KlausP
HCA Gitarre
Hier ein kleines Review der MI Audio Crunch Box, hergestellt in Australien und unter Verzerrerfans vielerorts als Geheimtip gehandelt.
Zum Äußeren, was ist dran an der Crunch Box?
Das Gerät kommt zum glücklichen Käufer in einem winzigen Pappkarton, eine Bedienungsanleitung gibt es nicht dazu.
Das Gehäuse erstrahlt in einem auffälligen, leuchtenden (Warn-) Rot und hat die Standardform, die wohl in den 70er Jahren durch die Fa. MXR geprägt wurde. Die flippige Beschriftung läßt das Gerät recht kultig aussehen und gibt ihm den Touch eines Boutique Gerätes.
Wir haben IN/OUT Buchsen rechts und links, Anschuß für ein Netzteil vorne, den Ein/Ausschalter, die Status LED und 3 Regler für Volume, Tone und Gain.
Auf der Geräteunterseite sind bereits zwei Anti-Rutsch- Moosgummistreifen aufgebracht, weiterhin finden sich dort 4 Kreuzschlitz-Schrauben zum Öffnen des Gehäuses und ein Aufkleber mit der Seriennummer, einem Qualitätskontrollvermerk und einer weiteren kryptischen Angabe, vermutlich das Herstellungsdatum.
Bedienung
Der Ein/Aus Schalter hat einen kräftigen Druckpunkt und wirkt solide, versehentliches Betätigen sollte kein Problem darstellen, eher schon versehentliches Nicht-Betätigen .
Die LED ist ausreichend hell, wäre aber vielleicht noch etwas besser zu sehen, wenn sie nicht in unmittelbarer Nähe hintert dem Schalter liegen würde.
Die IN/OUT Klinkenbuchsen gehen recht stramm und wirken solide.
Die Potis vermitteln ein gutes Gefühl, bieten ausreichend Widerstand für gefühlvolle Bedienung ohne in irgendeiner Weise schwergängig zu sein.
Die Form der Regler sieht man bei vielen anderen Effektgeräten auch, sie liegen gut in der Hand, aufgrund des kleinen Gehäuses ist der Abstand allerdings so gering, daß durchaus die Gefahr besteht, beim Betätigen des mittleren Reglers mal den rechten oder linken Regler mit zu verstellen. Nichts für Grobmotoriker also!
Die unterseitigen Schrauben zum Öffnen des Gehäuses sind mittelgroßer Kreuzschlitz und waren bei meinem Gerät ziemlich stramm angezogen und zudem etwas schwergängig, so daß man schon einen richtigen Schraubenzieher braucht.
Da ich nichts von Elektronik verstehe lege ich ein Bild der geöffneten Crunch Box bei, so daß Interessierte sich selbst einen Eindruck verschaffen können.
Die Anbringung der Klinkenbuchsen erscheint mir sehr solide.
Ein Negativum, das ich bei einem anderen Gerät aus amerikanischer Fertigung kürzlich schon einmal festgestellt hatte:
Das Batteriefach ist relativ klein. Ich bringe darin weder einen meiner 9V Akkublöcke noch eine 9V Batterie des Herstellers Daimon unter. Das Batteriefach ist immer entweder zu schmal oder zu kurz oder beides. Eine 9V Batterie von TDK passt schließlich genau hinein. Hier geht es um Millimeter.
Die Art des Batteriewechsels mittels Abschrauben der Bodenplatte, also komplette Öffnung des Gerätes, gefällt mir persönlich überhaupt nicht - obwohl sie komischerweise scheinbar gerade von den Herstellern teurer und hochwertiger Bodeneffekte bevorzugt wird. Schließlich haben Firmen wie Ibanez bereits in den 80er Jahren Bodeneffekte mit einem separaten Batteriefach mit Klemmdeckel hergestellt.
Sound
Genug gemeckert, jetzt geht es um die wahren Qualitäten, nämlich um den Sound!
Gibson SG, Tech 21 Trademark 60 im Fenderkanal absolut clean eingestellt, Crunch Box davor und für den ersten Test alle Regler auf 12 Uhr und man zuckt erst einmal zusammen. Druckvoll, mächtig, brillant, aggressiv, sehr mittenbetont tönt es da aus dem Amp (siehe Soundbeispiel 3).
