HëllRÆZØR;3109632 schrieb:
@PVaults: Klar, das D lässt die Tonika durch das f# "heller" erscheinen, und wegen dem lydischen Charkter gewissermaßen subdominantisch - aber eben nur das C. Gerade das spricht aber doch beim D selbst eher für eine Doppeldominante (C Lydisch => D Mixolydisch).
Referenzieren würde ich da immer auf C, denn C ist ja die Tonika, also das tonale Zentrum. D ist nur der Grundton des Akkordes, und dieser Akkord ist ja klar eine Dominante, und auf entsteht ja unter diesen Vorraussetzungen immer eine mixolydische Tonleiter. So zu denken, macht musikalisch hier keinen Sinn, weil ja die Doppeldominante immer auf die Tonika referenziert wird.
Ich wollte ja eigentlich nur darauf hinweisen, daß eine Doppeldominante in der Form einen subdominantischen Charakter hat. Das kann dann wieder ganz anders aussehen, wenn ich Optionstöne/Erweiterungstöne hinzufüge, so z.B. eine b9, dann klingt der Akkord nämlich nicht mehr sudominantisch, sondern dominantisch - faszinierend...
Und vieles kann man so auch nicht trennen - D7 in C ist ja mehreres gleichzeitig, also eine Dominante, die zugleich Doppeldominante ist, zudem aber eine Art Subdominante von C sein muß. Das ist doch interessant. Und je nachdem, wie man denkt, kann man den Klang mehr in die ein oder andere Richtung drücken, das macht doch auch Laune.
Denn wenn ich D7 als Dominate betrachte, kommen eben noch andere Skalen in Betracht, als wenn ich sie als Subdominante betrachte. Und als Doppeldominante hast du wiederum andere Möglichkeiten...
Ich stelle nur immer wieder fest, daß im deutschsprachigen Raum kaum Platz für mehr als eine Denkweise ist. Anscheinend benötigt dieser Sprachraum immer eine klare Ordnung - auch dort, wo eigentlich eher eine Gesamtsicht notwendig wäre.
Wobei deine Erklärung sicher auch nicht schlecht ist, ich habe nur noch keinen richtigen Ansatz für die Praxis gefunden, die diese Art der Erklärung für mich brauchbar macht. Das muß aber auch nichts heißen, und es muß auch nicht bedeuten, daß du falsch liegst bzw. ich richtig. Schließlich bin ich nicht der Papst, und eine Erklärung ist dann gut, wenn sie belegt werden kann.
HëllRÆZØR;3109632 schrieb:
Das mit dem Unterschied Doppeldominante / Zwischendominante hatte ich schon so halbwegs geahnt, dachte aber man könnte einen Dom7 evtl. auch als Zwischendominante bezeichnen, wenn er sich etwa in den Akkord eine Terz unter dem ursprünglichen Zielakkords auflöst; z.B. das E7 in der Akkordfolge C E7 F (statt C E7 Am) in C-Dur. Deswegen die Nachfrage.
In deinem Fall kann man das durchaus als Zwischendominante ansehen, da gebe ich dir recht. Aber das E7 ist ja sicher keine Doppeldominante, sondern eben eine Quadruppeldominante...
Für mich selbst sehe ich E7 einfach als eine Dominante an, also als Ersatz für G7, genauso wie Bb7 und Db7, die sich nur im Charakter unterscheiden. (Wie gesagt, wenn der Melodieton es zuläßt, das erwähne ich hiermit aber das letzte Mal, weil es ja logisch ist. ) Eine Zwischendominante wäre für mich dann eher ein H7, das vor dem E7 eingefügt ist. Auch ein hm7xxx würde ich als Zwischendominante auffassen, man kann es auch als II-V-Verbindung ansehen...
Beim Solieren ist das sowieso egal, da kann und muß man ja die Skala anpassen, das ist ja gerade der besondere Reiz...
Die Quarte ist die avoid Note in Dur, entsprechend auflösungsbedürfig sind die Akkorde, die diesen Ton enthalten. Er nennt diesen Leitton deshalb harmonischen Leitton. Der Leitton zum Grundton der Tonika ist harmonisch weniger von Bedeutung. Seine Spannung allein genügt nicht, um einen Auflösungsdrang zu erzeugen. Treten aber beide Leittöne zusammen auf, bilden sie einen Tritonus, der das Auflösungsverhalten noch verstärkt.
Du weißt aber auch, daß Sikora das Thema "Avoid Notes" auch etwas zweispältig ansieht. In der heutigen Spielpraxis sind diese "falschen" Töne nicht mehr falsch, sie werden bewußt eingesetzt, um Spannungen zu erzeugen.
Tritoni sind ja in jedem Septakkord enthalten, das ist ja strukturell bedingt und erklärt ja seine Einzigartigkeit. Und wenn Septakkorde über Quinten verbunden werden, entsteht dabei ja immer die 3-7/7-3-Stimmführung.
Leittöne kann man aber auch anders setzen. Sie müssen auch nicht in der sonst üblichen Skala enthalten sein - da wird´s dann aber esotherisch mit den Bedarfsskalen...
Ich bin halt einfach kein Fan davon, Dinge nur aus einer Sicht betrachten zu wollen...