Die Verflixte Nervosität - Verlust jeglicher Feinmotorik

Domo
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Ich hab ein ganz ganz großes Problem: Meine Nervosität. Aber es ist nicht so, dass ich mich vor dem Auftritt verrückt machen würde oder so. Nein, das wirkliche Problem ist, dass ich so stark anfange zu zittern dass ich jegliche Feinmotorik verliere.

Ich habe schon rund 70-80 Auftritte verschiedenster Art hinter mir. Auftritte mit der Rockband sind überhaupt kein Problem, da brauche ich auch keine großartige Feinmotorik. Anders siehts aus bei Auftritten mit der klassischen Gitarre. Da fangen bei mir jedes Mal beide Hände so stark das schludern an, dass ich mich ständig vergreife und verzupfe, und das obwohl ich die Stücke zuhause perfekt mit verbundenen Augen kann...

Heute hatte ich z.B. einen Auftritt mit der Bigband, ich sollte singen - konnte aber die Texte nicht. Meine Stimme habe ich in solchen Situationen vollkommen unter Kontrolle, aber meine Hände nicht. Also hat das Textblatt in meinen Händen so stark geschludert dass ich es kaum lesen konnte - außerdem siehts für das Publikum total doof aus... :p

Frage ist nun, was kann man dagegen machen? Wie gesagt bin ich recht routiniert und rein psychisch total locker drauf vor jedem Auftritt, aber mein Körper treibt sein Eigenleben. Ich hab schon vieles Versucht, Atemübungen um den Kreislauf herunterzufahren, spezielle Baldrian-Beruhigungspillen(!), warmen Tee vorm Auftritt - nichts hilft. Aaaaaah :evil:
 
Eigenschaft
 
hihi, das kenn ich, bin selbst klassischer Gitarrist und hab schon ein paar Auftriite hinter mir. Meine Erfahrung: wenn du den Anfang hinbekommst, stellt sich Beruhigung ein, die Nervosität klingt ab. Danach läufts. Du solltest dich also beim Auftritt auf den Anfang konzentrieren. Das is wie beim Anfahren auf Glatteis: mit viel Feingefühl langsam lostigern, und wenn die Sache rollt, dann geht es von selbst. Du kannst dich speziell vorbereiten, indem du direkt vor deinem Auftritt dir den Anfang nochmal in allen Einzelheiten durchkaust. Tief durchatmen. Selbstberuhigung betreiben ("ich hab das 2451 mal gespielt, das kann ich schon ..."), in eine Ecke hocken und dir immer wieder den Anfang ins Gedächtnis rufen usw.
Zitternde Hände hab ich in den Griff bekommen, indem ich die unmittelbar vor dem großen Moment Hände zu Fäusten geballt und die Fäuste an meinen Körper gepresst habe. Dabei wieder tief und langsam durchatmen.
 
Versuch´s mal mit Johanniskraut.

Gibt´s in Pillenform oder als Tee - wirkt aber nur wenn Du es dauerhaft nimmst, hat aber auch keine Nebenwirkungen.

Gibt schon Entspannungs- und Selbstsicherheitsübungen - die mal ausprobieren schadet ja nicht.

Was ich wichtig finde: Schau, dass Du am Anfang ein Stück spielst, was Du aus dem FF kennst - bei Nervosität finde ich einen guten Einstieg wichtig.
 
Ich bin auch gelernter Gitarrist und habe - wenn auch nicht so extrem - ähnliche Erfahrungen gemacht. Allerdings hatte ich das zumeist nach 2 oder 3 Nummern im Griff.
Seitdem ich mehr als Drummer unterwegs bin, gibt es dieses Problem gar nicht mehr, und das, obwohl ich im Verhältnis immer noch ein besserer Gitarrist als Drummer bin.
Was jedoch nicht stimmen kann, ist Deine Aussage bzgl. der Unterschiedlichkeit von Geist und Körper.
Fakt ist, daß der Körper letztlich Deine psychische Labilität in Bewegung umsetzt. Was also bedeutet, daß Dein eigentliches Problem nicht - wie von Dir vermutet - in Deinem Körper liegt, sondern in Deinem Kopf.
Gegenmittel... ganz ehrlich: Keine Ahnung! Mentales Training vielleicht, oder Konzentrations- UND Entspannungsübungen. Da solltest Du besser fachmännische Hilfe einholen.

