Uli
Mod Emeritus
Teil 1
Schon länger hatte ich mit einer 6/12er Doubleneck Gitarre geliebäugelt, da eine 12saitige in unserem 60's Repertoire immer mal wieder gebraucht wird. Ende 2007 habe ich mir dann eine Harley Benton HBDN 1200 zugelegt, kurz bevor deren Produktion eingestellt wurde. Laut mehrerer Zeitschriften-Tests sollte die Qualität dieses in Korea gefertigten Instruments recht gut sein und von der für eine Doubleneck sehr ungewöhnlichen Halbresonanz-Bauweise versprach ich mir ein relativ geringes Gewicht.
Wie ich diese Punkte bewertet habe, kann man demnächst in meinem Review nachlesen, das ich nach dem hier beschriebenen Umbau noch anfertigen werde, Gegenstand dieses Threads hier ist nur die Änderung der Elektronik, da sich mit der vorhandenen Minimalversion leider nicht die Möglichkeiten der Gitarre ausschöpfen lassen.
Aus Gründen, die ich nicht wirklich nachvollziehen kann und daher bestenfalls im finanziellen Bereich suchen würde, hat man die Schaltmöglichkeiten der Doppelhalsgitarre nämlich so weit eingeschränkt, daß man
Die vorhandene Elektronik sah so aus:
Durch den Umschalter, der direkt hinter den Pickups sitzt, kann man nur jeweils einen der beiden Hälse anwählen, in der funktionslosen Mittelstellung passiert nichts, weshalb man diese auch hätte weglassen können. So hätte man sich beim schnellen Umschalten wenigstens die komplette Signalunterbrechung sparen können, vom versehentlichen Hängenbleiben auf dieser Totstellung mal ganz abgesehen. Der Schalter, der als Massenprodukt in der Industrie eingesetzt wird und eher weniger in der Gitarrenelektronik Anwendung findet, ist sicher um einiges billiger, als der u.a. aus der Les Paul bekannte Toggle-Switch, der im Grunde auf dem Prinzip zweier Öffner beruht. Hier der Schalter in der stummen Mittelstellung:
Eingespart hat man dadurch eigentlich nicht viel, weshalb es möglicherweise auch andere Gründe gewesen sein können, die zu dieser relativ unbrauchbaren Verdrahtung geführt haben. Jedenfalls habe ich mich nach einem Jahr der Unzufriedenheit mit dieser Situation dazu entschlossen, die Elektronik zumindest so weit zuändern, daß die Punkte 1-3 der obigen Aufzählung abgestellt sind..
Das unangenehme ist dabei: Anders als bei den verbreiteten SG-Doublenecks kann man bei dieser Semiacoustic kein rückwärtiges Cover abschrauben um bequem an die Verdrahtung zu kommen, sondern man muß alles durch die F-Löcher und die Öffnungen bestreiten, die durch das Entfernen der Pickups entstehen. Letztere müssen dazu natürlich ausgebaut werden, wozu die gesamte Gitarre abgesaitet werden muß, bei 18 Saiten einiges an Gekurbel. Zurück bleibt eine praktisch völlig ausgeschlachtete Gitarre, die komplett neu verdrahtet werden muß.
Die neue Schaltung sieht durch die Erweiterung so aus:
An Bauteilen kommt ein neuer Umschalter hinzu (Les Paul-Typ), ein weiterer Schalter gleichen Typs ersetzt den untauglichen Umschalter, der bereits vorhandene Les Paul-Umschalter bleibt und die Potis werden gegen Doppel-Potis getauscht. Wer es optimal machen will, verwendet dafür sog. konzentrische Potis, bei denen jedes einzelne Poti des Tandem-Systems unabhängig geregelt werden kann, eines über eine Hohlachse und das andere über eine darin laufende Innenachse. Der Vorteil ist, man kann Lautstärke und Ton beider Gitarren unabhängig voneinander einstellen, der Nachteil ist die schwierigere Beschaffung, der deutlich höhere Preis und die Notwendigkeit, dafür spezielle Drehknöpfe zu verwenden, was den Preis noch weiter hochtreibt. Nur mit dieser Variante ist obiger Punkt 4 (unabhängige Lautstärke- und Klangregelung für jede Gitarre) realisierbar, es sei denn, man baut (wie zB bei einer ES335) zwei weitere Einzelpotis ein, was auch zu überlegen wäre, aber auch zwei zusätzliche Löcher bedeuten würde.
