Jep, es gibt was... (einen Monat später)...
Bitte sehr:
ROLAND V-COMBO VR09 ANSPIELBERICHT
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Jepp, das Teil existiert. Vorletzten Samstag beim Händler angetroffen und natürlich sofort unter die Finger genommen.
Nach dem BK-9 der zweite interessante Kandidat dieses Jahres, schliesslich stellte sich zumindest mir (und wohl auch vielen anderen) die Frage, ob Roland aus diesem Versuch, ne Orgel in ein Juno-Gehäuse zu stopfen, Potential rausgeholt oder Mist gebaut hat. Ich fand die Idee anno damals ja irgendwie schon etwas Murks. Da denkt man einen Schritt weiter (sowohl rückwärts als auch vorwärts) und spendiert dem VR-700 - Nachfolger nicht nur wieder dedizierte Piano und Synth-Sektionen (like a Nord & VR760), sondern auch ein neues Konzept, rationalisiert die Orgeltastatur weg, fügt ein Batteriefach dazu und macht "more of the same compacts". Das ganze geht dann zum Knallerpreis von fast der Hälfte der alten V-Combos übern Tisch. Will da jemand um jeden Preis einen auf rot machen?
Nun ja, aber seien wir mal nicht so. Schliesslich geht das, wie Boogie_Blaster damals so schön gesagt hat,
durchaus als Samsung-Variante eines roten Schweden zum Vierfachpreis durch. Gleichzeitig löst das Ding aber auch den hauseigenen Orgel+Zusatz-Spezialisten ab. Zumindest sollte es das, aber ich frage mich weiterhin, wieso man - wenn man schon mal die V-Combo updatet - gleich etwas raushaut, das mehr Juno als V-Combo darstellt, zumindest optisch. Waren doch die 76-er-Waterfall-Tastaturen eigentlich immer schon "gut", jedenfalls besser als das hier (dazu später mehr), aber nein, man kürzt an elementaren Stellen etwas weg. Das ist zwar nicht ansatzweise so peinlich wie der Versuch mit den Rompler-Jupis, aber etwas mehr Serientreue hätte da doch schon Vorteile, gerade wenn man alteingesessene User zum Umstieg bewegen will (und nicht zum Abwandern zu den Schweden). Hätte ich ne VR-760 (oder meinetwegen ne VR-700...) würde ich die trotz des etwas in die Jahre gekommenen Sounds edenfalls nicht wegschmeissen, zumindest nicht für ne VR09...
What you see is...
Aber der Reihe nach: Was haben wir? Ein Juno-Gehäuse, keine Frage. Das ist dasselbe Dingens, das schon bei den kleineren 61-er-Romplern verbaut wurde. Hier allerdings etwas edler und mattschwarz lackiert (Fingerabdruckalarm). Dazu ein Hochglanz-schwarz-Bedienfeld inklusive weissen und knall-orangen Beschriftungen, das so dermassen spiegelt, dass man sich keineswegs unter einen Scheinwerfer stellen sollte, weil man schon mit dem Kamerablitz eines Handys ordentliche Blendereflexionen bauen kann. So stylisch das auch rüberkommt, ergonomisch ist das n Ausfall vom Feinsten. Ansonsten mal der Reihe nach.
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Wir haben hier ne linke Seite der Marke "vollgepflastert, zumindest für Roland-Verhältnisse": Mastervolumeknopf, welcher sich, entgegen meinen anfänglichen Befürchtungen, doch nicht ganz so schnell verstellt, weil man mal eben benden oder modulieren will und versehentlich daran kommt. Dann zwei Taster für den Rotary - Effekt, einmal on/off, einmal slow/fast. Dazu kommt der gewohnt plastikmässig-verarbeitete (nicht tragisch, aber keine Offenbarung) Joystick, welcher sowohl für Orgel als auch für Synth unterschiedlich eingesetzt werden kann (dazu später mehr).
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Darüber dann gleich das bei Roland inzwischen wohl obligatorische USB-Stick-Fach (abschliessbar) und die D-Beam-Abteilung. Drei unterschiedliche Funktionen im Direktabruf, einmal Pitch (normal) einmal lustig-affige SFX-Effekte (von brauchbar über unfreiwillig komisch bis hochnotpeinlich) und eine einstellbare Funktion, von Modulation über Expression und Effekte-on-off. Und ja, die "sich verabschiedende Hallfeder" ist auch wieder mit von der Partie.
