DIY Röhrenvorstufe "Übersetzungshilfe"

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Hallo,
ich weiß nicht ob der Titel passt, aber ich hoffe ihr könnt mir trotzdem helfen.
Mein Vater ist im positiven Sinne HiFi- und Röhrenfanatiker.

Er möchte mir nun einen einen Gefallen tun und mir einen Röhrenpreamp für mein Bassequipment bauen.

Das Problem ist, dass er bisher nur im HiFi Bereich Erfahrungen hat mit dem Bau von Röhrenorstufen.
Er hat das technische Know-How und ich konkrete Vorstellungen, aber weiß nicht wie ich ihm das technisch vermitteln soll.
Ich würde euch jetzt gerne darum bitten meine Vorstellungen technisch so auszudrücken, dass er weiß was er tun muss.

Ich weiß, dass das viel verlangt ist aber ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Punkt 1:
Ich möchte zwei Eingänge. Einen für passive und einen für aktive Bässe. Welche Eingangsleistung müssen die jeweiligen Eingänge haben?
Was muss getan werden, dass es nicht knallt, wenn ich den Eingang wechsle während deer Preamp eingeschaltet ist?

Punkt 2:
Ich hätte gern einen schlichten 3-Band EQ. Dieser sollte schon recht effektiv in das Klangbild eingreifen können.
Gibt es da wesentliche Unterschiede und was kann man empfehlen?
Der EQ sollte Ein- und Ausschaltbar sein (wenn möglich).

Punkt 3:
Ich hätte gern einen Kompressor mit an Board. Macht es Sinn etwas wie den „That Jam“ mit in den Preamp zu bauen oder völliger Unsinn?

Punkt 4:
Jetzt kommt der Extrawunsch. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob und wenn, wie viel Sinn das ganze macht, jedoch bin ich theoretisch von der Idee überzeugt, wäre interessant zu sehen, wie sich das in der Praxis verhält.
Ich hätte gern 2 DI Ausgänge an dem Gerät.
Dein ersten Pre-EQ also direkt nach den Röhren und den zweiten hinter dem Kompressor. So hat der Tonmann eine „Vorgabe“ bzlg. EQ und Sound generell, aber jedoch das vollkommen unbearbeitete Signal womit er arbeiten kann. Er kann dann beide Signale auch sehr gut mischen bei Bedarf.
Was ist bei DI-Ausgängen zu beachten im Vergleich zu normalen Ausgängen für die Endstufe, was muss da anders gemacht werden?

Punkt 5:
Muss beim Netzteil auf etwas besonderes geachtet werden?
Der Anwendungsbereich ist ja doch schon ein etwas anderer als HiFi.

Ich hoffe ihr könnt mir da weiterhelfen!


Mit den besten Grüßen
Jan
 
Eigenschaft
 
Hallo Jan,

am besten schaut sich Dein Vater mal Schaltpläne von Bassröhrenamps an, dann wird er bei seiner angeblichen Erfahrung das meiste auch ohne Übersetzung verstehen.

Aber dennoch zu Deiner Fragen kurz:

zu 1.:
Üblicherweise wird die Vorstufe so ausgelegt, dass eine hohe Verstärkung möglich und eine hohe Eingangimpedanz (für passive Bässe) vorhanden ist.
Für pegelstarke Bässe wird dann das Eingangssignal über einen Spannungsteiler abgeschwächt.
Manche Bassamps haben auch zwei parallele Eingangsstufen, dann könnte man diese für unterschiedliche Pegel (oder auch unterschiedliche Impedanzen, unterschiedliche Klangpresets etc.) auslegen. Das verlangt eben eine/mehrere zusätzliche Trioden.

zu 2.:
Üblich sind passive Klangregelungen, am bekannsteten die "tonestacks" von Marshall und Fender, wobei sie für E-Bässe angepasst werden können (nicht müssen - Geschmackssache).
Peavey hat mal einen aktiven 3-Band-Röhren-Tonestack gebaut.

zu 3.:
Den That Jam kann man einbauen, in Mesa Boogie Bassamps mit Röhren waren auch ähnliche Kompressoren mit demselben THAT-IC verbaut.
Aber irgendwie wäre in einem Röhrenamp ein Röhrenkompressor auch ganz nett oder?!

