DerOnkel
HCA Elektronik Saiteninstrumente
Nachdem ich schon einige Reviews von meinen Instrumenten verfaßt habe, möchte ich heute meine Effektsektion vorstellen:
1. Geschichte
Wie viele Musiker begann auch ich mit einem Bodentreter (BOSS PH-1) dem bald darauf weitere (Chorus, Flanger, Delay und Distortion) folgten. Zusammen mit einem Volumen-Pedal lag da also ein ganz typisches Setup vor.
Spätestes seit ich als einziger Gitarrist tätig wurde, erwies sich dieses Setup aber nicht als flexibel genug, denn ich mußte sehr schnell massive Klangveränderungen verlässlich erzeugen. Da ich zu dieser Zeit auch noch Gesangsparts abzuliefern hatte, waren die notwendigen Tanzeinlagen schlicht und ergreifend unzumutbar! Also biß ich 1995 in den sauren Apfel und schaffte mir ein sogenanntes "Multieffektgerät" an, das nur noch durch ein Volumen-Pedal ergänzt wurde.
2. Das RP-1 von Digitech
Hinter dem Label "Digitech" verbergen sich Namen wie Harman Kardon oder auch DOD.
Das RP-1 ist eine sogenanntes "Multieffekt-Gerät". Es kann sowohl vor einen Verstärker, als auch in den Einschleifweg geschaltet werden. Hier zunächst ein Bild:
Unter der Haube dieses stabilen Metallgehäuses befinden sich diverse Effekte:
Diese Effekte sind in insgesamt 11 sogenannten Algorithmen angeordnet, von denen jeweils einer als Grundlage für einen Sound dient.
Das Manual spricht sogar von insgesamt 24 Effekten, von denen maximal 10 gemeinsam genutzt werden können.
3. Bedienelemente
Das RP-1 verfügt über insgesamt 12 stabile Fußtaster. 10 Davon können vom Benutzer in ihrer Funktion verändert werden. Sie arbeiten entweder als Program Change und schalten so einen bestimmten Sound (Programm) ein oder sie können einzelne Effekte modifizieren (Control Change).
Das RP-1 bietet insgesamt 150 Speicherplätze. Dabei sind die Programme 1 bis 75 frei programmierbar und die Programme 76 bis 150 sind mit Werkssounds belegt.
Für die Programmierung gibt es insgesamt 8 Cursor-Tasten und zwei weitere Mode-Switches.
Ergänzt wird das ganze durch zwei Einsteller (Eingangssignal und Ausgangssignal) von denen der erste Einsteller besonders wichtig ist, denn nicht ist für eine digitale Signalverarbeitung schlimmer, als eine Übersteuerung!
4. Effekte
Ich kann an dieser Stelle leider nicht auf alle Effekte eingehen, dafür ist das RP-1 einfach zu mächtig. Ich beschränke mich daher auf einige Dinge, die mich besonders beeindruckt haben:
Die Effekte teilen sich in einen analogen und in einen digitalen Bereich auf.
Compressor, Distortion, Noisegate, Equalizer und Effekt-Loop sind in klassischer Analogtechnik ausgeführt, was ein Blick in das Service-Manual bestätigt. Hier kommen nur hochwertige Operationsverstärker zur Anwendung. Da kann sich auch heute noch so manche Stompbox eine Scheibe von abschneiden.
Alle anderen Effekte sind digital, daß bedeutet, das Signal wird durch einen sogenannten AD-Wandler digitalisiert und dann einem Rechenwerk (DSP) zugeführt, in dem dann die entsprechenden Algorithmen abgearbeitet werden. Die digitalen Effekte sind durch die Bank in stereo ausgeführt.
4.1 Equalizer
Hier stehen insgesamt 7 Bänder von 63Hz bis 16kHz zur Verfügung die um +/- 12dB verändert werden können. Ergänzt wird diese Sektion um ein sogenanntes Master-Volumen, mit dessen Hilfe von die Lautstärken der einzelnen Programme leicht anpassen kann. Damit steht eine Klangeinstellung zur Verfügung, die in den wenigsten Verstärkern enthalten ist.