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Es folgt die Effektsektion. Einmal mehr ging man seitens Roland neue Wege, aber diesmal offenbar sogar ziemlich zielführende. Jeder Effekt hat sein eignes Poti (je nachdem Mix, Lautstärke, Effektanteil, oftmals aber auch Kombis davon) und lässt sich blitzschnell und on the fly ändern. Es fällt auf, das nicht nur der (brauchbare) Verzerrer ausgelagert wurde, sondern auch die Tone-Funktion (so was wie der Tone-Blender der Jupis, nur fix im Sound verankert), Kompressor, Delay und Reverb. Ein einziger MFX-Effekt bleibt übrig... dazu später aber mehr.
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Dann das Herzstück, die Bontempi-Abteilung. Recht griffige Drawbars, solide Leistung, da hab ich schon schlimmeres gesehen, generell verarbeitet Roland ihre Plastebomber immer noch solider als die Konkurrenz ihre Flaggschiffe (*hust*Kronos*hust). Die Drawbars haben - für die Synth-Sektion - auch noch ne Doppelbelegung mit einer kastrierten ADR - Hüllkurve (na bravo...) und dem Level-Regler. Darunter die Taster für Orgeltyp (gibt drei zur Auswahl), Split, Upper-Lower, Percussion und Vibrato/Chorus. Insgesamt brauchbar.
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Kommen wir zum Herzstück des Bedienfeldes. Die "Kommandozentrale". Zuerst dreimal blau leuchtender Knopf für die Modi-Auswahl, daneben ein 2-Wege-Menü-System (rauf und runter + Enter und Exit) - mal wieder was ganz neues (mehr dazu unten). Dazu die typische Octave-Transpose-Kombi. Das stylische schwarze Display wirkt aufgeräumt und nach dem 2-Display-Desaster am BK-9 irgendwie angenehm. Spiegelt nur leider genauso, ist allerdings genug hell und der Kontrast lässt sich fast stufenlos ändern.
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Daneben die Piano und Synth-Sektion, abgetrennt und beide mit den flippigen neuen Heimorgel-Tastern versehen, die ich schon beim BK-9 nett gesagt (entschuldigt den Ausdruck) scheisse fand. Immerhin sind sie relativ brauchbar verarbeitet, fallen nicht raus und so, wirken aber trotzdem etwas plastikmässig. Kann auch nur mein Empfinden sein. Die Pianosektion beschränkt sich auf das tastaturtypische und ein bisschen was obendrauf, aber immer sehr im "like keyboard" - Rahmen. Die Synth-Sektion kann da schon mehr, auch wenn die Auswahl auf dem ersten Blick etwas komisch wirkt. Darunter dann die Taster für die Performance-Speicherplätze (25x4 Plätze), inklusive Bank-Auswahl und NEXT-Taster (der, egal was gerade passiert, immer gleich die nächste Registration auswählt (Prädikat: fast unbrauchbar))
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Und dann am Ende rechts aussen auch noch ein Drum-Part. Dieser macht (zumal er nicht multitimbral verwendbar ist) an und für sich keinen Sinn. Dafür ist die Tap-Tempo-Taste schön gross (wenn auch Heimorgel) und Looper, Player, Recorder und Klopfgeist sind auch noch dabei. (Mehr dazu weiter unten)
So, mal zu den Äusserlichkeiten. Wie gesagt, das Ding ist tadellos sauber verarbeitet und im Gegensatz zu den beiden Vorgängern ("russischer Panzer" (VR760) und "kompakt ist immer noch was anderes" (VR700)) nicht nur klein, sondern vor allem auch leicht. Keine sechs Kilo, ab unter den Arm mit dem Teil, auf mich wirkt es trotz der etwas edleren Verarbeitung sogar noch leichter als mein Juno-Di. Das ist schonmal ein echter Vorteil. Der Nachteil des kompakt-schrumpf-Konzepts... die Tastatur. Ist halt keine Waterfall, damit fällt ein Alleinstellungsmerkmal der Serie schon mal weg. Aftertouch gibt's auch wieder keinen (hatte die VR700 auch schon nicht, das Urmodell aber sehr wohl), die Tastatur entspricht so ziemlich dem, was einem auch die kleinen Junos zu bieten haben. Der Orgelpurist wird sich schreiend abwenden, insgesamt ist diese Tastatur aber ziemlicher Durchschnitt, wobei es davon abhängt, was denn Durchschnitt bedeutet. Wenn die Tastatur vom MoX6 für euch Durchschnitt ist, dann ist diese Tastatur hier Durchschnitt. Wenn ne Fatar TP7/S (ja, Microbug, schlag mich) à la Nord Lead 2x für euch Durchschnitt ist, dann ist das hier Durchschnitt. Wenn PSR650, NP11 und MX61 (nicht 49!!!) Durchschnitt sind, dann ist das hier Durchschnitt. (Und wenn Korg Krome bzw. M50 für euch Durchschnitt sind, ist das hier ne richtig geile Tastatur... ihr werdet sie lieben...) Anschlussseitig ist alles da, was man so braucht: Stereoausgang, Midi-Duo (grrr...), externer Eingang (Miniklinke...), Kopfhörer (Standart... DANKE... (im Gegensatz zu Korg...)), Strom und USB-to-Host. Als kleines Bonbon ist da auch noch ein Anschluss für das PK-6-Fusspedal vorhanden. Ach ja, ZWEI Controller-Eingänge. DANKE Roland. Schweller und Sustain lassen sich also gleichzeitig anschliessen, ein Punkt, an dem die Juno-Serie (bis auf den Stage) bisher gepatzt hat. Hier nicht. Schön.
