Das Thema kam gestern bei der Probe auf. Der Keyboarder spielt in einer weiteren Band wo die jetzt angeblich 3000,- € in ihr In-Ear Rock investiert habe.
Und da soll sich jeder Musiker das so einstellen können. Konnte ich aber nicht glauben, nur mit Pult. Die Behringer / Midas Lösung kenne ich ja, von Allen & Heath gibts ja auch was.
Ich brauche das Feature nicht. Und wenn würde ich es mit den P16 realisieren.
Okay, aber man kann als Band auch 3000 EUR für ein IEM-Rack ausgeben, ohne irgendwelche Schmankerl. Dazu muss man nur bei Shure oder Sennheiser in den oberen Bereich des Regals greifen, da kommt diese Summe ganz schnell zusammen. Diese IEM-Systeme haben dann alle ihren eigenen EQ im Empfänger eingebaut, damit kann man den Monitormix auf den eingesetzten Hörer anpassen, wenn man muss. Also in der Summe, nicht pro Signal. Und zu den unabhängigen Kanal-EQs: Ich bin Musiker (habe ca. 500 bis 700 Konzerte gespielt) und Tontechniker (über 1000 Shows gemischt) und habe da eine eindeutige Meinung zu. Und die lautet: Nicht machen! Warum nicht? Ganz einfach:
Als Tontechniker will ich den Kanal-EQ für jedes Signal genau einmal einstellen müssen, nicht zweimal, am besten auch noch unterschiedlich und ohne, dass ich den Hörer aufsitzen habe, durch den das Signal dann abgehört wird. Das wäre wie Fischen im Trüben. Damit
kann man kein optimales Ergebnis erreichen. Weiter, überlegt doch mal, wieviel Zeit ihr durchschnittlich für den Soundcheck zur Verfügung habt. Manchmal ist es ausreichend viel. Überwiegend aber sind die Zeitvorgaben für Soundchecks oder Changeovers viel zu kurz. Und was macht Ihr dann mit so einer unkomplett gecheckten Anlage? Genau, einen fürchterlichen Gig spielen. Dann lieber einfacher, kompromissbehafteter, aber dafür vollständig gecheckt.
Drittens und letztens: Sieh es doch mal so - in der falschen Situation (nämlich dann, wenn die Musiker sich selber mischen müssen) wird aus so einem super-EQ mit ganz vielen Möglichkeiten ein "Shit, was will das Ding von mir?" Oder weiß jeder Deiner Bandmates, was Q oder BW am EQ bedeuten, wie eine Senke bei 3k klingt oder eine Überhöhung bei 800 Hz? Sicher nicht. Die richten damit höchstwahrscheinlich mehr Schaden als als dass sie Nutzen davon haben. Aus "super, was da alles geht!" wird ganz schnell "soll ich den ganzen Shice etwa selber machen?" Daher nochmal: Lieber nicht. Es sei denn, Ihr habt einen Oberchecker in der Band, der das ganz schnell, neben dem Spielen, mit leichter Hand optimiert. Aber als ich früher noch gespielt und gleichzeitig gemischt habe, fand ich das immer fürchterlich stressig. Heute würde ich mich weigern, entweder spiele ich den Gig, oder ich mische ihn, man kann nur eins von beidem richtig gut machen. Also - als Idee erstmal interessant. Unter praktischen Gesichtspunkten jedoch, mit all den Widrigkeiten, denen man als Musiker und Tontechniker heute ausgesetzt ist, würde ich raten, von den zusätzlichen EQs Abstand zu nehmen.
Ich selbst arbeite überwiegend auf zwei Arten:
- entweder hat die Band ihr eigenes Monitoring, mit eigenem Pult und IEM-Rack, damit habe ich dann nichts zu tun und mache nur den Front-Sound
- oder ich stelle PA und konventionelles Monitoring; deswegen sind bei mir PA und Monitore vom selben Hersteller und teils sogar aus derselben Serie (aber auch die andere Serie klingt ganz ähnlich, kann nur noch lauter und löst etwas sauberer auf), haben daher fast identischen Klangcharakter. Ich stelle zuerst den Sound auf der PA ein und habe damit eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was die Musiker über meine Monitore zu hören bekommen, wenn ich das Signal dort drauflege. Dafür verwende ich ca. 25% der Zeit, die uns für den Soundcheck zur Verfügung steht. Und die anderen 75% des Checks machen wir den Monitormix - den PA-Sound höre ich ja und kann ihn noch den ganze Abend lang optimieren, aber mit dem Monitorsound müssen die Musiker dann zurechtkommen.