Die Leere

  • Ersteller Jongleur
  • Erstellt am
J
Jongleur
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
15.11.24
Registriert
17.06.10
Beiträge
3.270
Kekse
12.118
Ort
Berlin
Die Leere

Nimm dir Ton
Form einen Krug
Gieß Wein hinein -
in die Leere

Nimm Holz und Stein
Bau dir ein Haus
Zieh rein, leb dich ein -
in die Leere

ZWISCHENMUSIK

Geh aus dem Haus
Steig auf den Berg
Schau in das Blau
in die Leere

Verkauf das Haus
Nimm einen Zug
Fahr heim, heim
in die Leere.

ZWISCHENMUSIK

Nimm deinen Stift
zeichne ein Gesicht
finde* mich
in der Leere

ENDE

* Danke @Slidemaster Dee
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Spontaner Gedankenfluß: Ich denke an Erich Fried. Der Schluss kommt mir zu abrupt und leidet etwas darunter, dass man ihn formal zu sehr erwartet. Die Zirkularität, die sich mir in den ersten 4 (2?) Strophen erschließen möchte, bleibt verschämt. Das kann gut sein. Ich will aber eigentlich mehr davon vor der ?Konklusion?.
Sind „Zwischenmusik“ und „Ende“ Text oder Anweisung? Ich würde mögen, wären sie Text. Das würde die Idee :)tongue:) der allgegenwärtigen Leere unterstreichen.

Kleinvieh:
- „Wein“ ist nicht meins. Sehr sakrale Konnotation.
- „Deinen Stift“, „einen Stift“? Jedes meiner nicht vorhandenen Königreiche für einen unbestimmten Artikel.
- „Fahr heim, heim“ ist großartig.
- „Suchen“ ist nicht „finden“. Ich wäre neugierig auf den Grund für diese Entscheidung.* „Zeih rein“ statt „ein“ ebenso.

* Haha - gern! :prost:
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Endlich ECHTE Poesie in diesem Unterforum!

Danke dafür.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
@kleines_dickes_gitarrist : dein Eintrag stimmt mich glücklich. :)

@Slidemaster Dee , deiner ebenfalls. :)

Spontaner Gedankenfluß: Ich denke an Erich Fried.
Jetzt, wo du es sagst. Ich denke eher ( nicht ganz zufällig) an Laotse.

Der Schluss kommt mir zu abrupt und leidet etwas darunter, dass man ihn formal zu sehr erwartet. das
Hm... ein abrupter, erwarteter Schluß? Schönes Oxomoron. "Abrupt" fasst meine Intension als Lob auf. "Erwartet" trotz der Faktenlage natürlich nicht. Im Hintergrund lief beim Texten : sehr monoton, sehr ruhig, mit leichten, schwebenden Dissonanzen. Und genau so soll der Song auch ausklingen.

Die Zirkularität, die sich mir in den ersten 4 (2?) Strophen erschließen möchte, bleibt verschämt. Das kann gut sein. Ich will aber eigentlich mehr davon vor der ?Konklusion?
"Verschämt" verstehe ich noch nicht. eigentlich hatte ich beim Texten ein lakonisches Gefühl. Da gibt es kaum noch etwas zum Streichen. Aber ich bin auf deine Erwiderung sehr gespannt.

Sind „Zwischenmusik“ und „Ende“ Text oder Anweisung? Ich würde mögen, wären sie Text. Das würde die Idee :)tongue:) der allgegenwärtigen Leere unterstreichen.
du hast verrückte Einfälle. sehr überlegenswert!


„Wein“ ist nicht meins". - Meins auch nicht. Das Wiesel tats des Reimes wegen.
- „Deinen Stift“, „einen Stift“? - Bin da auch ewig drumrum gependelt. Geb dir letztlich recht. Änderungszeit ist leider abgelaufen.
- „Fahr heim, heim“ ist großartig. - Danke
- „Zieh rein“ statt „ein“? Das Wiesel usw.

Danke und
lg

* Haha - gern! :prost:
l
 
Text gefällt mir sehr gut!

x-Riff
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Mir gefällt die knappe, kurze Art der Formulierung.
Das ist ja letzlich auch die hohe Schule: Mit kurzen Worten so auf den Punkt zu kommen, ohne dass dabei Inhalt, Ausdruck und Wirkung verloren gehen.

Ja, Laotse's Nr. 11 kam mir auch in den Sinn, aber das wäre dann ein sehr hoher Vergleichsmaßstab, zumal Laotse sich ja auf einer metaphysischen Ebene bewegt.

Mich persönlich stört die Imperativ-Form des Textes, d.h. dadurch bleibe ich auf Distanz und kann keine Beziehung zum Text aufbauen.
 
@Primut : Danke für deine interessante Kritik. :)

So imperativisch sind die Zeilen gar nicht gemeint, eher als Beispiel verschiedene Meilensteiner einer Biografie.
Und warum traust du diesem Text keine metaphysische Ebene zu? Weil ihn ein Berliner Nachbar heute und hier geschrieben hat? ;-)

lg

@ x-Riff : Danke für deine Zustimmung. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
So imperativisch sind die Zeilen gar nicht gemeint, eher als Beispiel verschiedene Meilensteiner einer Biografie.
Habe ich dir auch gar nicht so explizit unterstellt, aber weil ich eine persönliche Allergie gegen jeden Imperativ als Befehlsform habe, habe ich es naheliegenderweise so wahrgenommen.
Zugegeben, beispielsweise die 3. Strophe lässt sich ja auch problemlos als ganz normale Indikativ-Form halt ohne Subjekt deuten, aber die Anfangszeile legt mir bzw. hat mir halt eine andere Schlussfolgerung nahegelegt.

