DIY Doepfer LMK "76 compact"

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Es gibt so Tage, da packt einen eine Schnapsidee... ;)

Eins meiner ältesten und bewährtesten Keys ist ja mein gutes, altes Doepfer LMK4+ (88 Tasten, Hammermechanik, wer es nicht kennt), was mich schon mehr als 20 Jahre begleitet und noch ein paar mehr Jahre auf dem Buckel hat. So bewährt, dass ich inzwischen ein zweites besitze, nachdem das erste schon totgeglaubt war, aber dann doch wieder auferstanden ist.

Ich hatte jenes erste gebraucht gekauft, weil ich eine 88er Tastatur haben wollte (damals gab es ja auch noch eine 76er Version, die heute nicht mehr angeboten wird) und weil ich die MIDI-Controller-Möglichkeiten damals wie heute reichlich ausgeschöpft habe: Ich benutze standardmäßig 4 Zonen (eine über die ganze Tastatur auf Ch2 für alles, was ich damit spiele, eine weitere auf Ch1, die nur das Sustainpedal an den Kronos weiterreicht, eine unterhalb Kontra-A transponierte Zone für Pads und OneShot-Samples und eine für weitere externe Boards), nutze die Velocity-Kurven etc.... Weiterhin mochte ich das "kompakte" Format - nun ja, bis auf die schiere Länge, da ja neben der Tastatur noch der Block mit der Elektronik liegt: 156cm.

MB01.jpg

Nun hat sich im Lauf der Jahre rausgestellt, dass die oberste Oktave eigentlich trotz vieler Zonen in meinen typischen Soundsets nur verstaubt. Außerdem nutze ich - da auf dem LMK meist Sounds wie Piano oder E-Piano liegen - die Wheels und sonstigen Controller nie, sondern nehme wenn, dann die Joysticks oder den Ribbon am Kronos dafür. Und: Ich benutze, weit ich den Kronos habe, immer nur ein und dasselbe Preset, das auf 1-1 liegt und somit beim Einschalten schon da ist.

Da auf der anderen Seite das Ding der Länge nach nichtmal in den Aufzug zuhause passt, von wo aus es sonst ganz bequem mit dem Rest auf einem Rollbrett gen Auto käme, und weil auch sonst so ein langes Brett oft unpraktisch ist, habe ich mal mit dem Gedanken gespielt, das Ding zu kürzen - eine volle 88er-Tastatur hätte ich ja noch, falls ich mal eine brauche. Dass es geht, wissen wir seit Xaver Fischers Bericht auf Bonedo, und das Gehäuse und die Bauweise des LMK sind ja nun für so ein Vorhaben sehr dankbar, weil es eben keine Spritzguss-Formteile sind, sondern alles schön rechteckig in Case-Bauweise daher kommt. Eine Oktave kann weg, und die Elektronik passt auch quer an die Schmalseite - das eigentliche Mainboard ist nämlich recht schmal, sperrig ist eher die Beknopfung und das Display.

Und so nahm das Schicksal eines verregneten Nachmittags seinen Lauf:

MB02.jpg

Auseinandernehmen, Lage sondieren, Tastatur zerlegen und schon mal die Stelle anzeichnen, wo gesägt werden soll. Bei einer Hammermechanik ist es allerdings nicht mit dem Stahlblech-Tastaturträger getan, der gekürzt werden muss, auch die Wellen, auf denen die Tasten und die Hämmer sitzen, müssen erst im Ganzen ausgebaut und dann gekürzt und wieder eingesetzt werden:

MB03.jpg

MB04.jpg

Bei der Gelegenheit ein großes Dankeschön an @cosmok, der mir mit Ersatzteilen ausgeholfen hat: ich hatte mir beim Aushängen der Tastaturfedern mit einem falsch gewählten Werkzeug leider eine ganze Reihe Federn verbogen, und Chris hat mir einen ganzen Satz zu einem fairen Kurs überlassen.