Beim Rollback des Volume Reglers merkt man deutliche Unterschiede, mit der SG komt man da zurück auf leichte Crunch-Gefilde, ein Rollback auf einen cleanen Sound schafft man bei diesem Verzerrungsgrad naturgemäß nicht mehr. Mit einer Strat mit Singlecoil funktioniert das deutlich besser.
Alle drei Regler haben für meinen Geschmack mehr als ausreichend Reserven. Der Gain Regler erzeugt schon in ganz zugedrehtem Zustand einen leichten crunch, bei knapp einem Viertel des Regelwegs ist man schon auf gutem AC/DC Niveau, bei 12 würd ich mal Black Sabbath/Judas Priest Zerrniveau ansetzen. Und darüber geht noch Einiges....
Der Tonregler kann dem Sound enorme Brillanz verleihen bis hin zu fast klirrenden Höhen, Einstellungen jenseits 12 Uhr sind für meinen Geschmack schon fast zuviel. Wer die Crunch Box etwas zähmen möchte in Richtung cremiger Leadsounds, sollte den Tonregler auf 9 Uhr oder etwas darunter drehen. Legt man ihn ganz nach links, geht allerdings auch deutlich Lautstärke verloren, was man mit dem Volume Regler wieder ausgleichen kann.
Der Volume Regler schließlich bringt vor dem clean eingestellten Amp ungefähr zwischen 11 und 12 Uhr die gleiche Lautstärke wie beim unverzerrten Signal und bietet daher ausreichend Regelweg.
Fazit:
Die Crunch Box macht iher auffälligen Warnfarbe alle Ehre, das Teil ist ein richtig giftiges kleines Teufelchen. Sehr britisch geprägter Sound mit aggressiven und immer brillant hervorstechenden Hochmitten, nix für die Freunde amerikanischer Weichspüler-Sounds. Sie kann einen clean eingestellten Amp zu einem Marshall-ähnlichen Highgain-Monster machen.
Auch vor einem bereits verzerrenden Röhrenamp (Laney GH50) läßt sich das Teil gebrauchen, aufgrund seiner Soundcharakteristik ist es gut geeignet für durchsetzungsfähige Solosounds. Pinch Harmonics a la Zakk sind ein Kinderspiel und stehende Töne kann man sehr gut in die Obertöne umkippen lassen, im Soundbeispiel 4 (das bei gemäßigter Zimmerlautstärke aufgenommen wurde) kann man das erahnen. Ein bißchen mehr Volume und dieser Effekt läßt sich kinderleicht erzielen.
Ich kann leider wenig Vergleiche mit anderen Verzerrern anstellen, da ich solche Geräte bis jetzt selten verwendet habe.
Die Crunch Box klingt jedenfalls deutlich aggressiver als ein Vox Big Ben Overdrive, von einem Tube Screamer oder dessen Epigonen ist sie meilenweit entfernt, Ähnlichkeiten entdecke ich zu dem alten Marshall Guvnor und MXR Distortion+, allerdings hat die Crunch Box meiner Meinung nach mehr Eigencharakter. Stellt man die Verzerrung nicht zu hoch ein bzw. steuert man sie mit Singlecoil pickups an, ist auch durchaus ein Röhrenamp-ähnliches Spielgefühl drin.
Leider habe ich persönlich ein paar Kritikpunkte bezüglich der Egonomie, Thema Batteriewechsel, Reglerhandhabung wie oben beschrieben, aber da ist das Gerät eines unter Vielen, die genauso konzipiert sind, insofern sind das keine wirklich gravierenden Negativa.
Insgesamt:
Für die Freunde des harten britischen Sounds ein heißer Tip: Ausprobieren!
Anbei ein paar ganz kleine Soundsamples:
Tech 21 Trademark clean ohne Crunch Box
Crunch Box mit Gain auf 9 Uhr - Rhythmus
Crunch Box mit Gain auf 12 Uhr- Rhythmus
Crunch Box mit Gain auf 2 Uhr- Solo
Viel besser kann das aber mein alter Musikerkumpel Ed de Genaro demonstrieren, der schon lange Jahre in USA als Studiomusiker tätig ist, offizieller MI Audio Endorser:
Ed de Genaro Crunch Box Demos
Zum Äußeren, was ist dran an der Crunch Box?