BumTac
 
Kann helfen, muss aber nicht: Ein wenig körperliche Ertüchtigung direkt vor dem Gig. Abgesehen davon, dass man dann schon aufgewärmt auf die Bühne geht, lenkt es geistig ein wenig ab und lenkt das zu viel ausgeschüttete Adrenalin in andere Bahnen.

Das Schlimmste ist meiner Meinung nach, Ewigkeiten unbeweglich rumzusitzen und stundenlang noch mal alles durchzukauen. Dann steigert man sich erst so richtig rein :p

Lieber nach dem Aufbauen etwas Ablenkung, sofern die Umstände es zulassen: Spazierengehen, mit den Jungs Ballspielen (nicht bis zur totalen Erschöpfung! ;) ), vielleicht 'ne Runde am Catering vorbeischauen, ggf. im Hotelzimmer noch mal ein Bad/eine Dusche nehmen, auf dem Bett liegen und Fernsehen oder sonst irgendwas, was einen auf andere Gedanken bringt.

Kurz bevor's dann losgehen soll, noch mal ohne Hast alles zurechtlegen (Instrument gestimmt? Kabel alle eingesteckt? Flasche Wasser am Platz? Setlist bereitgelegt?), noch mal geistig sammeln, und los geht's!
 
Fakt ist, daß der Körper letztlich Deine psychische Labilität in Bewegung umsetzt. Was also bedeutet, daß Dein eigentliches Problem nicht - wie von Dir vermutet - in Deinem Körper liegt, sondern in Deinem Kopf.

Top Post, genau so siehts nämlich aus! Deine Bewegung sind wohl Ausdruck deines Innenlebens... dh, irgendwo hakts im Kopf, vielleicht machst du dir zu viel Druck ?
 
Was jedoch nicht stimmen kann, ist Deine Aussage bzgl. der Unterschiedlichkeit von Geist und Körper.
Fakt ist, daß der Körper letztlich Deine psychische Labilität in Bewegung umsetzt. Was also bedeutet, daß Dein eigentliches Problem nicht - wie von Dir vermutet - in Deinem Körper liegt, sondern in Deinem Kopf.

Das ist klar. Mit dem "psychisch locker drauf" meinte ich auch eher so dass ich mich nicht aktiv horrorszenarien ausmale oder mich versuche anders in den wahnsinn zu treiben - es ist also eher n subtiles Problem...

@hofgabes
Ich mache mir immer sehr viel Druck, ja. Habe einen gewissen Perfektionsdrang, und habe "Angst" mich vor Leuten lächerlich zu machen wenn ich Fehler mache. Nur ist das ja im Grunde nichts schlechtes, nur die Auswirkungen sind fatal :p
 
@hofgabes
Ich mache mir immer sehr viel Druck, ja. Habe einen gewissen Perfektionsdrang, und habe "Angst" mich vor Leuten lächerlich zu machen wenn ich Fehler mache. Nur ist das ja im Grunde nichts schlechtes, nur die Auswirkungen sind fatal :p
Doch das ist was schlechtes.
Das ist sogar was sehr schlechtes.

Der Anspruch, perfekt zu sein und keine Fehler zu machen ist unmenschlich.
Menschen machen Fehler, es ist menschlich zu fehlen.

Dass man sich das nicht wünscht, ist eine völlig andere Sache. Und dass man übt, um Fehler zu reduzieren und zu vermeiden ist auch völlig in Ordnung.

Aber der Anspruch, perfekt zu sein, nie Fehler zu machen ist - bis auf Ausnahmen - nicht erfüllbar. Und jeder Anspruch an sich selbst, der per se unerfüllbar, schafft einen Druck, der nicht - und von seiner Struktur her - nie aufzulösen ist.

Und das ist - kurz gesagt - Gewalt gegen sich selbst.

Ein menschliches Maß für Ansprüche wären:
- Ich möchte so gut sein, wie ich im Moment nur sein kann
- Ich möchte besser werden und tue etwas dafür
- Ich möchte diesen Auftritt genießen und dem Publikum das geben, was ich gerade geben kann

Du selbst stellst Dich unter das Joch Deiner unerfüllbaren Ansprüche.
Im Prinzip ist das, was Du verlangst, angemessen für eine Maschine: nämlich unendlich fehlerfrei zu reproduzieren.

Mach Dir klar, dass Du das Recht hast, das zu tun, was Du gerne machst. Und Du machst es gut, weil Du es gerne machst und etwas dafür tust.
Und das Publikum hat das Recht, dies zu genießen.

x-Riff
 
Versuch doch mal an der klassischen Gitarre, was man in einer normalen Rockband auch macht: Trink vorher ein Glas Bier oder auch zwei. Alkohol enthemmt. Vielleicht hilft es Dir, Dich nicht peinlich zu fühlen.

