Durchsetzung von grundlegend neuen Musiktrends nicht mehr möglich ???

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DJ Nameless
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Hallo,

mir fällt Folgendes immer mehr auf: In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder neue Stilrichtungen und musikalische Trends, die sich durchgesetzt haben und die es vorher so noch nicht gab. In den 50ern war das der Rock'n'Roll, in den 60ern Beat, in den 70ern der Disco-Sound und die ersten Punk-Platten, in den 80ern entstanden, Synthiepop, New Wave und NDW, in den 90ern schließlich eroberten Techno und Hip-Hop den Massenmusikmarkt.

Etwa seit der Jahrtausendwende habe ich jedoch das Gefühl, dass in den gesamten letzten 10 Jahren die Durchsetzung neuer musikalischer Trends stagniert. Stattdessen dominieren im Dance-Bereich Cover-Versionen haufenweise, und auch im Rock/Pop-Bereich setzen die Bands keinerlei neue Trends, sondern machen Musik, wie es sie vor 20 oder 30 Jahren auch schon gab. "Vom selben Stern" von Ich + Ich etwa hat keinerlei musikalische Weiterentwicklung gegenüber z. B. "Shiny Happy People" von REM. Ich könnte noch unzählige weitere Beispiele bringen.

Wenn ich jetzt so durchs Internet schaue, stelle ich fest, dass es da draußen weiterhin unzählige (Hobby-)Musiker gibt, die versuchen, neue noch nie dagewesene Sounds zu produzieren und an neuen Genres zu werkeln. Aber: Keiner dieser neuen Musikrichtungen gelingt es, sich wirklich am Markt durchzusetzen.

Ich frage mich jetzt: Ist es überhaupt theoretisch noch mal möglich, dass sich völlig neue Stilrichtungen breitflächig durchsetzen, so wie es z. B. Beat in den 60ern oder Techno in den 90ern war? Oder ist es wirklich so, dass alles, was der breiten Masse an Leuten wirklich gefällt, inzwischen produziert ist?

DJ Nameless
 
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Zum einen wird das daran liegen, dass der ästhetische Horizont da liegt, wo es auch der technische tut. Jedenfalls was die Entwicklung angeht. Wenn jegliche Technik ästhetisch gesehen komplett ausgeschöpft ist, kann sich ästhetisch auch nicht viel mehr tun.
Techno oder jegliche elektronische Musik wat zu bestimmter Zeit neu, weil da die Technik eben gerade weit genug war, um so einen Sound zu kreieren. Natürlich dauert es immer eine Weile, bis man wirklich alle technischen Möglichkeiten einer ästhetischen Richtung ausgekostet hat, aber je länger diese Forschung schon existiert, desto weniger neue Möglichkeiten gibt es doch im Schnitt.

Am wichtigsten finde ich aber den Gedanken, dass es heutzutage das Internet gibt und somit jeder die genau für seinen Geschmack passende Musik findet.
In den 50ern fanden halt diejenigen Rock'n'Roll gut, die im Grunde genommen einfach nichts gegen die Musik hatten.
Ich habe auch nichts gegen Rock'n'Roll, aber ich finde halt andauernd neue Sachen, die mir besser gefallen.

Wenn es also prägnante Trends gibt, dann finden die in kleinsten (oder auch etwas größeren :D) Subkulturen statt und nicht auf mehrheitlicher Basis. So vermute ich jedenfalls.
 
Ist es überhaupt theoretisch noch mal möglich, dass sich völlig neue Stilrichtungen breitflächig durchsetzen, so wie es z. B. Beat in den 60ern oder Techno in den 90ern war?

Wenn die Gesellschaft bereit ist für Neuerungen, werden diese kommen und sich durchsetzen. Das ist in allen Bereichen so und eben auch in der Musik. In den Zeiten, in denen große gesellschaftliche Veränderungen vor sich gingen, änderte sich auch die Musik - mal war sie Vorreiter, mal zog sie hinterher.

Von daher: ja, neue Stilrichtungen sind theoretisch möglich. Aber das hilft ja nichts, denn wer will schon über einen theoretisch möglichen Musikmarkt reden? Praktisch sieht es so aus, daß zunächst eine gesellschaftliche Vision nötig ist, bevor sie jemand in Musik fassen kann.

Und es ist auch nicht immer so, daß sich neue Stilrichtungen "breitflächig", wie du schreibst, durchsetzen. Ständig gibt es in bestimmten Teilbereichen des Musiklebens neue Strömungen, die sich ausbreiten, durchsetzen oder wieder versanden (und solche Strömungen gibt es massenweise nach wie vor). Aktuell setzen sich keine neuen Tendenzen auf breiter Front durch, das sehe ich ebenso wie du.

Momentan bestätigt sich die Gesellschaft in ihren Hörgewohnheiten, vielleicht weil in (Finanz-)Krisenzeiten der Halt im Bekannten gesucht wird.

Harald
 
Hallo,

mir fällt Folgendes immer mehr auf: In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder neue Stilrichtungen und musikalische Trends, die sich durchgesetzt haben und die es vorher so noch nicht gab. In den 50ern war das der Rock'n'Roll, in den 60ern Beat, in den 70ern der Disco-Sound und die ersten Punk-Platten, in den 80ern entstanden, Synthiepop, New Wave und NDW, in den 90ern schließlich eroberten Techno und Hip-Hop den Massenmusikmarkt.