zu 4.:
DI-Ausgänge sind symmetrisch, d. h. sie haben neben Signalmasse, zu der es einen schaltbaren ground lift gegen Brummschleifen gibt, einen Signalleiter und zusätzlich eben einen symmetrischen, phasengedrehten Signalleiter.
Auch hier: Es gibt elektronische Symmetrierung auf Transistorbasis. State-of-the-art sind aber Trafosymmeterierungen. Falls eine zusätzliche Verstärkung erforderlich ist, bietet es sich in einem Röhrenamp an, auch diese wieder mit Röhre vorzunehmen.
Ich empfehle einen regelbaren Pegel, so dass geringe Pegel für Mischpult-Mikrophoneingänge aber auch hohe Pegel für symmterische Lineeingänge möglich sind.

zu 5.:
Das Netzteil muss die passende, hohe Spannung und den erforderlichen Strom liefern können - :D die Antwort war jetzt ziemlich trivial.

Scherz beiseite: Da wir von einer Vorstufe reden, sind sonst keine besonderen Vorgaben zu beachten.
Aber: Es wäre möglich, eine kleiner Endstufenröhre für einen optionalen Endstufensound einzubauen. Das haben schon verschiedene Firmen gemacht, z. B. Hughes & Kettner.
Als Beispiel sei hier der H & K Bassmaster genannt, der eine EL84 und auch einen Übertragertrafo eingebaut hat (er kann auch als Miniendstufe verwendet werden).
Das Netzteil muss dafür eben höhere Ströme liefern können.
Je nach verwendeten Spannungen im Gerät benötigt man einen Netztrafo mit mehreren Wicklungen - das wird Dein Vater evtl. bereits kennen.
Zur Siebung wird man ihm nichts erzählen müssen ...

Soweit erstmal.
Wie gesagt: Am besten Schaltpläne zusammensuchen und daraus lernen.


Gruß
Ulrich
 
Hi Ulrich,
besten Dank erstmal für deine Antwort!

Ja mein Vater wird damit sehr gut zurecht kommen, der schaut sich ein Schaltplan an und weiß sofort was da drin ist und was zu tun ist. Ich sag's ja er ist ein Fanatiker ;)

Wo findet man denn Schaltpläne von Basspreamps? Bzw. kannst du bestimmt empfehlen?

mit den besten Grüßen
Jan
 
Hallo Jan,

reine Röhren-Basspreamps sind selten:
Peavey TB Raxx
Trace Elliot V-Type
Hughes & Kettner Bassmaster (wobei dieser Kein reiner Röhrenpreamp ist)

Dann gibt/gab es noch einige Hybridamps mit Röhrenvorstufen, in denen aber auch Transistortechnik zum Einsatz kommt, z. B. Mesa Boogie M-Pulse, Warwick Tubepath ( http://www.warwick.de/modules/infos/info.php?rndtop&katID=14543&cl=DE ).

Reine Bass-Röhrenamps sind zum Kennenlernen der Röhrenschaltungen natürlich auch interessant, wobei bei diesen eben die Röhrenendstufe auch zum Sound beiträgt:
http://www.drtube.com/guitamp.htm (z. B. Fender Bassman) bzw.
http://www.drtube.com/marshall.htm
http://www.traynoramps.com/downloads/servman/smyba200-2.pdf

http://www.mif.pg.gda.pl/homepages/tom/schematics.htm#Tube (Ampeg, Fender, Marshall, Sunn, Trace Elliot, Traynor)

Schaltpläne der oben genannten Preamps sind soweit mir bekannt nicht öffentlich zugänglich, ebenso nicht Mesa Boogie Amps.
Wenn Du mir Deine Mailadresse per PM zuschickst, kann ich sie Dir zusenden.

Welche Amps wie klingen, kannst Du am besten mit der Suchfunktion hier im Forum bzw. evtl. bei den Reviews herausfinden.
Z. B. disssa kennt einige der Amps und hat auch schon einiges darüber geschrieben, ebenso jtable und uli.


Gruß
Ulrich
 
Hallo Jan,

weil es vllt andere auch interessiert, antworte ich hier auf Deine Mail:
Astra Kid schrieb:
... Mein Vater hat Gestern noch eine interessante Option in den Raum geworfen. Er hat überlegt 2 verschiedenen Röhrentypen in den Preamp zu bauen, so dass ich per Schalter zwischen den beiden Röhrentypen wechseln kann.

Hat zum einen den Vorteil, dass ich schnell wechsen kann, sollte mal eine der Röhren den Geist aufgeben und andererseits hat der Preamp dann 2 unterschiedliche Charaktere.
Interessante Idee, gab es sowas schon mal auf dem Markt? ...

Als Option sicher nicht schlecht. meint er tatsächlich zwei ganz unterschiedliche Typen? Also neben ECC83 + kompatible ein ganz anderes Röhrensystem, z. B. Miniaturröhren, zu denen es einige Bauanleitungen im Netz gibt?
- Das würde natürlich eine ganz andere Beschaltung dieser Röhren voraussetzen ...

Wenn es "nur" darum ginge, andere ECC83 + kompatible parallel verfügbar zu haben, wäre das aber ebenfalls eine interessante Option, da selbst gleiche Typen unterschiedlicher hersteller oder gar Serien recht unterschiedlich klingen können.

Mir ist nicht bekannt, dass es sowas serienmäßig gab/gibt, was aber sicher nicht daran liegt, dass es uninteressant wäre, sondern eben den Preis nach oben treibt.

Ausfallsicherheit wäre für mich weniger ein Argument - eine Röhre ist schnell gewechselt, wenn man sie entsprechend einbaut, sogar innerhalb weniger Sekunden.

Das wäre für mich auch der Grund, evtl. eher mehrere Kanäle vorzusehen, die außer der Möglichkeit, verschiedene Röhren einzusetzen auch dafür geeignet wären, unterschiedliche Klangpresets zur Verfügung zu haben.

Und noch zu Schaltplänen:
Auf der folgenden Seite gibt es auch einige Röhrenamp-Schaltpläne:
http://www.albertkreuzer.com/electronics.htm


Und:
Würdest Du bitte den Bau und die Pläne und Layouts hier ausführlich dokumentieren - ich finde sowas immer spannend und lernen kann man auch immer etwas dabei.

Hier von Willie1968 übrigens eine Selbstbauprojekt:
https://www.musiker-board.de/bastelecke-bass/402697-selbstbau-eines-hiwatt-preamps.html
Links zu Schaltplänen inklusive bzw. mehr auf seiner HP.


Gruß
Ulrich
 
Hallo miteinander,
endlich hab ich Zeit um zu antworten.

Nach langem rumexperimentieren haben wir leider einsehen müssen, dass wir uns da doch ein bisschen überschätzt haben.
Gedanklich kommt mein Vater nur schwer von seinem Hi-Fi-Denken weg.
Für ihn ist es völlig weltfremd einen Röhrenvorverstärker mit EQ auszustatten, oder dass die Eingänge Klinke sein müssen, um nur einige Beispiele zu nennen ;)

Die Idee mit den schwitchbaren Röhren musst wir leider verwerfen. Sicher ist das irgendwie machbar, aber wir kriegen dass leider doch nicht hin. Da war unser Tatendrang und unsere Euphorie wohl etwas zu groß.
Wenn jemand weiß, wie diese Idee umsetzbar ist, dann immer raus damit!!

Um auf Ulrichs Frage nochmal kurz einzugehen: Die Grundidee war schon 2 vollkommen verschiedene Röhrentypen zu verbauen.
Geplant war neben der Doppeltriode ECC83 auch eine Röhre, wie die EC92 oder EC86 einzubauen, also schon deutlich andere Röhren ;)

Bei den Werten für die Engänge haben wir uns an die des Trace Elliot V-Type gehalten also:

Eingang Eins (aktiv):
- Eingangsempfindlichkeit: 56mV
- 100K Ohm
- Input range 25mV zu 6.0V (peak to peak)

Eingang Zwei (passiv):
- Eingangsempfindlichkeit: 13mV
- 1M Ohm
- Input range 25mv zu 1.5V (peak to peak)

Gut, oder verbesserungswürdige Werte?
Ich habe leider keine Ahnung ob es da irgendwelche Faustwerte gibt.

Dem Prinzip dennoch so gut wie alles auf Röhrentechnik basierend zu bauen wollen wir treu bleiben, mal schauen, wann wir hier den ersten Kompromiss eingehen müssen.
Ich habe im Internet nach dem, von Ulrich erwähnten Röhrentonestack von Peavey gesucht, aber nichts eindeutiges gefunden.
Gibt es hier jemanden, der im Besitz dieses Schaltplans ist und mir weiterhelfen kann?

Ob ein Kompressor rein kommt, da bin ich mir noch unsicher, er sollte aber, wie Ulrich schon sagte, wenn auch auf Röhrenbasis sein, sonst macht das Konzept ja kein Sinn, zumal der That Jam für ein Preamp fast schon zu umfangreich ist (zumindest für mich)
Auch hier wieder die Frage, kennt jemand Schaltpläne bzw. sinnige Röhrenkompressoren?

Die Idee mit einer kleinen Endstufenröhre fand mein Vater sehr gut, gerade wenn eine digitale Endstufe hinter den Preamp kommt, sicher eine sinnige Option.

mit den besten Grüßen
Jan
 
moinsen astra kid,

hier mal ein beispiel eines guten bausatzes, http://www.musikding.de/product_info.php/info/p1033_Bausatz-Madamp-BP1Mk1.html
es gibt einige im forum, die sich das teil zusammengebaut haben, ich u.a. auch.
sicherlich gibt es die moeglichkeit nach einem schaltplan alles stueckweise zusammen zu suchen, ist preiswerter, vllt. 50-70 toironen weniger, wenn alles neuteile sind.
aber der aufwand bei dem einen oder anderen zu bestellen, weil nicht alles beim selben haendler parat ist .... kostet zeit und unnoetig porto, was die differenz zum bausatzpreis sinken laesst.
und das gehaeuse von madamp ist fertig gebohrt, passt alles.
bei mir hatten sie leider die frontplatte vergessen einzupacken, eine e-mail und das teil war nach 2 tagen auch da.
sehr netter support.
bis auf eine kleinigkeit in der baubeschreibung, da hat sich ein kleiner fehler eingeschlichen, wird aber beim bestuecken auffallen.
ich selbst habe mir noch einen symmetrischen ausgang gegoennt, ebenso wie einen 2ten eingang hinten.
die netzbuchse habe ich gegen eine mit filter getauscht.
wer natuerlich eine grosse bastelkiste hat kommt sicher etwas guenstiger davon.
rechts im bild ist die kleine blechbox mit dem uebertrager zu sehen fuer den symm. ausgang, ist spaeter noch ein deckel drauf, wg. der moeglichen einstahlung vom trafo.

Bild0060.jpg
 
Hallo Jan,


Deine Frage:
... Ich habe im Internet nach dem, von Ulrich erwähnten Röhrentonestack von Peavey gesucht, aber nichts eindeutiges gefunden.
Gibt es hier jemanden, der im Besitz dieses Schaltplans ist und mir weiterhelfen kann? ...
... hatte ich schon oben vorausschauend beantwortet:
... Schaltpläne der oben genannten Preamps sind soweit mir bekannt nicht öffentlich zugänglich, ebenso nicht Mesa Boogie Amps.
Wenn Du mir Deine Mailadresse per PM zuschickst, kann ich sie Dir zusenden. ...
;)

Gruß
Ulrich
 
Hi,
ja richtig, die Schaltpläne für die diversen Amps, genau, aber hat denn davon einen Röhren-EQ, oder Röhrenkompressor?

@Ulrich:
habe gerad in deiner Signatur den von dir gebauten Bass-Preamp gesehen. Gibt es dazu ein von dir seber geschriebenes Review, oder Soundsamples?
Kannst du mir mehr zu deinem Preamp erzählen, der sieht ganz unabhängig von dem Röhrenkonzept sehr interessant aus.

mit den besten Grüßen
Jan
 

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