4.2 Ultimate Reverb
Das ist eindeutig einer der ganz großen Knaller des RP-1! Es gibt quasi keinen Hall-Prameter, denn man hier nicht einstellen kann. 11 verschiedene Parameter erlauben es, beliebige Hall-Arten zu erzeugen.
4.3 Reverb 1 und 2
Hier gibt es nur 5 einstellbare Parameter. Die maximale Abklingdauer beträgt 1,2 Sekunden.
Die unterschiedlichen Namen resultieren vermutlich aus der Anordnung innerhalb der DSP-Algorithmen. Beide Reverbs sind funktional identisch und nicht zusammen aktivierbar.
4.4 Digital Delay
3 Parameter, maximal 750 ms Verzögerungszeit. Ein gutes "Brot und Butter-Delay" für jeden Tag.
4.5 4-Tap-Delay
Ein weiteres Highlight des RP-1, das man so kaum in anderen Effektgeräten findet: das 4-Tap-Delay: Es handelt sich dabei um vier kaskadierte Verzögerungen mit maximal 1,5 Sekunden pro Einheit! Zusätzlich gibt es noch ein verzögertes Feedback mit ebenfalls maximal 1,5 Sekunden.
Die Ausgänge aller vier Verzögerungen stehen als einzelnen Signal am Mixer zur Verfügung, sodas sie nach Belieben im Stereobild angeordnet werden können. Wer die Echo-Sounds von Brian May (Brighton Rock) sucht, der wird hier bestens bedient!
4.6 Distortion
Hier hat Digitech drei eigenständige Schaltungen implementiert, die als "Overdrive", "Rock Tube" und "Metal Tube" bezeichnet werden. Einstellbar ist nur die Stärke der Verzerrung, da man den Klang mit dem Equalizer in weiten Bereichen verändern kann. Wirft man einen Blick in die Schaltung, so findet man alte Bekannte, die auch in anderen Stompboxen namenhafter Hersteller verwendet werden.
4.7 Chorus und Flanger
Hier finden sich die bekannten Einstellmöglichkeiten dieser Effekte, also Delay, Sweep Rate, Depth, Waveform sowie Feedback und Feedback Phase beim Flanger. Die Effekte arbeiten sehr sauber und gehen weit über die Möglichkeiten eines Einzeleffektes hinaus.
4.8 Modulation-Delay
Hier handelt es sich um ein digitales Delay mit maximal 750ms Verzögerungszeit, die mit Hilfe eines LFO moduliert werden kann. Wem Flanger und Chorus nicht ausreichen, findet hier eine eine große Spielwiese, die von Phasing, Vibrato und Flanging bis zu extremen Chrous-Effekten reicht.
4.9 Digital Mixer
Zum Schluß noch ein weiteres Highlight des RP-1: Der Mixer. Hier können die digitalen Signale von Chorus, Flanger, Delay, 4-Tap-Delay, Reverb und das analoge Signal vor den digitalen Effekten gemischt werden. Es ist also möglich, links ein Delay, in der Mitte den Chorus und rechts das trockene Signal zu haben. Eine absolut brauchbare Eigenschaft, die ich in den Geräten der GNX-Serie schmerzhaft vermisse!
4.10 Speaker Simulation
Um das RP-1 klanglich an verschiedene Einsatzmöglichkeiten anzupassen, existieren insgesamt 5 verschiedene Programme, die im Utility-Menü ausgewählt werden können. Diese sind:
Wer sich mit diesem Simulator ein wenig beschäftigt, der kann das RP-1 an beliebige Verstärker anschließen. Ich habe mit einem alten Transistor-Amp (Yamaha G-100) mit 4x12 Box angefangen und benutze jetzt einen Marshall Röhren Combo. Es gab allerdings auch Situationen, in denen ich das RP-1 direkt in das Pult gegeben habe, was ich aus anderen Gründen jedoch nicht so sehr schätze. Auch für Homerecording läßt sich das RP-1 an dieser Stelle gut verwenden. Der letzte Track im weiter unten erwähnten Demo wurde auf diese Weise erzeugt.
