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HCA-Gitarrenbau
Weil ich gerade wieder intensiv damit zu tun hatte, möchte ich eine kurze Doku zum Thema Trockenbürsten und Reliefschliff verfassen.
Beide Techniken sind essentiell bei der Retusche, beim Agen und auch bei der gestalterischen Akzentsetzung von 3D-Objekten. Der gewünsche Effekt ist eine Kantenhervorhebung zur Schattierung und Kontrasterhöhung oder beim Agen und der Retusche das erzeugen von "Schmutz", Abnutzung und einheitliche Flächen unregelmäßig zu gestalten (z.B. Nachgebesserte Stellen ins Gesamtbild einzugliedern). Trockenbürsten und Reliefschliff sind Techniken, die IMMER mit einer Grundfarbe zusammenarbeiten und dazu nur einen Kontrast bilden sollen.
Zu der Technik gehört eine menge Erfahrung und Übung bzgl. realistischer Licht- und Schattenbildung und ein feines Händchen und Auge für Kontraste. Wer es dabei übertreibt, bewegt sich schnell in Richtung Comic- und Trickfilmrealismus . Um ein perfektes Ergebnis zu erzeugen muss man also eine Weile üben, aber die notwendigen Dinge und die Technik an sich sind simpel. Üben kann dann ja jeder für sich
Was brauchen wir:
Ein dreidimensionales Objekt in der gewünschten Basisfarbe. Hier nehme ich jetzt einfach mal zwei einfache Holzobjekte aus der Restekiste die grob geschliffen sind.
Dann brauchen wir eine Kontrastfarbe. Weil das Holz nicht lackiert ist und ich es hier besonders deutlich zeigen möchte, nehme ich schwarze Beize. Der Kontrast ist für eine praktische Anwendung allerdings viel zu groß - in der Praxis arbeitet man selten mit solch harten Farbunterschieden, sondern tastet sich mit hellen Tönen langsam dunkler werdend an das Ergebnis heran.
Und natürlich brauchen wir für das Bürsten eine Bürste - je größer die Fläche ist, deste größer muss die Bürste sein. Für Korpusse verwende ich tatsächlich große Schuhputzbürsten oder sogar Besenköpfe - für kleinere Flächen tun es einfache Borstenpinsel.
Die Haare sollten möglichst borstig hart sein, jedoch muss man sich mit der Länge der Borsten etwas herantasten. Kurze Borsten erzeugen den Effekt sehr viel schneller und schaffen aber auch harte Effektkanten bzw. kurze Farbverläufe - sie sind geeignet um Reliefs zu betonen. Lange Borsten lassen das Ergebnis etwas verschwimmen und eignen sich gut für flächige Arbeiten. Neben dem Pinsel brauchen wir immer einen frischen, stark saugfähigen Lappen oder wie ich einfach viel Küchentücher. Der Lappen sollte weiß sein, wenn man mit dunklen Tönen arbeitet und möglichst schwarz, wenn man mit hellen Tönen arbeitet. Bei hellen Tönen lege ich mir nebem das Küchenpapier ein Stück schwarzes Kartonpapier. Dieser Pinsel hat jetzt recht lange Borsten, und eigenet sich eher für Flächen als für die Kantenbetonung.
Los gehts...
Pinsel in die Farbe tunken.... und jetzt kommt der wichtigste Schritt.... er wird vollständig auf dem Küchentuch wieder abgetrocknet. So lange bis fast keine Farbe mehr am Küchentuch hängen bleibt.
Ja und dann bürstet man halt trocken über das Werkstück ...eigentlich einfach....wenn ihr sofort die Farbe seht, habt ihr was falsch gemacht und zuviel Farbe am Pinsel. Der erste Pinselstrich sollte fast nicht erkennbar sein. Man muss eine Weile bürsten, bis die Farbe erkennbar wird.
Wenn man das ganze dann fort führt, werden langsam die erhabenen Stellen betont, die tiefer liegenden Stellen verbleiben in der Basisfarbe. Das augenscheinlich glatte Brettchen zeigt nun deutlich seine Furchen und Kerben von der groben Bearbeitung. Hier liegt auch das größte Problem der Trockenbürsttechnik.... sie betont gnadenlos die feinsten Risse, Kratzer. Bei Agingprojekten ist genau das der gewünschte Effekt, wenn man ihn mit dem Reliefschliff kombiniert. Bei anderen Arbeiten ist eine absolut perfekt feingeschliffene Oberfläche Grundvoraussetzung.
Bei Objekten mit Kanten werden beim Trockenbürsten die Kanten hervorgehoben. Hier sollte man einen kurzhaarigen Pinsel nehmen, damit die umliegenden Flächen nicht wie hier ebenfalls stark mitbetont werden. Um das Prinzip zu verdeutlichen, sei das hier aber vorerst egal..... man erkennt ja die deutlich betonten Kanten.