Praktisch die low-cost Variante davon ist die Verwendung normaler Tandem-Potis, die beide Regler gleichzeitig über eine einzige Drehachse bedienen. Die für mein Vorhaben erforderliche elektrische Trennung ist natürlich trotzdem gegeben, allerdings sind Tonblende und Lautstärkeregelung bei dieser Variante immer für beide Gitarren auf dem gleicher Stellung. Interessant vielleicht für jemanden, der den Tonregler eh nicht verwedet und die Klangunterschiede eher durch die Pickup-Umschaltung realisiert. Da beide Gitarren (zumindest auf den ersten Blick) den gleichen Tonabnehmertyp verwenden, dürfte sich auch der Output bzw die Lautstärke in vergleichbarer Größenordnung bewegen, weshalb man möglicherweise auch beim Volume-Regler auf eine Trennung verzichten könnte. Da der Unterschied nur in der mechanischen Entkopplung der Regler besteht, ist das elektrische Schaltbild für beide Varianten gleich, weshalb auch eine nachträgliche Umrüstung einfacher Tandem-Potis auf konzentrische ohne Schaltungsänderung möglich wäre, die Löcher bleiben für alle Varianten ohnehin gleich.
Der eingesetzte Toggle-Schalter besteht aus zwei einpoligen Öffnern, die bei Mittelstellung des Knebels beide geschlossen bleiben, so daß beide angeschlossenen Kreise an den Ausgang geführt sind. Bei Betätigung des Knebels wird jeweils einer der Beiden Öffner betätigt und somit der angeschlossene Kreis vom Ausgang abgetrennt. Durch dieses Prinzip läßt es sich so relativ einfach realisieren, daß in Mittelstellung des Schalters beide Pickups bzw beide Gitarren geschaltet sind, was mit einem herkömmlichen einpoligen Schalter, der mit Schließern arbeitet, nicht geht.
Sofern keine zwei zusätzlichen Einzelpotis eingebaut werden sollen, müssen nur zwei wirkliche mechanische Änderungen durchgeführt werden: Das vorhandene Loch des untauglichen Umschalters aufbohren, daß der Toggle-Schalter passt und das Loch für den neu hinzugekommenen dritten Schalter bohren. Ich werde es dort ansetzen, wo es mir von der Symmetrie am sinnvollsten erscheint, so daß jetzt jede Gitarre für die Pickupwahl einen eigenen Schalter hat, der Umschalter für die Gitarrenwahl bleibt an der gleichen Stelle, an der er auch vorher war, bietet jetzt aber in der Mittelstellung die wichtige Möglichkeit, beide Gitarren gleichzeitig am Verstärker zu haben, so daß (wenn gewünscht) die eine Gitarre gespielt wird und die andere dazu resoniert oder auch ohne vorherigen Umschaltvorgang einfach der bespielte Hals gewechselt werden kann.
Die Pickups mußte ich nur leider alle ausbauen, um die Leitungen zuordnen zu können, wobei mir zwei Kuriositäten auffallen:
Während mir für den ersten Gag eigentlich gar keine plausible Erklärung einfällt, gibt das zweite Kuriosum schon mehr Stoff zu spekulieren. Möglicherweise wollte man mit der seltsamen Bestückung aufgrund der puristischen Elektronik, die keine getrennte Regelung erlaubt, Lautstärkeunterschiede beim Umschalten ausgleichen. Viel wahrscheinlicher ist aber, daß der montierende Koreaner die 4 beigelegten Pickups aus dem Korb genommen hat und so montiert hat, wie sie gerade kamen, ohne auf die Beschriftung zu achten.
Weiter im Teil 2...
Schon länger hatte ich mit einer 6/12er Doubleneck Gitarre geliebäugelt, da eine 12saitige in unserem 60's Repertoire immer mal wieder gebraucht wird. Ende 2007 habe ich mir dann eine Harley Benton HBDN 1200 zugelegt, kurz bevor deren Produktion eingestellt wurde. Laut mehrerer Zeitschriften-Tests sollte die Qualität dieses in Korea gefertigten Instruments recht gut sein und von der für eine Doubleneck sehr ungewöhnlichen Halbresonanz-Bauweise versprach ich mir ein relativ geringes Gewicht.