5. Tastenbelegung
Die 10 Programmtasten sind in insgesamt 10 Bänke aufgeteilt. Hier kann der Benutzer eine beliebige Zuordnung von Programmen und Tasten vornehmen. Es ist zum Beispiel möglich, auf Bank 1 10 verschiedene Sound für den Bereich Country zu haben und auf Bank 2 den Bereich Rock. Bank drei könnte dann nur 5 Programme haben und dafür die Möglichkeit, die Effekte einzeln ein oder auszuschalten (die klassische Stompbox-Lösung).
6. Programmierung
Die Programmierung erfolgt relativ einfach: Man wählt ein Programm an, geht in den Program-Mode und kann dann einen Algorithmus auswählen. In Abhängigkeit dieser Auswahl stehen dann die einzelnen Effekte mit ihren Parametern zur Verfügung. Die Vorgehensweise ist relativ einfach und leicht zu merken. Man kann also auch mal eben schnell auf der Bühne etwas verändern, ohne einen Grundkurs in DOS/Windows belegt zu haben und auch das Manual ist eigentlich unnötig.
7. MIDI
Natürlich ist das RP-1 MIDI-fähig. Es verfügt über ein vollständiges input und output mapping und kann via MIDI programmiert werden.
Alle Einstellungen lassen sich mit der Dump-Funktion an einen geeigneten Rechner übertragen, so das man eine Sicherungskopie seiner Sounds hat.
8. Verbindung nach Draußen
An der Rückseite des RP-1 finden sich:
Tja, das ist jetzt so eine subjektive Sache. Grundsätzlich muß man sich mit dem Gerät und seinen Möglichkeiten erst vertraut machen. Dann kann man quasi alle gängigen Sounds in guter Qualität erzeugen. Ich habe mich seinerzeit zwei Wochen damit beschäftigt, die für mich notwendigen Sounds zu erzeugen (damals rund 40). Dann folgte eine Phase der Prüfungen und leichter Modifikationen. Danach war ich mit dem Thema durch. Mit diesen Sounds arbeite ich auch heute noch. Maximal 2 Tastentritte (inkl. Bankwechsel bei Bedarf) und der gewünschte Sound ist da. Im Normalfall reicht ein Tritt!
Wenn es mal nicht gut klingt, so ist das immer eine Frage der Einstellung. Das Gerät ist daran in der Regel unschuldig. Wenn man nicht weiß, was man da tut... darf man sich auch nicht wundern. Es soll doch tatsächlich Leute geben, die aus einem Röhrenverstärker mit nur 4 Knöpfen einen grottenschlechten Sound erzeugen. Für solche Kandidaten ist so ein mächtiges Werkzeug natürlich nichts!
Für meinen Bedarf (Rock, Pop, Jazz, Gospel) bietet das RP-1 genügend Sounds in sehr guter Qualität, die ich schnell und zuverlässig abrufen kann. Wer einen kleinen Eindruck von den Möglichkeiten hören möchte, kann sich hier ein Demo im MP3-Format runterladen.
Fazit
Das RP-1 als Beginn einer ganzen Serie von Multieffektgeräten enthält aufgrund seiner Konzeption eigentlich das Beste aus beiden Welten. Klangeinstellung, Distortion und Compressor wurden aus der analogen Technik übernommen. Wer mit dem "digitalen" Sound einiger Modeler nicht so recht zufrieden ist, kann sich hier beruhigt zurücklehnen.
Da die analogen Zeitachsen-Effekte nur eine eingeschränkte Bandbreite haben, bieten die implementierten digitalen Lösungen eine deutlich bessere Qualität. Aufgrund der Tatsache, daß das Gerät nicht vollständig digital ist, halten sich Probleme mit der Latenz beim Umschalten sehr in Grenzen. Es ist eigentlich kein Dropout zu bemerken.