Wie man auf den Fotos sieht, war eine gründliche Reinigung bei der Gelegenheit schon Pflicht - wenn man schon alles auseinanderbaut, dann macht man auch sauber und fettet an den richtigen Stellen nach...

Das allerdings erst nach dem eigentlichen Sägen - dem "Point of no return":

MB05.jpg

--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Die Tastenelektronik ist glücklicherweise so aufgebaut, dass man im Prinzip fast an beliebigen Stellen kürzen kann, solange man das von außen (also Bass oder Diskant) tut - die Anschlüsse liegen in der Mitte, und die Leiterbahnen, die man kappt, versorgen immer nur weiter außen liegende Tasten.
MB07.jpg

Nur eine Sache hatte ich zunächst übersehen, wesegen beim ersten Test die obersten vier verbliebenen Tasten tot waren: eine Leiterbahn wird jeweils in 8er-Blöcken von unten nach oben geführt - diese Leitung fehlte (12 Tasten entfernt, also ein ganzer und ein halber 8er Block). Eine Drahtbrücke hat das aber schnell wieder behoben:

MB08.jpg

Das Gehäuse war dann als nächstes dran - eine Oktave mit 16,6cm fiel weg, plus etwa die Hälfte der Breite des Elektronikblocks. Ganz entfallen konnte der nicht, weil auch quer eingebaut die Elektronik etwas Platz neben der Tastatur brauchte. Aber im Ganzen waren es 29cm, die ich sparen konnte.

Das Anschlusspanel auf der Schmalseite ist zwar knapp, aber es passt:

MB06.jpg

Die Elektronik passt auch neben die Tastatur:

MB10.jpg

Und dann hat sich sogar noch rausgestellt, dass in die Lücke links neben der Tastatur, über dem Mainboard, sogar der Teil der Frontplatte mit dem Display und den Knöpfen noch hinpasst - ich musste also gar nicht auf die Programmierbarkeit (die ich sonst nur per Rechner über Midi hätte machen können) verzichten, sondern nur auf die ohnehin ungenutzten Pitch/Mod-Wheels und Fader.

MB09.jpg

Und dann war es vollbracht: eine Ultrakompakte Version des LMK4+, sogar mit dem umfangreichen Midi-Controller, der z.B. einem PK88 oder einem Numa in dieser Form fehlt:

Teaser.jpg


Und das beste: so passt das gute Stück jetzt nicht nur in den Aufzug, sondern sogar QUER ins Auto ;)
 
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Saubere Arbeit!
 
Gute Arbeit! :)
 
Danke für die Blumen... ich bin erstmal nur ganz froh, dass alles wieder läuft ;)
 
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Geile Arbeit,

wir haben auch zwei LMK4 88 zuhause, die sind einfach super
Bei einem müsste ich auch mal "rein" da ein paar Tasten manchmal keine Signale mehr senden, bisher habe ich mich allerdings noch nicht getraut das Teil aufzuschrauben und darin rumzufurwerken

Danke für deine Doku

lg
Chris
 
Danke für die Doku, ich komme fast in Versuchung, mein DIY auch zu kürzen.
Hab nur ein bisschen Schiss, dass ich dass mit der Elektronik vermassle. Wenn ich das richtig verstanden habe, hast du oben einfach 1 Oktave weggesägt und dann noch eine Brücke gesetzt. Müsstest du wegen der entfernten Wheels Jumper setzen? Ich hab das so in Erinnerung als ich wegen meinem DIY mit dem Doepfersupport Kontakt hatte.
 
