Steve, im Prinzip schon richtig, aber nur fast. Sicherlich kann man mit Dominanten modulieren, das ist ja auch ein Teil ihres Wesens. Aber genauso können sie als zusätzliche Spannungssteigerung eingesetzt werden oder einen zusätzlichen Bewegungsdrang erzeugen, in Form von Sekundärdominanten, ohne das etablierte Umfeld zu verlassen. Das macht einen großen unterschied in der Nutzung des Improvisationsmaterials und daher ist es "diesen Akkord dann also einfach als Dominante der neuen Tonart" zu betrachten oft nicht ganz richtig und zu sehr vereinfacht dargestellt.
Hallo
Nun wurde mir auf einmal gesagt, dass nur die Akkorde Domanantseptakkorde heißen, die in der Tonart auch auf der 5. Stufe, also der Dominante, stehen. in C-Dur also G.
Sunny,
da hat dir dein Lehrer aber was erzählt.
Okay, wo fangen wir an und wie mache ich es am besten kurz und verständlich. Ich gehe davon aus, dass du mit den Begriffen Tonika, Subdominante (Bzw Unterdominante) und Dominante (Bzw. Oberdominante) vertraut bist. Auch gehe ich davon aus, das dir das Auflösungsbestreben der Dominante mit und ohne Septime zur I bekannt ist.
Gehe wir als erstes davon aus, dass die Dur-Skala ein natürliches Konstrukt ist*, wobei wir natürliches Konstrukt in diesem Zusammenhang wie folgt definieren: Die ersten aus der Obertonreihe (etwas natürliches) ergeben einen Dur-Dreiklang (Prim, große Terz, Quinte). Erzeugt man zu diesem entstandenen Akkord genau 2, um jeweils eine reine Quinte Transponiert (entspricht nach einigen Thesen unserem Ohr, das Quintfälle besonders zugetan ist), weitere Akkorde in gleicher Qualität (also Dur!) ergibt sich die Durskala. Rufen wir uns den ersten Satz vor Augen, ergibt sich daraus, das der Dominantseptakkord auf der 5. Stufe der einzige seiner Art ist, der sich auf
natürliche weise ergibt.
Dann gibt es bestimmte Dominantseptakkorde die - aus der Tradition heraus gebildet, z.B. Impressionismus, Blues... - in bestimmten Situationen keinen Oberdominantischen Charakter haben und daher nicht aufgelöst werden. Da wäre z.B. I7 und IV7 aus dem Blues, wobei I7 als Tonikavariante und daher Stabil betrachtet wird IV7 als Subdominante. Auch die Anschauung solche Funktionen, aus zum Teil enharmonischen Begründungen, nicht als Akkorde mit Septe sondern mit hochtalentierte Sexte - z.B. IV#6 - zu betrachten, ist in diesem Zusammenhang nicht verkehrt, wenn auch im popularmusikalischen Bereich nicht gebräuchlich.
Dein Lehrer könnte also unter diesem Hintergrund diese Aussage getroffen haben. Allerdings ist es nicht ganz richtig, weil der Begriff Dominantseptakkord nicht auf eine bestimmte Stufe beschränkt ist. Was dein Lehrer eher gemeint haben könnte wäre wohl das der Akkord auf der 5. die einzige
primäre Dominante ist, weil sie die einzige ist die diatonsich gebildet werden kann. Merke, immer wenn ein Dominantseptakkord seiner Funktion nachkommt ist es auch eine Dominante.
Dann zur Benennung der anderen Dominanten einer Durskala. Alle anderen Dominanten
die auf eine diatonischen Stufe stehen werden schlicht Sekundärdominanten genannt. Alle dominanten die auf nicht diatonische stufen stehen sind Substitutdominanten und stehen in tritonischen Verbindung mit einer Sekundärdominanten. Die Verbindung lässt sich im übrigen sehr gut im Quintenzirkle ablesen. Es ist immer der gegenüberliegende Akkord. Z.B. gegenüber von C7 ist Gb7. Die Substitutdominanten der primär Dominanten wird auch schlicht Substitutdominanten genannt.
Daneben gibt es einige Dominante die noch spezieller benannt werden, wie die Doppeldominante (V/V in C-Dur D7), Zwischendominanten... Für mich sind es aber alles zusammengefasst Sekundär- oder Substitutdominanten
Wie funktionieren Sie? Das Klischee sieht so aus, dass
1. die Sekundärdominanten sich im Quintschritt zum Ziel auflösen. Wenn C-Dur das Zentrum ist, wäre es Bei D7 die G(7), weil D7 die Dominante von G-Dur ist. Nur nebenbei: In diesem Fall kommt aber noch die Tatsache hinzu das G7 aber auch Dominanten von C-Dur ist (unserem Zentrum im Beispiel). Daher spricht man auch von der Dominante der Dominante oder kurz gesagt der Doppeldominante.
2. die Substitutdominanten lösen sich dagegen einen Halbtonschritt nach unten auf. Wenn C-Dur das Zentrum ist, wäre es Bei Ab7 die G(7).
Der Witz bei der Sache ist aber, das G-Dur nicht als neues Zentrum wahrgenommen wird, falls es nicht anschließend richtig gefestigt wird.
Dies kann man zusätzlich - zur Zeit, Schwerpunkt - auch dadurch gewährleisten, in dem als Improvisationsmaterial soviel Töne mit der Tonalität übereinstimmen wie möglich. Leichteste herleitung ist für den Anfang: Prim, Terz , Quinte und Septe - also 1, 3, 5, 7 - beschrieben die Dominanten und die restlichen Töne werden zur herrschenden Tonalität aufgefüllt. Das funktioniert aber nicht für die Substitutdominanten.
Meine Herangehensweise ist, das nur 1, 3, 7 als Beschreibung reichen und der Rest sich nach dem Kontext richtet und auch meiner Klangvorstellung folgt.
Darüber hinaus gibt es auch gewissen Spielgewohnheiten und Vorlieben die diesen Regeln nicht ganz folgen (Sikora geht da z.B. ein wenig drauf ein).
Über die Sekundärdominanten, Substitutdominanten und deren weitere Auflösungswege könnte man auch noch schrieben, aber ich denke das reicht fürs erste. Erstmal alles verdauen.
gz
offminor
* über Sinn und Unsinn dieser Betrachtungsweise mag ich jetzt nicht näher diskutieren, ich halte diese Auffassung eh als antiquiert. Es sei daher nur erwähnt, falls dadurch eine Diskussion ausbricht, an der ich mich sicherlich nicht beteiligen werde.