Über alles betrachte stellt das RP-1 eine Sammlung von Einzeleffekten dar, die um den digitalen Mischer integriert wurden. Wer angesichts eines solchen Gerätes eine ganze Batterie von Stompboxen erwirbt, der bezahlt nicht nur einen deutlich höheren Preis, sondern muß sich auch mit einem wesentlich schlechteren Komfort zufriedengeben.
Ich benutze mein RP-1 jetzt seit über 12 Jahren und hatte nicht einen einzigen Ausfall. Meine Backline ist innerhalb von 10 Minuten aufgebaut und einsatzbereit. Das schafft man mit Bodentretern nur, wenn man sich ein zusätzliches Floor-Board baut, was auch wieder mit Kosten verbunden ist und lange nicht an die Flexibilität des RP-1 herankommt.
Mittlerweile habe ich sogar drei dieser Geräte in meinem Besitz. Eines für Zuhause, eines für den Probenraum und eines als Backup. FrauOnkel ist zwar der Meinung, das wäre übertrieben und ich sollte doch mal welche verkaufen, aber...
Wer also auf der Suche nach Effekten ist, der sollte sich bei Ebay ruhig mal nach einem RP-1 umsehen. Nach meinen Erfahrungen kann man diese Geräte hin und wieder, je nach Zustand um und bei 100 Euro erwerben. Da bekommt man nicht viele Einzeleffekte, gell?
Leider wissen die Besitzer eines RP-1 sehr genau, was sie da haben und in der Folge ist das Angebot nicht besonders groß. Ich gehöre auch zu diesen Leuten. Unlängst erwarb ich ein GNX-2 (sozusagen einen Ururururenkel des RP-1), aber irgendwie werde ich mit dem Teil nicht warm. Wenn es auf die Bühne geht, ist das RP-1 wieder dabei.
Tja, Alles für einen, eines für alle!
Ulf
1. Geschichte
Wie viele Musiker begann auch ich mit einem Bodentreter (BOSS PH-1) dem bald darauf weitere (Chorus, Flanger, Delay und Distortion) folgten. Zusammen mit einem Volumen-Pedal lag da also ein ganz typisches Setup vor.
Spätestes seit ich als einziger Gitarrist tätig wurde, erwies sich dieses Setup aber nicht als flexibel genug, denn ich mußte sehr schnell massive Klangveränderungen verlässlich erzeugen. Da ich zu dieser Zeit auch noch Gesangsparts abzuliefern hatte, waren die notwendigen Tanzeinlagen schlicht und ergreifend unzumutbar! Also biß ich 1995 in den sauren Apfel und schaffte mir ein sogenanntes "Multieffektgerät" an, das nur noch durch ein Volumen-Pedal ergänzt wurde.
2. Das RP-1 von Digitech
Hinter dem Label "Digitech" verbergen sich Namen wie Harman Kardon oder auch DOD.
Das RP-1 ist eine sogenanntes "Multieffekt-Gerät". Es kann sowohl vor einen Verstärker, als auch in den Einschleifweg geschaltet werden. Hier zunächst ein Bild:
Unter der Haube dieses stabilen Metallgehäuses befinden sich diverse Effekte:
- Compressor
- Distortion
- Graphic Equalizer
- Noisegate
- Effect-Loop
- Chorus
- Flanger
- Digital Delay
- 4-Tap-Delay
- Modulation-Delay
- Ultimate Reverb
- Reverb 1
- Reverb 2
- Reverse Reverb
- Gated Reverb
- Digital Mixer
Diese Effekte sind in insgesamt 11 sogenannten Algorithmen angeordnet, von denen jeweils einer als Grundlage für einen Sound dient.
Das Manual spricht sogar von insgesamt 24 Effekten, von denen maximal 10 gemeinsam genutzt werden können.
3. Bedienelemente
Das RP-1 verfügt über insgesamt 12 stabile Fußtaster. 10 Davon können vom Benutzer in ihrer Funktion verändert werden. Sie arbeiten entweder als Program Change und schalten so einen bestimmten Sound (Programm) ein oder sie können einzelne Effekte modifizieren (Control Change).
