Drumspuren bewerten

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Hey Leute,

ich habe ein paar Fragen bezüglich der Aufnahme des Schlagzeugs, da ich mit meiner Kapelle gerade via Homerecording am aufnehmen bin.

Ein paar Infos vorab:

Genre: Thrash Metal

Wir nehmen mit 8 Mikros auf
2 OH
2 Snare
2 Kick
2 Toms

Meine Frage:
Jetzt haben wir schon die ersten Testaufnahmen gemacht und es fällt halt auf, dass wir auf den Closemics jede Menge Bleed von anderen Kesseln und/oder Becken etc. mit drauf haben.
Gibt es hier einen Richtwert, ab wann es in Ordnung ist oder irgendetwas zum Orientieren? Erfahrung ist wahrscheinlich das Zauberwort, aber ich möchte die Trial und Errors möglichst minimieren.
Gibt es im Netz Drumspuren, auf denen man vielleicht hören kann, wie es klingen sollte? Oder wieviel Bleed noch in Ordnung ist? Bin hier gerade etwas ratlos.
Und: Es kommt ja noch beim Mixen die Möglichkeit hinzu, störende Geräusche etwas wegzubekommen?

Andere Frage:
Ich bin über dieses Machine Head Production Video gestoßen und habe gleich mal auf die Stelle verlinkt, die ich interessant finde:



Der Schlagzeugsound, der in dem Video präsentiert wird, ist ja grauenhaft und kein Vergleich zur CD. Ist das, um die Zuseher zu verunsichern? Oder klingt das Schlagzeug tatsächlich so, und der fette Sound wird später während des Mixens hinzugezaubert?
Auf der anderen Seite wird ja immer gesagt und geschrieben: Die Aufnahme ohne Bearbeitung soll so gut als möglich klingen. Oder anders ausgedrückt: der Sound kann nur so gut sein wie die Aufnahme.

vielleicht hat hier jemand eine Eklärung.

lg
GB
 
Eigenschaft
 
Tja ... im Video man halt was die Kamera aufnimmt. Das ist halt nah am akustischen Sound des Kits.

Bleed zwischen den Mikros hat man immer. Ist auch gar nicht schlecht, denn letztlich macht der Bleed dass die Aufnahme nicht steril klingt. Es schweißt das Schlagzeug zusammen.

Im Metal-Bereich soll das Schlagwerk oft sehr unnatürlich und plastikmäßig klingen. Da willst du schon den Bleed etwas minimieren.

Tom-Spuren würde ich schonmal per Hand schneiden, so dass die Kanäle wirklich nur offen sind wenn ein Fill kommt das die Toms benutzt. Das hilft schon mal wirtschaften.

Gates helfen. Gut ist wenn man die Gates so einstellen kann dass sie nicht ganz zu gehen, sondern zB nur so -6dB regeln. Dadurch Hört man das Gate weniger offensichtlich arbeiten und man behält etwas Bleed um das Kit zusammen zu schweißen. Ein Gate mit look-ahead ist sehr nützlich.
 
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Es hilft sehr, wenn man sich vorab schon etwas überlegt wie man das Schlagzeug hinterher editieren möchte und in welche Richtung es gehen soll. Auch dabei muss man nicht sklavisch bei jedem Song alles gleich machen.
Es gibt zum Beispiel auch Leute, die schneiden die Toms frei und benutzen das was sie da rausgeschnitten haben um sich eine zusätzliche Schmutz-Spur zu erstellen.
Nur entscheidend ist, dass es hier viele Ansätze gibt die alle funktionieren können und je nach Musikrichtung, Song und auch nach Aufnahmesituation mehr oder weniger gut funktionieren. Und wenn man dann im Vorfeld schon ein Konzept im Kopf hat hilft das bei der Mikrofonierung.