Wie ich diese Punkte bewertet habe, kann man demnächst in meinem Review nachlesen, das ich nach dem hier beschriebenen Umbau noch anfertigen werde, Gegenstand dieses Threads hier ist nur die Änderung der Elektronik, da sich mit der vorhandenen Minimalversion leider nicht die Möglichkeiten der Gitarre ausschöpfen lassen.
Aus Gründen, die ich nicht wirklich nachvollziehen kann und daher bestenfalls im finanziellen Bereich suchen würde, hat man die Schaltmöglichkeiten der Doppelhalsgitarre nämlich so weit eingeschränkt, daß man
- nicht beide Systeme gleichzeitig spielen kann
- eine OFF-Stellung im Gitarren-Umschalter hat, bei der dann auch tatsächlich alles stumm ist (was unverhofft auf der Bühne besonders gut kommt)
- nicht bei jedem einzelnen Hals unterschiedliche Pickups anwählen kann
- nicht bei jedem einzelnen Hals unterschiedliche Lautstärke- und Klangeinstellungen vornehmen kann
Die vorhandene Elektronik sah so aus:
Durch den Umschalter, der direkt hinter den Pickups sitzt, kann man nur jeweils einen der beiden Hälse anwählen, in der funktionslosen Mittelstellung passiert nichts, weshalb man diese auch hätte weglassen können. So hätte man sich beim schnellen Umschalten wenigstens die komplette Signalunterbrechung sparen können, vom versehentlichen Hängenbleiben auf dieser Totstellung mal ganz abgesehen. Der Schalter, der als Massenprodukt in der Industrie eingesetzt wird und eher weniger in der Gitarrenelektronik Anwendung findet, ist sicher um einiges billiger, als der u.a. aus der Les Paul bekannte Toggle-Switch, der im Grunde auf dem Prinzip zweier Öffner beruht. Hier der Schalter in der stummen Mittelstellung:
Eingespart hat man dadurch eigentlich nicht viel, weshalb es möglicherweise auch andere Gründe gewesen sein können, die zu dieser relativ unbrauchbaren Verdrahtung geführt haben. Jedenfalls habe ich mich nach einem Jahr der Unzufriedenheit mit dieser Situation dazu entschlossen, die Elektronik zumindest so weit zuändern, daß die Punkte 1-3 der obigen Aufzählung abgestellt sind..
Das unangenehme ist dabei: Anders als bei den verbreiteten SG-Doublenecks kann man bei dieser Semiacoustic kein rückwärtiges Cover abschrauben um bequem an die Verdrahtung zu kommen, sondern man muß alles durch die F-Löcher und die Öffnungen bestreiten, die durch das Entfernen der Pickups entstehen. Letztere müssen dazu natürlich ausgebaut werden, wozu die gesamte Gitarre abgesaitet werden muß, bei 18 Saiten einiges an Gekurbel. Zurück bleibt eine praktisch völlig ausgeschlachtete Gitarre, die komplett neu verdrahtet werden muß.
Die neue Schaltung sieht durch die Erweiterung so aus:
An Bauteilen kommt ein neuer Umschalter hinzu (Les Paul-Typ), ein weiterer Schalter gleichen Typs ersetzt den untauglichen Umschalter, der bereits vorhandene Les Paul-Umschalter bleibt und die Potis werden gegen Doppel-Potis getauscht. Wer es optimal machen will, verwendet dafür sog. konzentrische Potis, bei denen jedes einzelne Poti des Tandem-Systems unabhängig geregelt werden kann, eines über eine Hohlachse und das andere über eine darin laufende Innenachse. Der Vorteil ist, man kann Lautstärke und Ton beider Gitarren unabhängig voneinander einstellen, der Nachteil ist die schwierigere Beschaffung, der deutlich höhere Preis und die Notwendigkeit, dafür spezielle Drehknöpfe zu verwenden, was den Preis noch weiter hochtreibt. Nur mit dieser Variante ist obiger Punkt 4 (unabhängige Lautstärke- und Klangregelung für jede Gitarre) realisierbar, es sei denn, man baut (wie zB bei einer ES335) zwei weitere Einzelpotis ein, was auch zu überlegen wäre, aber auch zwei zusätzliche Löcher bedeuten würde.
