetzen.
Nicht weniger als neun Drehregler (zwei Push/Pull) und drei Taster befinden sich im direkten Zugriff. Abgesehen vom Wahlschalter für den Effekttyp regeln sieben davon universelle Parameter, und einem Spezifischen, deren Funktion und Werte im kleinen, nicht grafikfähigen Display angezeigt werden. Dieses Display versetzt den User zurück in die Achtziger: Die reduzierte Darstellungsweise kann trotzdem immer detaillierten Aufschluss über die Werteveränderung oder Position im Panorama o.Ä. geben.
Über die Taster und/oder einen Drehregler lassen sich die 100 Bänke mit jeweils 2 Presets anwählen und ggf. abspeichern. Es stehen also in der Summe 200 überschreibbare Presets zur Verfügung. Lediglich deren schnelle Anwahl ist ein wenig unglücklich gelöst, lässt aber bei geschickter Platzierung sechs einander angrenzende und relativ fix anwählbare Einstellungen zu.
Zu den permanent verfügbaren Reglern gehören Type, Value, Time, Repeats, Mix, Filter, Grit, Speed und Depth. So lässt es sich sehr schnell und intuitiv editieren. Mit dem Value Regler kontrolliert man zum Einen die Feinabstimmung des Verzögerungswertes, zum Anderen geht man dann tiefer in die jeweils typenspezifische Struktur des angewählten Effektes.
Rückseitig finden sich neben dem Stereo Eingang auch ein Stereo Ausgang, MIDI In und Out, ein Eingang für ein Expression Pedal, ein Schalter für Stereo In/Out oder Feedback Loop und die Buchse für das externe Netzteil.
Soso!
Bis hierhin erahnt man schon, dass es sich bei diesem Pedal um ein umfangreich editierbares und sehr leistungsfähiges Gerät handelt. Ohne jetzt zu weit ins Detail zu gehen will ich auf ein paar Effekttypen näher eingehen und in diesem Zusammenhang zum besseren Verständnis auch ein paar der "versteckten" Parameter erläutern, welche mittels des Value Regler erreicht werden können.
Mit der Drehbewegung des Value Reglers wird der Parameter angewählt, mit Druck auf das Poti wird dann der zu editierende Wert angezeigt und ggf. geändert. In dieser Weise steppt man sich dann durch ein komplexes Untermenü welches spezifische Parameter wie z.B. das Verhältnis der Verzögerungen eines Dual Delays zueinander bestimmt.
Wer ein wenig abstrahieren kann wird sich vorstellen können, dass wenn man die richtige Verzögerungszeit und das korrekte Abhängigkeitsverhältnis der Delays zurecht justiert schöne rhythmische Muster zaubert. Zu den Goodies gehört hier auch, dass sich die Delays parallel oder seriell betreiben lassen.
Einfacher noch gelingt die Rhythmisierung im Pattern Delay, schöne Ambient Sounds und Klangkaskaden lassen sich kreieren, den Repeat Regler hochgeschraubt entsteht ein nicht enden wollender Klangteppich.
Allen Effekten gemeinsam ist, dass sich mit dem Speed- und Depth-Regler pulsierende Modulationen hinzufügen lassen. Der Grid-Regler addiert Charakteristika wie Bandalterung, Bandsättigung, fügt Artefakte ein wie sie von verschmutzten Tonköpfen und Klangverlusten älterer Digital Delays erzeugt werden.
Wählt man das Ice Delay an, lassen sich alle denkbaren Intervalle einstellen, was mitunter klingt, als wären zusätzliche Synthie Oszillatoren im Rennen. Die Limits sind hier -1 und +2 Oktaven und natürlich alle Schritte dazwischen. In der Summe sind dies 30 Einstellungen, die sich noch drei "Slice" Werte aufdrücken lassen.
Mit dem Swell Delay lassen sich Klangverläufe generieren wie man sie eher Synths zuschreibt. Zwar ist hier nicht wirklich eine Hüllkurve zur Gestaltung verfügbar, wohl aber ein "Rise" Parameter welcher das Signal mehr oder weniger langsam einfadet, eine Analogie zum Attack am Synthesizer.