Hab nur ein bisschen Schiss, dass ich dass mit der Elektronik vermassle. Wenn ich das richtig verstanden habe, hast du oben einfach 1 Oktave weggesägt und dann noch eine Brücke gesetzt.
Ja, so in etwa. Die Drahtbrücke ist allerdings eine Geduldsprobe auch für erfahrene Löter: Den Lötstopplack auf den Leiterbahnen muss man wegschmirgeln, um dort irgendwo den Draht dranzupappen, und trotzdem machen die Reste einem das Leben schwer - mag sein, dass man da mit einem Lötkolben mit etwas mehr "Dampf" im Kreuz besser hinkriegt. Aber es ist wirklich nur die eine Drahtbrücke. Man darf nur nicht zu weit links sägen - hätte ich da gesägt, wo in Bild 6 der Strich ist, hätte ich eine Leiterbahn zuviel gekappt.
Ich habe dann noch etwas getrickst: die letzte Kontaktmatte im Diskant hat 13 Pads statt sonst 12. Ich habe also die vorletzte Matte rausgenommen und die 2 (oder 4?) neuen Löcher gebohrt, die für die Gummistifte unten an den Matten als Führung dienen. Sieht man beides auf Bild 6 im ersten Beitrag.

Müsstest du wegen der entfernten Wheels Jumper setzen? Ich hab das so in Erinnerung als ich wegen meinem DIY mit dem Doepfersupport Kontakt hatte.
Das weiß ich erhrlich gesagt nicht - klar, offene ADC-Eingänge driften gerne mal und produzieren dann Midi-Daten. Da die Wheels aber bei mir (zumindest bei dem Preset, das ich nutze) in den Zonen deaktiviert sind, kommen da auch keine seltsamen Daten. Wenn man das Hardwaremäßig lösen will, müsste man am besten irgendwie mit 10...50k-Widerständen die ADC-Eingänge definiert auf einen Pegel bringen. Kann man im Jumper machen oder man schneidet das Kabel nah am Pfostenstecker ab und lötet die Widerstände dort ein...
 
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Nette Doku. Hast du jetzt dein Ersatz-LMK oder das zwanzigjährige Board zerhackt?
 
Bist du wahnsinnig? :D Natürlich - wie man glaube ich auch an den Bildern unschwer erkennt - das alte. Das Neue ist dafür dann doch zu schade.
 
Hallo Jens,
ich bekomme das Thema nicht aus dem Kopf und werde mein DIY LMK2+ wieder einmal umbauen müssen - es kauft keiner und wenn ich es effektiv nutzen will, geht kein Weg an der 73/76er Lösung mit starker Gewichtreduzierung vorbei.
Ich hätte da aber noch zwei Verständnisfragen, bzw. eine Bitte.
Wenn du nur die oberen Tasten kürzt, müsstest du doch um in den richtigen Tonraum zu kommen transponieren, bei einer "normalen" 76er sind doch unten und oben Tasten weggenommen, oder?
Das war die Frage und nun die Bitte...
Hättest du vielleicht ein Bild wo die Kabelbrücke angelötet ist - oben sieht man ja die Rückseite.
Wie gesagt, handwerklich hab ich da keine Bedenken, Kabel löten geht auch... nur wo ich welchen Kontakte verbinden muss, da wäre mir jede Hilfe recht :)

PS ... Kann ich denn beim Kürzen den Aftertouch retten, oh Gott Fragen über Fragen...
 
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Wenn du nur die oberen Tasten kürzt, müsstest du doch um in den richtigen Tonraum zu kommen transponieren, bei einer "normalen" 76er sind doch unten und oben Tasten weggenommen, oder?
Jein... Ehrlich gesagt, ich bin mir gar nicht sicher, ob das einheitlich ist. Eine 88er hat gegenüber einer 61er sowohl oben als auch unten eine Oktave mehr (+drei Basstöne). Ich habe nie eine "native" 76er besessen, aber ich dachte immer, dass zumindest die 76er im Bass ganz runter gehen und der (bei Popularmusik selten gebrauchte) Diskant fehlt. Bei einer 73er kann ich mir beides vorstellen. Aber das Transponieren sollte ja bei einem LMK kein Problem sein - zumindest das 4er ist da ja sehr flexibel.

