Die Ost-Gitarre am Beispiel von Musima und Migma

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Nun ist es geschehen! Der Onkel ist endgültig dem Wahnsinn verfallen!

447 Absätze, 1252 Zeilen, 10903 Wörter, 67294 Zeichen

Das ist der Artikel "Die Ost-Gitarre am Beispiel von Musima und Migma"!

Da ich damit wohl jedes Forum sprenge, werde ich von meinen sonstigen Gepflogenheiten abweichen und hier nur einen Appetithappen posten. Wer es nicht abwarten kann, kann hier gleich den ganzen Artikel lesen.

Los geht es...

Die Ost-Gitarre am Beispiel von Musima und Migma

Einleitung

"Vintage", diesem Schlagwort laufen heute viele Musiker quasi blind hinterher, verbinden sie damit doch qualitativ hochwertige Elektrogitarren. Anfänglich wurden mit diesem Begriff nur Instrumente weniger amerikanischer Hersteller (hauptsächlich "Gibson" und "Fender") aus bestimmten Jahrgängen bezeichnet. Seit man jedoch festgestellt hat, daß man mit diesem Begriff schnell und viel Geld verdienen kann, wird fast jede etwas ältere Elektrogitarre pauschal als "vintage" bezeichnet. Selbst relative junge Instrumente, die in den 90er Jahren in Korea oder gar noch später in Indonesien produziert wurden, werden manchmal mit diesem Begriff beworben.

"Vintage ist alt, alt ist gut und gut ist teuer!" Getreu diesem Motto findet auch so manche "Gurke" seinen Weg zu einem unbedarften Musiker, der häufig nicht Willens oder in der Lage ist, die Spreu vom Weizen zu trennen. Gerade wenn ein Instrument nicht mit Fakten, sondern mit puren Begrifflichkeiten beworben wird, sollte man also sehr vorsichtig sein! Dieses gilt besonders für Hersteller, dessen Namen man bisher noch nicht kannte.

Reduziert man den Begriff "vintage" auf "alt", so wird das potentielle Angebot schlagartig unermeßlich groß. Die entsprechenden Instrumente aus dem Mutterland der Elektrogitarre sind heute vielfach nicht mehr bezahlbar, so denn überhaupt eines angeboten wird. Aus diesem Grunde haben sich viele Sammler anderen Herstellern zugewendet. Hier sind natürlich zunächst die großen japanischen Hersteller aus den 70er und 80er Jahren gemeint. Aber auch in Europa findet sich eine große Anzahl von Herstellern, die eine ganze Reihe von interessanten Instrumenten produziert haben.

Schaut man sich den Ruf und die Reputation der verschiedenen Hersteller an, so ist ein eindeutiges Ost-West-Gefälle festzustellen. Zu den amerikanischen Produkten ist da nicht viel zu sagen. Die sind einfach "top"! So sagt man jedenfalls. Dagegen schneiden die westeuropäischen Hersteller schon deutlich schlechter ab. Aber eine "Burns" aus Großbritannien wurde damals auch nicht verachtet. In der Bundesrepublik Deutschland hatten "Framus", "Höfner", "Hoyer" und andere teilweise durchaus hochwertige Instrumente im Angebot. Bei vielen Musikern hieß es aber trotzdem: "You'll never get famous with a Framus!" Markengläubigkeit ist also nicht eine Erfindung unserer Zeit!

Aber auch hinter dem eisernen Vorhang begannen sich die Menschen für die Beat- und Rock-Musik zu interessieren, sehr zum Leidwesen der damaligen Machthaber, die darin häufig einen imperialistischen Angriff auf den real existierenden Sozialismus vermuteten. Außerdem war man der Meinung, daß diese Art der Musik nicht in das Bild einer "allseitig gebildeten sozialistischen Persönlichkeit" paßte und reagierte teilweise sogar mit Verboten und Repressalien gegenüber Musikern und Fans. Mit dem wachsenden Erfolg dieser neuen Musik entstand jedoch auch in Osteuropa der Bedarf nach den notwendigen Musikinstrumenten und technischen Gerätschaften. Da ein Import westlicher Instrumente nicht nur verpönt, sondern in der Regel einfach aus finanzieller Sicht nicht möglich war, begannen die lokalen Hersteller damit, entsprechende Instrumente selber zu produzieren.

Genau wie die frühen japanischen Hersteller orientierten sich auch ihre osteuropäischen Kollegen an den Modellen aus Großbritannien und den USA. Allerdings übertrieb man es auch nicht, um die Produkte des Klassenfeindes nicht unnötig aufzuwerten. Eine Kopierwelle, wie sie in Japan in den frühen 70er Jahren auftrat, findet man in Osteuropa also nicht. Hier legte man deutlich mehr Wert auf eine gewisse Eigenständigkeit!