Im Filter Modus lassen sich die gängigen LFO Typen anwählen, versehen mit einer Filter Centerfrequenz können dann unterschiedliche Resonanzwerte eingestellt werden. Das Ergebnis sind Wah-ähnliche Klänge, allerdings gibt die Vielzahl an LFO-Wellenformen auch noch ihren Senf zur Klanggestaltung dazu. Da nicht jeder im Board einen Synth besitzt benenne ich sie: + Dreieck, -Dreieck, + Sinus, - Sinus, + Viereck, - Viereck, Sägezahn, Zufall, Ramp, Up und Down.
Ebenfalls allen Effekttypen gemeinsam ist ein nachgeschaltetes Hochpassfilter mit jeweils 20 sinnvoll abgestuften Eckfrequenzen. Damit lässt sich sehr lebendiges Abklingverhalten erzeugen. Mühelos können so alle historischen Vorbilder emuliert werden. Auch "Smear" ist für alle Typen verfügbar, es macht das Signal diffuser.
Zweifellos gehört die Abteilung LoFi zu den Highlights des Pedals. Das ist ein recht kompletter "Bit Crusher", manchem auch als "Sample Rate Converter" bekannt, das Ergebnis ist das Gleiche, das Signal lässt sich digital verschmutzen, und das bis hin zu richtig kranken Sounds. Neben der Sample Rate (750Hz-96kHz) in 21 Schritten lässt sich auch noch die Bittiefe (4-32) ebenfalls in 21 Schritten einstellen. Ein Mix Regler bestimmt wie prominent das bearbeitete Signal ist.
Wem das noch nicht reicht kann geholfen werden. Der Parameter "Vinyl" liegt in statischer und dynamischer Form vor. Man hat also die Wahl zwischen einem Plattenkratzer auf 33 RPM, oder dessen diffuserem "Lagerfeuerknistern".
Aber auch hier ist man noch nicht am Ende, denn das Filter Shape erlaubt folgende 8 Voreinstellungen: Postable Vintage Amp, Victrola Phonograph, 70's Clock Radio, Bullhorn Megaphone, Cheerleaders Plastic Megaphone, Antique Telephone Earpiece, Cellphone und Appartement Intercom. Das ist schon eine recht eigentümliche Spielwiese für bösartige Klangbastler.
War Reverse für mich bislang ein eher unbrauchbarer Modus, kam ich hier aus dem Staunen nicht mehr raus, aber dazu mehr wenn ich einen Versuch unternehme den Sound zu beschreiben.
Auf der Strymon Homepage findet sich eine Bedienungsanleitung (am unteren Ende der Page) aus der sich der reichhaltige Fundus an Parametern einsehen lässt. Da ich das Thema eh gerade am Wickel habe noch der Hinweis, dass das Gerät ohne diese ausgeliefert wird, man geht dort davon aus, dass der User einen INet Zugang zur Verfügung hat……wenn's die Kosten senkt…..
Boah Ey!
Wie klingts denn nun? Ein Wort: Überirdisch!
Weil es sich sowieso nicht in Worte fassen lässt, rate ich dazu diese Klangbeispiele (hohe Auflösung wählen und alle Demos des Herstellers) anzuhören.
Allem voran im Stereo Modus bekommt das Attribut "organisch" eine neue Bedeutung. Das klingt wie Sound zum Anfassen. Als würden die Klangpartikel durch die Luft fliegen. Mühelos lassen sich alle denkbaren Geräte der Vergangenheit emulieren, klingen aber auch dann neu und frisch, wenn "alternde" Parameter eingestellt sind oder eine deutliche Höhenbedämpfung im Spiel ist.
Die ganze Palette zwischen kristallklar, wabernd, rhythmisch, kaputt, ätherisch, organisch und atmosphärisch-dicht wird mühelos erzeugt. Der ohnehin sehr leistungsfähige Prozessor wird bis an seine Grenzen gebracht. Manchmal fühlt man sich an einen Synth erinnert, manchmal an ein Mellotron (Reverse und viel Repeats), manchmal klingt es als würde Sternenstaub den Himmel herunter rieseln, mag albern klingen, so blumig wie ich es umschreibe, aber alles Andere würde dem nicht gerecht werden.