Praktisch die low-cost Variante davon ist die Verwendung normaler Tandem-Potis, die beide Regler gleichzeitig über eine einzige Drehachse bedienen. Die für mein Vorhaben erforderliche elektrische Trennung ist natürlich trotzdem gegeben, allerdings sind Tonblende und Lautstärkeregelung bei dieser Variante immer für beide Gitarren auf dem gleicher Stellung. Interessant vielleicht für jemanden, der den Tonregler eh nicht verwedet und die Klangunterschiede eher durch die Pickup-Umschaltung realisiert. Da beide Gitarren (zumindest auf den ersten Blick) den gleichen Tonabnehmertyp verwenden, dürfte sich auch der Output bzw die Lautstärke in vergleichbarer Größenordnung bewegen, weshalb man möglicherweise auch beim Volume-Regler auf eine Trennung verzichten könnte. Da der Unterschied nur in der mechanischen Entkopplung der Regler besteht, ist das elektrische Schaltbild für beide Varianten gleich, weshalb auch eine nachträgliche Umrüstung einfacher Tandem-Potis auf konzentrische ohne Schaltungsänderung möglich wäre, die Löcher bleiben für alle Varianten ohnehin gleich.
Der eingesetzte Toggle-Schalter besteht aus zwei einpoligen Öffnern, die bei Mittelstellung des Knebels beide geschlossen bleiben, so daß beide angeschlossenen Kreise an den Ausgang geführt sind. Bei Betätigung des Knebels wird jeweils einer der Beiden Öffner betätigt und somit der angeschlossene Kreis vom Ausgang abgetrennt. Durch dieses Prinzip läßt es sich so relativ einfach realisieren, daß in Mittelstellung des Schalters beide Pickups bzw beide Gitarren geschaltet sind, was mit einem herkömmlichen einpoligen Schalter, der mit Schließern arbeitet, nicht geht.
Sofern keine zwei zusätzlichen Einzelpotis eingebaut werden sollen, müssen nur zwei wirkliche mechanische Änderungen durchgeführt werden: Das vorhandene Loch des untauglichen Umschalters aufbohren, daß der Toggle-Schalter passt und das Loch für den neu hinzugekommenen dritten Schalter bohren. Ich werde es dort ansetzen, wo es mir von der Symmetrie am sinnvollsten erscheint, so daß jetzt jede Gitarre für die Pickupwahl einen eigenen Schalter hat, der Umschalter für die Gitarrenwahl bleibt an der gleichen Stelle, an der er auch vorher war, bietet jetzt aber in der Mittelstellung die wichtige Möglichkeit, beide Gitarren gleichzeitig am Verstärker zu haben, so daß (wenn gewünscht) die eine Gitarre gespielt wird und die andere dazu resoniert oder auch ohne vorherigen Umschaltvorgang einfach der bespielte Hals gewechselt werden kann.
Die Pickups mußte ich nur leider alle ausbauen, um die Leitungen zuordnen zu können, wobei mir zwei Kuriositäten auffallen:
- Drei der Pickups haben eine abgeschirmte Zuleitung, einer ist unabgeschirmt zweiadrig herausgeführt (oben rechts zu sehen)
- in der 12saitigen sind zwei 'Neck-Pickups' eingebaut, in der 6saitigen 2 'Bridge-Pickups'.
Während mir für den ersten Gag eigentlich gar keine plausible Erklärung einfällt, gibt das zweite Kuriosum schon mehr Stoff zu spekulieren. Möglicherweise wollte man mit der seltsamen Bestückung aufgrund der puristischen Elektronik, die keine getrennte Regelung erlaubt, Lautstärkeunterschiede beim Umschalten ausgleichen. Viel wahrscheinlicher ist aber, daß der montierende Koreaner die 4 beigelegten Pickups aus dem Korb genommen hat und so montiert hat, wie sie gerade kamen, ohne auf die Beschriftung zu achten.
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