Das wars auch schon mit der Trockenbürsttechnik.... der Rest ist Übung, Erfahrung und immer wieder nochmal neu von vorn anfangen
Das deutlich bekanntere Gegenstück (wenn auch nicht bewusst) zur Trockenbürsttechnik ist der sogenannte Reliefschliff. Hier werden Erhebungen und Reliefs betont indem mal von ihnen die Farbe herunterschleift/bürstet/poliert. Der Reliefschliff wird oft bei Schmuckstücken verwendet und ist auch das, was mit Objekten in der Natur auf ganz natürlichem Wege durch Benutzung/Abnutzung passiert. Die Technik ist noch etwas einfacher.... man färbt den Gegenstand ein und schleift die Farbe eben wieder herunter. Dabei nimmt man vom groben Schleifpapier bis hin zum einfachen Baumwolltuch alles, was einen natürlichen Schleifeffekt hat. Sinn der Sache ist Vertiefungen dunkler zu machen als Erhebungen (also umgekehrt zum Trockenschliff). Beim Agen macht man sich diesen Effekt z.B. bei Rissen und Beulen zu Nutze.
Ich nutze den Reliefschliff vor allem für die Betonung von 3D-Designelementen oder beim Agen zur Betonung von Kratzern.
Hier mal ein Beispiel an einem groben Designprototypen mit 3D-Element auf Fichte.....Fichte ist übrigens total ungeeignet für den Reliefschliff .....es ist einfach zu weich, denn man will ja nicht das Holz, sondern nur die Farbe entfernen. Für die Veranschaulichung einer Idee reichte das hier aber.
Wer die beiden Techniken einzeln verwendet, wird sich oft in Richtung Comicgrafik bewegen. Wenn das wie bei dem Schädelprojekt gewünscht ist, ist das auch kein Problem. Bei umfangreicheren Projekten, insbesondere bei Retusche und Aging wird man sich eher der Kombination beider Techniken bedienen. Oftmals kommt dabei zusätzlich noch der Airbrush hinzu um die Effekte besonders fein ineinander übergehen zu lassen. Wer das eine Weile geübt hat kommt dann irgendwann bei solchen Arbeiten an:
Halsbruchretusche bzw. kosmetisches Agen an einer Gibson Les Paul von 1969...
Beide Techniken sind essentiell bei der Retusche, beim Agen und auch bei der gestalterischen Akzentsetzung von 3D-Objekten. Der gewünsche Effekt ist eine Kantenhervorhebung zur Schattierung und Kontrasterhöhung oder beim Agen und der Retusche das erzeugen von "Schmutz", Abnutzung und einheitliche Flächen unregelmäßig zu gestalten (z.B. Nachgebesserte Stellen ins Gesamtbild einzugliedern). Trockenbürsten und Reliefschliff sind Techniken, die IMMER mit einer Grundfarbe zusammenarbeiten und dazu nur einen Kontrast bilden sollen.
Zu der Technik gehört eine menge Erfahrung und Übung bzgl. realistischer Licht- und Schattenbildung und ein feines Händchen und Auge für Kontraste. Wer es dabei übertreibt, bewegt sich schnell in Richtung Comic- und Trickfilmrealismus . Um ein perfektes Ergebnis zu erzeugen muss man also eine Weile üben, aber die notwendigen Dinge und die Technik an sich sind simpel. Üben kann dann ja jeder für sich
Was brauchen wir:
Ein dreidimensionales Objekt in der gewünschten Basisfarbe. Hier nehme ich jetzt einfach mal zwei einfache Holzobjekte aus der Restekiste die grob geschliffen sind.
Dann brauchen wir eine Kontrastfarbe. Weil das Holz nicht lackiert ist und ich es hier besonders deutlich zeigen möchte, nehme ich schwarze Beize. Der Kontrast ist für eine praktische Anwendung allerdings viel zu groß - in der Praxis arbeitet man selten mit solch harten Farbunterschieden, sondern tastet sich mit hellen Tönen langsam dunkler werdend an das Ergebnis heran.
Und natürlich brauchen wir für das Bürsten eine Bürste - je größer die Fläche ist, deste größer muss die Bürste sein. Für Korpusse verwende ich tatsächlich große Schuhputzbürsten oder sogar Besenköpfe - für kleinere Flächen tun es einfache Borstenpinsel.