Das Gerät kommt zum glücklichen Käufer in einem winzigen Pappkarton, eine Bedienungsanleitung gibt es nicht dazu.
Das Gehäuse erstrahlt in einem auffälligen, leuchtenden (Warn-) Rot und hat die Standardform, die wohl in den 70er Jahren durch die Fa. MXR geprägt wurde. Die flippige Beschriftung läßt das Gerät recht kultig aussehen und gibt ihm den Touch eines Boutique Gerätes.
Wir haben IN/OUT Buchsen rechts und links, Anschuß für ein Netzteil vorne, den Ein/Ausschalter, die Status LED und 3 Regler für Volume, Tone und Gain.
Auf der Geräteunterseite sind bereits zwei Anti-Rutsch- Moosgummistreifen aufgebracht, weiterhin finden sich dort 4 Kreuzschlitz-Schrauben zum Öffnen des Gehäuses und ein Aufkleber mit der Seriennummer, einem Qualitätskontrollvermerk und einer weiteren kryptischen Angabe, vermutlich das Herstellungsdatum.
Bedienung
Der Ein/Aus Schalter hat einen kräftigen Druckpunkt und wirkt solide, versehentliches Betätigen sollte kein Problem darstellen, eher schon versehentliches Nicht-Betätigen .
Die LED ist ausreichend hell, wäre aber vielleicht noch etwas besser zu sehen, wenn sie nicht in unmittelbarer Nähe hintert dem Schalter liegen würde.
Die IN/OUT Klinkenbuchsen gehen recht stramm und wirken solide.
Die Potis vermitteln ein gutes Gefühl, bieten ausreichend Widerstand für gefühlvolle Bedienung ohne in irgendeiner Weise schwergängig zu sein.
Die Form der Regler sieht man bei vielen anderen Effektgeräten auch, sie liegen gut in der Hand, aufgrund des kleinen Gehäuses ist der Abstand allerdings so gering, daß durchaus die Gefahr besteht, beim Betätigen des mittleren Reglers mal den rechten oder linken Regler mit zu verstellen. Nichts für Grobmotoriker also!
Die unterseitigen Schrauben zum Öffnen des Gehäuses sind mittelgroßer Kreuzschlitz und waren bei meinem Gerät ziemlich stramm angezogen und zudem etwas schwergängig, so daß man schon einen richtigen Schraubenzieher braucht.
Da ich nichts von Elektronik verstehe lege ich ein Bild der geöffneten Crunch Box bei, so daß Interessierte sich selbst einen Eindruck verschaffen können.
Die Anbringung der Klinkenbuchsen erscheint mir sehr solide.
Ein Negativum, das ich bei einem anderen Gerät aus amerikanischer Fertigung kürzlich schon einmal festgestellt hatte:
Das Batteriefach ist relativ klein. Ich bringe darin weder einen meiner 9V Akkublöcke noch eine 9V Batterie des Herstellers Daimon unter. Das Batteriefach ist immer entweder zu schmal oder zu kurz oder beides. Eine 9V Batterie von TDK passt schließlich genau hinein. Hier geht es um Millimeter.
Die Art des Batteriewechsels mittels Abschrauben der Bodenplatte, also komplette Öffnung des Gerätes, gefällt mir persönlich überhaupt nicht - obwohl sie komischerweise scheinbar gerade von den Herstellern teurer und hochwertiger Bodeneffekte bevorzugt wird. Schließlich haben Firmen wie Ibanez bereits in den 80er Jahren Bodeneffekte mit einem separaten Batteriefach mit Klemmdeckel hergestellt.
Sound
Genug gemeckert, jetzt geht es um die wahren Qualitäten, nämlich um den Sound!
Gibson SG, Tech 21 Trademark 60 im Fenderkanal absolut clean eingestellt, Crunch Box davor und für den ersten Test alle Regler auf 12 Uhr und man zuckt erst einmal zusammen. Druckvoll, mächtig, brillant, aggressiv, sehr mittenbetont tönt es da aus dem Amp (siehe Soundbeispiel 3).