Insgesamt also ein gutes Durchschnittspaket, das mit einer neuartigen und auf den ersten Blick sogar recht guten Bedienungsweise punkten kann. Der Hase liegt mal wieder im Detailpfeffer. Da wäre zum einen das spiegelnde Hochglanz-Bedienfeld. Es ist nicht so, dass man es im normalen Proberaumgebrauch oder zuhause verfluchen wird, zumal die weisse Schrift wie immer gut lesbar ist. Open-Air sieht das ganze aber nochmals komplett anders aus, weil Roland an einer entscheidenden Stelle Murks fabriziert hat: Das BK-9 (welches ich als Vergleichsobjekt sehr passend finde) wurde komplett mit blauen Augenkrebs-LED's ausgerüstet, die zwar noch an der Decke des Ladens sichtbar waren, aber dafür konnte man sie nicht übersehen. Hier wurden stattdessen die typischen roten LED's verbaut. Und da liegt das Problem. Sichtbar sind sie ja, unter normalen Lichtverhältnissen, aber in Kombination mit dem Blendeobjekt-Bedienfeld dürfte das zum lustigen Suchspiel mutieren. Einzig und alleine die drei blauen LED's für die Kategoriewahl sind angemessen hell, aber im Gegensatz zum BK-9 ist das immer noch dunkel. Insgesamt ist das bei vielen Tastern etwa die Leuchtstärke meines Juno-Di, und mit dem hatte ich auf hellen Bühnen auch schon meine Probleme - und das bei mattiertem Bedienpanel! Was dem Home-Mucker egal sein dürfte, könnte für den Live-Musiker (und für den ist das Teil ja gedacht) also zum Problem werden. Insbesondere stellt sich mir die Frage; wenn man dem Teil schon Batterien spendiert, wäre es vielleicht auch gut, wenn man es draussen auch bedienen könnte...
Das zweite Problem ist hausgemachtes klassisches Roland. Man hat sich (mal wieder) ne neue Menüführung ausgedacht. Kein Problem, ich kann mich umgewöhnen, das ganze ist sogar recht leicht verständlich, hätte man nicht auf dieses sture "rauf-runter" - Prinzip gesetzt. Zwei Cursortasten plus Jogdial, man dreht sich also durch Listenmenüs. Desöfteren wären Vierweg-Tasten einfach das bessere Mittel gewesen, vor allem, weil man sie ständig sucht, weil die Option auf dem Display zwar modifizierbar ist, aber halt nicht über die gängigen Wege. Ist eigentlich nur ein Detail, aber hat mich nach einer Stunde des Anspielens noch immer gestört. Dieses ganze elende Exit-Enter-Up-Down-Scroll - Zeug ist gerade für Menüwege etwas zuwenig des guten. Da wäre mehr wohl wirklich mehr gewesen. Mich erinnert das an den Menü-Murks bei den FP-Stagepianos, nur halt in kompliziert und mit Rad.
...what you get.
