Hi,
hole den Thread mal hoch, hab die letzten 2 Wochen etliche Stunden auf der Suche nach einem leichten (Tendenz ->10 kg) E-Piano quer gestest u. d. Infos sind vielleicht interessant f. andere, insbesondere Einsteiger u. Stagepiano -Suchende (bin selbst kein Klaviermensch u. seh die Geschichte hoffentlich weniger versnobt als die Aufschwatz-Fachverkaeufer...)
Info: fuer das S1000 macht Casio bis Ende Januar eine Set-Aktion mit geschenktem 3-Fachpedal mit Halbpedalfunktion (beim Haendler drauf bestehen, falls er es 'vergisst'...)
Das S3000 gibt es bei einem niederlaendischen Grossversender gerade zu einem verdammt attraktiven Set-Preis.
Gelauscht wurde ausschliesslich ueber eigenen (mitgebrachten) Kopfhorer.
Casio PX s1000/s3000:
zuerst: die neuen sind klein. Wahnsinnig klein. 'Unter den Arm' klemmen, die Haustreppe runterhupfen und in den Kofferaum werfen - und gleichzeitig fuers Wohnzimmer ziemlich chique, gefaellig, modern. Die Weissen/Roten hab ich nicht gesehen, aber das Hochglanzschwarze schaut f. d. Preisklasse regelrecht edel aus (hat aber den JD-XA Effekt: Staub, Fingerabruecke u. mit fortlaufendem Sauberwischen irgendwann wohl verschmirgelt). Aber wie gesagt, optisch ein wahres Schmankerl im Vergleich zu den Plaste-Bombern d. anderen Marken.
Tastatur: s1000/3000 haben die gleiche, 'neue' Casio-Tastatur - und die ist genau das Gegenteil der alten (PX5s, 560): die alte ist relativ schwer, relativ langsam, Tasten haben viel Spiel (die Englaender nennen sie "plonky" und das triffts lautmalerisch, mich erinnert's an alte Uebungspianos aus Schulzeiten), fuer Anfaenger o. Keyboarder nicht ganz einfach zu spielen. Die neue ist erheblich leichter, die Tastenaufhaengung hat praktisch null Spiel. Druckpunkt ist bei neu wie alt eher 'erahnbar' als spuerbar, wobei mir aufgefallen ist dass er bei den neuen unkonstant ist, d.h. manchmal ist er, manchmal auch nicht erfuehlbar, vor allem wenn man die selbe Taste mehrfach drueckt. Da das wie gesagt eh mehr ein Erahnen ist, ist das vielleicht nicht so wichtig. Der Druckpunkt u. damit Repetitionspunkt ist auch bei der neuen Tastatur sehr weit oben, d.h. man muss die Taste bis auf ca. 3mm hochkommen lassen, bevor man sie neu anschlagen kann, oder anders gesagt, man spielt die Tasten relativ weit oben. Alte wie neue Tastaturen haben einen 'knackigen' Anschlag. Die Oberflaeche d. neuen Tasten ist noch rauher als bei den Vorgaengern, griffig wie ein Reibeisen, hat aber mit echten Klaviertasten nix mehr zu tun.
Irgendwas hat mich dann an der neuen doch gestoert, hab dann ohne Ton gespielt und eine Assoziation zu Computertastaturen gehabt (fuehlt sich wirklich so an): Casio-alt = IBM Model-M, Casio-neu = Lenovo-Chiclet. Auf was man nun steht, ist rein individuell (in meinem Fall, zum Leidwesen der geplagten Umwelt, Model-M aka alte Casio, andere lieben Chiclets....)
Die neue Tastatur duerfte Keyboarden wirklich sehr entgegenkommen, Synth-Laeufe (S3000) lassen sich einfacher spielen als auf den alten Casios.
