Digitales Audio analogisieren auf Schallplatte?

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Jan H
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Moin,

erst einmal rein technisch: Ist es möglich, digitale Audiodateien auf eine Schallplatte für unter 100 Euro zu bekommen, die sich dann herkömmlich (auf einem Plattenspieler) abspielen lässt?

Dann eher künstlerisch gefragt: Mal abgesehen von Knistern o.Ä., wird sich die Tonstimmung analoger anhören? Und welche Rolle spielt die Ursprungsaufnahme, ob sie digital oder analog ist?

Bin gespannt auf Antworten. :)

Grüße,
Jan
 
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die technische Frage lässt sich ohne Betrachtung der oekonomischen Seite nicht beantworten... ;)
... mit anderen Worten: für ein Einzelstück ist es unmöglich, für eine 1000er Auflage denkbar
(die Maschine und ihre Ansteuerung mit hochwertigem Ton-Signal sind extrem teuer)

für meinen Geschmack macht eine digitale Produktion auf einem analogen Tonträger keinen Sinn
(unter der Annahme, dass sich daraus eine grundsätzliche Veränderung des Klangspektrums ergibt)
aus der Übergangszeit zwischen Platte und CD gibt es reichlich 'remastertes' Vinyl, das sich recht drastisch von den ursprünglichen Versionen unterscheidet.

als aktuelles Hörbeispiel empfehle ich die vor kurzem erschienene 'Peace' von Vista Chino.
Die bekommt man (im Schnellverfahren) logischerweise nur als digitales Produkt zu hören.
Es ist aber eine weitestgehend analoge Produktion und sie unterscheidet sich krass von den üblicherweise digitalen Werken anderer Bands (der Richtung).
Selbst wenn das Medium digital ist, bleibt dieser Soundcharakter erhalten.
Genauso verhält es sich mit der analogen Verbreitung eines digitalen Werks: es behält seinen 'Stempel'

cheers, Tom
 
Danke für die Erklärung! Ursprünglich wollte ich mir eine Schallplatte kaufen, die Musik mit Sound-Elementen digital nachbearbeiten und am Ende wieder auf Platte ausspielen...
 
erst einmal rein technisch: Ist es möglich, digitale Audiodateien auf eine Schallplatte für unter 100 Euro zu bekommen, die sich dann herkömmlich (auf einem Plattenspieler) abspielen lässt?

Ja, das ist ohne weiteres möglich. So ein Dubplate ist dann aber hinsichtlich seiner Haltbarkeit nicht vergleichbar mit einer herkömmlichen Schallplatte, sprich es nutzt sich (wesentlich) schneller ab.



Dann eher künstlerisch gefragt: Mal abgesehen von Knistern o.Ä., wird sich die Tonstimmung analoger anhören? Und welche Rolle spielt die Ursprungsaufnahme, ob sie digital oder analog ist?

Das knistert nicht unbedingt, Knistern kommt überwiegend von Verunreinigungen und Abnutzung.
Der Klang wird sich aufgrund der Eigenschaften des Mediums schon ein wenig vom digitalen Pendant CD unterscheiden.

Die letzte Frage ist nicht ganz eindeutig formuliert, von daher schwer (in kurz) zu beantworten. Aber worauf Du wahrschinlich hinaus willst: Nicht alles was auf CD gebrannt werden kann, kann/sollte unverändert auf einer Platte landen.
 
Das hat etwas mit den Eigenschaften des Mediums zu tun, darum muss Audio dafür vorbereitet werden.
 
Und das erfordert Fachkenntnisse? Mein Vorhaben ist jetzt also nicht verwirklichbar (ohne immense Kosten)?
 
ja das erfordert Fachkentnisse. Eine CD hat keine mechanische Grenze. Dem Laser ist es egal, ob das Werk auf -3dbfs RMS gemastert wurde oder nicht. Der sieht da nur 0 und 1 vorbeirauschen. Der Schallplatte und dem Tonabnehmer ist das aber nicht egal. Demnach muss das Audiomaterial für Schallplatten anders gemixt und gemastert werden, als für CD.
Auch das Spektrum ist bei einer Schallplatte im Normalfall eingeschränkter. Dieses sollte man auf den tatsächlich hörbaren Bereich beschränken um den Tonabnehmer unnötige Arbeit zu ersparen.