Ich weiß, der Rat ist Gesundheitlich nicht gerade der beste, aber erfahrungsgemäß kommt man gegen starke Gefühle eh nicht mit rationaler Logik weiter. Und vielleicht hilfts ja?

Grusz,
 
Ich kenne das Problem mit dem Zittern auch zu Genüge. Besonders schlimm war es immer bei Musikschul-Vorsingabenden, weil ich da nur zwei Lieder vortragen kann und früher als ich noch ernste Lieder sang, nicht wußte wohin mit meinen Händen. Bin dann auf lustige Chansons umgestiegen, da kann man mit Federboa und Albernheiten seine Unsicherheit auflockern.
Bei meiner Band spiele ich ja meist nur Bassgitarre und singe nur selten, aber da geht es meist ganz gut, weil wir immer unsere Texte dabei haben und ich die Chause auch nicht allein schmeißen muss und meist eher unserer Hauptsänger Sch... baut in dem er in falschen Tonarten singt oder seine Einsätze verpasst...
Übrigens, vor Auftritten bin ich immer die Ruhe in Person. Bei mir geht erst die Panik los, wenn ich die Bühne betrete, dann zittern die Knie und nach dem Auftritt bin ich oft NOCH nervöser und zittere wie ein Alki vorm ersten Schluck...:eek:
Was Alkohol vor dem Auftritt betrifft, meine Gesangslehrerin meinte ja auch, ein Glas Sekt würde gut tun, aber ich hab bei meinem letzten Auftritt das völlige Gegenteil erlebt, ich war stocknüchtern und hatte keinen einzigen Textaussetzer...so gut war ich noch nie gewesen...:eek: Aber vielleicht lag es auch daran, dass ich so lange nicht auftreten konnte und das dann so richtig genossen habe...:)
 
Versuch doch mal an der klassischen Gitarre, was man in einer normalen Rockband auch macht: Trink vorher ein Glas Bier oder auch zwei. Alkohol enthemmt. Vielleicht hilft es Dir, Dich nicht peinlich zu fühlen.

Ich weiß, der Rat ist Gesundheitlich nicht gerade der beste, aber erfahrungsgemäß kommt man gegen starke Gefühle eh nicht mit rationaler Logik weiter. Und vielleicht hilfts ja?

Grusz,

Hehe, mag sein, dass das hilft. Aber da ich keinen Alkohol mehr trinke fällt dieser "Trick" wohl weg.

Ich hatte übrigens vor kurzem wieder eine Prüfung mit der kl. Gitarre. Ich habe eure Tipps beherzigt und mich nicht verrückt gemacht, und die Prüfung lief ganz gut. Allerdings muss man dazu sagen, dass ich die Prüfer ja kenne und es mir weniger aus macht vor Bekannten zu spielen als wenn ich vor wildfremdem Publikum auftreten muss. Wieso auch immer (eigentlich paradox??)
 
Entschuldige, das konnte ich nicht wissen.

Im übrigen hat die psychologische Wirkung von Koffein (Kaffee) auch einen Beruhigenden Aspekt. Also in den ersten 3-5 Minuten nach dem Verzehr. Das wäre dann auch etwas, das Du probieren könntest.

Grusz,
 
Das mit dem Alkohol ist wirklich keine Lösung. Es verdrängt zwar evtl. momentan das Problem - aber die Ursache ist damit noch lange nicht behoben.
Außerdem hab ich schon bei mehreren Musiker mitbekommen, dass die zu Beginn des Auftritts mal ein Glas weggekippt hatten - aber irgendwann hat 1 Glas nicht mehr gereicht - es wurde immer mehr :(

Dein Problem ist wahrscheinlich wirklich sehr stark in Deinem Kopf verankert.

Als ich meine ersten Auftritte hatte (Gesang), fingen bei mir immer die Stimmbänder an zu flattern. Auch ich war eigentlich vor dem Auftritt total relaxed. Erst wenn ich die ganzen (fremden) Leute vor mir hatte, fing das Stimmbänderflattern an.

Je mehr ich mich darüber aufgeregt hatte, desto schlimmer wurde es.