Beim Rollback des Volume Reglers merkt man deutliche Unterschiede, mit der SG komt man da zurück auf leichte Crunch-Gefilde, ein Rollback auf einen cleanen Sound schafft man bei diesem Verzerrungsgrad naturgemäß nicht mehr. Mit einer Strat mit Singlecoil funktioniert das deutlich besser.
Alle drei Regler haben für meinen Geschmack mehr als ausreichend Reserven. Der Gain Regler erzeugt schon in ganz zugedrehtem Zustand einen leichten crunch, bei knapp einem Viertel des Regelwegs ist man schon auf gutem AC/DC Niveau, bei 12 würd ich mal Black Sabbath/Judas Priest Zerrniveau ansetzen. Und darüber geht noch Einiges....
Der Tonregler kann dem Sound enorme Brillanz verleihen bis hin zu fast klirrenden Höhen, Einstellungen jenseits 12 Uhr sind für meinen Geschmack schon fast zuviel. Wer die Crunch Box etwas zähmen möchte in Richtung cremiger Leadsounds, sollte den Tonregler auf 9 Uhr oder etwas darunter drehen. Legt man ihn ganz nach links, geht allerdings auch deutlich Lautstärke verloren, was man mit dem Volume Regler wieder ausgleichen kann.
Der Volume Regler schließlich bringt vor dem clean eingestellten Amp ungefähr zwischen 11 und 12 Uhr die gleiche Lautstärke wie beim unverzerrten Signal und bietet daher ausreichend Regelweg.
Fazit:
Die Crunch Box macht iher auffälligen Warnfarbe alle Ehre, das Teil ist ein richtig giftiges kleines Teufelchen. Sehr britisch geprägter Sound mit aggressiven und immer brillant hervorstechenden Hochmitten, nix für die Freunde amerikanischer Weichspüler-Sounds. Sie kann einen clean eingestellten Amp zu einem Marshall-ähnlichen Highgain-Monster machen.
Auch vor einem bereits verzerrenden Röhrenamp (Laney GH50) läßt sich das Teil gebrauchen, aufgrund seiner Soundcharakteristik ist es gut geeignet für durchsetzungsfähige Solosounds. Pinch Harmonics a la Zakk sind ein Kinderspiel und stehende Töne kann man sehr gut in die Obertöne umkippen lassen, im Soundbeispiel 4 (das bei gemäßigter Zimmerlautstärke aufgenommen wurde) kann man das erahnen. Ein bißchen mehr Volume und dieser Effekt läßt sich kinderleicht erzielen.
Ich kann leider wenig Vergleiche mit anderen Verzerrern anstellen, da ich solche Geräte bis jetzt selten verwendet habe.
Die Crunch Box klingt jedenfalls deutlich aggressiver als ein Vox Big Ben Overdrive, von einem Tube Screamer oder dessen Epigonen ist sie meilenweit entfernt, Ähnlichkeiten entdecke ich zu dem alten Marshall Guvnor und MXR Distortion+, allerdings hat die Crunch Box meiner Meinung nach mehr Eigencharakter. Stellt man die Verzerrung nicht zu hoch ein bzw. steuert man sie mit Singlecoil pickups an, ist auch durchaus ein Röhrenamp-ähnliches Spielgefühl drin.
Leider habe ich persönlich ein paar Kritikpunkte bezüglich der Egonomie, Thema Batteriewechsel, Reglerhandhabung wie oben beschrieben, aber da ist das Gerät eines unter Vielen, die genauso konzipiert sind, insofern sind das keine wirklich gravierenden Negativa.
Insgesamt:
Für die Freunde des harten britischen Sounds ein heißer Tip: Ausprobieren!
Anbei ein paar ganz kleine Soundsamples:
Tech 21 Trademark clean ohne Crunch Box
Crunch Box mit Gain auf 9 Uhr - Rhythmus
Crunch Box mit Gain auf 12 Uhr- Rhythmus
Crunch Box mit Gain auf 2 Uhr- Solo
Viel besser kann das aber mein alter Musikerkumpel Ed de Genaro demonstrieren, der schon lange Jahre in USA als Studiomusiker tätig ist, offizieller MI Audio Endorser:
Ed de Genaro Crunch Box Demos
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