Meine Erfahrung ist die, dass speziell bei Metal-Sounds beim Doppeln der Rhythmus-Spur (bzw. stellenweise Doppelung, stellenweise verschiedene Patterns oder diatonische Intervalle usw.) zuviel Gain entsteht. Daher reduziere ich dann jede Rhy-Seite auf ca. 80% dessen, was solo abgehört "fett und metal-mäßig" klingt. Keine Sorge, zwar klingen die "Einzelspuren" dann tendenziell etwas schlapp, aber probiert's aus, in der Summe klingt es gewohnt fett, aber trotzdem transparent. Legt man zig 100% gesättigte Sounds übereinander, kann es nur in Matsch ausarten. Man muss halt schon beim Aufnehmen etwas extrapolieren, wie die Spuren für sich klingen sollten, um im Mix Sinn zu ergeben. Es kommen ja noch Bass, Drums, evtl. Keyboards dazu... Da tummelt sich was und alle brauchen ihren "Platz".
Warum nur doppeln? Scott Ian (ex-Anthrax, oder ist der noch dabei?) war schon in den 80ern dafür bekannt, seinen Rhythmus zu "tripeln". Der Nightwish-Gitarrist hat in einem G&B-Interview mitgeteilt, dass er seinen Rhythmus 6x (!!!!) aufnimmt, aber mit jeweils verschiedenen Sounds bzw. in Nuancen abgestuft. Aus meiner Sicht eher Quatsch, doppeln reicht vollkommen und selbst dabei gibt es einiges zu beachten. Wer schon mal Rhythmus-Doppelungen aufgenommen hat, wird vielleicht gemerkt haben, dass auch korrekt platzierte 8tel-Rhythmen es in sich haben können. Ich brauche für manche Rhythmus-Parts mehr Takes als für Solo-Spots ;-)
Neben dem Doppeln ist es natürlich auch eine Frage, wie weit man die Gitarren im Panorama auseinander legt. Auf keinen Fall sollte man voll links/voll rechts einstellen, das schafft eher ein Stereoloch. Ich empfehle so ca. links 9 Uhr/rechts 15 Uhr oder noch einen Tick dichter beisammen.
Für ein Album habe ich mir auch das Ziel gesetzt, links und rechts leicht unterschiedliche Gitarrensounds zu verwenden. Dabei ist die rechte Gitarre etwas kratziger/aggressiver eingestellt und spielt bei Harmonien usw. meist die "dynamischeren" Parts. Bei Slayer weiß man auch, dass King und Hannemann unterschiedliche Sounds fahren, die auch auf den Alben deutlich als solche auszumachen sind - warum auch nicht.
Ob die Doppelung mit identischem oder variiertem Sound erfolgt, ist reine Geschmackssache. Wenn man bedenkt, dass auch ein Schlagzeug im Mix üblicherweise "aufgefächert" wird, um realistischer zu klingen (eben etwa wie auf einer Bühne, mit davor stehendem Publikum), liegt da auch schon keine perfekte Symmetrie vor. Manchmal wird z. B. eine leichte Panorama-Trennung von Bass Drum und Snare empfohlen - warum sollte man dann die (Heavy-)Gitarren identisch gestalten?