[Effekt] Digitech Whammy 5

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Philmaster
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Da es bis jetzt noch kein Review zum Digitech Whammy 5 zu geben scheint, habe ich mir gedacht, dass einmal in die Hand zu nehmen. (Mein erstes Review übrigens)
Ich besitze das Whammy jetzt seit einigen Monaten und denke, dass ich mittlerweile einen guten Überblick über das Gerät habe.

Keine großen Worte, los geht's !

Verpackung
Das Whammy kommt in einem bedruckten Karton und ist noch einmal in einer Folie verpackt. Außerdem ist eine knappe Bedienungsanleitung und das passende Netzteil dabei. Man kann also sofort loslegen.
IMG_1630.jpg IMG_1631.jpg

Optik/Anschlüsse/Verarbeitung

Zu aller erst: Das Teil ist groß. Breite 16,5cm, mit angeschlossenem Netzteil 18cm / Länge 19,5 (selbst gemessen, also nicht Millimetergenau)
Das ist bei einem solchen Gerät aber nicht als Nachteil zu bewerten, da es ja immerhin ein Expressionpedal, einen Fußschalter, einen Drehknopf sowie einen Kippschalter beherbergt. Dazu kommt noch eine Anzeige des aktuellen Betriebsmodus.
im Großen und ganzen ist es in auffälligem rot gehalten, auf dem links angebrachten Expressionpedal ist groß "Whammy" zu lesen, was von einer Gummifläche als Fußablage umrandet wird. Wie beim Whammy DT sucht man auf der Oberseite auch hier vergeblich nach einem "Digitech"-Schriftzug (im Gegensatz zum Whammy 4). An der Stirnseite findet man den Verweis auf den Hersteller groß und in weiß.
Rechts neben dem Expressionpedal findet man die sonstigen (oben erwähnten) Bedienelemente. Der Fußschalter ist in der unteren rechten Ecke angebracht, wo man ihn gut erreichen kann, ohne versehentlich das weiter oben liegen Poti zu verstellen.
Die Anschlüsse sind rechts (Input/Midi) und links (Output/Netzteil) zu finden.
(Ansonsten verweise ich für die optische Beschreibung auf die Fotos.)

An der äußeren Verarbeitung lässt sich nichts negatives Festellen. Das Gehäuse ist aus massiven Metall, das Gerät ist dadurch recht schwer, aber gerade bei Effekten, die mit einem Pedal gesteuert werden empfinde ich das als sehr angenehm. Das Pedal selbst lässt sich angenehm "schwer" bewegen, in einer eingestellten Position bleibt es ohne Probleme.
IMG_1624.jpg IMG_1626.jpg IMG_1627.jpg IMG_1628.jpg IMG_1629.jpg


Funktionen
Das Whammy 5 ist ein sogenannter Pitch-Shifting-Effekt. Das heißt, man kann damit die Tonhöhe modulieren. Diese kann man mit dem Expressionpedal steuern. Dazu bietet es verschiedene Möglichkeiten:
Grob unterteilt ist die Effektsektion in drei Teile:
  1. Harmony: Zur gespielten Note wird ein weiterer Ton dazu gemischt
  2. Whammy: Die gespielte Note wird direkt moduliert
  3. Detune: Zum gespielten Signal wird ein leicht verstimmtes Signal hinzugemischt
Im Harmony-, bzw. im Whammy-Modus kann zwischen verschiedenen Intervallen gewählt werden.
Des weiteren kann man mit einem Kippschalter zwischen zwei Modi, nämlich "Classic" und "Chords" umschalten.
Dabei ist der Chords-Modus in der Lage auch mehrere Töne gleichzeitig zu verarbeiten, während der Classic-Modus dabei nicht so sauber arbeitet.
Laut Manual ist letzterer besser für Single-Notes geeignet.

Im Gegensatz zum Vorgänger ist das Whammy 5 mit True Bypass ausgestattet.
Es bietet auch die Möglichkeit per MIDI gesteuert zu werden. Da ich diese Funktion nicht verwende, möchte ich dazu nichts sagen.