Das RP-1 bietet insgesamt 150 Speicherplätze. Dabei sind die Programme 1 bis 75 frei programmierbar und die Programme 76 bis 150 sind mit Werkssounds belegt.
Für die Programmierung gibt es insgesamt 8 Cursor-Tasten und zwei weitere Mode-Switches.
Ergänzt wird das ganze durch zwei Einsteller (Eingangssignal und Ausgangssignal) von denen der erste Einsteller besonders wichtig ist, denn nicht ist für eine digitale Signalverarbeitung schlimmer, als eine Übersteuerung!
4. Effekte
Ich kann an dieser Stelle leider nicht auf alle Effekte eingehen, dafür ist das RP-1 einfach zu mächtig. Ich beschränke mich daher auf einige Dinge, die mich besonders beeindruckt haben:
Die Effekte teilen sich in einen analogen und in einen digitalen Bereich auf.
Compressor, Distortion, Noisegate, Equalizer und Effekt-Loop sind in klassischer Analogtechnik ausgeführt, was ein Blick in das Service-Manual bestätigt. Hier kommen nur hochwertige Operationsverstärker zur Anwendung. Da kann sich auch heute noch so manche Stompbox eine Scheibe von abschneiden.
Alle anderen Effekte sind digital, daß bedeutet, das Signal wird durch einen sogenannten AD-Wandler digitalisiert und dann einem Rechenwerk (DSP) zugeführt, in dem dann die entsprechenden Algorithmen abgearbeitet werden. Die digitalen Effekte sind durch die Bank in stereo ausgeführt.
4.1 Equalizer
Hier stehen insgesamt 7 Bänder von 63Hz bis 16kHz zur Verfügung die um +/- 12dB verändert werden können. Ergänzt wird diese Sektion um ein sogenanntes Master-Volumen, mit dessen Hilfe von die Lautstärken der einzelnen Programme leicht anpassen kann. Damit steht eine Klangeinstellung zur Verfügung, die in den wenigsten Verstärkern enthalten ist.
4.2 Ultimate Reverb
Das ist eindeutig einer der ganz großen Knaller des RP-1! Es gibt quasi keinen Hall-Prameter, denn man hier nicht einstellen kann. 11 verschiedene Parameter erlauben es, beliebige Hall-Arten zu erzeugen.
4.3 Reverb 1 und 2
Hier gibt es nur 5 einstellbare Parameter. Die maximale Abklingdauer beträgt 1,2 Sekunden.
Die unterschiedlichen Namen resultieren vermutlich aus der Anordnung innerhalb der DSP-Algorithmen. Beide Reverbs sind funktional identisch und nicht zusammen aktivierbar.
4.4 Digital Delay
3 Parameter, maximal 750 ms Verzögerungszeit. Ein gutes "Brot und Butter-Delay" für jeden Tag.
4.5 4-Tap-Delay
Ein weiteres Highlight des RP-1, das man so kaum in anderen Effektgeräten findet: das 4-Tap-Delay: Es handelt sich dabei um vier kaskadierte Verzögerungen mit maximal 1,5 Sekunden pro Einheit! Zusätzlich gibt es noch ein verzögertes Feedback mit ebenfalls maximal 1,5 Sekunden.
Die Ausgänge aller vier Verzögerungen stehen als einzelnen Signal am Mixer zur Verfügung, sodas sie nach Belieben im Stereobild angeordnet werden können. Wer die Echo-Sounds von Brian May (Brighton Rock) sucht, der wird hier bestens bedient!
4.6 Distortion
Hier hat Digitech drei eigenständige Schaltungen implementiert, die als "Overdrive", "Rock Tube" und "Metal Tube" bezeichnet werden. Einstellbar ist nur die Stärke der Verzerrung, da man den Klang mit dem Equalizer in weiten Bereichen verändern kann. Wirft man einen Blick in die Schaltung, so findet man alte Bekannte, die auch in anderen Stompboxen namenhafter Hersteller verwendet werden.
4.7 Chorus und Flanger
Hier finden sich die bekannten Einstellmöglichkeiten dieser Effekte, also Delay, Sweep Rate, Depth, Waveform sowie Feedback und Feedback Phase beim Flanger. Die Effekte arbeiten sehr sauber und gehen weit über die Möglichkeiten eines Einzeleffektes hinaus.