Auch ist peinlich auf Monokompatiblität zu achten und jegliche Phasenschweinereine besonders im Bass bis unteren Mittebereich sind zu vermeiden. Clipping durch zu hohe Pegel oder zu starkes Limiting um jeden Preis vermeiden. Das wird ein unschönes Geräusch bei der Wiedergabe geben.
Auch muss man sich Gedanken um die Reihenfolge der Tracks machen. Denn anders als die CD hat eine Schallplatte technisch bedingt eine zunehmend degradierte Audioqualität in Richtung des Labels (von aussen nach innen).
Maximale Spielzeit nicht überschreiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die interessante Wissensbereicherung!

Es ist mir wirklich sehr wichtig und ich wäre demnach auch bereit bis zu 100 EUR auszugeben für einen Audio-Track von max. 10 Minuten. Könnte ich diese Datei also dann einem Dienstleister zuschicken, der sie mit seiner Fachkenntnis bearbeitet und irgendwie für mich auf Platte bringen kann? Gibt es da keine Möglichkeit im Rahmen meines Budgets? (Nicht zu vergessen die unbearbeitete Musik von der Platte zu digitalisieren...)
 
Das wurde ja schon von Telefunky beantwortet:

die technische Frage lässt sich ohne Betrachtung der oekonomischen Seite nicht beantworten... ;)
... mit anderen Worten: für ein Einzelstück ist es unmöglich, für eine 1000er Auflage denkbar
(die Maschine und ihre Ansteuerung mit hochwertigem Ton-Signal sind extrem teuer)

Greetz,

Blake
 
gib einfach 'einzel track vinyl' bei der beliebten Suchmaschine ein... und schau, was sie dir anbieten
ist anscheinend ein interessanter Nischenmarkt geworden
(kA um welche Qualität es da geht...)

cheers, Tom
 
@BlakeWilder: Will mich nicht wegen einem Beitrag schon geschlagen geben. ;-)

Hier z.B. doch alles adäquat: http://www.vinylcuts.com/deutsch/

Den Anbieter - oder einen ähnlichen - frage ich dann mal persönlich wie das funktioniert usw.. Trotz hier einiger vorhandener Experten glaube ich dort noch fundiertere Informationen zu erhalten. :)

Danke sehr für Eure mir gegebene Starthilfe zum weiter Recherchieren.
 
wenn du auf die Haltbarkeit anspielst: ja, das dürfte stimmen
für Einzelstücke wird ein Rohling mit einem Stichelwerkzeug geschnitten
in der Serie wird von einer Vorlage gepresst - dabei findet eine Verdichtung der Oberfläche statt
(ähnlich dem Schmieden bei Metallen)

cheers, Tom
 
Ah, ok. Danke für die Information. Jetzt mal so Alles in Allem: Haltet Ihr mein Vorhaben für realisierbar?
 
ich habe die Preise (für 'Einzelstücke') nur flüchtig gesehen... das liegt anscheinend im bezahlbaren Rahmen
was die damit erreichbare Audioqualität angeht, bin ich allerdings skeptisch
(nebenbei: der DJ Bereich hat mit dem, was 'audiophile' Schallplatten-Liebhaber schätzen, nicht viel gemeinsam)
natürlich wird eine Schallplatte immer etwas anders klingen, als eine CD
der Bass muss konsequent in die Mitte, sonst hebt die Nadel ab...
die Kanaltrennung rangiert im 20-30dB Bereich, extreme Pannings können da sehr unschön werden... etc.
(man kann folglich in der Vorbereitung mal einen Mix in der Richtung aufbauen, um zu sehen, wie er funktioniert)