Der 1te Tipp von meinen Bandkollegen war dann: Ich soll mir mal die fremden Leute nackig vorstellen (ist jetzt kein Scherz - das haben die wirklich gesagt !).
Ich musste mir dann wirklich ab und zu das Lachen verbeißen (wenn ich diesen Rat befolgte).

Dann hätte ich noch einen weiteren Tipp. Hast Du es schon mal mit Schüssler-Salze probiert. Wenn ich mich richtig errinnere, müssten es die D6 Schüssler-Salze sein.

Keine Angst - das sind keine Drogen :D
Haben auch keine Nebenwirkungen usw.
Das einzige was passieren kann - wenn du zuviel davon nimmst - ist, dass man Durchfall bekommt. Deshalb sollte man sich auch an die Dosierung halten.
Ein Bekannter von mir nimmt diese D6 immer vor Prüfungen - bei ihm hilfts.

Aber das Zittern könnte noch eine andere Ursache haben - nämlich Verspannungen.
Lass Dir mal von einem Arzt Massagen verschreiben - das wirkt auch manchmal Wunder.

Und dann noch ein kleiner Tipp - wenn Du zu Hause z.B. im sitzen Gitarre übst, dann ist es eine ganz gewaltige Umstellung, wenn Du dann plötzlich im stehen Gitarre spielen musst. Also, am Besten zu Hause so üben, wie Du dann auch bei Deinen Auftritten spielst.

Vielleicht hilft Dir ja einer dieser Tipps - ich drück dir die Daumen.

Viele Grüße
Spunk05
 
rescue14.jpg


hilft wirklich und hat keine nebenwirkungen. man ist auch nicht irgendwie zugedröhnt sondern einfach ganz normal.

dazu noch wenig bis nichts essen (vor dem gig).

gruß
 
Versuch doch mal an der klassischen Gitarre, was man in einer normalen Rockband auch macht: Trink vorher ein Glas Bier oder auch zwei. Alkohol enthemmt. Vielleicht hilft es Dir, Dich nicht peinlich zu fühlen.
Das wird die Feinmotorik sicher ungemein fördern :screwy:
 
Ich habe schon rund 70-80 Auftritte verschiedenster Art hinter mir. Auftritte mit der Rockband sind überhaupt kein Problem, da brauche ich auch keine großartige Feinmotorik. Anders siehts aus bei Auftritten mit der klassischen Gitarre. Da fangen bei mir jedes Mal beide Hände so stark das schludern an, dass ich mich ständig vergreife und verzupfe, und das obwohl ich die Stücke zuhause perfekt mit verbundenen Augen kann...
Ich kann bestätigen, dass Nervosität auf der Konzertgitarre ein größeres Problem ist als auf der E-Gitarre. Ich hatte nur einmal einen etwas anspruchsvolleren Auftritt an der Konzertgitarre und habe den aufgrund meiner zittrigen Hände beinahe versaut. Auf der E-Gitarre hatte ich - bei subjektiv gleicher Nervosität - noch nie ein derartiges Problem.
 
Bei mirbewährt, wenn möglich: Mit Koffein zupumpen wegen der Müdigkeit und dann passend vorm Auftritt 1(!) Bier, dann passts meist zwischen Nervosität und Konzentration.
 
ich schmeiß mich weg! Ornanieren :D Aber naja... wenns dir hilft...

Bei meinem ersten Gig hab ich mich GARNICHT bewegt auf der Bühne. Mir sind gegen Ende sogar die Beine eingeschlafen - sah glaube echt bescheuert aus als ich dann von der Bühne getokelt bin...

Vielleicht solltest du mal deine Einstellung ändern?!? Du spielst nicht denen irgendwas vor und die entscheiden dann ob das gut war... Gitarre ist dein Hobby und nen Hobby sollte man in erster Linie machen, weil es Spaß macht - also für dich und nicht für andere! Freu dich einfach auf das Gitarre spielen - du übst nur dein Hobby aus! Ob fehlerfrei oder nicht ist echt nicht wichtig denn es geht um den Spaß und ich denke/weiß das Publikum sieht das genauso! Die Leute hören dir zu um ihren Spaß zu haben und nicht um dich zu beurteilen...

Viele spielen leider ja auch Gitarre um anderen damit zu imponieren - da kommts dann natürlich drauf an, dass man gut ist.

Aber geh einfach mal so "just for fun" auf die Bühne und hab Spaß mit deiner Gitarre und dem Publikum (das ist jetzt nicht so gemeint wie viele denken: Ornanieren dann doch lieber vorher!)...
 

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