4.8 Modulation-Delay
Hier handelt es sich um ein digitales Delay mit maximal 750ms Verzögerungszeit, die mit Hilfe eines LFO moduliert werden kann. Wem Flanger und Chorus nicht ausreichen, findet hier eine eine große Spielwiese, die von Phasing, Vibrato und Flanging bis zu extremen Chrous-Effekten reicht.
4.9 Digital Mixer
Zum Schluß noch ein weiteres Highlight des RP-1: Der Mixer. Hier können die digitalen Signale von Chorus, Flanger, Delay, 4-Tap-Delay, Reverb und das analoge Signal vor den digitalen Effekten gemischt werden. Es ist also möglich, links ein Delay, in der Mitte den Chorus und rechts das trockene Signal zu haben. Eine absolut brauchbare Eigenschaft, die ich in den Geräten der GNX-Serie schmerzhaft vermisse!
4.10 Speaker Simulation
Um das RP-1 klanglich an verschiedene Einsatzmöglichkeiten anzupassen, existieren insgesamt 5 verschiedene Programme, die im Utility-Menü ausgewählt werden können. Diese sind:
- Direct
- Git. Poweramp & Cabinet
- Ref. Poweramp & Cabinet
- Combo mit 10" Speaker
- Combo mit 12" Speaker
Wer sich mit diesem Simulator ein wenig beschäftigt, der kann das RP-1 an beliebige Verstärker anschließen. Ich habe mit einem alten Transistor-Amp (Yamaha G-100) mit 4x12 Box angefangen und benutze jetzt einen Marshall Röhren Combo. Es gab allerdings auch Situationen, in denen ich das RP-1 direkt in das Pult gegeben habe, was ich aus anderen Gründen jedoch nicht so sehr schätze. Auch für Homerecording läßt sich das RP-1 an dieser Stelle gut verwenden. Der letzte Track im weiter unten erwähnten Demo wurde auf diese Weise erzeugt.
5. Tastenbelegung
Die 10 Programmtasten sind in insgesamt 10 Bänke aufgeteilt. Hier kann der Benutzer eine beliebige Zuordnung von Programmen und Tasten vornehmen. Es ist zum Beispiel möglich, auf Bank 1 10 verschiedene Sound für den Bereich Country zu haben und auf Bank 2 den Bereich Rock. Bank drei könnte dann nur 5 Programme haben und dafür die Möglichkeit, die Effekte einzeln ein oder auszuschalten (die klassische Stompbox-Lösung).
6. Programmierung
Die Programmierung erfolgt relativ einfach: Man wählt ein Programm an, geht in den Program-Mode und kann dann einen Algorithmus auswählen. In Abhängigkeit dieser Auswahl stehen dann die einzelnen Effekte mit ihren Parametern zur Verfügung. Die Vorgehensweise ist relativ einfach und leicht zu merken. Man kann also auch mal eben schnell auf der Bühne etwas verändern, ohne einen Grundkurs in DOS/Windows belegt zu haben und auch das Manual ist eigentlich unnötig.
7. MIDI
Natürlich ist das RP-1 MIDI-fähig. Es verfügt über ein vollständiges input und output mapping und kann via MIDI programmiert werden.
Alle Einstellungen lassen sich mit der Dump-Funktion an einen geeigneten Rechner übertragen, so das man eine Sicherungskopie seiner Sounds hat.