Die Haare sollten möglichst borstig hart sein, jedoch muss man sich mit der Länge der Borsten etwas herantasten. Kurze Borsten erzeugen den Effekt sehr viel schneller und schaffen aber auch harte Effektkanten bzw. kurze Farbverläufe - sie sind geeignet um Reliefs zu betonen. Lange Borsten lassen das Ergebnis etwas verschwimmen und eignen sich gut für flächige Arbeiten. Neben dem Pinsel brauchen wir immer einen frischen, stark saugfähigen Lappen oder wie ich einfach viel Küchentücher. Der Lappen sollte weiß sein, wenn man mit dunklen Tönen arbeitet und möglichst schwarz, wenn man mit hellen Tönen arbeitet. Bei hellen Tönen lege ich mir nebem das Küchenpapier ein Stück schwarzes Kartonpapier. Dieser Pinsel hat jetzt recht lange Borsten, und eigenet sich eher für Flächen als für die Kantenbetonung.
Los gehts...
Pinsel in die Farbe tunken.... und jetzt kommt der wichtigste Schritt.... er wird vollständig auf dem Küchentuch wieder abgetrocknet. So lange bis fast keine Farbe mehr am Küchentuch hängen bleibt.
Ja und dann bürstet man halt trocken über das Werkstück ...eigentlich einfach....wenn ihr sofort die Farbe seht, habt ihr was falsch gemacht und zuviel Farbe am Pinsel. Der erste Pinselstrich sollte fast nicht erkennbar sein. Man muss eine Weile bürsten, bis die Farbe erkennbar wird.
Wenn man das ganze dann fort führt, werden langsam die erhabenen Stellen betont, die tiefer liegenden Stellen verbleiben in der Basisfarbe. Das augenscheinlich glatte Brettchen zeigt nun deutlich seine Furchen und Kerben von der groben Bearbeitung. Hier liegt auch das größte Problem der Trockenbürsttechnik.... sie betont gnadenlos die feinsten Risse, Kratzer. Bei Agingprojekten ist genau das der gewünschte Effekt, wenn man ihn mit dem Reliefschliff kombiniert. Bei anderen Arbeiten ist eine absolut perfekt feingeschliffene Oberfläche Grundvoraussetzung.
Bei Objekten mit Kanten werden beim Trockenbürsten die Kanten hervorgehoben. Hier sollte man einen kurzhaarigen Pinsel nehmen, damit die umliegenden Flächen nicht wie hier ebenfalls stark mitbetont werden. Um das Prinzip zu verdeutlichen, sei das hier aber vorerst egal..... man erkennt ja die deutlich betonten Kanten.
Das wars auch schon mit der Trockenbürsttechnik.... der Rest ist Übung, Erfahrung und immer wieder nochmal neu von vorn anfangen
Das deutlich bekanntere Gegenstück (wenn auch nicht bewusst) zur Trockenbürsttechnik ist der sogenannte Reliefschliff. Hier werden Erhebungen und Reliefs betont indem mal von ihnen die Farbe herunterschleift/bürstet/poliert. Der Reliefschliff wird oft bei Schmuckstücken verwendet und ist auch das, was mit Objekten in der Natur auf ganz natürlichem Wege durch Benutzung/Abnutzung passiert. Die Technik ist noch etwas einfacher.... man färbt den Gegenstand ein und schleift die Farbe eben wieder herunter. Dabei nimmt man vom groben Schleifpapier bis hin zum einfachen Baumwolltuch alles, was einen natürlichen Schleifeffekt hat. Sinn der Sache ist Vertiefungen dunkler zu machen als Erhebungen (also umgekehrt zum Trockenschliff). Beim Agen macht man sich diesen Effekt z.B. bei Rissen und Beulen zu Nutze.
Ich nutze den Reliefschliff vor allem für die Betonung von 3D-Designelementen oder beim Agen zur Betonung von Kratzern.
Hier mal ein Beispiel an einem groben Designprototypen mit 3D-Element auf Fichte.....Fichte ist übrigens total ungeeignet für den Reliefschliff .....es ist einfach zu weich, denn man will ja nicht das Holz, sondern nur die Farbe entfernen. Für die Veranschaulichung einer Idee reichte das hier aber.
Wer die beiden Techniken einzeln verwendet, wird sich oft in Richtung Comicgrafik bewegen. Wenn das wie bei dem Schädelprojekt gewünscht ist, ist das auch kein Problem. Bei umfangreicheren Projekten, insbesondere bei Retusche und Aging wird man sich eher der Kombination beider Techniken bedienen. Oftmals kommt dabei zusätzlich noch der Airbrush hinzu um die Effekte besonders fein ineinander übergehen zu lassen. Wer das eine Weile geübt hat kommt dann irgendwann bei solchen Arbeiten an:
Halsbruchretusche bzw. kosmetisches Agen an einer Gibson Les Paul von 1969...
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