Hättest du vielleicht ein Bild wo die Kabelbrücke angelötet ist - oben sieht man ja die Rückseite.
IMG_20190321_204455.jpg
Der obere Draht ist an die erste Leiterbahn gepappt, die er kreuzt - die zweite führt ja eh nirgendwo hin, aber zur Stabilisierung hab ich da auch noch etwas freigekratzt.
Der untere ist etwas diffizil - der kommt an die zweite Leiterbahn von oben in dem horizontalen Bus. Und NUR dahin... ;)

Du kannst natürlich rein theoretisch auch statt einer ganzen Oktave nur 8 Töne kürzen, dann ist der oberste Ton ein E, der schließt ja auch gerade ab. Dann brauchst du die 8er-Päckchen der Diodenmatrix nicht aufzutrennen und sparst dir die Drahtbrücke. Ob sich dann allerdings der ganze Aufriss noch lohnt?

PS ... Kann ich denn beim Kürzen den Aftertouch retten, oh Gott Fragen über Fragen...
Sollte, ja. Der AT besteht nur aus zwei Dehnungsmessstreifen (einmal schwarze, einmal weiße Tasten), die am Diskant-Ende einfach aufhören. Ich habe ehrlich gesagt noch nicht ausprobiert, ob mein AT immer noch geht, aber ich wüsste nicht, wieso nicht. Ich benutz den auf einer Hammermechanik nie... Vielleicht muss man den dann einmal neu kalibrieren. Aber sonst ist es denke ich mit Abschneiden getan.
 
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Danke Jens, insbesondere für das Foto. Ich plane jetzt gerade rum und werde schauen, inwiefern ich Case und den Rest angepasst bekomme. Wenn wird das Projekt eher gegen Winter starten, es sei denn, ich finde noch Interessenten für den jetzigen Zustand :rolleyes: bin hin und her gerissen.
 
So die Vision wächst. Ich plane jetzt eine 73er von e bis e mit der Elektronik links neben der Tastatur. Das hat den Charme, das ich oben ohne Brücke die Achtergruppe kappen kann. Unten wollte ich dann schauen, ob ich nicht nur die Tasten rausnehme und die Elektronik da drüberbekomme. Ist die Idee eigentlich abwegig, anstatt das Kontaktpad und Taste ein Kabel zu einem einen Taster einzulöten? Bein Lmk2 werden ja ab dem C unten per Menü Einstellungen vorgenommen. Die könnte ich dann ja mit vier Tipptastern weiter verfügbar machen. Oh ja, es reift :rolleyes:
 
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Puh, das mit dem Taster weiß ich nicht genau. Eigentlich rein von der Schaltlogik her sollte es gehen - ich weiß aber noch, dass ich vor Jahren bei einer TV-Fernbedienung daran gescheitert bin, die Gummikontakte gegen einen Taster zu tauschen. Muss aber nichts heißen.
Wenn du unten und oben Tasten entfernen willst, heißt das allerdings auch zweimal sägen (sowohl den Tastaturträger als auch die beiden Wellen!) - und das wiederum heißt, du musst ALLE Tasten komplett demontieren und jeweils beide Wellenhälften rausklöppeln. Vorsicht dann mit dem Aftertouch-Messtreifen: oben im Diskant kann man den mit dem Cuttermesser kürzen, bevor man sägt und hat dann Platz. Unten muss der ganz bleiben, also erst vorsichtig vom Rahmen lösen, beim Sägen zur Seite klappen und dann wieder festkleben. Machbar, aber vielleicht etwas fummelig.
 
Ich rechne gerade und schau einmal :D Vllt finde ich eine Lösung und kann das sägen unten vermeiden. Z.B. die Tasten rausnehmen und die Elektronik drübersetzen. Die Gretchenfrage ist, brauch ich überhaupt noch ein Masterkeyboard. :eek: Spass macht so ein bisschen basteln immer. Wäre dann mein Dritter Umbau :opa:
 
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