E-Gitarre doppeln - mit gleichem Sound?

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Hallo Forum,

mein Songwritingschwerpunkt lag bislang nicht so sehr auf E-Gitarre, deswegen hab ich diesem Thema bislang kein sonderliches AUgenmerk gerichtet. Nun mach ich aber mehr auf der E-Gitarre und da ist folgende Frage aufgetaucht:

Es wird immer wieder empfohlen, zum Doppeln die Gittarentracks zwei Mal einzuspielen und links/rechts zu pannen. Frage: soll zwei Mal mit demselben Sound aufgenommen werden oder sollen da unterschiedliche Sounds verwendet werden (z.B. mehr/weniger Zerre,...)?

Servus aus Wien,
Jeff.
 
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Hi,

Man kann auch 2 verschiedene Sounds verwenden. Kann dann noch interessanter, breiter und live-ähnlicher klingen. Man kann noch einen draufsetzen und die Gitarren unterschiedliche Lines spielen lassen. Wenn die Sounds sich sehr stark unterscheiden und laut gemischt werden, kann es allerdings sein, dass der Mix frequenztechnisch aus dem Gleichgewicht kommt. Also dass die rechte und die linke Seite ein zu verschiedenes Frequenzbild aufweisen.

Wenn das aber z.b. auch nur für einen Part im Arrangement gemacht wird, kann das auch wieder gut klingen. So wie bei der klassischen Musik mit Spannung uns Auflösung.

Für den standardmässigen breiten homogenen Sound wird aber öfter mit dem gleichen Sound gedoppelt.

lg. JayT.
 
Im Grunde: ad lib., wird mitunter auch drei-/vierfach eingespielt.

Eine sehr schöne Geschichte ist das Versetzen (z.B. Terz / Quinte) auf der zweiten Gitarrenspur, wenn man es nicht übertreibt. Ein Meister dieses Genres ist/war Michael Schenker (schau mal bei Youtube nach älteren U.F.O.-Hits, z.B. "High Flyer").
 
Meine Erfahrung ist die, dass speziell bei Metal-Sounds beim Doppeln der Rhythmus-Spur (bzw. stellenweise Doppelung, stellenweise verschiedene Patterns oder diatonische Intervalle usw.) zuviel Gain entsteht. Daher reduziere ich dann jede Rhy-Seite auf ca. 80% dessen, was solo abgehört "fett und metal-mäßig" klingt. Keine Sorge, zwar klingen die "Einzelspuren" dann tendenziell etwas schlapp, aber probiert's aus, in der Summe klingt es gewohnt fett, aber trotzdem transparent. Legt man zig 100% gesättigte Sounds übereinander, kann es nur in Matsch ausarten. Man muss halt schon beim Aufnehmen etwas extrapolieren, wie die Spuren für sich klingen sollten, um im Mix Sinn zu ergeben. Es kommen ja noch Bass, Drums, evtl. Keyboards dazu... Da tummelt sich was und alle brauchen ihren "Platz".

Warum nur doppeln? Scott Ian (ex-Anthrax, oder ist der noch dabei?) war schon in den 80ern dafür bekannt, seinen Rhythmus zu "tripeln". Der Nightwish-Gitarrist hat in einem G&B-Interview mitgeteilt, dass er seinen Rhythmus 6x (!!!!) aufnimmt, aber mit jeweils verschiedenen Sounds bzw. in Nuancen abgestuft. Aus meiner Sicht eher Quatsch, doppeln reicht vollkommen und selbst dabei gibt es einiges zu beachten. Wer schon mal Rhythmus-Doppelungen aufgenommen hat, wird vielleicht gemerkt haben, dass auch korrekt platzierte 8tel-Rhythmen es in sich haben können. Ich brauche für manche Rhythmus-Parts mehr Takes als für Solo-Spots ;-)

Neben dem Doppeln ist es natürlich auch eine Frage, wie weit man die Gitarren im Panorama auseinander legt. Auf keinen Fall sollte man voll links/voll rechts einstellen, das schafft eher ein Stereoloch. Ich empfehle so ca. links 9 Uhr/rechts 15 Uhr oder noch einen Tick dichter beisammen.

Für ein Album habe ich mir auch das Ziel gesetzt, links und rechts leicht unterschiedliche Gitarrensounds zu verwenden. Dabei ist die rechte Gitarre etwas kratziger/aggressiver eingestellt und spielt bei Harmonien usw. meist die "dynamischeren" Parts. Bei Slayer weiß man auch, dass King und Hannemann unterschiedliche Sounds fahren, die auch auf den Alben deutlich als solche auszumachen sind - warum auch nicht.

