Moin Steve!
Meine Erfahrungen und Probleme aus der Praxis:
Die Pegel, die die Musiker einem beim Soundcheck anbieten, haben nichts mit der Praxis beim späteren Musizieren zu tun.
Background Sänger sagt "Eins, Zwei"; aber während des Spielens werden Teile des Refrains voller Enthusiasmus "mitgebrüllt".
Die Gitarristen klimpern ein bißchen vor sich hin, um dann anschließend beim Spielen ordentlich in die Seiten zu hauen.
Der Sänger sagt auch nur in Sprechlautstärke "Eins, Zwei", anstatt ein Lied anzusingen. Auf den Monitoren muss man den Gesang entsprechend laut einstellen. Der Dynamikumfang ist aber hinterher so groß , dass er es schafft, die Clip LED zum Leuchten zu bringen (es wird kein Comp. verwendet).
Problem: Das nachträgliche Korrigieren des Gains wirkt sich auch auf die Monitore aus.
Dieses Phänomen hast Du nicht allein, denn bekannterweise ist es meistens immer so, das man die eingestellten Pegel nachher beim Gig meistens übersteigt. Dazu sei gesagt, stelle ein wenig Reserven ein, dann kannst Du später beim Gig entspannter arbeiten.
Das was Du da beschreibst, hat keinesfalls etwas mit einem Soundcheck zu tun, ich würde das eher eine Kanalkontrolle nennen!
Bei einem Soundcheck, werden die einzelnen Kanäle schon einmal vor eingestellt, d.h. ich lasse jedes Instrument und Micro anspielen, um die Charakteristik einzustellen. Hierzu werden die Musiker von mir aufgefordert, z.B. beim Schlagzeug, die Tom oder Bassdrum oder Snare usw einzeln anzuspielen. Und zwar mit der Ansage das so zu tun, wie nachher beim Gig. Habe ich z.B. die Schlagzeuginstrumente eingestellt, bitte ich den Drummer nun das ganze Set zu spielen, am besten mit einem Drumstück das nachher auch vorkommt! Hierbei kann ich dann die richtige Abstimmung der Instrumente untereinander korrigieren und einstellen.
Selbes Prozedere mache ich mit jedem weiteren Musiker! Gesangsmicros werden bei mir mit Acapella eingestellt - und nicht mit 1,2,3...!
, hier wenn es geht einen Song wählen, der langsam ist und hinterher einen schnellen. Habe ich meine Einstellungen beendet, werden ganze Songpassagen angespielt um auch hier wiederum zu korrigieren und evtl. nachzubessern. Außerdem fahre ich die Sänger gegen die Gitarren und evtl. Keys, ohne den Rest der Band, da hier die relevanten Frequenzen so dicht zusammen liegen, das ich aufpassen muß dort keinen Brei zu produzieren.
Das nachträgliche Korrigieren bei einem Gig mittels Gain und Kanal EQ, sollte absolut tabu sein, da wie Du richtig erkannt hast, auch das Monitoring mit beeinflußt wird. Dazu gibt es die EQs für das FoH, dort kann ich dann wenn es sein muß, nachkorrigieren während des Auftritts. Ich setze meistens den Gain ein bischen weniger an, da beim Gig die Lautstärke wie schon gesagt meistens sowieso immer etwas höher ist! So schaffe ich mir Luft an den Kanalfadern, sowohl nach oben als auch nach unten!
Frage zum Summenpegel: Wenn man das Gain aller Kanalzüge vernünftig um 0dB (PFL) eingepegelt hat, ist die Summe der Signale später beim Spielen häufig größer als 0dB. Die Yamaha MG Mixer (MG16/6FX, MG24) zeigen nur 0dB, +1, +3, +5 an, danach kommt nur noch die Clipanzeige. Was sollte man vernünftigerweise einstellen? Alle Kanalzüge absenken?
Wenn Du meinen Tipp von oben beherzigst, dann wirst Du eher selten in diese Situation kommen, aber richtig ist der Pegel von den Einzelkanälen nicht zu hoch, dann passt es auch auf dem Main. ABER bitte nicht während des Gigs, sondern schon beim Check!
Mich würden noch die EQ Einstellungen der OHs für folgenden Fall interessieren:
Schlagzeugabnahme mit vier Mics: 1x BD, 1x SD, 2x OHs.
Es gibt keine Einstellungen nach denen man immer richtig liegt. Alles was im Punkt Einstellungstipps steht das sind auch nur Tipps, und es kann variieren von Saal zu Saal und Gig zu Gig, bis hin zu den unterschiedlichsten Herstellern, sei es vom Mic angefangen bis hin zum Instrument. Eine Tom vom Hersteller XXX, kann total anders klingen als die Baugleiche vom Hersteller YYY! Außerdem sollte das Set gestimmt sein, das ist schon mal das A & O!
Die BD solltest Du dafür einsetzen wozu sie da sein soll, nähmlich um Druck zu machen, also irgendwo zwischen 60 - 80 Hz reindrehen, vorsichtig das der bass nicht dieselben Frequenzen belegt! Das gibt Brei! Dafür solltest Du zwischen 250 - 350 Hz rausdrehen um dem Bass hier seinen Spielraum zu geben!
Der Kick liegt um 3kHz herum.
Die Snare sollte so zwischen 150 - 260 Hz ein wenig rein gedreht werden, das kommt immer gut - hört sich voller an! Der typische Snaresound liegt bei ca 5kHz herum. Probieren wann es wie gut klingt!
Da Du ja nun 2 OHs einsetzt, willst oder mußt Du mit diesen das restliche Set einfangen. Das ist nicht so ganz einfach! Du willst das richtige Mischungsverhältnis zwischen HH, becken und Toms erzielen!
Um die 200Hz herum kann man die Bässe ausdünnen, bei 800 - 1200Hz kommen die sogenannten Metallischen Geräusche heraus, bei 6 - 13kHz kann man die Höhen in der Wärme beeinflussen und erzeugt die Brillianz.
Wenn Du versuchst hier eine gute Mittelstellung zu fahren, sollte es klappen. Versuche mal bei 100 Hz rum reinzudrehen, den Bereich um die 300Hz etwas raus und die Höhen um 8kHz wieder etwas rein!
Aber wie gesagt, das muß man probieren, da bringt es nix sich Werte zu merken und zu denken dann klappts!
Viel Spaß beim Probieren und beim nächsten Gig! Danke auch nochmal für die konstruktive Kritik!
Greets Wolle