Das Pedal klingt wie die Vergangenheit und die Zukunft gleichzeitig, insofern ist "multidimensional" schon der passende Begriff. In einem User Review hat jemand geschrieben, dass man sich mit jedem einzelnen Effekttypen des Pedals ganze Abende lang beschäftigen kann, und das mag ich so auch gern weiter geben. Das Potenzial für endlose Klangbasteleien ist gegeben.
In der Beschreibung gibt der Hersteller zu allen Effekttypen Tipps zur erfolgreichen Programmierung.
Die größte Gefahr die es birgt ist, dass man das Üben vernachlässigt weil es so überragend klingt. Selbst ein grottenschlechter Gitarrist kann damit über seine Defizite hinwegtäuschen und Eindruck schinden…..YouTube hat hierzu eindeutige Beweise.
Wer?
Bereits in seiner nahe liegendsten Funktion als Boden- oder Desktopgerät brilliert das Timeline und zeigt der Konkurrenz wo der Hammer hängt.
Gitarristen dürfen sich natürlich sofort angesprochen fühlen, aber auch E-Pianisten, Synth Spieler, allen voran jene mit einem DX7 weil das Pedal perkussive Töne mag, und dem Yamaha geben kann was er nicht hat. Auch der Microwave 1 ist ein dankbarer Abnehmer.
Blechbläser dürften auch Interesse haben, ihr Instrument werden sie nicht wiedererkennen.
Und natürlich Alle, die in welcher Weise auch immer in Sachen Recording unterwegs sind. Wer einen Looper am Start hat wird einen großen Spielplatz an Möglichkeiten vorfinden. Dem Gitarristen mit Ambitionen zum dickeren Arrangement kann das Timeline den Synthesizer ersetzen.
Das gilt für das Recording mit der DAW oder dem Hardwarerecorder dank der MIDI Implementation noch stärker, da hier auch Reglerbewegungen aufgezeichnet werden können.
Normalerweise findet sich solche Rechenpower und reiche Parametrierung nur in 19 Zoll Racks.
Wo?
Im Hausmeisterbereich lassen sich all jene Einstellungen vornehmen die den komfortablen Umgang ermöglichen und ein paar spezielle Features anbieten.
Zu den sinnvollen "Kleinigkeiten" welche sich hier u.a. einstellen lassen gehört z.B. der Persist Modus, welcher ein Delay ausklingen lässt, obwohl das Gerät bereits auf Bypass geschaltet ist.
Die ganzen Global Parameter finden sich hier, also die MIDI Einstellungen, Ausgangs Levels, Konfiguration des Expression Pedals usw.
Künftige Firmwareupdates halten das Gerät aktuell und erlauben Bugfixes. Deren neueste Versionen werden auf der Homepage bereit gehalten.
Und?
Was soll da als Fazit noch groß kommen? Sieht man von ein paar Einschränkungen in der Bedienung ab, bleibt ein Pedal das neue Maßstäbe setzt.
Sein Klang ist über jeden Zweifel erhaben, die Parametrierung beispielhaft, der Funktionsumfang überwältigend und selbst ich als einer der konservativsten Verfechter analoger Technik gestehe ein, dass die Wachablösung oder der Generationenwechsel nun stattgefunden hat.
Die Digitaltechnik hat die Analoge überflügelt und hinsichtlich der äußeren Maße und der Vielzahl an Speicherplätzen und der soliden Reproduktion alter Schätze die Nase vorn.
Die neuen leistungsfähigen Prozessoren sind in der Lage auch kleinste Details in Klang und schwer in Worte zu fassende Eigenheiten analoger Geräte zu emulieren. Aber sie können noch mehr…und eben das setzt dem Gesamtkonzept solcher Gerätschaft das Sahnehäubchen auf.
Der Preis von € 439 mag auf den ersten Blick abschrecken, aber man sollte nicht den Fehler machen, ihn ins Verhältnis zur physikalischen Größe des Gerätes zu setzen oder gar es auf den Begriff Delay zu reduzieren. Für einen der Effektpedalen eigentlich ablehnend gegenübersteht hat es mich ziemlich erwischt….
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