Mal als Beispiel: ich persönlich kann mit den Übersprechungen von Tom Mikrofonen gar nichts anfangen und entscheide mich im Vorfeld meistens dafür, dass ich die Toms komplett schneide und anschließend noch mit einer LowPass Automation bearbeite. Jetzt werde ich bei der Mikrofonierung zwar darauf achten, dass die angrenzenden Becken nicht lauter sind als die Toms, Priorität hat aber hierbei der Sound weil ich weiß, dass ich die hinterher sehr gut editiert bekomme.
Dagegen weiß ich zum Beispiel, dass in dem Song fast komplett die HiHat durchläuft. Ich muss also die ganze Zeit das Mikrofon offen halten. Jetzt zimmert nebenan aber die Snare so laut, dass ich ein wenig Bammel habe, dass der Snare Sound verwischt wird. Dann nehme ich zur Not auch eine nicht ganz perfekte Mikrofon Position an der HiHat in Kauf, wenn ich dafür einen bessere Einbindung in den Gesamtsound bekomme. Wenn ich ein Direktmikrofon hinterher nicht aufziehen kann, weil eine Übersprechung mir den Gesamtsound stört, dann kann ich es auch gleich weglassen, denn benutzen kann ich es hinterher eh nicht.
Bei der Snare schiebe ich immer sehr lange am Mikrofon und höre mir sehr genau an wie stark die HiHat überspricht. Snare und HiHat werden ja auch gleichzeitig gespielt, da kann man sich auch beim mikrofonieren schon mal anhören wie das klingt, indem man den Drummer einen einfachen Beat mit HiHat spielen lässt.

Während chaos.klaus schreibt, dass er Bleed dazu benutzt um das gesamte Kit nicht zu steril und zu bearbeitet klingen zu lassen arbeite ich persönlich dabei mit zusätzlichen Mikrofonen. Ich kann besser damit umgehen. Meist editiere ich bei den Direktmikrofonen die Passagen in denen sie auch gespielt werden sehr stark und benutze auf Bassdrum und Snare getriggerte Gates. Dann schiebe ich später wieder den Schmutz dazu den ich mir separat aufgenommen habe. Aber auch das ist nur eine Möglichkeit von vielen und für mich funktioniert sie so sehr gut, besonders bei Heavy Geschichten. Manchmal reduziere ich bei Bassdrum und Snare auch die Übersprechungen indem ich nur ein Mikrofon gate, meistens das, was irgendein sinnoles Gerumpel mit drauf hat. ;) Aber auch das mach ich vom Song und der Passage abhängig. Es gibt Songs bei denen will man einen extrem direkten und editierten Sound haben. Jetzt hat der Song aber vielleicht eine Passage wo nur Drums und Bass spielen. Da braucht man dann mehr das Gefühl ein Drumkit im Ganzen zu hören.

Wie klaus schon geschrieben hat ist das Video von Machine Head ein Kamera Sound (den man sogar vielleicht auch für Schmutzspuren benutzen kann... ;) ). Aber bei Metal Recordings wie Machine Head muss man auch mal ganz klar festhalten, dass der Drumsound sicherlich schon sehr gut klingt, wenn er in der Regie ankommt, aber weder Bassdrum, Snare oder Toms haben auch nur im entferntesten etwas damit zu tun was man später auf Platte hört. Und genau da wissen die Akteure schon vorher, dass sie zum Beispiel bei den Toms eine richtig saftige Portion EQ draufpacken werden. Da wird unten und oben extrem geboostet und dazwischen radikal rausgefiltert. Natürlich sind die Toms hervorragend gestimmt und haben mit Sicherheit ein tolles Sustain und klingen an sich schon richtig gut und genau dann greift so eine Bearbeitung auch perfekt und klingt hinterher wie man es möchte. Das muss man aber auch eben schon vorher mit berücksichtigen. Wenn man weiß, dass man hinterher an der Snare obenrum richtig viel reinschieben möchte um einen extremen Attack zu kriegen muss man gleichzeitig im Kopf haben, dass man bei zu viel Übersprechungen auf der Snare auch gleichzeitig die HiHat mit bearbeitet und eventuell hinterher so einen komischen Zisch-Sound bekommt wenn die Snare gespielt wird.

Oh wei... jetzt hab ich aber ordentlich rumgelabert. Aber um noch kurz abschließend was festzuhalten... Ich persönlich versuche einfach bei vielen Direktmikrofonen die Übersprechungen so kontrolliert wie möglich zu halten und mir zu überlegen welches andere Element auf einem Mikrofon so wenig wie möglich übersprechen darf. Noch kurz als Beispiel: HiHat auf Snare Mikrofon find ich blöd, Toms auf Snare Mikrofon sind mir egaler, die krieg ich mit einem Gate oder per Editing reduziert wenn's sein muss ohne dass die Snare oder der Gesamtsound darunter leidet.
 