Aber kommen wir doch einmal zu den inneren Werten, sprich, zum Sound. Hier hatte ich das Vergnügen, eine VR-700 (also das direkte Vorgängermodell) zum Vergleich heranziehen zu können. Gerade auf der
Orgelseite ist das spannend, weil wir auf der einen Seite eine abgespeckte VK-Orgel und auf der anderen Seite eine SuperNatural-Neuentwicklung haben. Um es so zu sagen, klanglich stampft das neue Gerät den Vorgänger zwar nicht in den Boden, kommt aber erstaunlich frisch rüber, im Gegensatz zu der doch etwas angestaubten VK-Engine. Aussagen über das Urmodell erspare ich mir hier, denn das hatte nochmal eine andere Engine in der Orgel als der Nachfolger, also schliesst bitte nicht darauf.
Drei Typen gibt's; Rock, Jazz (mein Favorit) und Transistor, wobei letztere ebenfalls mit den Zugriegeln (spezielle Funktionen) bedient wird. Insgesamt ist das, was aus der Orgel kommt, ziemlich gut, zumindest fühlt man sich nicht so, als müsse man wie beim Jupi ständig auf Samples zurückgreifen. Auch die Funktionen (drei Effekte je für Vibrato und Chorus, die gewöhnliche Percussion, Split und Lower-Manual-Optionen) sind gehobener Standart. Insgesamt ist die Orgel also eine recht runde Sache, trotz SuperNatural, da wurde im Vergleich zum Jupi wieder ordentlich verbessert. Der Rotary-Effekt ist ebenfalls brauchbar, kein Weltwunder, aber auch keine Katastrophe. Bedienen lässt er sich übrigens nicht nur über die dedizierten Tasten, sondern im Orgel-Modus auch über den Pitchbender, on/off per Mod (also nach oben), langsam/schnell per Pitch (also links/rechts). Gut gelöst.
Was reinkackt, ist die Preset-Auswahl. Da haben die Programmierer geschlafen, anders kann ich mir das nicht erklären, was da rauskommt. Deshalb bitte nicht vom Demosong und den Registrationen abschrecken lassen, mit etwas Feintuning (und ich meine wirklich nur "etwas", ich bin nun wirklich kein Orgelspezialist) lässt sich da schnell viel besseres rausholen.
Pianosektion: Na ja, da trennt sich die Spreu vom Weizen. Das ist alles recht brauchbares Roland-Material, aber auch nicht mehr, und wie "SuperNatural" steht auch in Frage. Wer den Fokus klar hier drauf legen würde, geht wohl lieber zu den Schweden. Erschwert kommt hinzu, dass man zwar innerhalb der Pianosektion layern kann, allerdings nur (like a FP-Stagepiano) kategorienübergreifend. Und da liegen diverse Sounds, die man kombinieren könnte, halt einfach in EINER Kategorie. Insgesamt fehlte mir die Zeit, mich mit den Pianos wirklich auseinander zu setzen. Wohlmöglich ist da über ne Hammertastatur noch mehr zu holen, aber das konnte ich bisher noch nicht überprüfen.
Bleibt noch die
Synthsektion. Tja... Da kam dann der Hammer. Das ist fast alles unfassbar geil! Man versucht hier nämlich gar nicht erst, Rompler-Auswahl zu liefern, wie es beim Vorgänger noch der Fall war. Stattdessen ist zuerst vor allem fettes Synth-Material vorhanden. "Strings" z.B. spuckt gleich zu Anfang ein paar satte Jupiter-Streicher raus, die dermassen Wumms haben, dass man sich unweigerlich fragt, ob da analoge Klangerzeugung im Spiel ist. Und so geht es weiter. Hier und da schleicht sich mal ein (qualitativ beeindruckendes) Natur-Sample hinein, aber der klare Fokus liegt auf synthetischem Material. Man wünscht sich unweigerlich VA-Knöpfe (vielleicht geht da übers iPad was) und Schraubmöglichkeiten. Flächen und Streicher sind der Hammer, die ebenfalls grösstenteils synthetischen Bläser ebenfalls, die Bässe haben Low-End ohne End(e) und auch die Synth-Lead-Abteilung (die auch die Polysynths fasst) beinhaltet kaum eine Gurke. Keine Ahnung, woher die auf einmal diese Samples haben, aber das ist nahezu unfassbar, was da drin steckt.