Bedienung

Im Prinzip gibt es nicht viel zu erzählen. Mit dem Fußschalter schaltet man das Whammy an und aus, über Expressionpedal steuert man den Effekt und mit dem Drehschalter wählt man die gewünschte Betriebsart.
Etwas schade ist, dass es keine Möglichkeit (außer über MIDI) gibt, den Effekt mit dem Fuß zu wählen, so muss man sich immer bücken, wenn man einen anderen wählen möchte. Außerdem kann man bei den Harmony-Effekten kein Mischverhältnis zwischen Originalsignal und Effektsignal einstellen.
Auch das man nur festgelegte Intervalle benutzen kann schränkt die Bedienung natürlich etwas ein, allerdings sind die "wichtigsten" vorhanden.

Durch das schwergängige Pedal und die massive Bauweise ist die Bedienung selbst aber sehr angenehm.

Sound

Wirklich objektiv über Sound reden ist natürlich eine schwere Sache, deshalb werde ich hier einige Soundbeispiele kommentierte Soundbeispiele einstellen. Dabei werde ich (fast) immer den Chords-Modus verwenden und darin jeden Effekt mindestens einmal spielen.
Natürlich kann ich nicht alle Möglichkeiten darstellen, die man mit dem Whammy hat. Ich verwende zwei Sounds, einmal clean, einmal das volle Brett, die Gitarre ist eine Fender Strat mit Humbuckern, bei Bedarf gebe ich etwas Delay oder Hall dazu, keine anderen Effekte.

Da ich feststellen musste, dass man hier nicht so einfach Audiodateien einfügen kann (zumindest habe ich es nicht durchschaut...), habe ich ein Video gemacht, in dem die Beispiele nacheinander abgespielt werden. Die Kommentare zu den einzelnen Beispielen sind auch im Video.