Ob die Doppelung mit identischem oder variiertem Sound erfolgt, ist reine Geschmackssache. Wenn man bedenkt, dass auch ein Schlagzeug im Mix üblicherweise "aufgefächert" wird, um realistischer zu klingen (eben etwa wie auf einer Bühne, mit davor stehendem Publikum), liegt da auch schon keine perfekte Symmetrie vor. Manchmal wird z. B. eine leichte Panorama-Trennung von Bass Drum und Snare empfohlen - warum sollte man dann die (Heavy-)Gitarren identisch gestalten?
 
Es ist ganz schwer über "Generalkonzepte" zu reden, denn was an einer Stelle funktioniert kann wiederum an anderer total schief gehen.
Wenn es ums eigene Songwriting geht kann man immer einfach gleich mal 2 Takes spielen, die schlicht und ergreifend nach links/rechts pannen, ob nun hart oder nicht ist erstmal wurscht und sich anhören was passiert. Ideen kommen dann irgendwann von alleine. Probiert man zwei unterschiedliche Sounds aus und es klingt nicht passig, trennt sich voneinader oder geht einem sogar aufn Keks (weil vielleicht eine Seite überhand hat) dann empfehle ich eigentlich doch einfach mal auf seinen Bauch zu hören. :)
Ich arbeite sehr viel mit Reamping und Layering um zu erzielen, dass ich mit einem Gitarrentake den Sound erreichen kann den ich möchte und versuche dabei so wenig Dopplungen wie nötig zu spielen, aber auch so viele wie nötig. Dadurch setze ich Dopplungen gezielt dazu ein, den gewünschten Effekt zu erzielen, Breite, Masse, usw. Ganz einfache Tricks sind zum Beispiel in getragenen Refrains einfach noch ne weitere Dopplung dazu zu nehmen um mehr Masse zu erzielen und in einer Strophe einfach wieder zu reduzieren, wenn diese kompakter klingen soll.
 
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Danke für Eure Meinungen. Da gibt's ja wirklich die unterschiedlichsten davon... und wie es scheint, gibt's da keine Patentlösung. Auch hier geht offenbar probieren über studieren.

Die Sache mit dem 6-fachen Layering oder mehr geht dann aber vermutlich schon eher in die Richtung "Wall of sound", die ich ja eigentlich nicht so anstrebe. Ich möchte die Gitarre schon klar und prägnant hören, ohne dass sie zu einem Brei vermanscht.
 
moin

hab auch gehört/gelesen (hier/woanders ich weiss es nicht mehr)
dass z.T. ne akustik gitarre dazu gemischt wird... nur soweit, dass man die brillianzen hört^^

war aber glaub ich auch auf neuere metalproduktionen bezogen...

gl hf

der dekan
 
Der Dekan,
Du hast recht, in Gitarre&Bass wurde das von Metallica (Black Album?) und Korn behauptet (Interviews, aber ein paar Jährchen her). Ich war aber extrem überascht, sowas würde man nun wirklich nicht vermuten. Ausprobiert habe ich dieses Verfahren aber (noch) nicht. Es soll in der Tat für etwas "Aufgeräumtheit" sorgen. Absolut wahnwitziger Recording-Trick...
 
Nur mal ne Frage von einem bloody beginner was dies angeht:

Es bringt nichts, den einmal eingespielten take einfach zu kopieren, oder?
Möglicherweise ganz kurz dann versetzt (ein paar Millisekunden) noch mal einzuschieben?

Wäre für eine kurze Auskunft dankbar.

x-Riff
 
Naja hab des scho öffters probiert aber wusste nicht das des auch solche "größen" machen.

Hab aber normale Powerchords mitgeschrammelt... wisst ihr ob ich da normale Akkorde spielen soll oder ob da nicht doch die normalen Powerchords reichen?


Gruß Darian
 
(...)Es bringt nichts, den einmal eingespielten take einfach zu kopieren, oder?Möglicherweise ganz kurz dann versetzt (ein paar Millisekunden) noch mal einzuschieben?(...)
Im Gegenteil, gute Idee! Man muss mit der Delay- (oder Offset-)Zeit experimentieren. Bei bestimmten Latenzen können auch Phasenverschiebungen auftreten bzw. im Prinzip immer, aber manche klingen mehr oder weniger störend. Allerdings ergibt sich _nicht_ derselbe Effekt wie bei einer natürlichen (aber aufwändigen) Doppelung. Probieren! Ich spiele es trotzdem lieber auf die altmodische Tour.