Okay, kommen wir mal von der Euphorie runter. Hier und da versteckt sich dann halt doch noch zweitklassiges, vor allem in der "Other"-Kategorie. Zwar keine GM-Tröten, aber das eine oder andere Sample, dass auch schon mal in besser verarbeitet wurde. Die Gitarren sind klassenüblicher Standart und die Chor-Samples haben zwar was, reichen aber nicht an Tyros und co. ran. Ob man die SFX-Sounds wirklich aufs Bedienfeld klatschen musste, bleibt ebenfalls ne Frage für sich. Hätten sich auch in der Other-Kategorie gut gemacht, dafür dann die (wiederum sehr gelungen) Mallets auf die Oberfläche... na ja. Motzen auf hohem Niveau.
Insgesamt ist diese Synth-Sektion ein dickes Ausrufezeichen. Es wird gar nicht erst versucht, auf Brot & Butter zu machen (was beim Vorgängermodell ja ordentlich versemmelt wurde), sondern ziemlich dreist bei den roten Schweden abgeschaut. Ein paar Regler weniger, ein paar Details in puncto Soundvielfalt mehr, fertig ist die Laube. Die Entscheidung, den Fokus auf die Synth-Sounds zu legen, war in meinen Augen Gold wert. Hätte ich das Gerät mitnehmen dürfen... ich hätte es wohl alleine schon wegen den Flächen & Strings getan. Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass nicht, wie von einigen vermutet, die Library der Juno-Geräte in das Ding Einzug gefunden hat, denn die Synth-Sektion der VR-09 ist in dieser Form eindeutig die bessere Wahl und stampft klanglich in puncto Wärme, Druck und Bombast jede Rompler-Konkurrenz in dieser Preisklasse einfach mal komplett in den Boden und reicht schon beinahe an die Jupis ran.
Dies und das
Was haben wir noch?
Drumsektion: Krass wie ein Stück Brot. Die hat schon bei den Jupis kein Mensch gebraucht. Hier über die ganze Tastatur verteilt, vielleicht mal lustig für "GM-Drumset-Mode-Klopfereien", also quasi "Drums auf der Tastatur". Klangmässig ist das gebotene in Ordnung, aber nix berauschendes. Und wie gesagt, nur alles oder gar nix. Aber schön isses da...
Der
Looper: Ein Zwanzig-Sekunden-Teil. Aufnehmen, drüberspielen, aufnehmen, drüberspielen... Kein Undo, kein Redo, keine Gimmicks. Das ist absoluter Minimalismus, aber irgendwie lustig. Geht in Ordnung.
Playback-Player (direkt vom USB-Stick) und
Audio-Recorder (sehr rudimentär) sind da, aber nicht weiter erwähnenswert. Click-Ausgabe zum WAV/MP3/SMF wie bei den Jupis ist nicht, macht mangels Zusatz-Ausgang aber auch keinen grossen Sinn.
Metronom: Gibts NICHT! Zumindest nicht dediziert. Stattdessen läuft da etwas im
Drumcomputer - Modus ab, der sich mit dem Songauswahl-Modus auch noch die Bedienelemente teilen muss. Patterns gibts genug, leider sind diese aber allenfalls als Durchlauf-Loop zu gebrauchen. Schade, da war bei den Junos deutlich mehr drin (sechs Variationen pro Pattern, bei der VR-09 gar keine). Generell ist die Bedienung dieser Sektion etwas zu kompakt geraten. Ein paar Taster mehr sind doch nicht teuer...
Halt doch kein Nord
Noch ein paar Worte zur Bedienung und so...Roland halt.
Den Multimode haben sie (again and again and again) mal wieder konsequent NICHT zu Ende gedacht. Zweifach ist möglich, dreifach geht NICHT, also nix mit, Orgel da, Piano da, Synth da. Geht nur zweifach und das auch etwas eingeschränkt. So lässt sich die Orgel zwar splitten, aber nur per Workaround, trotz dedizierter Taste dafür. Die Synth-Sektion hat ihren eigenen Split-Taster, da geht das auch bequem von sich, im Gegensatz zur Piano-Sektion lassen sich hier auch zwei Sounds der gleichen Kategorie layern bzw. splitten. Die Piano-Abteilung wiederum lässt sich intern gar nicht splitten, das geht nur über Umwege - und die sind mühsam (2-Wege Menüs sei dank). Immerhin lassen sich die Splits separat oktavieren, das geht bequem über den Octave-Taster (allerdings mal wieder nicht über die Steuerung, obwohl man es eigentlich denkt, wenn man es vor sich aufm Display sieht, aber dann wieder fluchend nach den 4-Way-Tastern sucht...). Erschwerend kommt noch hinzu, dass man die Orgel nicht oktavieren kann, sprich, die bleibt immer auf derselben Tastaturbelegung - und das ist doof. Wer die 888800000-Einstellung beispielsweise gerne ne Oktave höher hätte... sorry, geht nicht. Und bevor jemand mit Purismus ankommt: bei den Nords geht das sehr wohl!