"Nullstellung":
Damit meine ich, wie das eingeschaltete Pedal klingt, wenn es im Whammy-Modus komplett nach hinten gedrückt ist (also keine Modulation stattfindet). Im Soundfile ist der Effekt erst ausgeschaltet, dann an.
Ich denke, man hört gut, dass das der Sound etwas "harscher" wird. Es ist also nicht unbedingt die beste Idee, das Whammy schon viel früher anzuschalten, als man es wirklich benötigt. Allerdings halte ich das in einer Livesituation für zu vernachlässigen.​
Vergleich Classic/Chords:
Zuerst einmal im Classic-Modus, Singlenotes und Akkorde, danach das gleiche im Chords-Modus.
Bei den Akkorden hört man die Nachteile des Classic-Modus sofort. Es ist einfach nicht sauber. Bei einzelnen Tönen hört man einen Unterschied, allerdings fällt mir nicht auf, warum ich dem Classic-Modus hier den Vorzug geben sollte. Schon allein um das Schalten einfacher zu machen, verweilt der Kippschalter zumindest bei mir in der Chords-Position. (Allerdings gibt es wohl durchaus Laute, die auf den etwas "schmutzigeren" Ton des Classic-Modus stehen, wie immer entscheidet hier eben auch der Geschmack.)​
Whammy +2OCT Clean:
Es klingt schon fast wie eine Spieluhr, wenn man das Pedal komplett durchtritt und eine simple Akkordfolge spielt.​
Whammy +2OCT Verzerrt:
Sehr coole Sache um einfache Melodien aufzuwerten. (Delay ist hier Pflicht)​
Whammy +OCT Verzerrt:
Tapping "schmiert" nach oben.​
Whammy +5TH (Quinte) verzerrt:
Einfaches Zwei-Ton-Riff bekommt mit dem Whammy ein neues Detail.​
Whammy +4TH (Quarte) clean:
"Kapodaster im 5. Bund"​
Whammy -2nd (Sekunde) verzerrt:
Instant Standard-D-Tuning. (Vielleicht eher zum Üben geeignet, Live trage ich dann doch eher eine zweite Gitarre mit mir herum)​
Whammy -2nd clean:
Ganz-Ton-Leiter​
Whammy -4th clean:
"Ich wusste gar nicht, dass du eine Bariton-Gitarre hast."​
Whammy -5th verzerrt:
Auch hier, eine einfache Melodie ein bisschen verziert. (Einfach noch eine weitere Möglichkeit neben Slides, Hammer Ons und Bendings, Töne zu verbinden)​
Whammy -1OCT verzerrt:
Simples Powerchord-Riff und mit dem Whammy eine neue Rhythmische Idee hinzugefügt. Zwei Mal mit Whammy, zwei mal ohne.​
Whammy -2OCT verzerrt:
Hier geht es jetzt schon sehr weit nach unten, auf den tiefen Saiten gibt das also wenig differenzierte Töne, aber wenn man in den oberen Lagen spielt, kann man mit dem großen Abstand durchaus arbeiten.
Jetzt einfach mal eine Tonleitersequenz.​
Whammy Dive Bomb (-3Oct) verzerrt:
Klingt grob gesagt wie wenn man ein Floyd Rose komplett durchdrückt, bis die Saiten erschlaffen.
Hier als Beispiel ein "Elefant" und eine Divebomb nebst "Motorstart" auf tiefem E.
Bei den Harmony-Effekten wählt man mit dem Pedal zwischen zwei Intervallen, wobei das Originalsignal dazugemischt wird. Das erste Intervall ist immer das, welches bei "Ferse-Unten" entsteht, das zweite entsprechend "Ferse hoch".
Hier sind alles Beispiele dazu clean, weil das mit Zerre schnell einfach nur matschig wird.
Harmony -OCT/+OCT clean:
Mit der tiefen Oktave lassen sich lässig Linien spielen, die klingen als würden sie vom Bass gedoppelt, mit der hohen Oktave kann man wunderbar eine 12-Saiter simulieren.​
Harmony -5TH/+4TH clean:
Igitt...genau so sollten Läufe nicht klingen...wirklich nicht...​
Harmony -4TH/-3RD (ist eine kleine Terz) clean:
Es ist wirklich nicht leicht, da auf eine Idee zu kommen, was man spielen kann...die kleine Terz als Harmonisation von einem verminderten Arpeggio und dann die Quarte unter den letzten Ton als Auflösung ist da wohl eine der wenigen guten Möglichkeiten.​
Harmony +5TH/+7TH (kleine Septime) clean:
Mit der Quinte kann man Akkorde basteln, die man so nicht unbedingt greifen würde. In diesem Beispiel greife ich immer nur zwei Töne, aber dadurch, dass jeweils noch die Quinte addiert klingen aber vier Töne. Zum Beispiel ist der erste Akkord nur ein A und E, aber dazu kommen noch ein A und ein H, dadurch entsteht ein Asus2.
Im zweiten Teil trete ich das Pedal durch, die kleine Septime erklingt, damit kann man zum Beispiel Ganztonleiterfiguren noch weiter "verschrägen".​
Harmony +5TH/+6TH (große Sexte) clean:
Hier einfach mal ein kleines AkkordRiff, am Ende schalte ich das Whammy aus, damit man hört, was ich spiele.​
Harmony +4TH/+5Th clean:
Ähnlich wie davor. Das bietet sich hier wirklich an.​
Hamony +3RD/+4TH clean:
Das sind nur Powerchords, aber mit der Quarte klingt ein Sus4, mit der Terz ein Maj7 Akkord.​
Harmony +b3RD/+3RD clean:
Man kann sich tatsächlich die Mühe machen, wirklich eine komplette Durtonleiter so zu harmonisieren, aber das ist in 99% der Fälle wohl umständlicher, als es einfach normal zu lernen. Den Anfang dieses Hörbeispiels macht dann auch tatsächlich diese Idee.
Dann bleiben halt noch die Symmetrischen Geschichten, hier zuerst einmal übermäßige Arpeggios und Ganztonleiter zur großen Terz, Ganzton-Halbton zur kleinen.
(Klar, kann man sich auch hier wieder nette Akkorde basteln, zum Beispiel klingt ein Powerchord mit der kleinen Terz als Moll7-Akkord)​
Harmony +2ND/+3RD clean:
Kann man auch zur Ganztonleiter benutzen, wollte aber noch etwas anders...Grundton und Quinte kann man in einen Maj7-Akkord hineingleiten lassen.
Bei den Detune-Effekten wird ein leicht verstimmtes Signal zum Originalsignal dazu gemischt. Die Lautstärke des verstimmten Signals kann man mit dem Expressionpedal einstellen.
Bei den Beispielen beginne ich mit dem Pedal ganz hinten und bewege es dann langsam bis ganz nach vorne.