Klang Fluegel: deutlich weicher, 'gefaelliger', als bei den alten Casios, deren Fluegel sehr drahtig und speziell in d. 1. Oktave, so g-h (da findet wohl ein Sample-Wechsel statt) metallig und abgewuergt klingt. Unterm Strich ist das aber Geschmackssache. Was auch aufgefallen ist: die Decay-Loops (altdeutsch Ausklingschleifen) sind beim neuen Fluegelklang deutlich ausgepraeger als bei PX5s/560, gehaltene (oder ungedaempfte) Akkorde laufen in unschoene Schwingungskopplungen/Schwebungen rein.
Bilde mir ein, zw. S1000 u. S3000 einen leichten Unterschied (zugunsten S3000) im Fluegel gehoert zu haben, bin mir allerdings nicht sicher, nach 3 Stunden Hoeren hatte ich da schon Ohrmatsch.
Speziell S3000:
Das S3000 hat im Vergl. zum S1000 eine Riesenausstattung: 700 Extra-Sounds, 100 Effekte (Casio "DSP"), 100 Registrations, 200 Begleitrhythmen ....
Wo Casio einen sog. "Quantensprung" (haha, bei dem Wort muss man als gelernter Physikus immer grinsen) gemacht hat, ist bei den Effekten/DSP : das S3000 ist damit ueber-ausgestattet (EQs, Enhancer, Chorus, Phaser, Flanger, verkettete Multi-Effekte, gefuehlt tausend Amp-Simulationen - das S1000 hat nur Basis-Chorus+Hall), und da hat Casio im Vergleich zu frueher gleich 2 Klassen uebersprungen (die DSPs bei PX5s/560 machen ihrem Namen, 'Digital' Sound Program, alle Ehre, klingen wie bei einem Kinder-Keyboard aus den 80ern und sind fast durchweg unbrauchbar). Wie bei den Vorgaengern sind alle Effekte/Multi-Effekte voll parametrisierbar (d.h. Einstellung von z.B. Chorus-Frequenz, -Amplitude, usw).
Der wichtige Seiteneffekt daraus: endlich schoene E-Pianos, speziell FM-Pianos, und auch die Orgeln sind nun richtig nett (aus PX5s/560 kommt schauderhaftes Bontempi-Geleiere *huuualp*).
Was Casio weiterhin nicht hinkriegt: saemtliche Blaeser-Sounds (egal ob natuerlich o. synthetisch) und natuerliche Instrumente (Streicher, Blech, Holz): das klingt immer noch so infantil digital wie NDW-Ulksongs, da war's Stilmittel, in der heutigen Zeit ist's unverwendbar.
Streicherflaechen sind etliche gut, speziell die synth-Streicher teilweise wunderschoen.
Bei den Synth-Flaechen+Solos ist's wie bei den Vorgaengern: teilweise GRANDIOS, auch die 'analogen'. Synth kann Casio super. Was ich klasse finde: die beiden Drehknoepfe links sind frei zuweisbar, aber per Default steuern sie Filter Cutoff und Resonance : das macht gerade mit den tollen Synth-Flaechen und -Solos ganz ganz ganz viel Freude
Das Pitchwheel ist etwas flumsig und nicht so toll zu kontrollieren, aber immer noch besser so als gar keines.
Begleitrhythmen: riesige Auswahl, Klang flach, SEHR flach, Bassdrums machen eher 'plopp' statt 'wumm'. Gefallen haben die vielen ethnischen Rhythmen aus Afrika, Asien usw., wo 'knalliger Beat' nicht immer so wichtig ist. Macht richtig Spass, wenn man das mag.
Bediehung (bei S1000 gibt's ja nicht viel zu bediehnen): also die Touchbuttons-Oberflaeche schaut nicht nur toll aus, sie macht FETT Freude. Prinzpiell ist die "Menue-Philosophie' von Casio beibehalten worden, d.h. wer die alten kennt, findet sich auch hier zurecht. Aber der Punkt ist: das ganze ist ergonomisch genial-S-T umgesetzt. Der Punkt ist dass bei anderen Keyboards Knoepfe mit Mehrfachfunktion mit einer 'Shift', 'Function'... Taste o. aus einem Kontext heraus aktiviert werden und man oft die 'kleingedruckte' Doppel/3-fachbeschriftung (falls ueberhaupt vorhanden) der Knoepfe entziffern muss. Bei der S3000 switched die 'Shift-Taste' einfach die Beschriftungen der Touch-Tasten um, nicht nur das, jede Funktionsebene hat auf dem Tastenfeld eine andere 'Beleuchtungsreihe', so dass man nach kurzer Zeit nix mehr 'ablesen' muss, sondern sofort intus hat "obere Reihe = Sounds, 2. Reihe = DSP+Function+...." usw.