es passiert aber unter gar keinen Umständen, dass da etwas 'analoger' klingt (wie im Eingangspost vermutet)
vereinfacht: man schneidet eine kontinuierliche Wellenfom, also sind keine 'Treppen' mehr im Signal.
das ist zwar technisch korrekt, aber gehörmässig Unsinn:
Seiteneffekte der digitalen Signalverarbeitung sind analoge Produkte und liegen bereits auf dem Nutzsignal mit drauf ;)
für uns ist heute 'Digitalton' die Normalausführung, echt analogen Klang muss man wirklich suchen
(bei original-Schallplatten, die vor 1980 gepresst wurden, kann man da relativ sicher sein)
digital ist aber nicht automatisch 'wertlos'
es gibt gerade aus den Anfangstagen so krude Ergebnisse, dass sie inzwischen als Charakter etabliert sind
(womit nicht die Übertragung auf frühe CDs gemeint ist... das war oft äusserst grenzwertig und... Schrott) :D
digitale Signalverarbeitung (von der Wandlung bis über die Prozesse) liefert durchaus sehr unterschiedliche Ergebnisse
(vom wahrgenommenen 'Klang' her)
man sollte es als Mittel zur Vielfalt einsetzen und nicht pauschal über einen Kamm scheren, bzw abstempeln.

aber es ist Ge- oder vielleicht sogar Verbrauchsware - eine Schallplatte ist dagegen ein akustisches Statement
praktisch für die Ewigkeit - meine älteste ist genau 60 Jahre alt, wurde viel gespielt und klingt immer noch
es gibt weder Festplatten noch USB Sticks, die so eine Haltbarkeit erreichen...

cheers, Tom
 
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Vielen Dank, dass Du mir das so ausführlich erklärst. :)

Du schreibst, dass Schallplatten lange haltbar sind, aber trifft das denn auch in meinem Fall bei den Einzelstücken mit dem Stichelwerkzeug zu?

Ich glaube, ich probier's einfach mal aus. Also: Schallplatte kaufen, digitalisieren (oder ist dieser Schritt unnötig?), bearbeiten und wieder auf Platte bringen.
 
ich finde das immer total witzig, wenn die digitale Werbung von: 'archivieren Sie Ihre Schallplatten...' anfängt :p
aber gut, Marketing muss ja nicht Kenntnis der Materie bedeuten...

bei den Preisen würde ich es auch einfach ausprobieren... (mach ich vielleicht sogar mal...)
würde ich aber mit Material vom Rechner machen, dann ist das einfacher zu vergleichen
um eine Platte gut zu digitalisieren, ist einiger Aufwand nötig:
vernünftiger Plattenspieler, korrekt eingestelltes System, guter Vorverstärker und Wandler...

du hast doch sicher einen bestimmten Track im Auge
lies' einfach mal unter Vinyl-Mastering die Punkte durch und versuche die groben Sachen zu vermeiden
du musst ja keinen ultra-lauten Club-Burner abliefern, das hält sich also in Grenzen
(heute wird eh fast nur noch digital aufgelegt... sagt mein Plattenhändler, 12" Singles gehen gar nicht mehr)

wenn in normales Vinyl geschnitten wird, ist das natürlich genauso haltbar, wie die 'Klassiker'
die empfindlichere Oberfläche ist halt ein technischer Aspekt - wenn Leute davon berichten, macht es schon Sinn
(im privaten Rahmen mit gutem System dürfte das aber kein Drama sein)

cheers, Tom
 
Siegfrieds Trauermarsch - Götterdämmerung - Wagner

Ich wollte einen Klangteppich für einen Film schaffen und daher noch Ereignisse des Stummfilms mit Sounds & Effekten unterstützen.
 
also kein persönliches Erinnerungsstück, sondern rein funktional den 'analogen Charakter' einbringen ?
das wäre mit Kanonen auf Spatzen gezielt... ;)
man kann das eigentlich recht gut digital imitieren, aber falls tatsächlich eine echt analoge Note gebraucht wird...
einen Tascam 488 Multitracker gibt's für kleines Geld (ich nehme an, dass der verlinkte weg ist)
ist zwar unfassbar, dass 8 Spuren auf so einen Schnippel Tape passen...
aber ich habe tatsächlich eine CD, die damit aufgenommen wurde (bzw den digitalen download, um korrekt zu bleiben)
... habe extra nachgefragt, ob das wirklich stimmt - ich habe es schlicht nicht geglaubt.
du spielst dein Rohmaterial darauf aus, mischt auf dem Portastudio und digitalisierst später die Summe des 'Tapes'
es wird deutlich 'analog' klingen - wenn du Spass dran hast, behälst du es - wenn nicht: die gehen problemlos weg.
(70 Euro ist extrem niedrig, aber für 100-150 tauchen sie öfter auf)

cheers, Tom
 

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