Shallow:
Klingt mit vollen Akkorden gigantisch.​
Deep:
Extremer als Shallow, daher mit Bedacht einzusetzen.

Fazit

Was gibt es noch zu sagen? Wer ein Whammy möchte, sollte sich eines zulegen, sonderlich viele Alternativen gibt es nicht und die meisten whammy-ähnlichen Effekte in MultiFX-Geräten klingen lang nicht so gut (meistens sind diese auch nicht in der Lage polyphon zu arbeiten). Die aktuelle Version 5 ist definitiv zu empfehlen, True Bypass und Chord-Modus können vielleicht sogar den ein oder anderen Whammy 4 Nutzer zum Wechseln bewegen.
Mit einem Straßenpreis von 139 Euro (Stand 23.9.2014) ist das Whammy 5 gar nicht mal so teuer, das tröstet dann auch etwas darüber hinweg, dass es keinen Schalter gibt, mit dem Mann im Stehen durch die einzelnen Modi schalten kann (genug Platz wäre ja).
Weitere "Einschränkungen" sind, dass man nur auf festgelegte Intervalle zurück greifen und in der Harmony-Sektion das Mischverhältnis nicht beeinflussen kann. Für mich persönlich ist das zu verkraften, da ich vor allem die Oktaven-Whammy-Effekte einsetze, die Einsatzmöglichkeiten wären aber natürlich massiv größer, wären diese Optionen verfügbar.
 
Eigenschaft
 
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Also erstmal: schönes, umfangreiches Review, Respekt! :great:

In Sachen Classic Mode ist es übrigens tatsächlich so, dass 'ne Menge Leute (meine Wenigkeit inklusive) beim DT gerade die dreckig bröckelnden Artefakte der Vorgängermodelle vermisst und deswegen einen großen Bogen drum gemacht haben. Digitech hat sich dann letztlich breitschlagen lassen und beim V auf vielfachen Wunsch hierfür eben den Classic Mode implementiert. Obwohl der im direkten Vergleich (leider) doch ein ganzes Stück cleaner und nicht ganz so schön charakterstark kaputt wie etwa beim IVer oder Ier klingt. Gute Beispiele für diesen LoFi-Sound wären z.B. Radioheads "My iron Lung", Autolux' "Here comes Everybody" oder de facto nahezu alles, wo der Herr Morello seine Finger im Spiel hat - bei Audioslaves "The last remaining light" hört man das ganz gut. Wer speziell diesen Aspekt am Whammy mag, sollte also durchaus eher in Betracht ziehen, dem alten IVer (oder wenn man noch eins der gesuchten Ier besitzt) einen True Bypass zu spendieren. Was allerdings wieder für das V spricht, ist die Harmony -Oct/+Oct Einstellung - die klingt (auch im Classic Mode) im Vergleich zum IVer deutlich tighter und funktioniert speziell mit der Suboctave für verzerrte Single-Note-Riffs extrem gut. Ich hab aus dem Grund einfach beide behalten... ;)
 
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