Ich hab, ganz ehrlich, noch keine Bediehnung erlebt, auf der man nach 30 Min. Gewoehnung derart 'reflexhaft' und ultraschnell manoevrieren kann.
Wenn man jetzt nicht gerade in den DSPs rumschrauben moechte, braucht man auch diese Casio Chordana-App gar nicht, Bediehnen geht wunderbar ohne.
Es koennte allerdings durchaus sein, dass, wer sich mit Smartphone-Wischwisch schwertut, hier keine Freude haben wird.
Rolands FP10/30/60:
Look: also, gegenueber den Casios wirken speziell 10+30 nun richtig altbacken und "plastoc". Gehaeuse ist ca. 10cm tiefer, vom Gewicht her sind's beim 10er rund 2 Kilo mehr.
Tastatur: alle haben die gleiche PHA-4: schwerer u. traeger als die neue Casio (nicht wertend!). Der Druckpunkt ist auch hier mehr erahn- als erfuehlbar, ausserdem ist's mehr Druckfleck als -punkt. Dafuer liegt der Repetitionspunkt viel weiter unten als bei den Casios, so 2-3 mm ueber d. Tiefpunkt d. Taste (Bei CAsios umgekehrt, 2-3mm unter dem Hoechstpunkt). Der Anschlag d. Tasten ist sehr teigig.
Klang Fluegel: Rolandtypisch eher gedaempft (boese Zungen heissen es 'muffig'). Was mich pers. extrem stoert: 1-1,5 Sekunden nach Anschlag setzt so ein "Nachschwung" ein, als wuerd man nen Schweller nochmals leicht andruecken. Das ist wohl der suboptimale Uebergang vom 1. auf das 2. Sample. Ich pers. finde das sehr stoerend. Dagegen hat Roland das mit der Auskling-Schleife einfach im Griff, da hoert man (fast) gar nichts.
Die E-Pianos klingen bei Roland immer gut: soft, glockig, funky, oldschool, wie man's halt grad braucht.
Uebrigens, weil schon oft gelesen, kleine Rolands haetten "die Supernatural Pianos aus den grossen": FP10-60 hat mit FP80/90 u. 2000 nix gemein. Die Fluegel-Klaenge der letzteren sind auf einem ganz anderen Niveau.
Roland FP "klein"/Casio PX ist nicht schlechter/besser. Ein etwas sensibleres Ohr hoert bei beiden erhebliche Fluegel-"Defekte" (hatte mich laenger mit einem Einsteiger unterhalten und ihm das Loopverhalten der Casios gezeigt, ich glaub aber, gehoert hat er es nicht, also wuerd's ihn auch nicht stoeren).
Wer mehr haben moechte als nur Klavier, f. den ist das S3000 eine heisse Nummer, es kann klangseitig so viel mehr als das FP-60 (allein schon die beiden Filter-Drehpotis: geil) und ist dabei erheblich guenstiger. Ich glaub, der einzige technische Vorteil vom FP ist BT-Midi, wenn mann/frau das denn nun uuuunbedingt braucht (weil das Anstecken eines Kabels heutzutag zu den nicht mehr zumutbaren koerperlichen Belastungen zaehlt...
)
Und zum Schluss immer wieder d. gleiche Tipp an Einsteiger: per YT zu entscheiden bringt gar nix, dort spielt man Mr. Bombastic Show-Stuecke, nur real anhoeren/-fuehlen im Geschaeft bringt was, ggf. eigenen Kopfhoerer mitbringen o. wenigstens im Laden nach einem gescheiten statt der ausliegenden Bliigdinger verlangen.
f (der grad im 2-Stundentakt zw. s3000 und 5s hin und her schwankt).