Über das Thema "Dimmen von LED-Beleuchtung aller Art" könnte man mindestens abendfüllend diskutieren.
Ich habe diverse LED-Umrüstungen in Stadthallen & Co. realisiert und dabei gut die Grenzen des Machbaren ausloten können. Wenn es wie bei dir um klassische Retrofits geht, die via Netzspannung gedimmt werden müssen, hat sich eines deutlich gezeigt: Der limitierende Faktor ist immer das Leuchtmittel. Das ideale LED-Leuchtmittel hat eine sehr überschaubare Elektronik drin. Ich habe mit Dim-To-Warm-Filament-Leuchtmitteln von Segula aus der alten Charge bis Ende 2021 (vor die Artikelnummern von 50xxx auf 55xxx umgestellt wurden) hervorragende Ergebnisse erzielen können. Mit sehr guten Dimmern (dazu später mehr) war hier ein sauberes, ruckel- und flackerfreies Dimmen tatsächlich bis quasi 0% möglich. Wenn in einem Theater ein Kronleuchter mit mehreren hundert Leuchtmitteln hängt, legt der Kunde da auch Wert drauf. Leider haben die bzw. der Zulieferer (lt. Vertriebsaussage anscheinend aufgrund neuer Verordnungen, dank derer alles "noch" effizienter werden musste) irgendwas an der Elektronik geändert, seitdem klappt das auch da nicht mehr so schön. Ich hatte auch schon Leuchtmittel höherer Leistungsklasse z.B. von Ledvance, da tut sich bis 20% überhaupt nichts und danach gehen die einfach abrupt an. Herunterdimmen geht etwas besser als Hochdimmen was den möglichen Mindestwert vor dem Ausgehen betrifft, ist aber auch nicht der Hit. Da ist aufgrund der benötigten Leistung und letztlich aufgrund der deshalb auch benötigten Konstantstromquelle (Stichwort hohe Abwärme und damit stark einsetzender "thermal drift" der COBs) einfach eine komplexere Elektronik drin, die eine gewisse Mindestspannung zum Starten benötigt, um überhaupt definiert regeln zu können.
Das Thema Phasenanschnitt vs. Phasenabschnitt sieht die Elektronik fabrikatsunabhängig dagegen oft überraschend gelassen. Phasenabschnitt ist technisch aber auf jeden Fall die "gesündere" Variante im Hinblick auf die verbaute Elektronik. Hier hört man dann auch kaum Störgeräusche wie Brummen oder Surren. Mein favorisierter Dimmer in Installationen ist nach wie vor der Seebacher UD-700-X2. Den kann man komplett konfigurieren. Phasenan- und -abschnitt sind möglich, ebenso Fadezeiten und eine Mindestspannung. Entweder "immer", sprich auch bei 0% Ansteuerung, um die Elektronik aktiv zu halten oder eben ab 1% Dimmung aufwärts, sodass hier z.B. gleich auf 20% gesprungen wird, um eine "Totzone" im unteren Regelbereich zu vermeiden. Damit kann man sich gut an die "Macken" der verschiedenen Leuchtmittel rantasten. Ist aber ein Hutschienengerät für den Verteilereinbau und preislich mit ca. 500€ eine andere Hausnummer. Zu solchen Geräten greift man dann eben bei den besagten Anforderungen, wenn man das Maximum herausholen muss. Nur wird es wie gesagt immer schwieriger, überhaupt vernünftige Leuchtmittel zu finden, egal wie gut der Dimmer ist. Versammlungsstätten sind da eben eine Nische - im Büro oder auch im Wohnzimmer will ja in der Regel niemand so weit runterdimmen, dass die LEDs gerade noch so vor sich hin glimmen. In einem Veranstaltungssaal brauche ich das aber sehr wohl, um vernünftig ein- und ausblenden zu können. Bei einem einzelnen Leuchtmittel mag das noch nicht mal so schlimm sein - wenn hingegen 500 Stück abrupt auf 20% einschalten anstatt sanft reinzudimmen, ist das schon vorsichtig formuliert "unschön"...
Die besagte Mindestlast ist bei den alten Phasenanschnittdimmern ein Thema aufgrund der Leckströme der Triacs und/oder deren Randbeschaltung, wie es mein Vorredner bereits erläutert hat. Eine parallel geschaltete, ohmsche Grundlast in Form einer klassischen Glühlampe ist ein probates Mittel, um die Ausgangsspannung des Dimmers bei 0% Ansteuerung entsprechend "herunter zu drücken" und auch das Dimmverhalten über den gesamten Regelbereich zu optimieren. Den Trick wendet man im Theater schon seit Jahrzehnten an.
Unter anderem auch in Verbindung mit dimmbaren Leuchtstofflampen. Wird natürlich mit dem Einzug vernünftig direkt via DMX dimmbarer LED-Flächenleuchten absolut rückläufig.
Der verlinkte Eurolite EDX-4 RDM ist jedenfalls ein Phasenabschnittdimmer und damit für LEDs prinzipiell besser geeignet. Wie es hier mit der Mindestlast aussieht, kann ich aber mangels Erfahrungen mit diesem Gerät nicht sagen.
Nach diesem langen (aber hoffentlich nicht langweilenden) Exkurs also ein Fazit: Die günstigste Variante ist in eurem Fall die Weiterverwendung des vorhandenen Dimmers. Solange man an jedem verwendeten Dimmerausgang mindestens eine konventionelle Glühlampe mit dranhängen hat, ist alles chic. Will man sich diesen Workaround mit dem konventionellen "Glühobst" sparen, wäre das Gerät von Eurolite auf jeden Fall einen Test als mögliche wirtschaftliche Lösung wert. Und ganz entscheidend - ich kann es nur immer wieder betonen - ist das Leuchtmittel. Bei "Action" hatte ich mal Retrofit-Filament-LEDs für den schmalen Taler mitgenommen, mit denen ging das gar nicht mal so schlecht. Ist aber auch schon wieder Jahre her, seitdem hat sich das Sortiment ja wieder geändert. Da hilft also nur auszuprobieren, ob das Ergebnis überzeugen kann.