Bervor eine dieser Musikrichtungen den Massenmarkt erobert hat, existierte sie schon länger abseits des Mainstreams. Als dieser sie dann für sich entdeckt hat wurde die betreffende Musikrichtung weichgespült und vermarktet. Nicht so richtig erstrebenswert, finde ich.
Die von dir erwähnte Stagnation in der Dancemusik - Dance Tracks entstehen nicht wirklich unter dem künstlerischen Aspekt des musizierens, sondern um verkauft zu werden. Da sind Innovationen nur nötig, wenn die Verkaufszahlen runtergehen. Da wird dann mal dieses kotzreizsteigernde Auto-Tune reaktiviert oder ähnliches. Also keine echten Innovationen, aber es funktioniert, da der geneigte Dancehörer selten wirklich musikalisch interessiert ist, sondern lieber zu ihm bekannten tanzt. Was der Bauer nicht kennt, dass frisst er nicht.
Aber Innovationen gibt es - gerade in der elektronischen Musik - ein Menge. Man muss sich nur die Mühe machen, danach zu suchen. Was in den letzten Jahren auch in D im kommen ist, ist z.B. Dubstep, Baile Funk, und einiges an Zeugs, für das es noch gar keine Genrebezeichnung, außer dem recht allgemeinen "Electronica" gibt. Ist aber halt noch nicht weichgespült, und damit auch nicht Massentauglich.
Generell finde ich, du solltest mal deine Heulattitüde abstreifen. Die letzten Threads, die ich von dir gelesen hab, haben alle den selben Tenor: "Buhu, warum ist die Musikindustrie nicht so, wie ich denke dass sie sein sollte?". Die Antwort ist so einfach wie ernüchternd: Weil damit kein Geld verdient werden kann. (Oder weniger, als mit kleinerem Aufwand und anderer Musik möglich ist.)
 
Ich habe ja damals in den 50ern, 60ern usw. noch nicht gelebt aber ich könnte mir vorstellen, dass die leute damals aufgeschlossener für neue musik waren.
Als kurz vor der jahrtausendwende der nu-metal erschien, fanden die "richtigen" rocker den ja auch zum kotzen und so konnte er sich langfristig nicht durchsetzen.
Meiner meinung nach leben wir in einer generation die (musikalisch gesehen) nicht bereit ist für grosse innovationen. Ich denke mal dass sich das in der nächten zeit auch nicht ändern wird.
Ist aber nur meine meinung.
 
Ich habe ja damals in den 50ern, 60ern usw. noch nicht gelebt aber ich könnte mir vorstellen, dass die leute damals aufgeschlossener für neue musik waren.
Als kurz vor der jahrtausendwende der nu-metal erschien, fanden die "richtigen" rocker den ja auch zum kotzen und so konnte er sich langfristig nicht durchsetzen.
Meiner meinung nach leben wir in einer generation die (musikalisch gesehen) nicht bereit ist für grosse innovationen. Ich denke mal dass sich das in der nächten zeit auch nicht ändern wird.
Ist aber nur meine meinung.

Das würde ich so pauschal nicht unterschreiben. Ich glaube eigentlich hat sich in der Hinsicht nicht viel verändert in den letzten 100 Jahren. Wenn man den Bogen ein bisschen weiterspannt wird man beobachten können, das die Gesellschaft kulturellen Innovationen gegenüber immer recht skeptisch war!
Das war schon bei den Fotos so (Photographieren wurden anfangs belächelt und man vertrat den Standpunkt, das eine Fotographie nie an ein Gemälde herankommen könnte...diese Ansicht war weit verbreitet und ist mittlerweile absolut unvorstellbar!)
Bei Rock-Musik war es das gleiche....es wurde als Provokation und Skandal empfunden. Dann bei Metal (Satansmusik), Techno/Rave ("Drogenmusik die einen kaputtmacht") und neuerdings bei sogenannten "Killerspielen", die plötzlich als Motiv für Amokläufe herangezogen werden. Immer wenn etwas "neues" einer breiteren Masse zugänglich gemacht wird, reagiert diese erstmal skeptisch und mit Abneigung, bis die "Jugend" die damit aufgewachsen ist selbst ans Ruder kommt und die Dinge als gegeben und bekannt hinnimmt. Die Muster sind immer gleich.
 
Etwa seit der Jahrtausendwende habe ich jedoch das Gefühl, dass in den gesamten letzten 10 Jahren die Durchsetzung neuer musikalischer Trends stagniert.

Das seh ich nicht so. Reggaeton hat in den 2000ern den Mainstream erobert. Und da gibts bestimmt noch mehr Entwicklungen, allerdings bin ich nicht wirklich so cutting-edge und es ist eher dem Zufall zu verdanken, dass ich von "La Gasolina" und Konsorten überhaupt was mitbekommen hab.
 
Wenn ich jetzt so durchs Internet schaue, stelle ich fest, dass es da draußen weiterhin unzählige (Hobby-)Musiker gibt, die versuchen, neue noch nie dagewesene Sounds zu produzieren und an neuen Genres zu werkeln. Aber: Keiner dieser neuen Musikrichtungen gelingt es, sich wirklich am Markt durchzusetzen.

Edit:
Das sollte nicht überraschen wenn man sich anhört, was manche Leute so vor sich hinproduzieren mit dem zwanghaften Wunsch, das Rad neu zu erfinden. Da entstehen schonmal gerne Blödeleien wie Ska-Grunge; Techno-Gitarrenhardcore; Metal-Jazz und und und...ich glaube oft setzen sich musikalische Trends einfach nicht durch weil sie kein authentisches Ganzes ergeben sondern einfach Murks sind :p
 

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