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Dank euch beiden schonmal für eure Antworten.

@Navar Da du schon vom sustain der Toms sprichst: gibt es hier ein zuviel? die Toms und auch die Snare von meinem Drummer klingen ewig nach. Ich habe ihn jetzt mal dazu genötigt, den Nachhall möglichst unter Kontrolle zu bringen. Ist das richtig oder falsch oder gibt ist hier auch nur Geschmacksfrage?
 
Kommt auf die Stilistik an. Metal Arrangements sind halt oft schon so dicht, dass das Schlagzeug halt nur dünn und perkussiv klingen kann. Eine fette nachklingende Tom würde in der Gitarren/Bass-Wand einfach untergehen und nur zu Matsch beitragen. Wenn sie aber die Tom im Arrangement einzeln exponiert steht, dann kann sie auch fett sein.
 
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Ich finde auch, dass das total Geschmacksfrage ist. Früher habe ich eher dazu geneigt überall noch Moon Gel Pads draufzuklatschen. Aktuell bin ich eher wieder davon weg weil ich immer beim Mix nach einem Oberton in der Snare gesucht habe, den ich zuvor selber noch weggebastelt hatte. Und wenn da was fehlt kann ich das eigentlich nur noch mit Samples wieder reinholen.
Ich versuche das Ausklingverhalten immer über die Overheads und Raum Mikrofone zu bewerten. Da kann man zwar auch noch ein wenig eingreifen wenn es hinterher nicht passt, aber das klingt dann oft auch eben etwas repariert. Außerdem nehme ich auch ganz gerne die Overheads als Gesamtklang des Drumsets und verzichte auf die üblichen hoch angesetzten Low Cuts. Dann schiebe ich gerade im Bass noch richtig ordentlich was mit dem EQ rein und pushe gerne auch noch den Wums der Snare. Wenn dann der Ausklang nicht passt, dann mumpft es hinterher ganz arg.
Bei den Toms bin ich persönlich der Meinung, dass ich den Ausklang der Direktmikrofone so gut im Editing kontrollieren kann, dass ich auch da lieber zu viel als zu wenig nehme. Dabei setze ich auf eine Kombination aus schneiden und Low Pass Filter. Der Low Pass Filter sorgt dafür, dass der hohe Anteil der Übersprechungen effektiv rausgefiltert wird, während das tiefe Sustain der Tom erhalten bleibt. Toms editiere ich im Heavy Bereich auch gerne "musikalisch", also passe den Ausklang auf den Song an. Dabei kommt es schon vor, dass ein und dieselbe Tom unterschiedlich lange ausklingt, je nachdem wie ich es gerade richtig finde. Natürlich ist das natürlich nicht. :) ... aber das ist dann auch nicht meine Intention dabei gewesen. Wenn ich es natürlich haben möchte, dann mache ich das nicht und achte noch stärker darauf, dass das am Drumset selbst so eingestellt wird. Hier kann man auch je nach Stelle im Song mit Automation viele musikalische Dinge anstellen. An einer Stelle passt vielleicht einfach kein langer Ausklang, weil parallel ein Riffgewitter läuft, woanders klingen vielleicht gerade alle Instrumente aus und das Drumset leitet in einen ambientigen Part ein. Da möchte man dann unter Umständen einen richtig langen Ton der Toms haben, der das gerade schwächer werdende Ausklingen der Gitarren noch mal unterfüttert. Wie gesagt, natürlich ist das nicht, aber manchmal halt einfach schon ganz cool ;)

Bei der Snare hilft einfach nur so lange stimmen und einstellen bis die ihr Maximum an Sound erreicht hat. Wenn die Snare mir über die Overheads gefällt, dann krieg ich meist auch eine ganz passable Direktmikrofonie hin. Ich persönlich finde, dass eine zu tote Snare im Mix hinterher nur schwer knackig zu kriegen ist. Stick Attack alleine reicht da oftmals nicht aus um sich durchzusetzen, da muss schon etwas Oberton dabei sein.
 
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