Dann ist doch eigentlich der hochgewanderte Kammerton die "verkehrte" Version, nicht die tiefere.
Ich finde halt, es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man etwas tiefer singt, weil man es in (z.B.) barocker Originalstimmung singen möchte (obwohl ich, wie gesagt auch das nicht mag), oder ob man es runtertransponiert, weil ein Teil der Sänger sonst stimmlich überfordert wäre. Meine Ansicht bezüglich Range: man wählt Literatur, die der Chor (nach oben und unten!) wie vom Komponisten gedacht (und Chöre singen ja nicht nur Barockliteratur
) bewältigen kann, ohne dass daran herumgeschraubt werden muss (gilt übrigens natürlich auch für Solo-Stücke). Umso mehr, da es doch eine Riesenanzahl wunderschöner Chorstücke gibt, die, auch für einen Laien-Sopran, höhenmässig sehr moderat sind.
Was auch noch dazu kommt: mir gefallen z.B. bei den Streichern halt die "modernen" Instrumente klanglich meist besser als die alten. Bin nicht wirklich ein Fan der "barocken Aufführungspraxis", mir fehlt da oft das Strahlende. Ok, wenn es ein ganzes barockes Orchester ist, inkl. Theorbe, Gambe etc., ist das ganz interessant. Was mir aber nicht gefällt, wenn nur "übliche" Streichinstrumente eingesetzt werden und man dann die barocke Version wählt. Ist mir dann irgendwie zu "dumpf", aber das ist natürlich v.a. Geschmacksache.
So seltsam finde ich es auch gar nicht - es gibt die Kunstlieder und einige bekannte Kirchenarien ja auch in Ausgaben für hohe und tiefe Stimmen.
Ja, aber das ist was anderes. Das Lied in tieferer Lage wird dann, wie du ja selber schreibst, von einer tiefen Stimme gesungen (und muss deshalb natürlich tiefer gesetzt sein) und nicht von einer hohen mit technischen Problemen.
Warum sollte man dann dieses "Schneller-Höher-Weiter" mitmachen
Nein, soll man natürlich nicht! Aber eben indem man passende Literatur wählt und nicht, indem man ein ganzes Werk höhenmässig dem Chor anpasst.