8. Verbindung nach Draußen
An der Rückseite des RP-1 finden sich:
- Netzanschluß
- Signal In (6,3mm Klinke)
- Right out (6,3mm Klinke)
- Left out (6,3mm Klinke) oder Mono
- Send und Return für die Loop (6,3mm Klinke)
- 3 MIDI-Anschlüsse (IN, Out, Thru)
- Kopfhöreranschluß
Tja, das ist jetzt so eine subjektive Sache. Grundsätzlich muß man sich mit dem Gerät und seinen Möglichkeiten erst vertraut machen. Dann kann man quasi alle gängigen Sounds in guter Qualität erzeugen. Ich habe mich seinerzeit zwei Wochen damit beschäftigt, die für mich notwendigen Sounds zu erzeugen (damals rund 40). Dann folgte eine Phase der Prüfungen und leichter Modifikationen. Danach war ich mit dem Thema durch. Mit diesen Sounds arbeite ich auch heute noch. Maximal 2 Tastentritte (inkl. Bankwechsel bei Bedarf) und der gewünschte Sound ist da. Im Normalfall reicht ein Tritt!
Wenn es mal nicht gut klingt, so ist das immer eine Frage der Einstellung. Das Gerät ist daran in der Regel unschuldig. Wenn man nicht weiß, was man da tut... darf man sich auch nicht wundern. Es soll doch tatsächlich Leute geben, die aus einem Röhrenverstärker mit nur 4 Knöpfen einen grottenschlechten Sound erzeugen. Für solche Kandidaten ist so ein mächtiges Werkzeug natürlich nichts!
Für meinen Bedarf (Rock, Pop, Jazz, Gospel) bietet das RP-1 genügend Sounds in sehr guter Qualität, die ich schnell und zuverlässig abrufen kann. Wer einen kleinen Eindruck von den Möglichkeiten hören möchte, kann sich hier ein Demo im MP3-Format runterladen.
Fazit
Das RP-1 als Beginn einer ganzen Serie von Multieffektgeräten enthält aufgrund seiner Konzeption eigentlich das Beste aus beiden Welten. Klangeinstellung, Distortion und Compressor wurden aus der analogen Technik übernommen. Wer mit dem "digitalen" Sound einiger Modeler nicht so recht zufrieden ist, kann sich hier beruhigt zurücklehnen.
Da die analogen Zeitachsen-Effekte nur eine eingeschränkte Bandbreite haben, bieten die implementierten digitalen Lösungen eine deutlich bessere Qualität. Aufgrund der Tatsache, daß das Gerät nicht vollständig digital ist, halten sich Probleme mit der Latenz beim Umschalten sehr in Grenzen. Es ist eigentlich kein Dropout zu bemerken.
Über alles betrachte stellt das RP-1 eine Sammlung von Einzeleffekten dar, die um den digitalen Mischer integriert wurden. Wer angesichts eines solchen Gerätes eine ganze Batterie von Stompboxen erwirbt, der bezahlt nicht nur einen deutlich höheren Preis, sondern muß sich auch mit einem wesentlich schlechteren Komfort zufriedengeben.
Ich benutze mein RP-1 jetzt seit über 12 Jahren und hatte nicht einen einzigen Ausfall. Meine Backline ist innerhalb von 10 Minuten aufgebaut und einsatzbereit. Das schafft man mit Bodentretern nur, wenn man sich ein zusätzliches Floor-Board baut, was auch wieder mit Kosten verbunden ist und lange nicht an die Flexibilität des RP-1 herankommt.
Mittlerweile habe ich sogar drei dieser Geräte in meinem Besitz. Eines für Zuhause, eines für den Probenraum und eines als Backup. FrauOnkel ist zwar der Meinung, das wäre übertrieben und ich sollte doch mal welche verkaufen, aber...
Wer also auf der Suche nach Effekten ist, der sollte sich bei Ebay ruhig mal nach einem RP-1 umsehen. Nach meinen Erfahrungen kann man diese Geräte hin und wieder, je nach Zustand um und bei 100 Euro erwerben. Da bekommt man nicht viele Einzeleffekte, gell?
Leider wissen die Besitzer eines RP-1 sehr genau, was sie da haben und in der Folge ist das Angebot nicht besonders groß. Ich gehöre auch zu diesen Leuten. Unlängst erwarb ich ein GNX-2 (sozusagen einen Ururururenkel des RP-1), aber irgendwie werde ich mit dem Teil nicht warm. Wenn es auf die Bühne geht, ist das RP-1 wieder dabei.
Tja, Alles für einen, eines für alle!
Ulf
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