Drei Blumen

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Hi,

für ein "Auftragswerk" sollte ich zum Geburtstag einer Komilitonin für sie drei Blumen vertonen. Entschieden haben wir uns für die Belladonnalilie, die Pusteblume und das Gänseblümchen.
Die ersten beiden gibts schon, die dritte werde ich bald mal schreiben.



Über die Pusteblume muss ich wohl nicht viel sagen. Der Name sagt alles.



Die Belladonnalilie ist schön und giftig zugleich.

So, jetzt bitte ich um Kritik.
 
Eigenschaft
 
My Lord,

da ich aufgrund eines anderen Threads hier auf neuere Musik aufmerksam gemacht wurde, habe ich mir beide Stücke mit großem Interesse angehört. Bei der Belladonnalilie erschließt sich mir der Zusammenhang zur Blume leichter, da Schönheit und Giftigkeit als Gegensatz auch in den "fetteren" und "leiseren" Passagen erkennbar sein könnten, wenn man so will. Der Zusammenhang zur Pusteblume bleibt mir verwehrt, allerdings gefällt es mir als Stück im Ganzen besser, da ist im Ganzen eher ein Spannungsbogen mit unterschiedlich intensiven Passagen für mich zu hören, die für mich sehr motiviert gesteigert und gesenkt werden. Den Schluß finde ich auch super.

Zu den Mitteln kann ich nicht ganz soviel sagen, da sie mir eher fremd sind. Ich persönlich würde bei der Thematik (Blumen) vielleicht noch etwas "dünner" im Klang werden. Vielleicht nur gelegentlich einzelne Töne als Begleitung, vielleicht nur passagenweise eine leichte Zweistimmigkeit. Vielleicht den Duktus auch noch fragiler, vielleicht auch noch ein wenig freier in der Rhytmik. Aber da unterscheiden sich bestimmt auch unsere Assoziationen zu stark, damit Dir dies was brächte.

Ich find's aber unabhängig von der Blumenthematik sehr inspirierend. Super, daß Du uns hier teilhaben läßt.

Gruß,
MollParallel
 
ist eine 12-ton-reihe beim löwenzahn?

mir gefallen beide stücke!
 
Nein, das ist alles mit selbstgebastelten Modi komponiert, genau genommen einem. Wird aber nicht immer streng eingehalten, also eher freitonal.

Freut mich, dass die Stücke gut ankommen.

@MollParallel

Ich hab mich beim vertonen eher an das Erscheinungsbild der Blume gehalten, als an historische Assoziationen.
Andere wiederum fanden beim Hören die Pusteblume aufschlussreicher, als die Belladonnalilie. Eine Hörerin erzählte mir davon, dass sich Frauen früher Belladonna in die Augen tropften, um ihre Pupillen zu weiten.
Eine Tatsache, die mir nicht bekannt war, deswegen fand sie die Vertonung der Lilie nicht so paßend, ihres Vorwissens wegen.
Die Interpretationen und Assoziationen gehen da halt weit auseinander. ;)
 
welchen modus? wie machst du den?
 
Ich bastele einfach eine Tonleiter, entweder völlig frei, oder nach bestimmten intervallischen Abständen, wie etwa bei Messiaen.

Mit diesem Tonmaterial arbeite ich dann.
 
Eine Hörerin erzählte mir davon, dass sich Frauen früher Belladonna in die Augen tropften, um ihre Pupillen zu weiten.
Eine Tatsache, die mir nicht bekannt war, deswegen fand sie die Vertonung der Lilie nicht so paßend, ihres Vorwissens wegen.

Zunächst ein kleiner, (er-)klärender Ausflug in die zugehörigen Naturwissenschaften:

Die Hörerin scheint etwas verwechselt zu haben und darüberhinaus wohl auch einer (weit verbreiteten) etymologischen Legende aufgesessen zu sein.