Die Lautstärkeregelung ist an und für sich clever gelöst (auch hier wieder... Nord), jeder Part (ausser der Orgel) hat seine eigenen zwei Level-Tasten, die von 1 - 12 reichen. Im Multimode lässt sich per Level - Taster auch Stufe 13 als I-Tüpfelchen-Boost auswählen (sonst geht das aber nicht... cleveres Detail, falls man schnell was lauter braucht). Alternativ lässt sich auch jede Sektion (wenn ausgewählt) über den Orgel-Level-Drawbar stufenlos regeln (wird aber trotzdem nur in den 12 - Schritten angezeigt). Gute Sache.
Effekte: Ja... das ist so n Thema. Einerseits wurde der (brauchbare) Overdrive ausgekoppelt, genauso wie Rotary (tönt gut) Compressor (solide), Delay (kann auch Chorus) und Reverb (kann auch Delay). Andererseits bleibt für alles andere EIN einsamer MFX-Slot zurück. Das juckt bei zweifachem Multimode zwar nicht so brutal wie z.B. bei den Junos, andererseits leben gerade die Synthsounds doch ab und zu vom MFX-Effekt. Immerhin lässt sich das Ding zwischen parallel und seriell umschalten und auf beide Parts anwenden und auch separat im Mix regeln. Da viele Sounds denselben Effekt benutzen, stört das auch nicht mehr so ganz. Trotzdem ein kleines, nerviges Detail.
Auf andere Dinge gehe ich jetzt mal nicht direkt ein, weil ich mich da wenig bis gar nicht eingearbeitet hab. Wie viel letzten Endes in der Registration gespeichert wird, kann mir vorerst egal sein, wäre aber eigentlich noch schön zu wissen, bei meinem Juno ärgere ich mich da Tag für Tag drüber...
Menüführung und so ist ein zweischneidiges Schwert. Vielen könnte das Konzept gefallen, mir allerdings nicht, da es an vielen Stellen einfach nur Miniak-like-rüberkommt. Über Looper und co. lässt sich streiten und das allgemeine Konzept ist zumindest brauchbar und nicht so vermurkst wie anderes.
Fazit
Insgesamt hab ich so das Gefühl, Roland ist mit seiner 2013-er - Serie auf gutem Weg. Das Gerät ist ein Nischenprodukt, aber diese Nische füllt es wohlmöglich perfekt. Ich würde mir persönlich eine 76-er - Version davon wünschen, vielleicht kommt da noch was, wer weiss, um die Orgelfraktion zurück zu gewinnen. Insgesamt ist das Gerät eigentlich eine gute Packung. Der Verzicht auf Rompler-Unsinn zugunsten eines Nord-Klons macht das Gerät am Ende aus. Die Orgel ist gut (und besser als der direkte Vorgänger), sofern man etwas daran rumdreht, die Pianos sind solide, die Synth-Sektion ist der Hammer und die Zusatzfunktionen sind... nun ja... halt da. Who cares... An einigen Stellen kackt man etwas rein, etwa bei Menüführung (ungewohnt) und Multimode (Betriebsblödsinn), aber insgesamt ist das ein ziemlich beeindruckendes Paket und eine Lösung, falls man sich nicht mit überteuerten roten Schweden abgeben möchte, die dazu noch nicht einmal ansatzweise so leicht sind, wie dieses kleine schnuckelige Paket Rolandsound mitsamt Blendepanel.
*duck*
+ Sound - vor allem die Synth-Sektion
+ Orgel ebenfalls stark verbessert (auch gegenüber VR700)
+ Kompakt und leicht
+ Featureschlacht auf kleinstem Raum
+ zwei separate Pedalanschlüsse
+ ist kein Nord *scnr*
- Blendertime (Hochglanz-Panel in Kombi mit schwachen LED's)
- Multimode (undurchdacht, unausgeglichen und nur zweifach)
- gewöhnungsbedürftige Menüführung (2-Weg + Jogdial)
- Presetprogrammierer hat mal wieder geschlafen