@ Darian-Wolz: Das wüsste ich auch sehr gerne! Stand aber in den Interviews nicht genau drin. Wenn Du's schon probiert hast - wie war denn Deine Erfahrung?
 
Im Gegenteil, gute Idee! Man muss mit der Delay- (oder Offset-)Zeit experimentieren. Bei bestimmten Latenzen können auch Phasenverschiebungen auftreten bzw. im Prinzip immer, aber manche klingen mehr oder weniger störend. Allerdings ergibt sich _nicht_ derselbe Effekt wie bei einer natürlichen (aber aufwändigen) Doppelung. Probieren! Ich spiele es trotzdem lieber auf die altmodische Tour.
Danke für die Antwort - dann probier ich mal demnächst.
Ju - der Gedanke war auch, es quasi statt eines leichten Deleys oder Halls oder so was einzusetzen ...

Ob es dadurch "fetter" wird, muss ich dann mal schauen ...

x-Riff
 
Eigentlich sagt man immer das nocheinmal (zweimal, dreimal) einspielen besser ist.
Das klingt völlig anders als wenn man kopiert, verschiebt und delayt..

Weil da ja dann immer die gleiche Zeitverschiebung ist, während bei erneutem einspielen man mal davor mal dahinter etc ist.
Wer Gitarre spielen kann (ich denke mal x-riff, du kannst es :D ) sollte das doppeln so machen wie es gedacht ist.

Also wenn man nur kopiert und dann verschiebt, kommt es zu starken Kammfiltereffekten, was den Sound total aushöhlt (aushöhlen kann).

Man erreicht durch ein zB rechts platziertes Delay einer links gepannten Gitarre auch einen ganz andere Effekt als wenn man die 2 mal einspielt.
Kommt auch immer drauf an was für Musik das ist.
Bei Akustikgitarre würd ich das mit Delay machen, bei Rock/Metal und verzerrten Gitarren würde ich (besonders am Anfang) nicht rumspielen mit Hall,delay und kopieren.
 
Hmmm - das war die Antwort, die ich eigentlich erwartet hatte ...

Habe aber eh vor, beides zu machen und dann zu schauen, was ich mit dem Ergebnis anfange.

Den Verlust über Frequenzüberlagerungen bzw. -löcher würde man dann vermutlich hören, aber stünde erst mal im Dunkeln, woran es liegt, wenn man es nicht wüßte, oder?

Und ja - ich spiele Gitarre - und bin aber relativ faul und möchte mir mühseliges Einspielen ersparen ...

x-Riff
 
Sagen wir's mal so: Ich weiß von "echten Studiohasen", dass es mit Kopieren sehr wohl funktioniert. Natürlich kann man dabei so einiges falsch machen und ich selbst empfehle es nicht. Aber wer's drauf hat, kommt auch ohne (hörbaren) Kammfiltereffekt aus. Ich müsste jetzt in einem anderen Forum "wühlen", um die einzelnen empfohlenen Kniffe zutage zu fördern - sorry, bin gerade zu faul. Aber es wird ja eh überwiegend nicht empfohlen ;-)

Klar, bei Metal-Gitarren geht gleich die Power flöten, wenn da unzweckmäßig editiert wird. Am besten gar nicht herumdoktorn.
 
Was man auch probieren kann, mit dem Pitch Shifter die kopierte Spur ein wenig höher bez. tiefer zu machen, so ca 10 bis 15 cents (glaube 100 cents = 1 halbton)... in kombination mit versetzen.

Also macht 2 neue Spuren
Kopiert euren part darauf
Delay mit ca. 10ms (nach Ohren einstellen :))
und eine nach unten um 10 bis 15 cents
und die andere nach oben

ich weiss jedoch nicht, wie sich das bei den Gitarren ist!

Bei Gesang zum beispiel geht dies gut...

gruss
 
Ach ja:

Ich finde, die Spuren verschieden zu EQen gut, die eine mehr Mitten, die andere mehr Höhen... Und sowieso bei allen LowCut bei ca. 150 hz. Wir spielen jedoch die Gitarre auch neu ein (4x und die besten drei werden dann verwendet, dann kann man beim abmischen noch schauen, wenn einem eine Spur nicht gefällt)
 

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