Nicht "Amaryllis belladonna", sondern Extrakte von "Atropa belladonna" (Schwarze Tollkirsche) sollen sich Frauen früher in die Augen geträufelt haben:

Große Pupillen galten während der Renaissance unter europäischen Frauen als schön („bella donna“). Das Einträufeln der (S)-Hyoscyamin enthaltenden Tollkirschen-Extrakte in die Augen bewirkte eine bis zu mehreren Tagen anhaltende Pupillenerweiterung („feuriger Blick“)
http://de.wikipedia.org/wiki/Atropin#Bedeutung_des_Atropins_in_der_Renaissance
Nach Genaust ist die Erklärung, bella donna (italienisch für „schöne Frau“) komme daher, dass Hyoscyamin – in die Augen geträufelt – die Pupillen erweitert und den Augen ein dunkles, glänzendes Aussehen verleiht, eine etymologische Legende.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarze_Tollkirsche#Namensgebung
Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser, Basel 1996, ISBN 3-7643-2390-6
Atropin (Name stammt von "Atropa belladonna") wird in der Augenheilkunde zur Erweiterung der Pupillen eingesetzt.

Die Belladonnalilie hingegen scheint ihren Namen aufgrund ihrer Schönheit bekommen zu haben:

Die Gattung Amaryllis ist nach einer Pflanze benannt, die ein Hirte ihrer Schönheit wegen auf der Flöte gepriesen hat.
Der Artname belladonna ist lateinisch und heißt "Schöne Frau", womit er auf die schönen Blüten Bezug nimmt.
http://www.botanikus.de/Botanik3/Ordnung/Belladonnalilie/belladonnalilie.html
Ich hab mich beim vertonen eher an das Erscheinungsbild der Blume gehalten, als an historische Assoziationen.

Hier meine Assoziationen:

Pusteblume:

Hier kann man sich gut vorstellen, wie sich durch Windstöße (unterschiedlicher Stärke und Dauer) einzelne oder Serien der haarigen Flugschirme der Pusteblume ablösen und davonfliegen.
So gesehen, könnte man die Vertonung ohne weiteres verfilmen. ;)

Amaryllis belladonna:

Die Akkorde zu Beginn wirken mächtig, bei den darauffolgenden hohen Tönen könnte man am ehesten an die Spitzen der Blütenblätter denken oder vielleicht an das Pfeilgift, das man aus "Amaryllis belladonna" herstellen kann? Die Dissonanzen und Bässe später wirken eher bedrohlich.

Die Musik läßt mich allerdings nicht an die Schönheit der Blüten denken.

Man spürt bei beiden Kompositionen, daß sie, handwerklich betrachtet, in sich stimmig erstellt sind. :)

Viele Grüße

Klaus
 
Danke für die Kritik.

Für mich war die Lilie eher majestätisch schön, deswegen die wuchtigen Akkorde. Die Bedrohlichkeit, sollte im Zusammenhang eher verstohlen und hinterhältig wirken. Wie jemand, der durch diese majestätische Schönheit angelockt wird und nicht weiß, dass die Pflanze eigentlich giftig ist.
 
hm..wegen dem modus:

wenn man sich so einen modus ausdenkt, bedeutet das, man bleibt immer bei diesen tönen. modulation im herkömmlichen sinn gibts dann nicht, also man bleibt sozusagen immer in einer "tonart", wobei es ja keine tonart ist, aber so etwas wie tonarten-wechsel gibts dann nicht, oder? das würde einen zweiten modus voraussetzen....
 
Ein Modus kann eigentlich auf jeden Grundton/Tonart bezogen sein. Also nennen wir seinen Modus "Abstellharkonisch" kann das in "E Abstellharkonisch" stehen oder "D Abstell..." und wechseln zu "H hypolordisch" usw... Am Ende entscheidet - wo in einer Tonleiter die Ganz- oder Halbtonschritte sind, bzw auch größere Schritte. Habe auch mal mit nem eignenen Modus (eher zufällig gefunden) an nem Stück gearbeitet.
 
Wobei, wenn man Pech hat, sind die natürlich nur begrenzt transponierbar, wie etwa im extremfall bei der Ganztonleiter.

Man kann sich streng an den Tonvorrat halten, es ist aber nicht vorausgesetzt, das entscheidet der Komponist immer noch für sich.
Wichtig ist nur, dass es dann nachvollziehbar ist, sonst ist jede Strenge oder Freiheit nutzlos.

Es ist auch keine Tonalität mehr im traditionellen Sinne, ich schreibe keine Funktionsbezogenen Harmonien, oder ähnliches.
Ich habe aus dem Tonmaterial einfach Mehrklänge erstellt, die mir rein klanglich gefallen haben.
Die Musik zieht auch immer wieder in Richtung C, aber bildet kein tonales Zentrum mehr.
 

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