Unter allen östlichen Elektrogitarren hatten die Instrumente aus der DDR bezüglich der Qualität den besten Ruf, gleichwohl sie in vielen Fällen nicht mit den westlichen Gitarren zu vergleichen waren. Viele Instrumente standen, allein aufgrund ihrer "klobigen" Handhabung, bei den Musikern in keinem besonders hohen Ansehen. Die ostdeutschen Hersteller aus Klingenthal und Markneukirchen produzierten hauptsächlich für den Export, um westliche Devisen zu erwirtschaften und so kam es, daß man die guten Instrumente zum Beispiel für kleines Geld im westdeutschen Versandhandel erwerben konnte, während die Musiker in der DDR sich mit den wenigen Instrumenten aus zweiter oder dritter Wahl begnügen mußten, die darüber hinaus auch noch sehr teuer waren und häufig nur unter dem Ladentisch gehandelt wurden.

[e] (...)

Na, Lust auf mehr? Der vollständige und aktualisierte Artikel ist wie immer in der Knowledge-Base der Guitar-Letters zu finden.

Ulf

// Edit:

Da ich in den letzten Tagen eine Menge weiterer Informationen erhalten habe, befindet sich der Artikel im Umbruch. Um nicht jede wichtige Änderung in allen Foren machen zu müssen, habe ich den Beitrag hier auf die Einleitung gekürzt.
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ulf, ich bin entzückt, habe draufgegklickt und verschlinge soeben.

Endlisch ma vanünftich Lektüre inne Nacht! :D

Grüsse und immer weiter so :great:
 
Großartig mein Onkel, vielen Dank
Bei Gelegenheit werde ich mir die ganze Arbeit zu Gemüt führen
 
Sehr interessant! :great: Wieder was dazu gelernt... ;)
 
Endlich erfahre ich mal was über die Herkunft meiner Lead Star (Die übrigens noch auf restauration wartet... ich komm nur nicht dazu -.-)
 
Vielleicht kann mir hier ja jemand helfen. Ich hab von nem Kumpel eine zwei Gitarren-"Leichen" bekommen, die eine is ne Hertiecaster aber bei der anderen bin ich mir nicht sicher. Ich glaube es ist eine Musima oder Migma. Falls mir jemand weiterhelfen könnte, wäre das genial!! :)

Hier ein paar Bilder der Gitarre:

Anhang anzeigen 153791 DSC08169.jpg Anhang anzeigen 153794 DSC08167.jpg
 
Hallo Ulf,

klasse! :)

Nun fehlt nur noch etwas mehr zur Musima "Lead Star". Bei interesse sende ich Dir gern einen Scan eines Messe-Prospektes aus DDR-Zeiten (80er Jahre vermute ich mal), wo diverse sehr, ja 1:1-ähnliche Stratocaster-Musimas (für den Export (?)) angeboten wurden.

Gruß Michael
 
Nun fehlt nur noch etwas mehr zur Musima "Lead Star".
Das Kapitel werde ich sicherlich angehen, wenn ich die Daten von meiner Platte wieder habe.

Bei interesse sende ich Dir gern einen Scan eines Messe-Prospektes aus DDR-Zeiten (80er Jahre vermute ich mal), wo diverse sehr, ja 1:1-ähnliche Stratocaster-Musimas (für den Export (?)) angeboten wurden
Immer her damit! Wer weiß, wofür es gut ist... ;)

Ulf
 
SUPER Ulf - sehr sehr interessanter Artikel - weiter so!
 
Schöne Beschreibung! Auch die anmerkungen zum Thema "vintage".
In den 80ern war es vergleichsweise schwer für kleines Geld brauchbare Instrumente zu finden. Die günstigsten Vertreter waren z.B. angesprochene DDR Musima-Gitarren (Lead Star o.ä.), von denen auch ich eine (Lead Star) für satte 300 DM beim Elektroversand ergattert habe. Auch einen Musima-Bass hatte ich mir für nicht mal 200 DM gegönnt.

Vergleicht man diese Instrumente mit den heute für das entsprechende Geld erwerblichen Teilen von Squier, Epiphone u.a. so schneiden diese doch erheblich schlechter ab.
Davon hätten wir seinerzeit geträumt, aber irgendwie war es auch schön!

Viele Grüße
gmc
 
Zu diesem Thema habe ich einen Buchtipp:
Michael Rauhut," Beat in der Grauzone, DDR-Rock 1964 bis 1972 - Politik und Alltag"
ISBN 3-86163-063-X (ich habe mein Exemplar von Amazon bezogen).

Die hatten da drüben nicht nur Probleme mit der Instrumentenbeschaffung, sondern auch noch mit Parteibeschlüssen zu kämpfen.
Seltsamerweise hatten BILD-Zeitung und SED die gleiche Meinung- und den gleichen Tonfall, wenn es um diese Musik ging.
Noch nachträglich meine Hochachtung vor den Leuten, die trotz übler Schikanen bei der Sache blieben.:great:
 
Gelöscht, da unpassend zum Thema.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wobei sich der Artikel mit der "Ostgitarre" im weitesten Sinne beschäftigt. Die Firma Höfner mit ihren Gitarren fällt leider nicht in diese Rubrik. Also bitte nicht vermischen, auch wenn es im goldenen Westen auch Schund zu kaufen gab.

Ulf
 
Bei interesse sende ich Dir gern einen Scan eines Messe-Prospektes aus DDR-Zeiten (80er Jahre vermute ich mal), wo diverse sehr, ja 1:1-ähnliche Stratocaster-Musimas (für den Export (?)) angeboten wurden.

willst du das nicht lieber hier posten? oder zumindestens auch? :D
 

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