Und warum traust du diesem Text keine metaphysische Ebene zu? Weil ihn ein Berliner Nachbar heute und hier geschrieben hat? ;-)
Habe ich so natürlich nicht gemeint, warum sollte ich dir das nicht zutrauen? Aber da du mit dem Tonkrug und mit dem Haus zwei recht ähnliche Bilder wie Laotse verwendet hast, hat sich mir halt ein Vergleich mit Ihm aufgedrängt, auch wenn das letztlich natürlich unsinnig ist.
Und meine Schlußfolgerung aus diesem Vergleich war nur, dass es wohl sehr schwierig ist, Laotses metaphysische Tiefe zu erreichen, sofern das überhaupt möglich ist.
Aber darum geht es ja auch nicht sondern vielmer darum, eine entsprechene persönliche - und bei Bedarf gerne auch metaphysische - eigene Tiefe zu erreichen und dadurch authentisch zu bleiben.
Und diese persönliche Tiefe habe ich dir nicht ansatzweise abgesprochen, eher im Gegenteil.... :engel:

Grüße zurück an den Berliner Nachbar....
 
Zuletzt bearbeitet:
"Verschämt" verstehe ich noch nicht. eigentlich hatte ich beim Texten ein lakonisches Gefühl. Da gibt es kaum noch etwas zum Streichen. Aber ich bin auf deine Erwiderung sehr gespannt.
„Verschämt“, weil sie sich nicht aufdrängt. Ich bemerke sie beim ersten Lesen als etwas, was da ist, im Hintergrund, vielleicht sogar sinnstiftend. Aber sie zeigt sich auch beim zweiten, dritten Mal eher unauffällig, angedeutet, nicht ganz konsequent. Vielleicht ist sie gar nicht da? Oder nur in mir?
 
Lieber @Slidemaster Dee : Du vermisst nach einem krachenden Plädoyer ein krachendes Fazit?
 
Eigentlich vermisse ich beides nicht, hätte ich gesagt... :gruebel:

Haben wir uns kurz verloren oder inspirieren wir uns gerade?
 
lieber @Slidemaster Dee, hier etwas mehr dazu, was "verschämt" in mir auslöst

@Primut hat in #5 einen hochinteressanten Link zu zero.org gelegt.

zero.org schrieb:
Erklärung

1 In Gleichnissen sucht der Verfasser hier einer Wahrheit zum Ausdruck zu verhelfen, deren direkte Aussprache ihm durch den Mangel an Ausdrucksfähigkeit der Sprache, die ihm zu Gebote stand, unmöglich wurde. Man merkt es auch sonst seinen Äußerungen an, daß er mehr gedacht hat, als er in Worte zu pressen vermochte (vgl. No. 5 und No. 25), eine Schwierigkeit übrigens, die schließlich jedem Versuch, originale Gedanken mit den fertigen Mitteln der Sprache auszudrücken, anhaftet
Das »Nichtsein«, von dem hier die Rede ist, ist die Qualität im Unterschied zur Quantität. Gerade die Qualität ist es, die der bloßen Masse den Wert verleiht.

Ich kannte diesen link vorher gar nicht. Aber ich gebe dem Verfasser 100% Recht: Die Leere ist eine kaum beschreibbare Qualität. Ihre Form und Ihr Inhalt ist nur über Nichtleere vermittelbar. Und dennoch ist für uns oft nur dort Platz, wo Leere vorhanden ist. ;-)

Auch de Schlussstrophe hat eine eigene Geschichte. Ich liebe den amerikanischen Webdesigner John McWade. Oft zeigt er in Vorher/Nachher-Videos, wie man überladene Entwürfe von überflüssigen Linien, Farben und Inhalten befreit.

Er beginnt mit einem leeren Blatt. Den nennt er Weissraum. Und er fordert die Designer immer auf, diesen Weissraum zu lieben, denn nur er enthält noch alle Rätsel der Welt. Wenn man das verinnerlicht, geizt man mit jedem Detail, das man anschließend dem Weissraum ehrfürchtig hinzufügt....
Beispielsweise zeigt er gern, welch energetische Veränderung eine einzige kleine Linie auf einem leeren Blatt schafft: Es teilt das Blatt automatisch in 4 Zonen: drüber, drunter, seitlich. Bedenkt man die Ränder des Blattes, hat man nun schon ACHT Grenzen!!!

Denkt man diesen Ansatz weiter, kommt man einerseits auf den Schmetterlingsflügelschlag, der die Welt verändert... oder andererseits auf den energetischen Druck unsere völlig überladene mediale Welt.

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
„Wir können ohne Sprache nicht kommunizieren. Aber mit leider auch nicht.“

Hab Dr. Jesus Hernandez Aristu mal in einem Impulsreferat gesagt, das ich von ihm gehört hab. :D

Auch bei mehrfachem Lesen find ich nicht wirklich den Bezug zu meiner Assoziation. Aber wenigstens scheint sie inspirierend gewesen zu sein. ;)

Ich war eher dabei, eine Zirkularität in der ergebnislosen Suche nach Heimat, die deine ersten 4 (2) Zeilen andeuten (ist sie überhaupt da? Gewollt? Bei dir? Nur in mir?) wahrzunehmen. Zaghaft, zart, verschämt... kam mir in den Sinn. Gar nicht offensiv, sich aufdrängend, eindeutig... Die Leere?
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben