DIY Rocktile Single Cut Bausatz LP

Kilo81
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Mahlzeit,

zu Weihnachten habe ich von meiner Frau einen Bausatz von Rocktile geschenkt bekommen.
Hatte eigentlich schon immer mal mit dem Gedanken gespielt eine Klampfe zu "bauen" und da ich Elektroniker bin kann ich auch Potis verlöten, was soll da also schief gehen? ;)

Vorweg:
Natürlich ist das kein High-End Bausatz aber man darf nicht vergessen, dass man beim Kauf der einzelnen Komponenten (selbst in dieser Qualität) nicht unter 99 Euro kommt. Außerdem spricht ja nichts dagegen alles mögliche später auszutauschen.

Der Bausatz:
Die Qualität vom Body und Hals sind (für diesen Preis) wirklich gut. Typischer Mahagoni Korpus mit Pappeldecke. Da hätte ich mir zwar was anderes gewünscht aber nun gut.
Ansonsten ist wirklich alles dabei was man braucht um direkt nach dem Bau spielen zu können. Die Anleitung ist leider etwas dürftig und die Schrauben sind auch wild in den Tütchen verteilt. Da muss man dann schon überlegen welche Schraube wohin kommt.

Der Start:
Die typische Vorgehensweise eben... Wässern, schleifen, abkleben, beizen, ölen, wachsen. Von einer Lackierung wollte ich unbedingt absehen, da ich nicht die Möglichkeit habe die Gitarre vernünftig zu lackieren. Dazu gehört eine staubfreie Umgebung ebenso wie ein temperierter Raum, Absaugung, etc. Also habe ich sie gebeizt.
Ich glaube ich stand bestimmt 5 Minuten mit dem in rot getränkten Schwamm vor dem Body und habe ich mich gefragt "was machst du hier eigentlich?". Ja ich hatte etwas schiss, denn ich habe noch nie vorher irgendein Holzklötzchen gebeizt.
Aber was soll ich sagen? Viel Theater um nichts. Es ist kein Hexenwerk.
Clou Pulverbeize aus dem Baumarkt, Clou Hartöl sowie Clou Holzwachs. Zusammen für ungefähr 20 Euro. Es gab zwar auch eine Dose mit nur Hartölwachs, die war mir aber zu teuer und zu groß, weil ich nicht wusste wie lange die hält wenn sie einmal offen war.
Ich entschied mich also für eine dunkelrote Beize während Hals und Rückseite vom Body natur bleiben sollten.

Die Geduld:
Wer in 2 Wochen einen Gig hat und seine Klampfe erst noch bauen muss, der sollte das Hobby wechseln.
Junge junge, ich bin ja ein sehr ungeduldiger Mensch und da ist so ein Bausatz wirklich nicht hilfreich. Die Beize muss wirklich gut trocknen sonst löst man sie an sobald man mit dem Ölen beginnt.
Das Ölen ging dann ebenfalls mit einem Schwämmchen, hauchdünn. 12h-24h warten, anschleifen, ölen. 12h-24h warten, anschleifen, ölen. Okay, dann waren es auch irgendwann mal 6h-12h die ich gewartet habe. Man muss hart bleiben und das Holz ruhen lassen.
Nach den Ölschichten kam dann zum Schluss das Wachs. Auch hier wurden über die halben Tage verteilt mehrere Schichten aufgetragen und sobald getrocknet wurde poliert.

Der Hals wurde ebenfalls geölt, gewachst und poliert. Alles natürlich per Hand. Die Kopfplatte bekam als Ausnahme eine schwarze Nitrolackierung mit anschließendem matten Klarlack.

Die Feinheiten:
Andere Potiknöpfe kamen dran sowie schwarze Pickuprahmen. Der Sattel wurde gegen einen Sattel aus Knochen getauscht. Ansonsten wurde hardwaremäßig erstmal(!) nichts gemacht. Selbst die beiliegenden Saiten habe ich aufgezogen weil ich es nicht mehr abwarten konnte. Man kennt es vielleicht :)

Das Ergebnis:
Ich wollte eine Mischung aus matten und glänzenden Body. Man sollte das Holz fühlen können und trotzdem eine glatte Oberfläche haben. Diese sollte aber nicht so stark glänzen. Und ich glaube, das habe ich wirklich gut hinbekommen. Der Body und der Hals sind glatt genug und trotzdem spürt man irgendwie die Struktur und fühlt das Holz.
So wie sie da steht, sieht die Gitarre wirklich sehr edel aus. Von der Optik könnte man meinen, da steht eine 399 Euro Gitarre. Naja, mindestens. Von der Technik natürlich mal abgesehen.

Der Klang:
Unverstärkt klingt sie wie man es von einer Mahagoni Paula erwarten kann.
Auch eingestöpselt bin ich überrascht von den verbauten Komponenten. Ja, es ist Billigkram. Trotzdem klingen die Tonabnehmer gut, die Saiten sind okay wenn man sie mal anspielen will. Die Mechaniken, ja, die sollte man irgendwann mal tauschen. Dennoch, nach 2-3 mal nachstimmen blieb sie in der Lage.
Die Oktavreinheit musste nur minimal eingestellt werden was mich auch wundert. Die Elektronik ist auch okay und bereits gut vorgelötet.
Hier kann man auch nicht wirklich viel falsch machen. Audiophile High-End-Gold Potis mit Schlangenöl auf der Widerstandsbahn sind natürlich besser :)

Das Fazit:
Wer mal reinschnuppern und basteln will dem kann ich diesen Bausatz nur empfehlen. Es ist und bleibt Luft nach oben aber für den Preis ist das alles angemessen.
Im Grunde kann man die Gitarre aufbauen und direkt spielen!
Und ich bin ehrlich:
Wenn ich mir meine(!) (halb)selbstgebaute Gitarre so anschaue, dann ist es mir im Moment völlig egal welche Tonabnehmer drin sind oder welche Saiten gerade aufgezogen sind.
Man ist einfach nur unfassbar stolz auf das Ergebnis und denkt an die Bauzeit zurück, an den Dreck, den Staub, den Schweiß, die 10 Paar Latexhandschuhe, die Lappen zum lüften, etc.
Und ja, ich würde mir exakt diesen Bausatz nochmal holen!

Um aus dem Bausatz eine ernsthaft qualitative Gitarre zu bekommen muss man natürlich noch ein wenig Geld reinstecken. Aber sind wir doch mal ehrlich:
"Hobby, mit dem größtmöglichen Aufwand den geringsten Nutzen zu erwirtschaften"

Gruß Dominik "Kilo"

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ist gut geworden, gefällt mir
 
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Provokativ formuliert: Was Harley Benton kann, funktioniert auch mit so einem Bausatz. :great:

Und "politisch korrekt" geschrieben: Wenn so ein Bausatz hinsichtlich seiner Maße stimmt (was CNC eigentlich problemlos kann) wenn alle Optionen hinsichtlich Mensurlänge und Oktavreinheit stimmen, dann bleibt Physik der E-Gitarre eben Physik der E-Gitarre.

Sieht schick aus, gefällt!

:)
 
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Und "politisch korrekt" geschrieben: Wenn so ein Bausatz hinsichtlich seiner Maße stimmt (was CNC eigentlich problemlos kann) wenn alle Optionen hinsichtlich Mensurlänge und Oktavreinheit stimmen, dann bleibt Physik der E-Gitarre eben Physik der E-Gitarre.
Genau so sehe ich das auch. ;)

Gefällt mir ebenfalls sehr gut! Ist das dieser Bausatz?
Ja genau! Hatte diesen und den Semi-hollow im Auge. Frauchen hatte mir dann aber den Single cut geschenkt
 
Schöner Beitrag, Gitarre ist hübsch geworden und hat bestimmt viel Spaß gemacht.:great: Die Seriennummer fetzt auch; #Januar 25 erste Gitarre..."Red Paul"🤣
 
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Schöner Beitrag, Gitarre ist hübsch geworden und hat bestimmt viel Spaß gemacht.:great: Die Seriennummer fetzt auch; #Januar 25 erste Gitarre..."Red Paul"🤣
Danke schön!! Oh ja, sehr viel Spaß! habe jetzt richtig Bock noch eine zu bauen! :LOL:

Seriennummer muss sein. Wer weiß, in 50 Jahren ist das erste Modell meiner Gitarren bestimmt ein Vermögen wert! :ROFLMAO:
Übrigens sind Seriennummer, Name und Logo geplottet. Grund war zum einen die schwarze Kopfplatte. Da ich kein "weiß" drucken kann musste ich es zwangsläufig plotten.
Genauso Rückseite.
Jetzt werden einige sagen: Junge, kauf dir doch nen Fineliner und schreibe es hinten drauf.
Das ist richtig, wir hatten aber Feiertag und ich bin, wie bereits im Bericht geschrieben, extreeeeeem ungeduldig :)

Das tolle an so einer ersten, selbstgebauten Gitarre ist ja: Bei der nächsten machst du ein paar Sachen besser
 
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Sehr schöne Bechreibung und das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Mal ehrlich, auf der Decke steht nirgendwo Pappel drauf, die Maserung sieht in dem roten Finish auch gut aus, also ist doch alles gut.
Ich hätte mir noch das eine oder andere Foto im Rohzustand gewünscht, aber da der Bausatz verlinkt wurde, kann man die ja im Netz anschauen.
Wird Zeit, dass ich auch wieder was bastel.

Dankeschön
 
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Danke schön.
Ja ich habe auch noch 2-3 Bilder vom Bau.
Wollte aber eigentlich eher ein kleines Review machen statt Baubericht.
Nächste Klampfe mache ich einen ausgiebigen Baubericht... bin ja jetzt hier angemeldet :)

Ja mit der Pappel stimmt schon. Ist halt jammern auf hohem Niveau. Es sieht natürlich auch mit Pappel gut aus :)

So eben mit der Chefin gesprochen, ich muss mir noch so einen Bausatz holen. Bin gerade in Baulaune.
 
mIr gefaellt auch dein individuelles Design wie Kopflattenform, Beschriftungen etc.
 
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Danke schön.
Ja mit der Kopfplatte war gar nicht so einfach. :p
Soooo viele Möglichkeiten gibt es ja kaum noch. Wollte mich dann etwas an dem Buchstaben K orientieren.
Beschriftung ist etwas zu weit links geraten.
Aber die Schriftart werde ich beibehalten. Gefällt mir auch ganz gut.

Apropos Design: habe auch schon überlegt ob ich bei der Nächsten vielleicht den Korpus hinten etwas ergonomischer machen soll. Ich glaube sowas bei einer ESP schon mal gesehen zu haben. Aber ich weiß es noch nicht.
 
Manno, das Schlimme ist, die gezeigte Gitarre mit diesem Cherry- oder Kirschrot verführt geradezu dazu, sich einfach auch mal so eine zu bauen. Warum eigentlich nicht? Und dann schön hartölen...
:govampire::)
 
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Riiiichtig. :p
Also wenn sie MICH schon verführt noch eine bauen zu wollen dann.... nur zu
 
So... die Tage wird ein weiterer Bausatz bestellt und dann werde ich eventuell auch mal einen Baubericht hier machen + Video auf meinem YT Kanal.

Schuster, bleib bei deinen Leisten... ich werde sie exakt so bauen und färben. Mit einigen Verbesserungen. Vielleicht auch ein Shaping auf der Rückseite. Mal schauen.
 
Der Vorteil, den so ein Bausatz hat ist natürlich, dass du nicht mehr fräsen musst.
Das ist alles fertig. Auch alle Bohrungen sind bereits drin. Trotzdem können daraus sehr unterschiedliche Instrumente entstehen, und das finde ich klasse.
Damit kann jeder, der etwas handwerkliches Geschick hat, seine ganz persönliche Gitarre bauen.
Dabei ist ja die Farb- und Oberflächengestaltung bei Weitem nicht alles was individualisiert werden kann.
Hardware, Pickups und auch die Schaltung können in Grenzen nach Gusto verändert werden, und sogar in die Form von Kopfplatte und Korpus kann man eingreifen.

@Kilo81 Dein Beitrag hier ist ein gutes Beispiel dafür.
 
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Das stimmt.
Ok, 1 Loch musste ich bohren. Die Masseverbindung zur Bridge :LOL:
Würde man den Bausatz so anbieten, dass man Binding, Griffbrett und vielleicht sogar noch Bohrungen selber machen müsste dann würde sich das ja schon gar nicht mehr lohnen.
Die Arbeit zahlt dir ja auch kein Mensch falls du sie mal verkaufen willst.

Jede Maserung ist anders, nie wird ein Bausatz dem anderen gleichen. Und nach und nach kann man die Hardware upgraden, sodass zum Schluss zwar keine Markengitarre entsteht aber eine hochwertige, selbstzusammengebaute.

Diese Bausätze nehmen dir eigentlich nur das Fräsen, sägen und bohren ab wie du schon richtig sagtest. Und das finde ich für diesen Preis wirklich sehr gelungen.
 
Ja ok, das stimmt. Die Bausätze kannst du natürlich wenn sie fertig sind sofort bespielen ohne was nachkaufen zu müssen.
 
...Würde man den Bausatz so anbieten, dass man Binding, Griffbrett und vielleicht sogar noch Bohrungen selber machen müsste dann würde sich das ja schon gar nicht mehr lohnen.
Die Arbeit zahlt dir ja auch kein Mensch falls du sie mal verkaufen willst...
spielst du schon fleißig damit? dIe Arbeit darfst du nicht rechnen dafür hast du deine persönliche Gitarre. Ich selber mag ja lieber Strats und kaufe billige Kopien die ich dann nach Bedarf umbaue. ich verwende zur Zeit übrigens am Liebsten Schellack

viel Spaß:)
 
Grund: Vollzitat reduziert
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Danke schön.
Ne spiele noch nicht damit. Würde die am liebsten einvakuumieren und an die Wand hängen :ROFLMAO:
Hatte ich auch kurz überlegt, mir eine billige Kopie zu kaufen und aufzuhübschen. Aber so war es dann doch die bessere Wahl. :)
 
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