Ich sehe das ähnlich wie C&B.
Das Ganze hängt letzendlich immer von den Erwartungen und Ansprüchen des Musikers ab.
Ich maße mir einfach einmal an, mich für ein paar Zeilen in die Lage eines durch und durch klassischen Violonisten hineinzuversetzen.
Oftmals ist, wie weiter oben bereits beschrieben, die E-Geige vermutlich als "Problemlöser" im Einsatz. Nach dem Motto:
E-Geige spielen ist einfach keine Ohrschmeichelei;-)
Ich sehe das Teil eher als Problemlöser.
Also üben und genießen: akustisch
Laute Gigs (ev. Proben): elektrisch
Auf der einen Seite besitze ich also meine klassische Geige, deren Klang ich "genießen" kann.
Auf der anderen Seite ist da meine E-Geige, die ich besitze (man könnte fast meinen "besitzen muss"), da ich anders nicht ohne Feedback verstärken kann, bzw. da ich leise üben muss, wegen Nachbarn, Kindern oder wie auch immer.
Da ich die E-Geige ja eh nur zum Üben benutze, und zudem über Kopfhörer betreibe, mag ich auch nix in Verstärkung usw. investieren.
Ganz objektiv betrachtet vergleicht man also die Qualitäten eines akustischen (oftmals wahrscheinlich qualitativ um Welten besseren) Instrumentes mit denen eines elektronischen (Zweck-)Instrumentes (oftmals qualitativ wahrscheinlich auf Betriebsminimum). Und das auf dem Einsatzgebiet des akustischen Instruments. Vielleicht hinkt der Vergleich etwas, aber man vergleicht doch auch nicht die Bestzeiten des neuen 911'er mit nem Jeep Wrangler. Auf der Nordschleife.
Für mich sind das zwei Paar Schuhe.
Eine klassische Gitarre vergleicht man auch nicht mit einer Les Paul. Wieso sollte man eine E-Geige mit einer klassischen vergleichen.
Ich nehme an, dass dies u.a. daran liegt, dass
a) die E-Geige ein relativ "unbekanntes" Instrument ist, welches zudem meist im Ruf eines reinen Mittels zum Zweck steht. (Verstärkung, siehe Quote)
b) im Großteil der Fälle klassisches Repertoire gespielt wird, was den Vergleich logischerweise nahe legt. (zB. Vanessa Mae)
Um auf meinen Anfangssatz zurückzukommen: Wer einer E-Geige mit den Ansprüchen einer klassichen begegnet, wird in den meisten Fällen enttäuscht. Egal wie hoch das Budget ist.
Damit will ich nicht sagen, dass die E-Geige "schlechter" oder "besser" klingt. Sie klingt anders. Es ist ein anderes Instrument! Mit anderen Vorzügen. Und anderen Nachteilen. Und anderen Einsatzgebieten. Und, und, und....
Ich denke, da hat jeder seine eigenen Präfernzen und das ist auch gut so! Man sollte nur nicht alles in einen Topf schmeißen.
Welche Effekte sinnvoll sind, und ob überhaupt, oder auch die Frage nach der Art der Verstärkung bleibt letztendlich dem Spieler überlassen. Das schöne an der Musik (und eigentlich an jeder Art der Kunst) ist für mich, dass es kein Richtig oder Falsch gibt (oder geben sollte). Es gefällt, oder es gefällt nicht.
In diesem Sinne halte ich auch die Begriffswahl "musikalisch wertlos" für ziemlich ungünstig. Wie definierst du den Wert eines Musikstücks?
Hat es aufgrund der E-Geige einen gravierenden Einschnitt im musikgeschichtlichen Zeitverlauf gegeben, wie zB. mit der Erfindung des modernen Hammerklaviers und dessen Auswirkungen auf die Kompositionen? Ich denke (noch) nicht. Das kann man in 200 Jahren vielleicht auch besser beurteilen als heute. Van Gogh hat zu Lebzeiten auch nur einige wenige Bilder verkauft.
Ich denke, wer Musik macht, nur um (Musik)-Geschichte zu schreiben, ist irgendwo auf dem Holzweg. Meiner Meinung nach ist jede Note, die Spaß macht oder Freude bereitet, eine wertvolle Note. Selbst wenn's bloß dem Spielenden gefällt. Ich für meinen Teil habe dies vor allem mit der E-Geige erlebt. Natürlich bin ich mir bewusst, dass es anderen vermutlich genau andersrum ergeht. Jedem das seine...
Ich habe als Reaktion auf deinen (bewusst gewählt) provokanten Titel einfach nur den Kopf geschüttelt.
Wie gesagt, ich kann und will überhaupt niemanden überreden oder bekehren. Ich find's nur schade, wenn alles immer so einseitig dargestellt und in einen Topf geschmissen wird. Mit E-Geige verbindet ein Großteil der Masse mit Vanessa Mae. Also Vivaldi mit Techno-Beat und Distortion. Sorry, aber das ist in meinen Augen kein Fortschritt sondern Bullshit. Da gibt's doch durchaus kreativere Köpfe. Neben den genannten, find ich Tracy Silverman zB. auch ziemlich toll und inspirierend.
Hoffentlich bin ich jetzt niemandem allzu arg auf die Füße getreten, das war nicht meine Absicht...
Schönes Restwochenende!
Gruß,
Road